side 6 w, die andern sind 9 m breit. In jedes Gemach führt ein 0,6 bis 0,7 breiter Eingang Der Thalfiite zu ist ein ca. 33 m langer freier Platz, wiederum mit einer Ringmauer abge­schlossen.

Bei den im Jahr 1887 zur Freilegung der Grundmauern vorgenommenen Ausgrabungen kam ein Bronzeleuchter zum Vorschein. Der­selbe, einen Greif darstellend, erschien weniger ansehnlich. Der Kenner aber bezeichnete ihn als sehr wertvoll; er sei größer und kunstvoller gearbeitet, als ein ähnlicher im Museum zu München befindlicher u. wurde denn auch von der K. Staatssammlung für vaterländische Kunst und Altertum in Stuttgart erworben. lieber die oberhalb dem Rothenbachwerk liegende Burg Straubenhardt ist schon mancher Abriß ver­öffentlicht worden; wir wollen gelegentlich auch wieder auf sie zurüäkommen. Zur Geschichte von Neuenbürg erwähnen wir noch kurz, daß die Stadt im Jahre 1783, in der Nacht vom 23.Z24. Mai. von einem schweren Brandunglück heimgesucht worden ist. Die Hauptstraße vom Gasthof zum Bären bis in die Nähe der oberen Brücke, über 70 Häuser, worunter die Stadt- kirche, das Rathaus, die deutsche und die latein­ische Schule, wurden damals ein Raub der Flammen. Bei dem Wiederaufbau verlor die Stadt ihre Ringmauern und Thore, deren drei vorhanden waren und zwar das obere Thor in der Nähe der oberen Brücke, das untere an der unteren Enzbrücke und das Burgthor hinter der Kirche. Die Stadtgräben sind eingefüllt und teilweise überbaut worden.

Wir schließen unsere heutige Skizze mit dem Wunsche, es möge den uns willkommenen Schwarzwaldfreunden in hiesiger Stadt, so wie sie sich jetzt präsentiert, recht gut ge- fallen. Gewiß findet Jeder, das was er sucht, reine würzige Luft, Gastfreundschaft, gute Bewirt- ung und herrliche Wälder in allernächster Umgebung.

Vermischtes.

Wie man früher den Schwarzwald bereiste,

erzählte der kürzlich verstorbene Präsident des Schwarz­waldvereins Professor Behaghel:Es war im Sommer 1837, als ich noch mit 4 Genossen meine erste Fußtom von Karlsruhe aus in den Schwarzwald unter­nahm und zwar über Gernsbach nach Forbach nnd von da auf Waldwegen nach der Kolonie Herrenwiese, wo wir Unterkunft im Schulhause fanden, Strohlager und notdürftige Verpflegung. Am andern Morgen brachen wir früh wieder aus, mit Brot, Speck und Wein als Reiseprooiant versehen, um über die Hornisgrinde nach Allerheiligen zu wandern.

Dazu war aber ein Führer notwendig; ausführliche Karten des Schwarzwaldes gab es damals noch nicht, leicht findbare Fußwege auch nicht und Wegweiser waren ein Luxus, den man sich höchstens an den Hauptland­straßen erlaubte.

Als Führer verschaffte uns nun der Schulmeister, eine höchst possierliche alte Figur, in dem Schneider und Ortsboten der Kolonie, welcher noch unter Kardinal Rohan gedient haben wollte, der als Bischof von Straß­burg mit seinem Krummstab weit in das jetzige Badische herüber gereicht hatte.

Um den Herren gebührende Ehre zu erweisen, hatte sich das Schneiderlein in den höchsten Amtsstaat geworfen, d. h. in eine abgetragene holländische Soldatenmontur nebst Tschacko mit dem Wappen derMyn Herrn", alles wahrscheinlich auf dem Trödelmarkt in Bühl von einem Landsmann, der aus holländischen Diensten zurück­gekommen, erstanden. Das Reislausen war ja von leher eine deutsche Gewohnheit und zu jener Zeit, als noch die Potentaten von Frankreich, Neapel, Spamen und die Holländer, wie der Papst, Schweizer Regimenter hielten, standen viele Wege dazu offen, denn als Schweizer galt jeder, der deutsch sprach.

Wir folgten unserem Führer auf engen Pfaden durch Wald und Busch um den Mehliskopf, über den Hochkopf über das Moor, 3357 Fuß hoch, wo wir von Stein zu Stein springen mußten, nach der Hornisgrinde, 3837 Fuß, wo eine Viehherde, durch welche wir hindurch mußten, erstaunt und neugierig die Erscheinung fremder Wanderer anglotzte, durch rasches Auf- und Zuklappen unserer Regenschirme aber in die Flucht geschlagen wurde.

Von da ging es nach Dreisürstenstein, alter Grenz­stein zwischen der Markgrafschaft Baden, Herzogtum Baden und Bistum Straßburg, für Baden und Württem­berg heute Aöch giftig und von hier steil hinab über den Hirtenstein zum Mummelsee.

Bei dem Hirtenstein hielten wir angesichts des unter uns liegenden schwarzen Sees unser frugales Mittags­mahl. Nachdem wir den sagen, und nixenreichen Mummel­see, aus dessen Tiefen dräuende Gewitter aussteigen sollen, wenn man einen Stein hineinwirft, umgangen hatten, folgten wir dem aus ihm abfließenden Seebach, der in engem Thal, die Wände bis hoch hinauf mit

mächtigen Felsblöcken besät, durch welche wir uns müh- sam durchwinden mußten, in sprudelnden Fällen sich hinab in die Acher stürzt.

Rach Ueberschreitung des Acherthales ging es wieder steil aufwärts gegen den Melkereikopf und dann weglos von oben herab nach Allerheiligen, wo wir gegen Abend ziemlich ermüdet im Forsthause ankamen.

Der Empfang dort war nicht einladend. Der Förster, eine große, kräftige Mannesgestalt mit schwarzem Voll­bart, finsterem Gesicht und unheimlichen Blick, wortkarg und menschenscheu, nahm nur wenig Notiz von uns, verschwand bald ganz und überließ uns die Sorge seiner Frau, die freilich ihr Möglichstes thar, unsere bescheidenen Ansprüche zu befriedigen, was aber nicht über eine Mehlsuppe, Pfannenkuchen, Wein und ein Lager auf würzigem Heu hinausging. Auch die Frau schien gedrückter Stimmung, sodaß, wäre die Herberge in den Abruzzen gewesen, wir bedauert hätten, waffenlos zu sein. Eine nähere Besichtigung der Kirchenruine zeigte sich, wenigstens bezüglich des Innern, unthunlich; alle Zugänge waren wild verwachsen, mit Mauertrümmern umgeben und aus dem Innern strebten, schon ziemlich mächtig, junge Buchen nach dem Licht und über das Gemäuer hervor.

Am andern Morgen zeigte sich der Förster etwas zugänglicher. Auf unsere Frage nach der Felsschlucht führte er uns aufden Rückender Felsen durch verwachsenes Gebüsch nach einer Felskuppe mit schöner Fernsicht, jeßt als Känzle bekannt, und bezeichnete uns einen gegenüberliegenden Felsen als den Schwedensprung, die Schlucht selbst sei aber ganz unzugänglich und noch Niemand hinab kommen.

Wir mußten uns daher mit dem Tosen und Brausen der Wasserfälle, welches zu uns Heraufstieg, begnügen, nahmen Abschied von dem finsteren Forstmann und wandelten weiter.

Wie es dazumal mit der Wegbarkeit aussah, zeigt die Bemerkung des Försters, daß er zum Heraufschaffen seines Hausrates vor einen gewöhnlichen Bauerwagen 8 Ochsen spannen mußte; wie es aber mit dem Fremden­verkehr damals bestellt war, davon gab uns eine Wirtin in dem Kapplerthal, in deren Hause wir eine kurze Zeit hielten, einen Begriff, indem sie sagte:Ihr sind gewiß Papierer und suchet Arbeit im Thal". Dort be­fand sich eine Papiermühle. Daß vernünftige Menschen mit dem Ranzel aus dem Rücken zu ihrem Vergnügen in der Welt herumlaufen können undda herauf" kämen, das war der guten Frau etwas Neues.

Wichtige Entscheidung für Jäger Schon unzählige Male haben Jagdberechtigte darüber Klage geführt, daß fremde Hunde auf ihrem Jagdgebiete frei Herumstreifen, Hetzen und jagen und dadurch den Wildstand beunruhigen. In der K. Verordnung vom 3. Oktober 1890 ist nun allerdings ein Paragraph dahingehend vorgesehen, daß derjenige, welcher in der Zeit vom I. März bis 15. September Hunde frei Herumstreifen läßt, mtt einer Geld« strafe bis zu 60 Mk. oder Haft belegt werden kann, aber es dürfte wohl nicht in allen Fällen gelingen, den Besitzer eines sreljagenden Hundes zu ermitteln oder jo zur Anzeige zu bringen, daß derselbe bestraft werden kann. Selbsthilfe durch Erschießen der betroffenen Tiere war bis jetzt ebenfalls ausgeschlossen, da seither allgemein die Ansicht verbreitet war. daß im Falle des Erschießens eines solchen Hundes der Besitzer zum Anspruch auf Schadenersatz berechtigt sei. Nach einer Entscheidung des Reichsgerichts liegt nun der Fall wesentlich anders. Im verflossenen Monat wurde nämlich in einem Jagdbezirk des Schwarzwalds ein frei herumstreifender Dachs- Hund vom Jagdberechtigten erschossen. Der Besitzer des Hundes strengte nun eine Klage wegen Sachbeschädigung 8 303 R.-St.-G-B. an, welche aber auf Grund genannter reichs­gerichtlicher Entscheidung von der Staatsanwalt­schaft Ulm abgewiesen wurde. Nach dieser Entscheidung dürfen frei herumstreifende und jagende Hunde von Jagdberechtigten, sofern dieselben auf seinem Jagdgebiet betroffen sind, getötet werden und zwar auch dann, wenn der Betreffende in Wirklichkeit nicht in Notwehr handelt, sondern nur glaubt, zum Erschießen des Hundes berechtigt zu sein.

Vom Rettig.

Die Zeit der Sommerrettige hat nunmehr be­gonnen. In Norddeutschland kannte man früher den Genuß des Rettigs nur sehr wenig. Erst später lernte man seine Wohlthat schätzen und wußte, wie gut es am Morgen nach schweren Sitzungen thue, einen Rettig und einen Krug schäumenden Bieres zu sich zu nehmen. Das muß freilich auffallen, da man doch schon im Mittel- alter in Deutschland die guten Wirkungen kannte. Eine Rettigkur war damals etwas Alltägliches; nur durfte man, um Erfolge zu haben, frühes Aufstehen und Bewegung nicht vergessen. Ja, der Ruf des Rettigs, dessen Wiege eigentlich im Lande derChinesen steht, wo er wild wächst, reicht bis ins vorchristliche Altertum

zurück. Damals bereits erstreckten sich seine beilkästge» auflöfend wirkenden Wurzeln weithin bis zu den alten Egyptern, denen diese Labung nicht unbekannt gewesen sein soll. Selbst in Europas Süden hat der Rettig Anhänger erworben; denn im sonnigen Italien, wo er nicht gedeihen will, findet er importiert Liebhaber, und dem frugalen Spanier genügt er als ganze Mahlzeit während der Franzose, mehr Gourmand, ihn als pikante Zugabe gelten läßt. Seine Domäne ist und bleibt jetzt Süddeutschland, namentlich Bayern, wo dem Bierologen derRadi" über alles geht. Und der Mann hat Recht. Trotz seiner rauhen Schale besitzt der Rettig einen so guten Kern, daß er als natürliches Kurmittel vielfach empfohlen wird. Wer 3 Wochen lang regelmäßig nachmittags einen, auch zwei Rettige, in den üblichen feinen Scheiben geschnitten und gesalzen, verspeist, der soll wie das Volk sagt, sehr günstige Wirkungen aus feinen Appetit verspüren und erhöhte Heiterkeit und Beweglichkeit gewinnen. Außerdem aber werde er von mancherlei Beschwerden befreit, weil der Rettig schädliche Stoffe auszuscheiden vermöge. Stets aber gehöre zweierlei dazu: der Rettig muß außerhalb der eigentlichen Mahlzeiten genossen werden, und Bewegung nachher darf nicht fehlen, sonst hilft die Kur nichts.

fDurchschaut.j Rat: «Wissen Sie, lieber Herr Kollege selbstverständlich ganz freundschaftlich unter uns gesagt Ihre ge- schätzte Frau Gemahlin müßte natürlich ganz formaliter meine Gattin wohl doch zuerst grüßen." Assessor:Bedaure unendlich, bin aber in diesem Fall ganz machtlos stehe leider auch unter dem Pantoffel!"

sKasernerchofblüte.j Unteroffizier:. . . Kerl bücken Sie sich anständig . . . Nervenprotzsn dulden wir hier nicht!"

fAnzeige.j Um Mißverständnissen vorzu- beugen, erkläre ich hierdurch. daß ich mit dem Mörder Schnurrt, der kürzlich zum Tode ver­urteilt und gestern hingerichiet wurde, nicht identisch bin. Xaver Schnurrt.

sJm neuen Kurort.j «Ich sehe Sie jetzt schon mehrere Tage hier unthätig sitzen! . . Haben Sie denn gar keine Beschäftigung?" «O doch! Wir sind von der Kurverwaltung angcstellt: Meine Frau ist's künstliche Echo und ich bin der Kuckuck!"

Auflösung des Zitaträtsels in Nro. 99.

Was dich nicht brennt, das blase nicht.

Scherz-Rebus.

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Für unsere kleinen Lateiner.

(Zu übersetzen.l

0 VK8V8 k k KI UV 8.

Mit dem 1 . Juli beginnt ein neues vierteljährliches Abonnement auf den

Gnztlfiiter".

Wir bitten unsere geehrten Leser die Be­stellungen bei der bisherigen Bezugsstelle als­bald zu erneuern, wenn keine Unterbrechung im Empfang des Blattes eintreten soll.

In Neuenbürg abonniert man bei der Ge­schäftsstelle, sonst überall bei den betreffenden Poststellen und Postboten.

Der Enzthäler enthält bekanntlich die amt­lichen Bekanntmachungen sämtlicher Behörden des Bezirks. Wie er über die wisscnwerten Ereignisse im Bereiche der Politik schnell orientiert, was ihm besonders durch tclegraph. Nachrichten­dienst möglich ist, so legt die Redaktion großen Wert auf gediegenen Unterhaltungsstoff und Mitteilung gemeinnütziger Sachen.

Wir bitten deshalb alle unsere Freunde, mit uns dafür zu wirken, daß

Der GnxUMer"

in jedem Hause bekannt und heimisch werde.

Privat-Anzeigen

aller Art finden durch den Enzthäler in unserem Oberamtsbezirk die dichteste Verbreitung und sind deshalb von bestem Erfolg.

Aed. u. Vertag des Krrzlhäters.

Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.