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treter des Parlaments, wies er auf das Scheitern der Heeresreform hin. wodurch die Selbstständig­keit Belgiens bedroht sei. Der König betonte ferner die Schwierigkeiten, welche dem Königtume aus der parlamentarischen Lage erwachsen, womit er auf die sozialistischen Angriffe gegen die Monarchie anspielte. Mehrfach ließ auch Leopold II. in seiner Ansprache die Absicht durch- blicken, bei Fortdauer dieser Zustände der Krone zu entsagen. Die Kundgebung des Herrschers rief unter den Anwesenden tiefe Bewegung hervor. Es wäre kaum besonders verwunderlich, wenn der belgische Herrscher die Absicht hegen sollte, die Krone niederzulegen, mehr und mehr sicht sich gerade in Belgien die Monarchie von der Umsturzpartei bedroht, die ihre gefährlichen antimonarchischcn Wühlereien immer erfolgreicher fortsetzt. Die bürgerlichen Parteien aber, fort­während mit einander hadernd, bieten dem Throne keine zuverlässige Stütze dar, ebensowenig die belgische Armee, die ja zu einem nicht geringen Teile bereits einen kaum noch notdürftig ver­steckten revolutionären Geist ausweist. Nimmt man nun noch hinzu, daß verschiedene Lieblings plane des Königs Leopold, wie die Erwerbung des Kongostaates durch Belgien und jetzt wieder die Heeresreform, gescheitert sind, so erscheint es begreiflich wenn in ihm allmählich Rücktritts­gedanken auftauchen. Aber bei den heutigen Verhältnissen in Belgien wäre durch einen et­waigen Thronverzicht König Leopolds der Fort­bestand der Monarchie überhaupt in diesem Lande sehr in Frage gestellt.

London, 8. Jan. EineTimes"-De- pesche aus Havanna meldet, dort gewinne das Gerücht an Boden, der Cubanerführer Maceo sei nicht tot. sondern nur verwundet und gehe der Genesung entgegen. Hauptgrund dieser hartnäckig wiederkehrenden Angabe ist die That- sache, daß trotz des hohen Preises auf Maceos Kopf die Leiche nicht Herbeizaschaffen war. Am letzten Montag, nachts, zerstörten die Aufständ­ischen vollständig die Stadt Bainoa, 45 Kilo­meter von Havanna.

Nach einer Meldung derTimes" aus Johannesburg hat Präsident Krüger seinen großen Unwillen über den Cecil Rhodes bereiteten Empfang ausgedrückt und hat erklärt, er sei bestrebt gewesen, wohlwollende Gesinnung zwischen Engländern und Buren zu erwecken. Dies sei aber durch Rhodes zu nichte gemacht worden, dessen Geld, dessen Leute und dessen Gewehre die ganze Verwirrung veranlaßt hätten. Inzwischen hat Cecil Rhodes die Reise nach England angetreten. Bei dem Abschieds- mahle hielt er eine Rede, worin er die Unver­frorenheit hatte, zu gestehen, sein unausgesetztes Bestreben sei, in Besitz zu nehmen, was von Afrika und in Afrika noch übrig sei. Da Eng­land hierzu nicht helfen könne, sei der einzig mögliche Weg gewesen, die Chartered Company zu bilden, denn andere Mächte planten, das Land in Besitz zu nehmen.

Christian st adt, Schweden, 9. Jan. Heute früh 3 Uhr wurden in der Umgegend zwei von heftigem Getöse begleitete Erdstöße verspürt.

L i v er p o o l, 9. Jan. Im königlichen Theater brach heute Feuer aus, welches großen Schaden anrichtete und 200 Personen brotlos machte.

vermischtes.

Berlin, 4. Januar. Elektrische Straßenbahnwagen sind schon längst nichts Neues mehr, aber einen Geschäftswagen, der durch einen elektrischen Motor bewegt wird, halte man bisher noch nicht gesehen. Jetzt hat Berlin einen. Zum ersten Male in Deutschland ist hier von der Firma N. Israel der Versuch gemacht worden, die Elektrizität auch für die Warenbeförderung innerhalb der Stadt zu ver­wenden. Der geräuschlos dahineilende Wagen legt die Strecken mit bedeutend erhöhter Schnellig- keil zurück, wodurch das Kaufhaus seinen Kunden im Umkreise von 4 bis 5 Meilen von Berlin die Waren ebenso schnell liefern kann, als innerhalb des Weichbildes.

Wien, 7. Jan Einen entschieden neuen Grund zum Selbstmord hat ein hiesiges LOjähriges Dienstmädchen erfunden. Sie schoß sich, wie dosN. Wien. Tagbl." berichtet, gestern mit einem Revolver gegen die Stirne, sodaß es, mit einer beträchtlichen Wunde ver­sehen. ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Als man sie nach dem Grunde fragte, erklärte sie, sie sei des Lebens überdrüssig geworden, weil neulich ein Arzt ihr mitgeteilt habe, daß sie Plattfüße besitze.

Aus derSchweiz, 6. Jan. Bei Nyon hat man. wie dieN Zur. Ztg." derRevue" entnimmt, von Staatswegen eine größere An- zahl von Hasen aus ge setzt, um die Wälder wieder besser zu bevölkern. Die Hasen las bases" nennt sie dieRevue" wurden aus Oesterreich bezogen.

London, 7. Jan.Ein Pferde- heim" oder auchEinNeujahrsdiener für Pferde" könnte man nachstehende Schilderung überschreibcn. die wir demBerliner Tagebl." entnehmen: Noch immer zerbricht man sich in England den Kopf über die Ein­richtung einer Vcrsorgungsanstalt für erwerbs­unfähig gewordene Arbeiter, während eine solche für Pferde bereits seit zehn Jahren existiert. Dieses hippische Ruheheim befindet sich m der Nähe Londons, im Vororte Acton.I'riars klaee karw" ist aber nicht bloß ein lloiue für ganz invalide, sondern auch eine Ferien­kolonie für überarbeitete Pferde und solche, die sich verletzt haben und zu ihrer Heilung der Ruhe bedürfen. Das Institut wird aus frei­willigen Beiträgen erhalten und verfügt über 40 bequeme und lustige Boxes. Präsident der Anstalt ist der Herzog von Portland, welcher mit der Herzogin nicht selten dieses Pferdcasyl inspiziert und dos regste Interesse an seinem Gedeihen nimmt. Bei einem seiner letzten Besuche schrieb der Herzog ernsthaft in das Fremdenbuch:Die Pferde sehen gut, fett und glücklich aus." Er hätte hinzu­fügen können:Die Esel sogar übermütig " Denn auch zwei Esel sind in die vornehme Ge­sellschaft der Pferde, wie übrigens m jede gute Gesellschaft, zugelassen. Der eine dieser Esel scheint durch das sorglose Leben ein Schäker geworden zu sein. Als die Herzogin eines Tages auf dem weiten, umzäunten Platz er­schien, welcher Pferden und Eseln als Weide dient, hielt das eine Grautier die grüne Hut­garnitur der hohen Frau für eine kostbare und leckere Speise und versuchte der Herzogin auf den Rücken zu klettern, um den begehrten Ge­genstand zu erreichen. Diese retirierte. Mit der Eseln nun einmal angeborenen Beharrlichkeit in Dummheit verfolgte er die Dame, unter lautenJ as." Eine wilde Jagd begann, bis die Wärter durch das beiderseitige Geschrei her« beigclockt, denGrauen" einfingen.

(Wie alt ist die Erfindung des Glases?) Nach der allen Erzählung des Plinius soll das Glas von Phöniziern erfunden worden sein, die durch Sturm an die Mündung des Flusses Belus vertrieben wurden. Als sie am Rande dieses Flusses, der sich in das Mittelländifche Meer ergießt, im Sande ihre Speisen kochten sei (so berichtet Plinius) durch Schmelzen dieses Sandes das erste Glas entstanden. Diese Fabel hat ihren Anlaß jedenfalls in der Tharsache ge­habt, daß an der Mündung jenes Flusses ein Sand gefunden wurde, der sich sehr gut zur Glasfabrikation eignete, und dazu nicht nur im Altertum, sondern noch bis in das späte Mittel- alter benutzt wurde. Thatsächlich aber ist das Glas viel älter, als das Volk der Phönizier Die ältesten Denkmäler der Glasmachern finden sich im alten Wunderlande Egypten. Die Egypto- logen sind zu uneinig über die Chronologie der egyptischen Geschichte, als daß man genauer sagen könnte, in welche Zeit der Beginn der Glasmacherkunst mit Sicherheit gesetzt werden muß, aber aus Inschriften kann man den Schluß ziehen, daß diese Kunst schon 4000 bis 6000 Jahre alt ist. Menes, der um das Jahr 5000 v. Chr. lebte, soll die Stadt Memphis angelegt

haben, und die ältesten Mumien aus Memphis tragen Glasverzierungen. Ganz sicher ist die Glasbläserei dargestellt an den Wänden der Grabkammern in Pakkara aus der Zeit der 5. Dynastie, die um das Jahr 3900 v Chr. regierte. Die Pyramiden sollen um das Jahr 2500 v. Chr. errichtet worden sein und zu dieser Zeit hatte die Glasfabrikation schon einen hohen Grad der Entwicklung erreicht, denn man fand in den Grabkammern der Pyramiden Glasperlen, gläserne Trinkgefässe, gepreßte Götter- und Tier- gestalten aus Glas, ja sogar Mosaiken und ge­färbte Gläser als Nachahmung von Edelsteinen, so daß man Bewunderung empfinden muß vor jenen so alten und doch so bedeutenden Leistungen.

.:Einjähriger Lehmann,

machen Sie nicht solch dummes Gesicht wie 'n junger Ehemann, der die Schulden seines Schwiegervaters bezahlen soll!"

Auflösung der viersilbigen Scharade in Nr. 5.

Tuberose.

Arithmogriph.

18 5 16 15 6 l em Produkt,

9 6 20 17 5 9 ein bekannter Planet,

12 8 6 22 6 cm Raubtier,

15 4 1 eine Krankheit,

6 9 18 ein Nebenfluß des Neckars,

13 4 6 6 eine Pflanze,

4 7 3 ein Sohn Noahs,

7 6 17 9 3 ein Vulkan in Europa,

6 2 16 4 6 ein bekannter Baum.

Sind die gefundenen Wörter richtig geordnet, so geben die Anfangsbuchstaben eine bekannte und beliebte Zeitung. 8. 4.

Telegramm.

Berlin, 10 Jan. Eine Versammlung von Delegierten fast aller preußischen Handels­plätze hat gestern und heute hier über die durch die neue Gesetzgebung für den Getreide- und Produktenhandel geschaffene Lage beraten. Nach eingehenden Besprechungen über die wichtigsten Punkte wurde, meist einstimmig beschlossen, Nne Organisation für den deutschen Getreide- und Produktenhandel mit dem Sitz in Berlin zu gründen, sowie keinerlei Preisermittlungen zu veranstalten, noch solche direkt oder indirekt zu veröffentlichen. Die Satzungen dieser Organi­sation bestimmen als Zweck derselben, in erster Reihe die Wahrung der Ehre und des Ansehens ihrer Mitglieder und die Förderung der wirt­schaftlichen Interessen derselben.

Bern. 10. Januar. Beim Brande des Dorfes Zizers sind 20 Häuser und 20 Ställe ein Raub der Flammen geworden. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen. 33 Familien wurden obdachlos.

Madrid, 10. Jan. An allen Flüssen wird eine außerordentliche Steigung des Wassers beobachtet. Eisenbahn- Post- und Telegraphen- verbindungen sind mehrfach unterbrochen. Bei Sevilla ist der Quadalquivir schon 9 na über seinen gewöhnlichen Wasserstand gestiegen und überflutet die Uier und Promenaden. Von den Behörden wird überall Hilfe geleistet. Nach Berichten aus Manilia hat sich die Lage dort erheblich gebessert. Die Aufständischen wagen nicht mehr, sich der Hauptstadt zu nähern. Im Innern kam es zu einigen neueren Zu­sammenstößen. So versuchte ein Trupp von 6000 Rebellen in der Provinz Covite die Land­menge von Novelatä zu überschreiten, wurde jedoch mit großen Verlusten zurückgeschlagen. 7 Aufständische wurden zum Tode verurteilt. Wie berichtet wird, hat der britische Konsul 3 britischen Staatsangehörigen, welche sich an Um­zügen gegen Spanien beteiligten, dieses Vor­gehen untersagt.

Manchester, 10. Januar. Balfour sagte gestern in einer Rede unter anderem. Die Wolken, die vor einem Jahr über Englands politischem Himmel hingen, haben sich meistens zerstreut; die Türkei jedoch bleibt ein Reich ohne Reformen. Die Orientfrage besteht fort. Die politischen Aussichten sind aber klarer als zu irgend einer Zeit innerhalb des letzten Jahres.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.

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