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Die Neuheiten aller Arten Konfektion

sind eingetroffen und empfehlen wir zur kommenden Saison:

Schwcrrze und farbige --

ist unser Lager reichhaltig ausgestattet.

Neuenbürg.

Die auf heute ausgeschriebene

Amckmei» Rtmiibiiris

Monats-Versammlung

findet nicht statt.

Herrenal b.

Knecht-Gesuch.

Ein kräftiger junger Mensch, der mit Pferden umzugehen weiß, wird als Hausknecht gesucht von H. Hechinger z Sonne.

Gr sucht

wird auf 1. April ein tüchtiges Mädchen, das gut kochen kann, zum Alleindienen.

Frau Professor Stelzner, Pkorzheim. Beliortstraße 7.

Weinen Mitmenschen,

welche an Magenbeschwerden, Verdauungs­schwäche, Appetitmangel re. leiden, teile ich herzlich gern und ««entgeltlich mit, wie sehr ich daran gelitten und wie ich hievon befreit worden bin.

Pastor a. D. Kypke in Schreiberhau, (Riesengebirge.s

Kriegschronik 1870/71.

7. März 1871.

Die letzte offizielle deutsche Kriegsdepesche:

Ferneres, 7. März. Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute die Parade des XIl. König­lich Sächsischen, sowie des I. Bayerischen Armeekorps und derWürttembergischen Felddivision aufdem Schlacht­felds bei Villiers all und verlegten darauf das Hauptquartier nach Ferieres.

von Podbielski."

Der Krieg hatte im Ganzen 180 Tage angedauert. In dieser Zeit haben die deutschen Heere 159 größere und kleinere Gefechte bestanden, 15 größere Schlachten gewonnen, 26 feste Plätze genommen, 2192 Offiziere und 88 381 Mann mit 285 Geschützen zum Uebertritt in die Schweiz genötigt, 11 860 Offiziere und 671981 Mann zu Gefangenen gemacht und nach Deutschland abgeführt, 250 000 Mann in Paris ge­fangen gehalten, 1915 Feldgeschütze und 5526 Festungs- geschütze, 107 Adler und Fahnen erbeutet. Der Verlust der Deutschen beziffert sich: 6247 Offiziere, Aerzte und Beamte und 123 453 Mann, 1 Fahne und 6 Geschütze.

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 9. März. Ein harter Schlag hat unser Enzthal betroffen; noch können wir bis jetzt das Unglück in seiner Größe nicht er­messen, denn schwer, schwer hat die Hand des Allmächtigen auf unserem Thal gelastet. In Folge des mehrtägigen Regens, der sich mit nur kurzen Unterbrechungen ergoß, war die Enz schon vomFreitag ab angeschwollen, sodaß ein Hochwasser fast als unausbleiblich zu befürchten war. Die Fabrikwerke, insbesondere die Sägewerke trafen ihre Vorkehrungen und Vorsichtsmaßregeln durch Be­seitigung von Holzmaterial und Anbinden der Holzpolter. Nachdem es auch in der Nacht vom Samstag auf Sonntag fortgeregnet hatte, schwoll der Fluß rapid an, so daß er an mehreren Stellen aus den Ufern trat und nieder gelegene Straßenteile überflutete. Mit ungeheurer Ge- walt wälzten sich die schmutziggelben Wasser­massen daher, alles, was nicht zuvor in Sicher- Heu gebracht war, mit sich fort reißend. In der hlestgen Stadt war morgens zuerst die Wildbader Straße von dem am Ende der Stadt gelegenen bis herein zum Bleyer'schen Hause unter Wasser und es mußte. um den Verkehr mu der Post und den beteiligten Häusern zu er­halten, ein Notsteg mit Feuerwehrleitern errichtet erden. Bis gegen Mittag stieg das Wasser di"cx?^ ^btig. Als von da an bis 4 Uhr e Flut ebenso langsam zurücklrat, glaubte man

die Gefahr in der Hauptsache beseitigt. Der Wasserstand kam um diese Zeit dem vom 7. Dez. vor. Jahrs gleich. Von '/r5 Uhr abends ab nahm die Wassermasse in demselben Maße wieder zu, doch hoffte man um 8 Uhr, als der Regen wieder nachgelassen hatte, abermals, daß die Flut nun doch wieder zurückgehen werde. Als dies aber nicht der Fall war und bald wieder ein starker Regenguß sich einstellte, dazu von Wildbad noch weitere Wassermassen, besonders aus dem Rombach signalisiert wurden. wußte man, daß man einer schlimmen Nacht entgegen­gehe. Das Wasser stieg anhaltend.

Die am Fluß und in nächster Nähe liegenden Häuserbewohner mußten ihr Mobiliar teilweise flüchten und Vieh und Schweine in Sicherheit bringen, wobei es begreiflicherweise manche Szene gab. Die Feuerwehr wurde alarmiert, Hornsig- nale ertönten da und dort. Um Mitternacht floß das Wasser durch die ganze Hauptstraße bis herab zur Bahnhofstraße. Auf dem Straßenteil zwischen dem Marktplatz und der unteren Brücke drang das Wasser von allen Seiten ein und hatte sich da beim Hause des Metzgers Silber­eisen und des Bäckers Gaiser bis herüber zur Apotheke beinahe einen halben Meter gestaut. Immer gewaltiger wälzten sich die Wassermassen daher unter den Brücken hindurch, einzelne Pfeiler derselben, Stege und Wehre mit sich fortreißend. Von 11 Uhr ab bis nach 2 Uhr kam auch viel Stammholz und zwar besonders gesägtes Holz mit, welches in gewaltigem An­prall die Brücken erschüttern machte. Einige Stämme kamen sogar die Straße vom Postamt her bis mitten in die Stadt vor das Rathaus, was seit dem Hochwasser am 1. August 1851 nicht mehr der Fall war. So ging es fort bis 3 und 4 Uhr, als dann endlich die Fluten zurückgingen. Heute nach Tagesanbruch konnte man erst die Verheerungen annähernd übersehen. Die erste Schreckensnachricht war, daß der an­geschwemmte Leichnam eines Feuerwehrmannes beim Maienplatz aufgefunden worden sei. Es stellte sich im Verlauf des Vormittags heraus, daß es die schrecklich verstümmelte Leiche des Flaschner Pfau von Wildbad sei, welch letzterer im Dienste der Feuerwehr dem nassen Element zum Opfer gefallen ist. Kurze Zeit daraus wurde bekannt, daß auch ein Sensenschmied von der Schwarzlochfabrik seit 5 Uhr morgens vermißt wird, dessen Kopfbedeckung auf einer

Wiese in der Nähe der Grösselthalbrücke gefunden wurde, ohne daß bis zur Stunde über den Ver­unglückten selbst etwas in Erfahrung gebrachtwerden konnte. Es ist dies ein pflichtgetreuer, braver Mann, der 40 Jahre alte Wilhelm Schnepf. Den Hinterbliebenen dieser beiden Verunglückten wendet sich die allgemeine Teilnahme zu. Der Wasserstand der Enz ist bis heute mittag noch so hoch, daß man zwischen Furcht und Hoffnung schwebt, was der Rest des Tages und die folgende Nacht bringen wird. Der Schaden, der den beteiligten Gemeinden, den Fabriken, Säg­werken, Mühlen, Gerbereien, Privaten re. durch Beschäoigung der Brücken, Wege, Stege und Wiesen, durch Fortreißen der Wehre und Materialien angerichtet ist. läßt sich noch nicht übersehen; besonders starke Verheerungen sind auch in Höfen eingeireten. Enormen Schaden erleidet die Firma Ph. Holzmann L Comp, in Frankfurt a. M. welche nun schon seit mehreren Wochen die gesamte, für eine Lieferung von Ge­treideschuppen nach Konstantinopel bestimmte Holzkonstruktion auf einem ihr von KrauthLCie. beim Rothenbachwerk überlassenen Platz zim­merte. Das Wasser drang von allen Seiten auf den Platz ein und riß kleine und größere Polter mit sich fort, während andere wieder nur eine kurze Strecke fortgeschwemmt wurden. Es mö­gen allein von diesem Platze ca. 400500 Cubik- meter gesägtes und gezimmertes Holz, das in den nächsten Tagen zur Versendung kommen sollte, fortgenommen sein.Hoffnungslos Weicht der Mensch der Gottcsstärke, Müßig sieht er seine Werke lind bewundernd untergehn!" Die schwe­ren Langholzstämme brachten, wie sich denken läßt, den Brücken und Wehren, den anliegen­den Häusern und den Fabrikwerken große Gefahr. Auf dem mittleren Sensenfabrikwerk lagerte sich eine Masse Langholz in wildem Ansturm kreuz und quer ab. Wer mag bei dem großartig schaurigen Anblick der mächtigen immer mehr steigenden Wogen nicht der Hochwasserkatastrophe gedacht haben, von der lm Juni vor. Jahres das Eyachthal bei Balingen so schwer betroffen wurde. Aus Wildbad wird berichtet, daß da­selbst der Bahnhof und ein Teil des Bahnkörpers durch den links der Enz heranbrausenden Renn­bach unter Wasser gesetzt worden ist. Der erste Zug nach Pforzheim konnte einer Beschädigung des Bahndammes wegen nicht abgelassen werden. Der zweite Zug aufwärts kam mit Verspätung