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Neitcrge zu Ar. 100 des Gnztkäters.

Neuenbürg, Sonntag den 28. Juni 1896.

Aus Stadl, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 27. Juni. Anläßlich der Hauptversammlung des Württ. Schwarzwald. Vereins (am 29. ds.) entnehmen wir den Blättern desselben (Okt. 1894) folgendes Poem von H. Ionisch ausLustiges aus dem Schwarzwald" von Fritz Reiß. (Deutsche Berlagsanstalt.)

MiUkourrngrrtß.

Die Sonne über den Dächern steht,

Di- Wölkchen ziehen von dannen,

Da plötzlich aus der Ferne weht Ein Dust von harzigen Tannen.

Dazwischen klingt's wie Glockenklang,

Wie Wasser- und Windesrauschen,

Da wird es dir so froh und bang,

Da mußt du lauschen und lauschen.

Hallo! wirs ab der Sorgen Last Und eile ohne Ruh und Rast Zum Schwarzwald!

Willkommen hier viel tausendmal!

Die Wälder locken und grüßen.

Run zieh umher durch Berg und Thal Mit wanderlustigen Füßen.

Und stolperst du über ein Würzelein,

So sänge nicht an zu zanken.

Gieb acht, bald lassen dich hübsch allein Die grämlichen Stadtgedanken;

Gib acht, bald schwenkst du dort oben den Hut Und winkst mit lustigem Uebermut Dem Schwarzwald. ^

Und kommst du ins Dorf, so schauMich um Rach sinnigen Wirtshauszeichen, W Und schwatz mit dem Wirte und sei nicht stumm Und laß dir einKirschwasser" reichen,

Und triffst du die Bärbel am Brunnenkranz,

Gieb acht, die plaudert so munter.

Und ist in der Krone gar Hochzeitstanz,

Da gehörst du mitten darunter;

Denn, tanzest du mit oder schauest du zu,

Willkommen allezeit bei uns bist du Im Schwarzwald.

Und hast du nun erst im Thale geschaut Das Völklein lustig und bieder,

Und wardst du mit unfern Bergen vertraut,

Niemals vergißst du's wieder.

Drum laß vom nächsten Reisewind Von neuem zu uns dich wehen,

Und bist du noch fremd, so komm geschwind Im Sommer auf Wiedersehen!

Ihr Schwarzwaldwandrer mit rüstigem Fuß,

Euch allen entbietet heut fröhlichen Gruß Der Schwarzwald!

Neuenbürg, 25. Juni. Obwohl im Lauf der letzten Jahrzehnte in diesen Blättern schon manch ein Beitrag zur Geschichte von Amt und Stadt Neuenbürg veröffentlicht worden ist, ivollen wir. überzeugt, daß solches stets be> onderes Interesse findet, und speziell aus An. W der hier tagenden Hauptversammlung des bchwarzwaldvereins in Nachstehendem einen kurzen historischen Rückblick geben, indem llur uns Vorbehalten, demnächst Weiteres aus der Allgemeinen Geschichte des ganzen Oberamls lchgen zu lassen, besonders auch mit Rücksicht auf ^§ur Km sich aufhaltenden Fremden.

Wir beginnen heute mit dem vierzehnten Jahrhundert, in dessen zweiter Hälfte die Grafen von Eberstein die Stadt Neuenbürg besaßen, ^ras Ulrich von Württemberg stiftete den »- Januar 1332 in Neuenbürg im Thal nahe u seiner Veste Neuenbürg eine Pfründe für die ^gidienkapelle und begabte sie mit Gehältern us seinem Ort Birkenfeld. Kapfenhardt und der Mieser Mühle an der Alb. Den 18. Mai 1335 Neuenb"^ und Rechte zu Dietlingen bei

mm Iuhre 1355 verkaufte Conrad von

onshenn seinen Teil an Gefällen zu Gräsen- , und Obernhausen an die Grafen Eberhard N .(ich zu Württemberg oder ihren Vogt .»"hold Wagner zu Neuenbürg. Im Jahr m. vergaben Graf Eberhard und Graf Ulrich i, bürg, Burg und Stadt, Beilstein, Burg Knu » ' ""d Botwar und Lichtenberg, dem

oisIV. als König von Böhmen, °ls böhmische Lehen.

war, ben Verbündeten gegen Eberhard en auch die von Strubenhard und von

Schmalenstein, die eine nahe bei Neuenbürg ge. legene Burg Strubenhard und viele Güter um Neuenbürg befassen. Diese Burg, von der der Ueberfall geschah, und von der im Wald bei Neuenbürg noch einige Ueberreste zu sehen sind, wurde von Graf Eberhard im Jahre 1367 er­obert. Im Jchr 1368 übergab Kunz von Schmalenstein mit Einwilligung seiner Söhne an Wolf von Wunncnstein, einen der Hauptstifter der Schlegler Gesellschaft seine Güter um Neuen- bürg zu Lehen. Im Jahr 1374 erhielten die von Strubenhard und Schmalenstein die Veste Straubenhard zurück, in der sich Eberhard das Oeffnungsrecht vorbehielt. Im Jahr 1382 ver­kaufte Cunz von Schmalenstein seinen Anteil an Straubenhard, Langenalb, Dennach und Dobel mit einem Hof in Niebelsbach, an die Mark­grafen Bernhard und Rudolph von Baden. Ein Bericht über den Schlegler-Krieg von Herrmann Müller von Straßburg vom Jahr 1395 ent- hält, daß ihm nach Eroberung der Stadt Heimsen der Bürgermeister von Rottweil gesagt habe: daß die Schlegler stark liegen zu der Nuwen- bürg, zu Bernck und zu Schenkenzell. Cunz zu Schmalenstein mußte sich im Jahr 1396 gegen Gras Eberhard verschreiben, als es das Haus Kunntzpberg (bei Conweiler) bei Newenburg ge­legen, etlichermaßen wieder erbaut, welches Baden und Württemberg vorher erobert und eingerissen, daß er solches fürohin weder mit Mauern noch mit Gräben befestigen wolle; wofern er aber solches thun würde, solle das Haus der Herr- schaff Württemberg lediglich heimgesallen sein. Edelknecht Reinhard von Schmalenstein stiftete eine Jahreszeit für den Pfarrer zu der Nuwen-- bürg, den Pfarrer zu Gräfenhausen, den Früh­messer zu St. Georgen in der untern Burg und dem zu St. Egidien. jeglichem 4 Viertel Wein- gült auf seinen Gütern zu Niebelsbach und den 16. Sept. 1399 stifteten Bürger und Bürger­meister von Neuenbürg für die St. Georgen- Kapelle ohne Schaden der Pfarrkirche eine Pfründe mit Bewilligung Graf Eberhards von Wirtemberg.

(Diese ursprünglich sehr alte Kapelle zum Heiligen Georg, gewöhnlich Schloßkirche genannt, ist ziemlich gut erhalten, bei ihrem hohen Alter ein Merkmal und bei ihrer malerischen Lage in Mitte des Schloßbergs eine Zierde der Gegend. Altadeligen Geschlechtern und anderen bedeuten­den Familien angehörende Grabdenkmale sind teils an den Wandungen angebracht, teils an dem Boden liegend. Der hohle Tausstein scheint noch aus der romanischen Periode zu stammen.)

Im Jahr 1442 teilten die Brüder, Grafen Ulrich von Württemberg, ihr Land, wo Graf Ludwig Neuenbürg, Wildbad und den Schutz über Herrenalb erhielt. Im nämlichen Jahr fiel beim Absterben des Strubenhardischen Manns­stammes, Dobel als Lehen an Württemberg.

Als das Herzogtum Württemberg im Jahr 1519 von dem schwäbischen Bunde erobert wurde, so nahm Franz von Sickingen, Neuenbürg, und behielt Stadt und Amt für Die aufgewandten Kriegskosten. Er behauptete, daß auch die Stadt Wildbad von Alters her zu Neuenbürg gehört habe, und zwang diese, daß sie ihm den 1. Nov. 1519 huldigen mußte. Das Herzogtum wurde vom schwäbischen Bund an Kaiser Karl V. ver­kauft und von diesem im Jahr 1522 an seinen Bruder Erzherzog Ferdinand übergeben, der nach dem Tode des Franz von Sickingen im Jahr 1523 diese Städte wieder mit der Land­schaft zum Land einlösete.

Im Jahr 1553 überließ Herzog Christoph Stadt und Amt Neuenbürg samt dem Forst und aller hohen und niederen Obrigkeit, jedoch unter Vorbehalt der Oberherrschaft für das regierende Haus, seinem Vetter Grafen Georg von Würt­temberg. Ec erbaute ein neues Schloß für ihn. daß er hier wohnen sollte. Graf Georg gab jedoch nach wenig Jahren Stadt und Amt wieder zurück, und erhielt dafür andere Einkünften.

An der Hafnersteige befindet sich ein Stein mit ausgehauener Hand und der Jahreszahl 1593, dem folgende Bedeutung zu Grunde liegt:

Es hatte nämlich vermeldtegemeine Statt Newen Bürgen eine Uhrallte freyheit, welche Vermag. Wann sich Einer übersehe und unge­fährer Weiß einen To dt sch lag oder Entleib- ung Begangen, daß alßdann und auf solchen Fall derselbe sein Sicherheit doch mit seiner Maaß allhie zu suchen und zu haben Befugt sein solle." In demFreybrief" heißt es: Item auch so habend die Burger und die Statt die Freyheit. wer es ob ein Mensch, der sich übersehen hätte im Zorn oder sonst in anderer Sachen, ausgenommen Morderei, Dicbstahlung oder Straßraub, daß es weichen müße, von dem sind durch forcht sins Lybs oder Guths. und kümpt zu Unß an die Statt, also nah. daß man möcht mit einer Wappenhanschu werffen an die Stattmür, so sollen Wir Burger dem Menschen helfen in die Freyheit, und darnach so hat der- selb Mensch Freyung Sechs Wochen und Drcy Tag. Mancher mag noch die alte Steige herab gekommen sein, um mit dem Handschuh oder der Hand den Stein zu erreichen und dadurch in der Statt, nachdem er peinlich verhört worden, Schutz zu finden. Die Totschläger erhielten ihr Quartier im Gasthaus zum Bären angewiesen, allwo ein im Ofenstein eingehauenes Freyheits- Zeichen (ausgestreckte Hand) das Zimmer de- zeichnete, worin sich derjenige aushalten durfte, welcher von dieser Freyheit Gebrauch machte.

Im jJahr 1653 wurde dem Herzog Ulrich das Amt Neuenbürg zu seiner Abfindung ange­wiesen, der das im Krieg sehr verdorbene Schloß wieder neu ausbauen und verbessern ließ. In den Jahren 1688 und 1692 rückte das fran« zösische Kriegsheer in Württemberg ein, plün­derte zuerst die Stadt Neuenbürg und ver­brannte nachher Calw, Liebenzell und das schöne Kloster Hirsau. Im Jahr 1796 als das französische Heer unter ihrem Anführer Moreau auch unsere Gegend durchzog, fiel bei Neusatz zwischen französischen und kaiserlichen Völkern, ein Gefecht vor, wo beim Rückzug der Kaiserlichen die nächstgelegenen Orte, und unter diesen Herrenalb, einen großen Verlust durch Plünderung erleiden mußten.

Was ist nun von der sogen.Walden­burg" bei Neuenbürg zu sagen? Dieselbe zeigt sich als interessante alte Bauanlage.

Sie behauptet den äußersten Kopf eines von der Hochplatte von Dennach abgrhenden schmalen Felsgrates der linksseitigen Thalwand der Enz und beherrscht durch Aussicht das gegen­überliegende Schloß Neuenbürg. Etwas weiter oben liegt auf einem anderen Vorsprung in der Höhe der Hochebene die Burgruine der früheren Ritter Struvenhardt, welche auch in Schwann einen Burgstall besaßen. Der Sachkundige sieht beim Anblick der ausgegrabenen Waldenburg so- gleich, daß obgleich die Anlage viel Aehnlichkeit mit einer mittelalterlichen Burg hat, es sich hier um eine befestigte Klosterzelle handelt. Die An- grisfseile von dem Felsgrat her deckt zwar auch hier ein Grabeneinschnilt von ca. 10 in Breite und eine Schildmauer, wie bei einer Feudal­burg, aber die Wohnräume, welche hinter der Schildmauer stehen und an diese angebaut sind, haben nicht den Karakter eines Ritterhauses. Schon die Schildmauer bei nur 1.5 in Stärke zeigt eine Verkleidung mit mäßig starken Schicht- steinen, also nicht die Buckelquader, wie sie bei Liebenzell, Weißenstein rc. vorkommm Die Wände der einzelnen Räume sind ebenfalls nur 8090 ein breit und ebenfalls mit kleineren Schichtsteinen verkleidet. Das Gebäude, um das es sich hier handelt, nimmt die ganze Breite von ca. 20 m des Felsgrates ein und hat im Ganzen 5 Räume bei einer Länge von 13 m. Das nördliche Gemach hat auf der Seite des Vor­platzes. also der Thalwand zu, eine halbrunde 2'/, in weite Nische (Abside). Das Gemach in der Mltte ist 2,3 m, das Gemach mit der Ab-

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