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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Zür eingesendere Artikel übernimmt die Redaktion eine Verant­wortung nur im Sinne des preßgesetzes.

Neuenbürg. Eingesendet zur Wahl. Wähler, wählet nur solche Männer aufs Rat­haus. die ihren Gemeinderatsstuhl nicht dazu mißbrauchen, um eigennützige Absichten durch­zusetzen oder um eine besondere Rolle zu spielen und ihre eitlen Gelüste nach persönlicher Macht zu erreichen. Wählet besonnene, unparteiische und unabhängige Männer, die einen gediegenen, bescheidenen Charakter haben und die einem besonnenen, zeitgemäßen Fortschritt huldigen. Wir wollen keine Parteilichkeit auf dem Rathaus und keine Fraktionswirtschaft wie z. B. im Reichstag. Darum wählet keinen Parteipopst und keine einseitigen Parleikämpfcr, die Alles nur durch ihre Parteibrille ansehen und die immer Rücksicht auf ihre politischen Glaubensgenossen nehmen. Wählet unabhängige und uneigennützige Mitbürger, die sich im ge­selligen Leben als ruhig und rechtlich denkende Männer bewiesen haben. Nur solche Leute passen auf das Rathaus.

Zur Gemeinderats-Wahl.

Neuenbürg. Ein gesendet. Die letzte Nummer des Enzthälers brachte eine Reihe von Wahlvorschlägen aus denen deutlich hervorgeht, daß die Gemeinderats-Wahl nunmehr unter das Zeichen der Wasserfrage gerückt ist. Wie un längst an einem anderen Ort, scheint auch hier die Bezeichnungtrocken oder naß- zum ge flügelten Wort zu werden. Ob dies richtig ist. möchte immerhin bezweifelt werden, denn der neue Gemeinderat hat nicht blos die Wassersrage zu entscheiden, sondern er hat 6 Jahre seines Amtes auf dem Rathaus zu walten und da kann und darf es der Bütgerschaft nicht einerlei sein, wer im Gemeinderat sitzt. Es ist in den letzten Jahren oft und viel darüber geklagt worden, daß ein Bruchteil des Kollegiums sich za einer Clique herausgebildet hat, die die Ge­meindeverwaltung mehr als notwendig unter ihren Einfluß zu stellen suchte. Die Bürger­schaft wird sich daher zu fragen haben, ob sie dieses Cliquen-Wesen weiter dulden oder ob sie ihm ein Ende machen will. Aus den Wahl- Vorschlägen fällt insbesondere einer auf, der von der Bolkspartei auszugehen scheint und der ganz überwiegend ausTrockenen- zusammengcstelll ist. Man ist versucht, zu fragen, ob bei ein­zelnen der Vorgeschlagenen, welche ihre Abneig­ung gegen eine Wasserversorgung einzig und allein mit dem Hinweis aus die Steuerlast be- gründen können, das Interesse des Gesamtwohls oder vielleicht das eigene Interesse übcrwicgt? Es wird überhaupt mit Unrecht der Wassersrage die Steuerlast entgegengestellt. Die Gabholz- gerechtigkeit ist seiner Zeit von den bürgerl. Kollegien mit der Absicht abgeschafft worden, dadurch die nötigen Mittel für die Wasser­versorgung zu gewinnen. Das Gabholz ist als Gegenleistung für die Schaffung einer Wasser- Versorgung bezeichnet worden, man hat dadurch auch von den ärmeren, weniger steuerkräsligen Leuten eine Beisteuer zur Wasserversorgung ver­langt und jetzt, nachdem das Gabholz gefallen ist, will man die versprochene Wasserversorgung hinlertreiben! Das wäre ja der reinste Betrug an der Bürgerschaft, den sie hoffentlich nicht still schweigend hinnehmen wird. Es ist ja richtig, daß wir hier unter Steuerdruck leiden, aber mehr noch leiden wir unter dem Rückgang der Er­werbsverhältnisse. Diesem Mißstand gegenüber sollte man nicht aus engherziger Rücksicht auf den Steuerbeutcl unthätig bleiben. Mit offenem, auf das Gesamtwohl gerichtetem Blick sollte man auf eine Besserung der Verhältnisse hinarbeiten, das wäre sicherlich eine vornehmere Aufgabe. Das Wasser gehört zu den notwendigsten Lebens­bedürfnissen, bei dessen Mangel ein gesunder Fortschritt unmöglich ist. Die Bauthätigkcit lag hier seit langer Zeit vollständig darnieder, erst in den letzten Jahren sind einige neue Häuser außerhalb das Weichbildes der Stadt erstanden. Würden aber diese Häuser, deren Erbauung doch einen recht wohlthätigen Einfluß auf das Ge- werbe ausübte und die Steuerkrasl vermehrte, auch erstanden sein, wenn man den Besitzern gesagt hätte. für Wasser wird nicht gesorgt

Sicherlich nicht und darum darf man jedem Trockenen- entgegenhalten. daß er durch seine Stellungnahme den Fortschritt geradezu unter­bindet und das Gewerbe schädigt. In anderen Städten tritt immer mehr das Bestreben her vor. die Wasserkräfte dem Kleingewerbe nutzbar zu machen, um das Gewerbe zu heben. Dieses Bestreben wäre auch hier angezeigt und deshalb ist eine Stellungnahme gegen das Wasser keine dem Gewerbe freundlich gesinnte Und noch eins. Man hört so oft darüber klagen, daß es bis jetzt noch nicht möglich gewesen sei, den Fremden Verkehr merklich zu heben und Kurgäste heranzuziehen. Ja dos ist allerdings zu beklagen und doch ist Neuenbürg vermöge seiner Natur- schönheiten eigentlich wie zu einem Kurort ge- schaffen Aber wohlverstanden, aus nichts wird nichts; die Grundbedingung für einen Luftkur- ort ist gute Luft und reines Trinkwasser und solange man cs an Letzterem fehlen läßt, wird Neuenbürg me Luftkurort werden. Es wäre zu i wünschen, daß solche Erwägungen bei der de- vorstehenden Wahl Platz greifen würden. Möchten die Wähler, frei von allen Nebenrücksichken. mit offenen Augen dos richtige erkennen und den Blick auf das G-famtwohl gerichtet dazu beitragen, daß ein gesunder Fortschritt ermög­licht wird. _

Neuenbürg, 9. Dez. Die vom Ge­werbeverein für Samstag abend ausge- jchricbenc Versammlung zur Erörterung des neuen Wasserleilungsprojekts der Stadt war zahlreich besucht. Nachdem der Vorstand darauf aufmerksam gemacht halte, daß mit der Ver­sammlung lediglich nur eine Aufklärung über verschiedene Punkte bezweckt werden solle, gab Hr. Stadtschultheiß Stirn in ein­gehender Weise Aufschluß zunächst über die in den letzten Jahren bestandenen Quellwasser- Versorgungsprojekte und darauf über die städt­ischen Finanzverhältnisse. Er legte dar, wie cs ohne Erhöhung der gegenwärtigen Gemeiude- umlagen möglich sei, eine neue Quelle zuzuleffcn. Die Ausführungen wurden mit aufmerksamen Interesse und Dank ausgenommen. Es kamen im Verlaus der ordnungsmäßigen Debatte auch noch andere den Gewerbestand besonders be­rührende Angelegenheiten zur Sprache, in denen besonders der anwesende Hr. Oberamtmann ffine thatkräftige Unterstützung zusicherte. Schließlich sprach der Hr. Oberbeamte seine Ansichten in Sachen des Wasserleitungsprojekts aus und richtete einen warmen Appell an die Bürger schaff, sie möge die für die Entwickelung der Stadt und ihrer gewerblichen Verhältnisse so wichtige Verbesserung der Wasserversorgung ins Auge fassen.

Neuenbürg, vr. Siegfried Benignus, im Jahre 1886/87 Unterlehrer hier, hat eine In- augural-Dissertation zur Erlangung der philo­sophischen Doktorwürde der Universität Straßburg vorgelegt und zwar:Studien über die Anfänge von Dickens", mit welcher Arbeit er zum Ooetor Mil. promoviert worden ist. Prof. Dr Brandet von Straßburg i. E. (jetzt in Berlin) schreibt darüber vom 6 Mai 1895:Die Dissertation des Herrn Benignus scheint mir geeignet, auch in weiteren Kreisen Interesse zu wecken, weil sie über einen vielgelesenen Autor auf einem eigen­artigen Wege zu neuen Ausschlüssen gelangt. Namentlich das Kapitel über das Verhältnis von Dickens zu den politischen und sozialen Be wegungen seiner Zeit und Umgebung, wird sicherlich viel gelesen werden. Deshalb glaube ich eine Ausgabe für den Buchhandel mit gutem Gewissen empfehlen zu können. Seit dem Er- scheinen der Forster'schen Biographie (1872) ist keine so eingehende Studie über Dickens mehr veröffentlicht worden. Die Fakultät hat daher der Arbeit auf meinen Vorschlag ein sehr ehren­des Prädikat zuerkannt." Rezensionen darüber sind im N Stutlg. Tagbl. vom 25. Sept. und im Schw. Merkur vom 20. Okt d. I. enthalten. Dr. Benignus ist z. Z. Repetent an der Kgl Realanstalt Stuttgart.

Calw, 9. Dez Gestern Sonntag Nach­mittag vereinigten sich im Saale des Badischen Hofes Mitglieder des evang. Bundes zu einer nachträglichen Lutherfeier. Der Vorsitzende,

Stadtpfarrer Schmid, hielt einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über Luther und die Kinderwelt. Dekan Braun zeigte, wie die Größe Luthers gegründet sei in seinem schlichten Glauben an Gott und in seiner treuen Liebe zum deutschen Volk. Rektor a. D. Dr. Müller sprach über die Religionsreversalien. Landtagsabgeordnete Stadtschultheiß Haffner machte Mitteilungen über die Aussichten des Entwurfs im Landtage und betonte sein über­zeugtes Festbalten am RegierungScntwurf, für den er auch entschieden einlreten werde. (S. M.)

Einige Wahl kuriosa von der Gemeinde­ratswahl erzählt dasNeue Tageblatt." Fürst Bismarck unv Frau Klara Zetkin, die Vor» kämpienn des Frauenstimmrechtes, wurden je einstimmig" gewählt. Ein Wahlzelle!, zweifellos von einem zerstreuten Familenvater herrührend, lautete:Liebe Mama, schicke mir doch das Honic lebkuchenrez pi: die Honigicckerle habe» uns das letztemal so gut geschmeckt rc. Deine Tochter Lina".

(Eine gute Antwort.) In einer Dorpater Gesellschaft war Streit über die verschiedenen Nationalitäten entbrannt, wobei die deulschfeind- lichen Elemente die Oberhand halten. Am meisten that sich ein Halbpole, Namens Bulgarin, hervor, der als Spitze seiner deutschfeindlichen Rede den anwesenden Deutschen zurief:Es wird nicht mehr lange dauern, so werden die russischen Fahnen an den Ufern des Rheins wehen."Wohl möglich," erwiderte einer der deutschen Herren kühl,dann werden dort aber auch keine Weintrauben mehr gezogen werden, sondern nur noch Zwiebeln."

(Berschuappt.j Hausfrau (zu dem stelle- suchenüen Dienstmädchen):Warum sind Sie von Jhrcr vorigen Herrschaft entlassen worden?" Die Frau war nervös und konnte bas Säbelgerasscl nicht vertragen!"

A.:Ich möchte Dir das Geld zurücker­statten, um oos ich Dich so nach und nach an­pumpte; es müssen mindestens 2425 Mark sein!" B.: Weiß nicht Hab' mir's nicht ausgeschrieben!" A :Na, 15 Mark sind's sicher.« (Fl. Bl.)

Telegramme.

Berlin, 10 Dez. Der Seniorenkonvent des Reichstags beschloß, vor den Weihnachtsfeiern die erste Lesung der Gesetze über den unlauteren Wettbewerb und die Hanvwerkerkammen zu er- lebigen. Die Ferien sollen nicht vor dem 17. ds. beginnen.

Berlin. 10. Dez. Der Reichsanzeiger meldet: Die Kommission für Arbeiterstatistik lrat heute zusammen. Den Verhandlungen wohnten verschiedene Regierungskommifsionäre bei. Auf der Tagesordnung stehen die Punkte; Untersuchung der Arbeitszeit; Kündigungsfristen; Lehrlingsoerhältnisse im Handelsgcwerbe; Ar­beitszeit der Getreivemühlen.

Berlin, 11. Dez. Anläßlich der Auf­lösung der sozialdemokratischen Vereine, fanden gestern Abend 12 sozialdemokratische Partei­versammlungen statt. Unter den Rednern befanden sich Bebel, Liebknecht und Singer.

Berlin, 11. Dez. Die Morgenblätter melden aus Essen: Ein in der Dahlhausener Zeche Tiefbau entstandenes Feuer ergriff alle Gebäude und den Schacht, 50 Bergleute wurden mit Mühe gerettet.

Die Morgenblätter melden aus Düren (Rheinland): Ein junges Mädchen begoß in religiösem Wahnsinn ihre Kleider mit Petroleum, zündete dieselben an und starb qualvoll.

Frankfurt a. M., 10. Dezbr. Die Frankf.-Ztg." berichtet aus Petersburg: Der größte Teil, der in Petersburg und Kronstadt garnisonierende Schiffsmannschaften wird nach Sebastopol unb Nckoiajew zur Bewahrung der Schwarze-Meer-Flotte" beordel.

K o n st a n t i n o p e l, 11. Dez. Um 5 Uhr gestern Äbend ist die Made für die durch­fahrt der zweiten Stationsschiffe erschienen.

Mit einer Beilage

Redaltion, Druck und «erlag von C. M-eh in Neuenbürg.

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