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Jagdsport. Sie werden mich verbinden, wenn Sie in Ihrem Logis ein Zimmer für mich be- reit halten wollen, oder im Falle dies nicht angeht, mir ein solches im besten Hotel bestellen.
Mit Hochachtung Carlo, Baron v Bomilugk."
Lars sah erstaunt aus seine Begleiterin. Sie lächelte schwermütig zu ihm hinüber.
„Das klingt nicht wie der Brief eines Gatten an seine Gattin, nicht wahr. Lars?"
„Armes Weib", murmelte dieser. Es war ihm entfahren, ohne daß er cs wollte.
Die Baronin senkte von Neuem ihr Auge in den Schooß, hatte aber bereits dafür gesorgt, daß ihr zartes Händchen jetzt auf der flachen des Schiffers lag, als ob sie es ihm, Teilnahme und Mitleid heischend, hingestreckt hätte. Lars saß von dieser Berührung wie elektrisiert, und sein Auge fing an, auf das schöne Weib zu funkeln, während Wanda nicht aufsah. Sie hatte auch nicht nötig, das Arsenal ihrer Angriffsmittel so rasch zu leeren, denn sie fühlte die Wirkung der berührenden Hand an seinem Zittern sehr wohl.
Lassen wir diese Beiden einstweilen so sitzen. Zwar beginnt die Baronin jetzt mit halber Stimme ihr Lebenslos zu erzählen, aber da das, was sie erzählt, nicht die reine Wahrheit und das, was sie an äußeren Bewegungen zeigt, nur Schauspielerei ist, so sieht sich der Erzähler dieser Begebenheit genötigt, für einen Moment hinter dem Vorhang hervorzutreten und dem Leser die Wahrheit der Situation so mitzuteilen wie er sie aus dem Munde des Badearztes gehört hat. Der erfuhr sie freilich auch erst einige Jahre nach diesen Geschehnissen, als er Gelegenheit fand, österreichische Badereisende nach dem Verbleib der Baronin zu fragen, denn in Oester- reich hatten die Schicksale des Bomilugt'schen Ehepaares ziemlich viel Aufsehen erregt.
Es war eine seltsame Konjunktur von gegenseitiger Täuschung, welche Wanda von Wadzek iu das Haus des Barons' Bomilugk als Gemahlin geführt hatte. Der alte Baron Wadzek hatte den Bomilugk und dieser hatte den Wadzek für sehr begütert gehalten. Unter dieser Voraussetzung auf beiden Seiten, die durch Erregung künstlichen Scheins sehr geschickt genährt wurde, kam eine Konvenimzheirat zwischen beiden Häusern sehr leicht zu Stande. Als aber nach der Hoch zeit beide Teile enttäuscht, Bomilugk sogar wütend über den vermeintlich ihm gespielten Betrug war, da war natürlich von einem ehelichen Zusammenleben nicht weiter die Rede. Jedes gieng seine eigene Wege. Der Baron lag im Sommer seinem Jagdsport, im Winter seiner Leidenschaft zum Spielen ob, aber das erhoffte Glück, das seine Umstände aufbessern sollte, blieb aus, und die Schulden mehrten sich. Die junge und reizende Baronin Wanda fand sehr bald in Wien Männer genug, die ihr unendliche Huldigungen zu Füßen legten, aber ihre Natur war prunklicbend und das Aufsehen, was sie so gern erregt hätte, kostete mehr, als sie bestreiten konnte. Ihr konnte daher von allen Anbetern nur der reichste willkommen sein, und da der siebenbürgische Fürst Janos Sandor reich genug für ein Dutzend solcher Damen war, da er außerdem auch eine außerordentlich begünstigte Persönlichkeit besaß, so war das Verhältnis dieser beiden Personen hinter dem Rücken des Barons sehr bald geknüpft. Da aber der Baronin nichts an einer bloßen Liebelei lag, sondern da sie darauf ausgieng, einmal Fürstin Sandor heißen zu wollen, so hatte sie den Fürsten mit denselben weiblichen Mitteln, die wir sie beim Fischer Lars haben anwenden sehen, sehr bald an den Gedanken gewöhnt, da er von ihr nichts zu hoffen habe, außer wenn er sie zu seiner Gemahlin mache. Aber der Baron Bomilugk lebte! Fürst Sandor schien ein gewaltthätiges Vorgehen noch immer zu scheuen — ob es Mangel an persönlichem Mut war, danach frug die Baronin nicht viel, seine Millionen waren ihr die Hauptsache. Eines Tages entschloß sie sich kurz, ein fernes Seebad aufzusuchen, ob sie dort nicht etwa einen jungen Mann entdecken, mit ihren Reizen berücken und ihren Zwecken dienstbar machen könnte. Schon am ersten Tage
ihrer Begegnung mit Lars Jensen wußte sie. daß sie das geeignete Werkzeug gefunden. Jetzt kam eS darauf an. den Baron nach derselben Insel zu locken. Sie telegraphierte noch an jenem selben Abend nach Tirol: „Bin auf Borkum Gesellschaft exklusiv welsrch, viele Scehundjäger dazwischen. Wellenschlag ausgezeichnet, mein Befinden gut."
Sie wußte sehr wohl, daß die scheinbar so beiläufig hingeworfene Bemerkung von der See- hundjagv beim jagdlustigen Baron verfangen und ihn sofort reizen würde, den Sport zu wechseln. Daß der Kniff gewirkt hatte, haben wir aus den Zeilen des Barons bereits gesehen
Das war der wahre Sachverhalt der Dinge, Was aber die Baronin jetzt dem Lars erzählte, klang etwas anders.
Die Baronin berichtete, wie sie das Opfer einer Familienspekulation geworden und wie nun ihr junges Leben mit allen seinen vielvcrheißcn- den Blüten an einen ungeliebten, fast gehaßten Gatten gefesselt sei. Sie machte es deutlich, wie sie ein bescheidenes Los an der Seite eines geliebten Mannes diesem glänzenden Elend vorzöge und was das verführerische unbedeutende Wort nicht enthielt, kam in der Sprache ihrer Augen zum Ausdrucke. Nur vie Beziehung zu einem Fürsten Sandor von ungeheurem Besitztum erwähnte sie nicht — natürlich! Aber sie hatte noch mehr Angriffsmittel zur Verfügung. Kaum hatte Lars vernommen, daß der Baron Bomilugk, sein göttliches Weib mißachtend, sich feile Maitreffen in Wien halte, da fuhr der Zorn in die Hand, die die Baronin umfaßt hielt, und sie preßte diesen zarten Gegenstand im Krampf so heftig, daß jedes andere Weib bei diesem Druck laut aufgeschrieen hätte. Wanda bezwang den Schmerz und lächelte. Lars bewies ja nur damit, daß sie auf ihn rechnen könnte zu jeder That. Lars blickte aber auch grimmig genug über die Wasserfläche, und man hätte dem Baron Bomilugk nicht wünschen dürfen, in diesem Augenblicke anwesend zu sein. Er hätte sicher die Lachse und Hechte der Nordsee mit seinem Fleische füttern müssen.
(Fortsetzung folgt.)
Zunahme der Tage. Trotz der trüben Witterung ist allmählich doch die Zunahme der Tage wahrnehmbar. Seit dem kürzesten Tag hat der Nachmittag um 28 Minuten, der Vormittag allerdings nur um 3 Minuten zugenommen. Bis Ende des Monats wird der Nachmittag noch 24, der Vormittag 16 Minuten gewinnen. Der raschere Zuwachs bei den Nachmittagen kommt von der Verschiebung des wahren Mittags hinter die bürgerliche Mittagsstunde her. Der wahre, astronomische Mittag ist der Augenblick des Höchststandes der Sonne, die Mitte zwischen Sonnenaufgang und Sonnen- Untergang. Es ist aber unsere Uhr schon von vornherein wegen des Anschlusses an die mitteleuropäische Einheitszeit um 23 Minuten vorgerückt. Der astronomische Mittag bleibt aber wegen der ungleichen scheinbaren Bewegung der Sonne in der Ekliptik, d. h. in der scheinbaren Sonnenbahn am Himmel, gegenwärtig noch um weitere 11 Minuten hinter 12 Uhr zurück, so daß also dem Nachmittag noch weitere 11 Minuten auf Kosten des Vormittags Zuwachsen. Bis Ende dieses Monats steigert sich dieses Zurückbleiben noch auf 14 Minuten, was ein Verlangsamen der Zunahme des Vormittags bewirken muß. Erst Mitte April pflegt sich dieses Zurückbleiben auszugleichen.
Vom südlichen Schwarzwalde schreibt man dem „Albb.": Daß ein Bürger von Küßnach Aussichten auf eine Erbschaft von vielen Millionen habe, wird jetzt an vielen Orten eifrig besprochen. Vor mindestens 70 Jahren soll sich nämlich ein sehr reicher Herr aus Amerika auf dem Dachsberg eingefunden und sich wegen Kinderlosigkeit einen Knaben im Alter von ca. 15 Jahren mit dem Geschlechts- namen Jehle aus Bogelbach für einige hundert Gulden gekauft haben und mit ihm nach Amerika gezogen sein. Beim Ableben dieses Herrn wurde der Junge als Universalerbe eingesetzt. Derselbe
verehelichte sich und aus dieser Ehe soll ein Sohn hervorgegangen sein. Vor Dem Tode des Universalerben Jehle soll dessen Vermögen, welches sich weit über 100 Millionen belaufen habe, auf Grund eines Testamentes in zwei Teile geteilt worden sein; die Hälfte soll für dessen Sohn und die andere Hälfte für Verwandte in Deutchland brstimmt sein.
Ein böses Ende hctt vor einigen Tagen eine Spielerei in Tittmoning in Ober- bohern genommen. Dort unterhielten sich einige junge Leute im Postwirtehause. Einer von ihnen brüstete sich, er könne den Postexpeditor I. Lader mit einem einzigen Finger in die Höhe heben. Der Genannte gab sich leider zu dieser Kraftleistung her Als das Kunststück beendigt war, war der Emporgehobene eine Leiche. Er fand den Erstickungstod, da ihn der Kraftmeier am Halskragen packte und sörmlich erwürgte.
Ein Riesen Hotel sondergleichen ist das neue Hotel „Ckcil" in London. Dasselbe enthält außer den Speise- Lese-, Rauch-, Bade- und anderen Räumen über tausend bewohnbare Zimmer. Da der Riesenkompl-x nach der Themse zu um etwa 30 Fuß niedriger liegt, so stellte man das ganze Gebäude auf der Rückseite auf hohe Bogen, unter welchen Raum für 150 Wagen und Pferde vorhanden ist. Darüber erhebt sich das 13 Stock hohe Gebäude.
Einem „tiefgefühlten" Bedürfnis Rechnung tragend, hat sich ein Berliner Fuhrwerksdesitzer entschlossen, seine sämtlichen Hochzeitswagen mit Heizvorrichtungen versehen zu lassen. Die glücklichen Paare sollen doch ein bischen Kälte gar nicht spüren.
(Höchste Kulturstrafe.) „JstS denn immer noch so arg in Afrika?" — Reisender: „I bewahre, jetzt giebts dort sogar schon Beschwerdebücher.
(Schranzenstyl) . . . Hieraus geruhten
Hoheit das Echo zu wecken, welches devotest Antwort gab.
Auflösung des Rätsels i» Rr. 10.
Zeus — Suez.
Richtig gelöst von Fritz Roth, Ottenhausen.
Rätsel.
Die Erste ist nicht offen Die Zweite ist oft schwer,
Aufs Ganze nur zu hoffen Bringt keine große Ehr. 8. 'k.
Diamant-Rätsel.
Nach richtiger Ordnung der Buchstaben ergeben die wagrechten Reihen:
1. Einen Buchstaben.
2. Den Namen einer Reihe von Päpsten.
3. Eine Hauptstadt Europas.
4. Einen Mädchennamen.
5. Eine griechische Göttin.
6. Ein geistiges Getränke.
7. Einen Buchstaben.
Bei richtiger Lösung muß die senkrechte Mittelreihe gleicher wagrechten lauten. 8 kr.
Bestellungen nnf kn „CnzUn"
für das erste Huartal 1897
werden noch von sämtlichen Postanstalten und Postboten angenommen. In Neuenbürg abonniert man bei der Exped. d. Bl.
RedMok; Druik und Beklag vov L. Meeh tu Neuenbürg.