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Zum nmen Jahre.
Neuenbürg, 31. Dez. 1895.
Wenn nach aller Sitte am Sylvestcrabend mit Song und Klang das alte Jahr zu Grabe getragen, und das junge, neue Jahr rätselhaft
und das
und mit einem großen Fragezeichen seinen Lauf beginnt, so pflegen enlweder rosige Hoffnungen oder bange Befürchtungen die Herz n der Men- schen und Völker zu erfüllen. Wlll man aber nicht die in diesem Fall unberufene und zwcifel hafte Rolle eines Propheten spielen, so muß man sich mit kühlem Verstände sagen, daß in allen rosigen Hoffnungen und schwarzen Befürchtungen in Bezug auf dos kommende neue Jahr sehr leicht die Uebertreibung und die Phan taste eine Wirkung hervorbringcn, welche mit den Erfahrungen des wirklichen Lebens und ^ Slrebens im Staate und Berufe, in der Familie^ ^ und Gesellschaft nie und nimmer übercinstimmen > ^ können. Darum gilt als bester Grundsatz stix- olle zukünftige Entwicklung und für alle Erwartungen im neuen Jahre: Weg mit aller Ueberschwenglichkeit im Hoffen und fort mit allem Uebermaße im Fürchien! Stetig und verhältnismäßig langsam, nach festen Gesetzen der Natur und Moral bewegt sich alle Entwickelung vorwärts, und der M)c Umilurz zum Unheil oder der plötzliche Fortschritt zum Bessern sind große Ausnahmen von der Regel. Deshalb darf der pflichttreue Bürger auch mir Vertrauen in die Zukunft schauen, denn die obersten Bedingungen friedlichen bürgerlichen Wirkens sind voll erfüllt, ein dauernder Friede und eine feste, starke, überzeugte Friedenspolitik herrscht in Europa, und eine starke Regierung und ein festgefügtes mäch tiges StaatSgebäude schirmt den Staat und die Gesellschaft vor innerer Umwälzung, wenn auch manche Elemente der Zersetzung jahraus, jahrein ihr Unwesen treiben.
Es »st nun wahr, und es muß deshalb auch ausgesprochen werden, daß eine große Unzu sriedenheit mit der wirtschaftlichen und sozialen Entwickelung der Dinge in weiten Kreisen herrscht, aber auch in dieser Hinsicht muß man sich vor Uebertreibung hüten und aus eine natürliche Besserung und auf die Auffindung gang- barer Wege zur Löfniig der vorhandenen Probleme hoffen. Unser Vaterland hat in früheren Perioden seiner stets schwierigen Entwickelung in wirt- schallsicher Hinsicht viel größere Notstände glücklich überwunden, Notstände, gegenüber welchen die Kalamitäten, über welche man jetzt klagt, als ein wahres Kinderspiel erscheinen. Deshalb darf auch mit Zuversicht erwartet werden, daß mit Geduld und Ausdauer und mit einer gewissen Ein- und Umkehr auch die wirtschaftlichen Schäden und sozialen Gebrechen der Gegenwart geheilt werden können. Daß in dieser Hinsicht in naher Zukunft gute Fortschritte erzielt werden möchten, bleibt unser bester Neujahrswunsch!
Neues Jahr, sei uns willkommen Nun aus deiner jungen Bahn — Nicht mit Herzen, die beklommen, Sehen alle wir Dich nah'n —
Nein, in hoffnungsfrohem Sinnen Ist dir zugewandt der Blick,
Denn wir glauben zu gewinnen Ja in dir ein neues Glück!
Wohl, so spende frisches Leben Du nunmehr für jedes Haus,
Laß der Hoffnung Blüten weben Sich für Jedermann zum Strauß - Pflanze gläubiges Vertrauen Machtvoll da uns allen ein,
Daß wir mutig aufwärts schauen Zu des höchsten Himmelsschrein!
Grüß' das Leid mit Trosteslächeln, Segen schenk' der guten That,
Und mit mildem Hauch umfächeln Wögst du unfern Pilgerpfad —
Sei in deinem Lauf beschicken Uns auch, was von Goldeswert: Unserm Vaterlande Frieden,
Und Gedeihen unserm Heerd!
Kriegschromk 1870/71.
20. Dezember 1870.
Die Franzosen räumen nach zweitägiger Beschießung den mit schweren Geschützen versehenen Mont Avron, der sodann von den Sachsen besetzt wird.
Es werden auf demselben große Massen Artillerie- Munition vorgefunden und zwei Bierundzwanzigpsünder vernagelt. Zwei Kompagnien dringen bis zum Dorf Rosny vor.
Das Bombardement der französischen Hauptstadt durch die Deutschen auf der Ostseite beginnt.
General Werder konzentriert seine Truppen bei B eso ul.
30. Dezember 1870.
Die bayerische Reichsratskammer genehmigt mit 37 gegen 3 Stimmen die Versailler Verträge.
Oberst Wittich nimmt mit einer fliegenden Kolonne bei Souchez, zwischen Arras und Bethune, -S^fsiziere und 170 Mann Franzosen gefangen.
z^Aus Stabt, Bezirk und Umgebung.
>> Neuenbürg. Wir entnehmen der „W. Volksztg." folgende Correspondenz über die Flößerei auf der Nagold, deren Ausführung auch in den beteiligten Kreisen des Enz- thals mir Interesse ausgenommen werden dürfte. Die Correspondenz sagt, daß seit Betrieb der Lokalbahn Nagold-Asiensteig zwar sehr viel Langholz auf der Eisenbahn avgeführr werde, daß sich die Holzhändler gleichwohl aber veranlaßt sehen, den immer noch billigeren Wasserweg zur Beförderung zu benützen. Diese Ausführung dürfte, was den „immer noch billigeren Wasserweg" betrifft, nicht ganz zutreffend sein. Sehen wir uns die Sache einmal näher an. Das Endziel des Schwarzwälder Holzhandels und damit der Flößerei ist Mannheim. Die Transportkosten des Langholzes auf dem Wasserweg von Altenfteig bis Mannheim betragen einschließlich der Einbindckostcn ca. 3 Mk. für das Festmeter. Nach Aufhebung der Flößerei wird es nun dem Holzhändler nicht einfallen, sein Holz mit der Eisenbahn direkt nach Mannheim zu verfrachten, ec wird vielmehr den Weg über den württ. Holzstapelplatz Heilbronn wählen, bis dahin die Eisenbahn und von da ab den Wasserweg des Neckars benützen. Die Transportkosten über diesen Weg stellen sich wie folgt:
1 Doppelladung Langholz von Ältensteig nach Heilbronn kostet nach Äusnahmelarif l b, der hier in Anwendung kommt 84 die Kosten für Auf- und Abladen,
Wiegen rc. betragen ca. . . . 17 üsL
zusammen 101
Da auf 1 Doppelwagen 32—35 Festmeter Langholz verladen werden können, so stellt sich also der Bahntransport Ältensteig Heilbronn von I Festmeter auf rund . . . . 3 ^ ^
die Floßfracht von Heilbronn bis
Mannheim beträgt ca.— -Mi 60 ^
somit kostet 1 Festmeter nach Mannheim über Heilbronn . . . . 3 60
gegen 3 -M- auf dem direkten Wasserweg. Wenn man nun in Betracht zieht, daß beim Transport über Heilbronn das Holz nicht gelocht zu werden braucht, wie bei der Schwarzwaldflößerei, und für ungelochtes Holz in Mannheim stets 1'/, -M pro Festmeter mehr gelöst wird, als für gelochtes, so steht unwiderleglich fest, daß der kombinierte Eisenbahn- und Wasserweg über Heilbronn weitaus billiger und rationeller ist, als der alte Wasserweg über Nagold, Enz und Neckar. — Nun sollte man allerdings glauben, 1 diese Verhältnisse hätten die Holzhändler längst 'veranlassen sollen, die günstigere Heilbronner Route zu benützen. Allein des Pudels Kern steckt eben ganz wo anders! Die Langhoiz- flößerei, wie sie heute noch auf der Nagold betrieben wird, ist lediglich als Mittel zum Transport von Sägwaren aufzufassen. Nur der Sägwarentransport per Floß macht die Langholzflößerei überhaupt noch rentabel. Auf ein Nagoldfloß können ca. 2000 Bretter als Oblast geladen werden. Das sind rund 3 Eisenbahnwagenladungen L 200 Ztr. Diese Odlast kommt nahezu frachtfrei nach Mannheim, denn die Kosten dafür sind ganz geringe und kommen kaum in Betracht, dagegen wird der ganze Aufwand für die Eisenbahnfracht von Altensteig > bis Mannheim gespart und das deckt weitaus
die Mehrkosten des Langholzflößereibetriebs. Man verbiete dos Belasten der Flöße mit Schnittwaren, sicher hört dann die Langholz- flößerei sofort auf und der ganze Streit um die Flößerei löst sich ohne weiteres von selbst.
Vielleicht nimmt doch einer oder der andere der Herren Landtagsabgeordneten Veranlassung, diese Dinge einmal zur Sprache zu bringen. Es wäre in der That von größtem und allgemeinstem Interesse, von kompetenter Seite Auskunft zu erhalten darüber, warum seitens der Regierung mit einer Zähigkeit, die einer besseren Sache würdig wäre, an einem feudalen Zopf, der längst abgeschnitten gehörte, festgehalten wird, insbesondere aber auch, warum die Eisenbahnverwaltung sich nicht wehrt um die schönsten Frachten, die ihr durch die Flößerei geradezu vor der Nase weggeschnappt werden!
Nagold. 26. Dez. Die Kneipp'sche Kur- und Badeanstalt von R. Frölich zum Waldeck hier soll in eine Heilanstalt für Lungenleidende umgewandelt werden.>
Großes Treibjagen wurde am Johannisfeiertag von den Pforzheimer Jagdpächtern auf der Gemarkung Göbrichen einschließlich Ka- tharinenthalerhof abgehalten. Es wurden 138 Hasen und 4 Rehe erlegt. Dieselben wurden einem Pforzheimer Wildprethändler zum Verkauf übergeben.
Dürrmenz- Mühlacker. Ein Haupttreffer der Ulmer Dombau-Lolterie ist mit 30000 Mark hierhergefallen. Das Los harten gemeinschaftlich Landwirt Grimm hier, dessen in Pforzheim in einer Scheideanstalt als Wäscherin beschäftigte Tochter u. der Bräutigam der Letzteren, ein Bahnarbciter in Mühlacker, erworben. Die Gewinnsumme ist bereits erhoben und verzinslich angelegt. In eurem Jahr soll erst die Hochzeit des glücklichen Paares staltsinden, bis dahin bleiben beide in ihren Stellungen. — Eine Familie B. in Eutingen wurde am Christabend vom Christkind reichlich beschenkt und zwar durch: 1) ein Mädchen, 2) ein Kalb und 3) 14 Ferkel, von welch' letzteren leider zwei gleich wieder ihren Geist aufgaben. Zu solch' außergewöhnlich starkem Segen darf man gewiß gratulieren!
Pforzheim, 28. Dez. Der heutige Schweinemarkt war mit ca. 100Milchschweinen befahren. Verkauft wurden 90 Stück zu einem Durchschnittspreis von 12 vkL das Paar.
Deutsches Weich.
Die kommandierenden Generäle der deutschen Armeekorps werden auch diesmal am Neujahrstage in Berlin cintreffen um in her« kömlicher Weise dem Kaiser bei der üblichen Parole-Ausgabe ihre Glückwünsche zum Jahreswechsel abzustatten. Auch der Besuch mehrerer Landessürsten anläßlich des Neujahrsfestes wird am kaiserlichen Hofe erwartet, u. A. derjenige der Könige von Sachsen und Württemberg, sowie des Großherzogs von Baden.
Berlin, 28. Dez. Einer Meldung aus Athen zufolge soll Fchr. v. Hammer st ein, der dort unter dem Namen Herdart sich aufhielt, gestern von einem Berliner Polizeikommissar mit Hilfe des deutschen Konsulats und der griechischen Polizei fest genommen und nach Brindlste befördert worden sein.
Darmstadt, 28. Dez. Gestern wurde hier unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters ein Komite zur Vorbereitung einer allgemeinen Feier der Erinnerung an die Kaiserproktamation in Versailles gebildet. Die gesamte Schuljugend soll den Gedenktag der Aufrichtung des deutschen Reiches mit den Lehrern festlich begehen und über die daraus erwachsenen Segnungen belehrt werden.
Der Eisenbahn-Reformverein hat an die badischen Kammern eine neue Eingabe über Reformen im Eisenbahnwesen gerichtet. Er verlangt Einstellung von Wagen 3. Klasse in alle Schnellzüge, Ermäßigung der Fahrtaxe für Kinder, Einführung von lötägigen Landeskarten zum Satze von 20 Mk. für die 3. und von 30 Mark für die 2. Klasse, billige Sonntagskarten, Ermäßigung der Gepäcktaxe und Vereinfachung der Gepäckbeförderung und weitere Ausgestaltung
des Kilometerhefte- mal eine kurze B, Mannhei nach 7 Uhr wur Es brannte die neralanzeiger) niet sich, die Entstehn nicht bekannt.
Vor kurzem < neunjährige Sohn kolikartigen Schm, Leiden verschlimm daß nur eine sehi Eröffnung der Lei Teiles des Blindt retten konnte. I, den sich zwei l Patient vor 1 */r zeitig mit den K Warnung für El diese Gefahren au Wü r zb ur der Schnellpresser in Zell aus Anlaj Schnellpresse (eine ein großes Fest st gemeinsamen Milt die Arbeiter, die wie die Angehöri, geschmückten beid Fabrik vereinigt Jnf.-Regls. spiel Herr Fr. v. Kön Heinrich Tafel dm Weihnachisbescheei schöne Fest zeigte hältnis in dem zwischen Fabrikhei Metz. 28. ' geschenk spendet seit Anfang Dezei Ehlbeck in Gestalt Löwen.
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