Liederkranzlied. Jubilar Wilhelm bedankte I sich in herzlichen Worten für das ihm gewordene' Geschenk und leerte auf das weitere Gedeihen des Vereins sein Glas; ebenso sprach Jubilar Genßle seinen wärmsten Dank aus und ge­dachte mit von Herzen kommenden Worten der verstorbenen Mitglieder, indem er die Sänger aufforderte, sich von den Sitzen zu erheben. Im Verlauf des Abends verlas der Vorstand auch mehrere von auswärtigen Freunden des Vereins eingegangene Glückwunsch-Karten und -Telegramme. Die wirkungsvollen Lieder- Vorträge:Zieh hinaus beim Morgengrauen«, Mein Liebster schied von mir« ,Nach der Heimat möcht ich wieder« und das herrliche Wem Gott will rechte Gunst erweisen« von Mendelssohn (Preislied des Vereins) fanden ungeteilten Beifall und es war nun Zeit zum Tanzprogramm überzugehen. Dieses wickelte sich flott ab. Dazwischen wurden noch einige schöne Lieder zum gelungenen Vortrag gebracht, so daß der Abend in angenehmster Abwechslung verlief. Meister Wilh. Kade, früher zweiter Bassist des Vereins, brachte noch im Sinne der allen Sänger ein Hoch aus auf das fernere Gedeihen des Vereins. Mit Genugthuung kann der Verein nach seinen, besonders in der letzten Zeit erzielten Leistungen, sich sagen, daß ec nunmehr, was Stimmmaterial und Mitglieder- zahl anlangt, allen Anforderungen, die an einen solchen Verein gestellt werden dürfen, gerecht zu werden vermag, wie denn auch die vorgetragenen, wirklich schönen Chöre dies bestätigen. Es muß heute hier konstatiert werden, daß der Verein seine jetzige Blüte zum weitaus größten Teil seiner derzeitigen Direktion verdankt. Herr Schramm versteht sich trefflich auf die Einübung von Liedern; sein Fleiß, seine Aufopferung und Geduld als Dirigent ist bewundernswert; es ist ihm dadurch in seiner nunmehr 11jährigen Thätigkeit auch gelungen, daß die Sänger wirk­lich schöne Lieder ernsten und heiteren Charakters in reicher Zahl zum Vortrag bringen können. Herr Schramm verdient und erhält alle Aner­kennung hiefür; möchten aber auch die Mit­glieder seinen gewiß aufrichtig gemeinten Mahn­ruf zufernerem fleißigen Thun« recht beherzigen, damit der Verein auch in kommender Zeit unter seiner Leitung neue Lorbeeren zu erringen ver­mag. Seit dem Bestehen desEnz-Nagold- Gaues« ist Herr Schramm dessen Gcsamtchor- dirigent, eine Aufgabe, die, wie dies die letzten Gausängerfcstc gezeigt haben, neben mühevollem Dienst große Ausdauer und Sachkenntnis er- fordert. Nicht darf aber auch anläßlich des Jubiläums vergessen werden, daß der nunmehrige langjährige Vorstand, Buchdruckereibes. C. Mee h. welcher nebenbei auch Vorstand des Enz-Nagold- Gausängerbundes ist, im Sinne seines s Vaters mit aller Treue dem Liederkranz sich widmet, indem er an den Donnerstagssingstunden als erster Tenor regelmäßig teilnimmt, und daß er den vielseitigen Anforderungen, die ihm die Stellung als Vorstand auferlegt, mit Umsicht und Geschick gerecht zu «erden vermag, so daß stets daS beste Einvernehmen zwischen ihm und den Sängern besteht, ein Umstand, der dem Verein in seinem Ansehen fördernd zu gut kommt. Es sei nun allen denen, die durch ihr gestriges Erscheinen den Verein ehrten, der wärmste Dank hiemit ausgesprochen, denn es ist zu einer ge­deihlichen Werterentwicklung eines Vereins un­bedingt nötig, daß ihm auch wohlwollende Gönner und Freunde zur Hand gehen. Dies wünschen wir auch für die Zukunft unserem heutigen Jubel- Verein.

Pforzheim, 28. Nov. DieFahrrad- verordnung. Die einheitliche Fahrradverord­nung wird von allen Radfahrern mit Freuden begrüßt; sie ordnet in wünschenswerter Weise die unklaren Verhältnisse; dafür kann man der Großh. bad. Regierung nur Dank wissen. Gegen die Fünfmarl-Taxe beabsichtigt man jedoch Protest zu erheben; die Redaktion der radsportlichen ZeitschriftVelo-Sport« in Lahr i. B. be­reitet eine Petition an den Landtag vor. in der sie um Aufhebung der Taxe ersucht. Sie fordert alle Radfahrer Badens auf, diese Petition zu unterzeichnen und stellt Listen gerne zur Ver­fügung.

Deutsches Weich.

Die vom Bundesrate genehmigte Bor- läge zur Bekämpfung des unlauteren Wett­bewerbes weist verschiedene Abänderungen des gleichen vorjährigen Entwurfes auf. So haben die Bestimmungen gegen Ausschreitungen im Reklamewesen eine Erweiterung und Verschärf­ung erfahren. Ferner stellt die neue Vorlage den Angaben thatsächlicher Art bildliche Dar­stellungen und sonstige Veranstaltungen, die darauf berechnet und auch geeignet sind, solche Angaben zu ersetzen, gleich. Weiter ist bei dem Paragraphen, welcher die auf Täuschung be­rechnete Benutzung von Namen oder Firmen betrifft, ebenfalls eine Verschärfung eingelreten. Letztere spricht sich durch den völligen Wegfall der Stelle aus, wonach derjenige, der seinen eigenen Namen oder die für ihn eingetragene Firma benutzt, nur dann verantwortlich sein sollte, wenn bei der Benutzung des Nahens oder der Firma eine andere Absicht als die der Hervorrufung von Verwechslungen ausgeschlossen erschiene. Die vielangefochtenen Bestimmungen des früheren Entwurfes, welche sich auf den Verrat von Fabrik- und Geschäftsgeheimnissen beziehen, haben nur unerhebliche Abänderungen erfahren, und zwar meist redaktioneller Natur.

Die Ersatzwahl in dem bisherigen Hammer- stein'schen Reichstagswahlkreise Halle-Herford hat, wie schon vorauszusehen war, vie Notwendig­keit einer engeren Wahl zwischen dem konser­vativen Kandidaten Dr. Weihe und dem national­liberalen Kandidaten, für den auch ein Teil der Freisinnigen stimmte, Bürgermeister Quentin, ergeben. Elfterer hat nach einer vorläufigen Zusammenstellung 6553. letzterer 3908 Stimmen erhalten, außerdem fielen 2383 Stimmen auf den Sozialdemokraten Hoffmann, 213 Stimmen auf den Sondcrkandidaten der Antisemiten, Pfarrer Schall, während sich 247 Stimmen zersplitterten. Angesichts des bedeutenden Vor­sprunges, den der konservative Kandidat vor seinem liberalen Gegner voraus hak, dürste die Wahl des ersteren und hiermit die Erhaltung des Wahlkreises Halle-Herford für die Konser­vativen als gesichert gelten, da nicht anzunehmen ist. daß die Sozialisten und Antisemiten bei der engeren Wahl für den Natisnalliberalen ein- treten werden.

Bei dem deutschen Reichskanzl er waren kürzlich eine Anzahl Herren, Beamte und Aerzte, versammelt zur Beratung eines einheitlichen Vor­gehens in der Begründung von Volksheil­stätten fürunbemittelteLungenkranke. In der Besprechung kam zum Ausdruck, daß in der Bekämpfung der Tuberkulose durch Volks- Heilstätten mit allen Kräften vorzugehen sei. Der Direktor des Reichsgesundheitsamts, Köhler, illustrierte durch umfangreiches Material die Ge­fahr, der das Bolkswohl durch die Tuberkulose ausgesetzt ist. Für die Versorgung von gänzlich Unbemittelten und Unterbringung von Minder­bemittelten, die für die Anstallsverpflegung ein Entgelt zu zahlen vermöchten, wären unter ge­meinsamer Überleitung am besten zwei getrennt arbeitende Abteilungen zu bilden, wobei auf die Mitwirkung schon organisierter gemeinnütziger Vereine, in erster Linie des Roten Kreuzes, zu rechnen sei. Zum Schluffe wurde ein Außschuß gebildet für die weitere Verfolgung der Ange­legenheit.

Berlin, 24. Nov. Zu einem erschüttern­den Abschluß ist eine Liebesgeschichte durch den Tod dreier Menschen gekommen. Der 29 Jahre alte Architekt Georg Vits und die 30jährige Frau Bertha Sherry, geborene Kruse, haben den dreijährigen Sohn der letzteren Valentino und sich selbst durch Gift getötet.

Leipzig. 26. Nov. Für die von dem deutschen Patriolenbund zur Errichtung eines Bölkerschlachtvenkmals bei Leipzig ausgeschriebene Vorkonkurrenz sind 33 Projekte eingegangen. Den 1. Preis von 2000 erhielt Architekt Karl Doflein-Berlin.

Görlitz, 23. Nov. Der Scharfrichter Reindel aus Magdeburg vollstreckle heute Früh im Hofe des Gerichtsgefängnisses das Todesurteil an dem Ziegeleiarbeiter Wilhelm Henke, der am 28. Mai einen Knaben erdrosselt

> und gegen dessen Mutter einen Mordversuch verübt hatte.

Karlsruhe, 26. Nov. DieFranks. Z.« erfährt von unterrichteter Seite, daß im Laufe der Landtagsstssion doch noch eine Vorlage für Erstellung eines Rheinkanals von Maxau nach Karlsruhe an die zweite Kammer gelangen werde, und zwar nach dem Entwurf des Oberbaurats Honsell. Die Kosten des Entwurfs dürften sich auf 4'/s bis 5 Mill. Mark stellen.

Württemberg.

Stuttgart, 26. Nov. Wie man ver- nimmt, hat die Regierung beschlossen, die evan­gelische Landessynode zu einer außerordent­lichen Tagung zu berufen und zur Stellung­nahme gegenüber der veränderten Sachlage i» der Frage des Reversaliengesetzes zu veranlassen.

Stuttgart, 20. Nov. Der Kommissions­bericht über die Steuerreform. Gegen die Ver­wendung der Ortsvorsteher zu den Vor­arbeiten für die Einschätzung der Einkommensteuer wurden mehrfach Bedenken geltend gemacht unter Hinweis auf Baden, wo diese Geschäfte von nichtakademisch gebildeten Steuerkommissären zur vollsten Zufriedenheit versehen werden. Auch wurde darauf hingewiesen, daß die Ortsvorsteher, anstatt ihnen neue Geschäftslast zu übertragen, vielmehr entlastet werden sollten. Die Regierung ist dagegen ihrerseits der Ansicht, daß die Bei­ziehung der Ortsvorsteher im Interesse der Steuer­zahler zu befürworten ist. Bei den Strafbestimm­ungen wurde beanstandet, daß der bloß Fahrlässige oder der subjektiv Entschuldbare ebenso mit der Legalstrafe belegt werden kann, als der Dolose, wenn er seinerzeit den meist schwer zu erbringenden Beweis, daß eine Abgabenhinterziehung nicht beabsichtigt gewesen sei, nicht liefern kann. Diese nicht unwichtige Frage wird wohl im Plenum noch zur Sprache gebracht werden. Bei der Kapitalsteuer wurde Steuerermäßigung für die Ausländer gewünscht, welche sich nicht des Erwerbs wegen im Lande aufhalten. Man fürchtet nicht mit Unrecht, daß der wünschens­werte Zugang solcher Personen erschwert wird, wenn sie bei uns höher besteuert werden als in anderen Staaten. Dem wurde entgegengehalten, daß die Frage besser auf dem Boden der Ge- meindebestcuerung gelöst werde, da die Kommunen in erster Linie den Gewinn von den Fremden haben. Die Ansicht des Finanzministers: das Recht der Krone, eine einzelne Steuererleichter­ung im Wege der Gnade zu gewähren, welche durch die gesetzlich fixierten Befreiungsgründe nicht berührt, blieb nicht unwidersprochen. Was den neuen Gesetzentwurf betr. die Abänderungen des Gesetzes über die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer anbelangt, so wurde in der Kommission die Revisionsbedürftigkest der be­stehenden Steuerkataster und insbesondere eine gleichmäßige Herabsetzung des Gcundkatasters gewünscht, wogegen eingewendet wurde, daß eS sich bei der von der Kommission selbst beantragten kurzen Dauer der Ertragssteuer für den Staat um eine allgemeine Revision der Kataster nicht mehr handeln könne. Für die Zwecke der Kom­munalbesteuerung seien die Kataster noch ganz brauchbar. Begrüßt wurde die unbeschränkte Beiziehung der Konsumvereine zur Gewerbesteuer, obwohl auch Stimmen laut wurden, welche die Steuerpflicht auf solche Konsumvereine beschränkt wissen wollen, welche auch an Nichtmitglieder Waren absetzen. Von mehreren Mitgliedern der Kommission wurde gewünscht, daß die den Verein für gemeinfchaftliche Verwertung land­wirtschaftlicher Produkte ihren Mitgliedern zu- gedachte Steuerfreiheit auch derartigen gewerb­lichen Vereinen eingeräumt werden sollte» eia Wunsch, der aber nicht unwidersprochen blieb. Bei den besonderen Bestimmungen für das Ge­werbekataster wurde die Festsetzung des steuer­baren Jahresertrags des Betriebskapitals auf 6°/o von mehreren Mitgliedern der Kommission beanstandet, von anderer Seite ein gleichmäßiger Prozentsatz für alle Gewerbe für unrichtig erklärt und eine Abstufung nach der Rentabilität ge­wünscht. Auch wurden Einwendungen dagegen gemacht, daß Forderungen, deren Zins- rc. Ertrag der Kapitalstcuer unterliegt, auch noch mit */- ihres Werts dem Betriebskapital zugerechnet