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, Aus Stadl, Berir! und Umgebung.
Bernbach. Es ist immer etwas An- genehmes und Beruhigendes, wenn wir in unserer nervösen, wechselliebigen Zeit ein Bild von gesunden, löblichen Konservatismus erleben dürfen. Einen solchen Zug beut nun das Jubiläum, das wir vergangenen Donnerstag hier feierten : ein Gemeinderatsjubiläum. An diesem Tage waren cs gerade 25 Jahre, daß Schmied meister Fri, dr. Ebner das Amt eines Gemeinderats begleitet. Aus diesem Anlaß versammelten sich Schultheiß, Gcmcinderat und Bürgerausschuß mit andern Freunden des Jubilars im Gasthaus z. Löwen, wo der Ge- denktag in trauter Weise gefeiert wurde. Der Lehrer des Orts schilderte den Jubilar als Gemeinderat und jederzeit hilfsbereiten Nächsten; auch Bürgerausschußobmann Messerschmied Pfeifer ehrte ihn in dieser Hinsicht. Gerade nun der schön ausgeprägte Nächstcnstnn des Jubilars veranlaßt uns die Feier der Ocffentlichkeil de kannt zu geben. Gemeinderal Ebner verfügt nämlich über sehr praktische Kenntnisse der Tierheilkunde. In unserer ziemlich abgelegenen Gegend ist er in dieser Sache in allen umliegenden Orlen der einzige Nothclfer des Landwirts. Er läßt stchs nicht verdrießen in dunkler Nacht bei Eis und Schnee zu helfen, wo es not lhut, ohne seine Hilfe nach Lohn zu messen. Es wird gewiß seine vielen Freunde und die ihm zu Dank verpflichtet sind freuen, wenn dem „braven Mann" öffentliche Ehr- und Dankung für sein ordentliches Thun geworden ist. Möge den Jubilar auf seinem ferneren Lebenswege das Wort begleiten, das in den letzten Tagen aufaller Lippen ruhte: „Friede auf Erden!" x. x.
Deutsches Weich.
Mit dem 1. Januar ist auch die Gewerbe ordnungsnovelle in Kraft getreten, welche bekanntlich das Dctailr eisen einschränken soll, indem künftig von den Reifenden nur noch solche Private aufgesucht werden dürfen, von denen sie eine besondere Aufforderung dazu vorher erhalten haben. Dieses Gesetz wird von allen soliden ansäßigen Geschäften mit Freuden begrüßt, es fragt sich aber nur, wie es thatsächlich zur Aus führung gelangt. Wenn nicht die Polizeibehörden angewiesen werden, die Detailrcisenden bezüglich ihrer Erlaubnisscheine zum Besuch einzelner Privaten genau und regelmäßig zu kontrolieren, so wird der greuliche Unfug um dem Detailreisen nach wie vor fortdauern, da für eine Uebertretung des Gesetzes schlimmsten Falles nur dann eine leichte Polizeistrafe zu be fürchten ist. wenn ein heimgesuchler Privatmann gegen einen Detailreisenden klagt; das thun aber die Privatleute in der Regel nicht, weil sie die Laufereien zu den Behörden scheuen.
In letzter Zeit mehren sich, zum Teil im Anschluß an den Fall Brüsewitz, absichtliche Herausforderungen und Beleidigungen aktiver Offiziere. Zwei derartige Fälle haben sich in Breslau ereignet. Verschiedene Zeitungen besprechen diese Ungezogenheiten in scharfer Weise; so betont die „Rheinijch-Westf. Ztg.": Anrempelungen von Militärs durch böswillige oder unreife Elemente, die sich zum Bürgerstande rechnen, vergiften das gute Verhältnis von Heer und Volk. Mißachtung und Beschimpfung führt auf beiden Seiten leicht zu einer beklagenswerten Explosion des verletzien Ehrgefühls. Auf dem guten Einvernehmen und Slcheinsfühlen unseres Waffenvolkes und unseres Volksheeres ruht zum großen Teil der Staat. Leute, welche sich ein Gewerbe daraus machen, dieses gute Verhältnis zu untergraben — und es sind meist Leute bekannten Schlags, die sich hier Hervorthun — beschwören frevelhaft eine Gefahr für den Staat und die Allgemeinheit herauf. Wir hoffen daher, daß in allen solchen Fällen das Gericht mit ganz unbarmherziger Strenge vorgeht und durch eine exemplarische Bestrafung dem Militär diejenige Sühne giebt, die wir Bürgerlichen in ähnlichen Fällen vom Militärgericht verlangen.
Durch die Zeitungen geht die Nachricht, daß in einer neuerdings im Kultusministerium unter dem Vorsitz des Unterrichtsministers abge
haltenen Ministerialsitzung Dr. Hugo Göhring seine Ideen über „die neue deutsche Schule" dargelegt und die Zusicherung des Ministers erhalten hätte, „daß die Regierung eine Pcivat- anstalt im Sinne Göhrings auf alle Weise fördern und unterstützen werde." Thatsache ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg " mitteilt, daß der Kultusminister am 31. Dezember dem Dr. Göhring auf sein wiederholtes Bitten G-legenheit gegeben hat, in Gegenwart zweier Räte des Ministeriums das Programm seiner „neuen oeutschen Schule" zu entwickeln, und daß der Minister schließlich dem Dr Göhring anheim gegeben hat, in einer Puvatanstalt den Nach weis dafür zu liefern, baß die von ihm geplanten Schuleinrichlungen die gesteckten Lehr- und Erziehungsziele bei der Jugend zu erzielen im Stande sind. Die Wirksamkeit einer der- artigen Pcivatanstalt würde mit Wohlwollen beachtet werden.
Das Gesamthaus der Hohen zollern zählte beim Beginn des neuen Jahres 54 Häupter, und zwar zu gleichen Teilen 27 männlichen und 27 weiblichen Geschlechts. Von den letztern sind wiederum 16 geborene Hohenzollern, und ihrer 11 sind angeheiratet. Von den 54 Häuptern kommen genau zwei Drittel, also 36. auf die königliche Linie und 16 auf die fürstliche Familie.
Berlin, 4 Jan. Bei der Preis- konkurrenz zur.Eclangung endgiltiger Pläne und Modelle für ein in Leipzig zu errichtendes Nationaldenkmal der Völkerfchlacht vom Jahre 1813 ist, wie früher gemelvel, unter 72 Bewerbern der erste Preis von 6000 dem Architekten W lhclm Kreis zuerkannt worden Der Preisgekrönte ist, dem „Verl Tagebl " zufolge. zur Z it noch Studierender der technischen Hochschule in Charlottenburg und rst 23 Jahre alt. Ec hat vom Herbst 1894 bis Ostern 1896 die Architckturabteilung der technischen Hochschule in Bcaunschweig besucht, nachdem er zuvor drei Semester in München studiert hatte. Der ungewöhnliche Erfolg des langen Mannes wird selbstverständlich viel besprochen.
Von der Weseler Willibrordi-Lotterie fiel ein Gewinn von 2000 und mit ihm die Prämie von 150000 auf Nr. 37 857 nach Köln.
In Gülchsheim (Bayern) ist vor einigen Wochen im Gemeindehaus eine alte, vom Mitleid hilfsbereiter Menschen lebende Frau ge- storben, in deren Nachlasse man in einer alten Truhe zwischen Lumpen und Aehnlichem wohl verwahrt nicht weniger als 50000 »kL vorge- funden hat.
Mannheim. 9. Jan. Der Vorstand der hiesigen Getreidebörse hielt eine Versammlung in der Frage der Börsenauflösung ab. Eine Einigung wurde nicht erzielt, sondern es wurde beschlossen, die Entscheidung der demnächstigen Generalversammlung zu überlassen.
Der deutsche Kriegerbund ist nach der „Parole" von 274,000 Mitgliedern im Jahre 1895 auf 850000 im Jahre 1896 herangewachsen. DieVecwaltungskosten betrugen im vorigen Jahre 29,596 Mark.
Württemberg.
Stuttgart, 8. Jan. Offiziöse Notiz. Nach H 58 Abs. 4. und 5 der Verkehrs-Ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands sind die Stückgüter in haltbarer, deutlicher und Verwechslungenausschließender Weise, genau übereinstimmend mit den Angaben im Frachtbriefe, äußerlich zu bezeichnen (signieren), auch mit der Bezeichnung der Bestimmungsstation m dauerhafter Weise zu versehen. Bei der auf den größeren Stationen staltfindenden Anhäufung von Gütern ist die genaue Einhaltung der erwähnten Bor schrift für die Gülcrstellen von großer Wichtig keit, weil die Verlavung in der Regel beschleunigt, auch vielfach zur Nachtzeit und bei Beleuchtung vorgenommen werden muß, so daß bei nicht ganz deutlicher Bezeichnung Verwechslungen nur zu leicht entstehen können. Es liegt daher im eigenen Interesse der Versender, hierauf
entsprechend Rücksicht zu nehmen. Eine besondere Erleichterung gewährt den Güterstellen die möglichst deutliche und in die Augen fallende Angabe der Bestimmungsstation.
Hall, 9 Jan. Heute früh nach 2 Uhr brach in der hiesigen mechanischen Baumwollspinnerei von Held u Teufel. Inhaber Fabrikant Anton Baur, und zwar im Batteurraum, wo die Nacht hindurch gearbeitet wurde, Feuer aus. das in der dort lagernden Baumwolle reiche Nahrung fand und mit unheimlicher Schnellrg- keü um sich griff. Bald schlugen aus dem einzeln dastehenden Backsteinbau auf allen Seiten die Flammen heraus, so daß an ein Retten doS brennenden Gebäudes nicht zu denken war; aber es war auch unmöglich das nur durch einen geringen Zwischenraum von dem Brandherd getrennte, ältere, vierstöckige Hauptgebäude der Spinnerei zu halten, als die gewaltige Lohe gegen das Hauptgebäude getrieben wurde und letzteres an verschiedenen Punkten Feuer zu fangen begann, war namentlich auch bet der großen Höhe des Gebäudes, bis zu welcher die Wasserstrahlen der Spritzen nicht völlig reichen wollten, das mit Spinnmaschinen dis zum oberstes Stockwerk gefüllte Bauwerk verloren Mit rasender Schnelligkeit verbreitete sich das Feuer über den großen Bau. Jedes Ankämpfen gegen diesen gewaltigen Feuerherd und das furchtbareFlammen» meer war vergeblich. Es dauerte nicht ganz '/, Stunde bis der ganze Bau mit allen Maschinen in sich zusammenstürzte. Auch das Stall- und Scheuergebä lde wurden ergriffen und ein Raub der Flammen. Die größte Gefahr drohte dem nahen Magazin mit großen Baumwoüvorräten; doch gelang es den Feuerwehren dieses Magazin zu .retten. Es ist ein tragisches Geschick, das den umsichtigen und thalkcäftigen Besitzer getroffen hat. Derselbe hatte im Laufe des letzten Jahres einen großen Neubau erstellt. Die Dampfmaschinen waren gerade den Tag vorher zum ersten mal in Betrieb gesetzt worden, lieber die Ursache verlautet, daß ein Arbeiter mit einem Baumwollwickel einer Gasflamme zu nahe kam. Die Baumwolle fing sofort Feuer.
Ehingen a. D., 8 Jan. Ein Schreib- gehilfe, der bei der hies. Oberamtspflege rhätig ist, entlehnte am letzten Dienstag bei der Gewerbebank 1000 -/L und bei seinem Kostreicher, einem Metzger und Wirt hier, 300 unter dem Vorgeben, er müsse in Abwesenheit des Prinzipals für die Amispflege Zahlungen machen. Mit dem Geld ist er flüchtig geworden.
Ebershardt OA Nagold, 9. Jan. Einen für hiesigen Ort wichtigen Beschluß haben die bürgerlichen Kollegien gefaßt, indem sie d« Wasserversorgungsgruppe der Bezirke Calw und Nagold bcigetreten sind. Diese Gruppe von Orten bezweckt den früheren oder späteren Bau einer Wasserleitung, welche für dieselbe von eminentem Werte sein würde
Nußdorf. 7. Jan. Am Dreikönigstag versammelten sich hier die Vertreter der bei Erbauung einer Eisenbahn durch das Strohgäu beteiligten Gemeinden. Nach Erstattung des Berichts über die seitherige Thäligkeil deS Ausschusses wurde beschlossen, an Stelle der früher geplanten Linie Pforzheim-Kornwesthnm die Linie Pforzheim-LudwigSburg als die günstigere Linie ins Auge zu fassen und wegen Vornahme der technischen Vorarbeiten und Kosten- Überschläge ein Gesuch an die Generaldireknon der Slaatseisenbahnen zu richten. Die nächste Versammlung soll in oder in der Nähe von Pforzheim gehalten werden.
Jebenhausen, 5. Jan. Die hiesige Einwohnerzahl hat sich laut „Göppinger Wochenblatt im abgelaufenen Jahre stark vermehrt. Es kamen 54 Geburten vor, darunter einmal Drillinge und einmal Zwillinge und zwar in derselben Familie. In ihr allein hätte sich die Kinderzahl in einem Jahr um 5 Köpfe vermehrt, wenn die Drillinge nicht vor Ankunft der Zwillinge gestorben wären.
Ausland.
König Leopold von Belgien trägt sich offenbar mit Rücktrittsgedanken. In seiner Neujahrsrede beim Empfang der Ber-
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