fühlen, daß ihm die Trennung von der ihm lieb- > gewordenen Stadt und dem Freundeskreis nicht leicht wird. Die gegenseitigen Gefühle kamen in verschiedenen Liedern und noch in weiteren Trinksprüchen zum Ausdruck. Es sprachen noch die HH Amtmann Zeller, Forstassistent Eisen- lohr, Frhr. v. Süßkind (Revieramtsass. in Wildbad, früher in Schwann), Freunde von der Universität her, die sich hier wieder fanden und sich treue Zugneigung bewahren. Baron v. Süßkind erinnerte den Scheidenden rn humoristischer Weise an hier und in Schwann erlebte fröhliche Stunden. Der Redner erinnerte sich weiter dankend an die ihm sr. Zt. von der Bürgerschaft bereitete Abschiedsfeier und freut sich darüber, daß auch dem Freund Schwabe eine solche Abschicdsfeier zu Teil geworden ist. Der Scheidende habe aber auch stets Fühlung nicht nur mit den HH. Beamten, sondern auch mit der Bürgerschaft gesucht und in seinem loyalen Sinn Verkehr auch mit dem einfachen Mann gepflegt. Das sei das Richtige, er (Redner) lege auch großen Wert darauf und möchte nur wünschen, daß allezeit ein solch gutes Einvernehmen zwischen Beamten- und Bürgerschaft geschaffen werde, wie dies der scheidende Freund so trefflich verstanden habe. — Hr. Metzger Köhler nahm hierauf Anlaß, in kurzen Worten ebenfalls die Leutseligkeit des Hrn. Amtsrichters zu preisen, gewiß werde die Bürgerschaft dem scheidenden Beamten ein bleibendes Andenken bewahren. Auch Hr. Stadtschultheiß Stirn sprach sich noch in diesem Sinne aus, was wohlthuenden Eindruck auf alle Anwesenden machte und wofür der Scheidende seinen lebhaften Dank abstattete. Im Verlauf des schönen Abends wurde noch manche Erinnerung an gemütlich verlebte Stunden ausgetauscht, worin das humorvolle allezeit ungezwungene Wesen des Scheidenden und die gewandte Art seines Verkehrs mit hoch und nieder in den Vordergrund trat. — Wir sind überzeugt, daß er auch in der Allgäustadt der gleiche liebenswürdige Gesellschafter sein, daß er auch dort den Anschluß nicht versäumen wird. — Mögen all die aufrichtig ge- meinten Wünsche für die scheidende Familie in Erfüllung gehen. Möge ein Wiedersehen in unserem Enzthal in nicht allzuferner Zeit wahr werden.
Deutsches Meich.
Der Kaiser soll beabsichtigen, bereits am 2. oder 3. Oktober Schloß Rominten, wo er ursprünglich länger zu verweilen gedachte, wieder zu verlassen, um sich direkt nach Schloß Hubertus stock zu begeben. Alsdann tritt der Monarch seine signalisierte Reise nach Elsaß- Lothringen — Besuche in Urville und in Straßburg, dazwischen Teilnahme an der Enthüllung des Denkmals für Kaiser Friedrich bei Wörth (18. Oktober) — an. Am 20. Oktober wird der Kaiser wieder im Neuen Palais bei Potsdam eintreffen.
Der Kaiser hat eine Kabinetsordre an das Gardekorps erlassen, in welcher er unumwunden erklärt, daß diese Elitetruppe des preußi- scheu Heeres seinen Erwartungen sowohl bei der Parade am 2. September, als auch bei den großen Manövern in Pommern voll entsprochen habe. Die Ordre weist auf den hohen Grad kriegstüchtiger Ausbildung und die musterhafte Disziplin des Gardekorps hin und schließt mit dem Danke des erlauchten Kriegsherrn an den kommandierenden General v. Winterfell), sowie an die Offiziere und Mannschaften des Gardekorps.
Berlin, 29. Sept. Dem Verordnungsblatt zufolge ist ein neues Exerzierreglement für Kavallerie erlassen, dessen Festsetzungen künftig allein maßgebend sein sollen. Das Reglement wird demnächst veröffentlicht werden.
Am 1. Oktober tritt die neue preußische Zentralgenossenschaftskasse ins Leben. Es waren hiebei mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden, welche mehrfache Reisen des Präsidenten Freiherru v. Huene nötig machten. Hoffentlich bewährt sich die neue Institution und trägt das ihrige zur Erleichterung der Lage der gewerblichen Krise des Mittelstandes bei, für welche die Zentralgenossenschaftskasse ja in erster Linie bestimmt ist.
Die Mittel für die Gewährung! warmen Abendbrotes für die Sol-I baten sollen, wie man von Berlin aus berichtet, in den Etat für das Jahr 1896/97 eingestellt werden. Wie erinnerlich, wurde die von dem Reichstagsabg. Schädler in der letzten Session eingebrachte bezügliche Resolution mit der Maßgabe einstimmig angenommen, daß ver erforderliche Mehrbetrag, sobald die Finanzlage des Reiches es gestatte, in Ansatz gestellt werde.
Um die badische Viehzucht zu unterstützen, hat die badische Regierung auf der Berner Ausstellung einen 1 Jahre alten fSimmen- thaler Zuchtfarren für 4000 angekauft. Das Tier wird der Zuchtgenossenschaft Villingen übergeben werden.
Württemberg.
Stuttgart, 28. Sept. Infolge des prachtvollen Wetters ist der Andrang des Publikums auf dem Bahnhof wie auf dem Charlottenplatz zur Fahrt „aui's Volksfest" geradezu ungeheuer. Während aber die Eisenbahnverwaltung die Ordnung im hiesigen Bahnhof aufrecht halten kann, sind die Straßenbahnwägen mit dem elektrischen Betrieb förmlichen Erstürmungen ausgesetzt, wobei es unter den Stürmern immer wieder zu heftigen Wortwechseln, Püffen rc. kommt. Die berittene Polizei muß die massenhaft aufgebotenen Schutzleute unterstützen, um das Volksfestpublikum wenigstens einigermaßen im Zaume zu halten. Nicht selten setzen sich in den Wägen die ärgerlichen Szenen fort, angetragene Ohrfeigen giebts die Menge, zum guten Glück bleibt es in der Regel bei den Drohungen. „Heißt ein Volksfestvergnügen!"
Stuttgart. 28. Sept. Eine aufregende Szene spielte sich heute Nachmittag 2 Uhr auf dem hies. Hauptbahnhof ab. Als eben der mit 2 Maschinen bespannte Frankfurter Schnellzug in die Halle einlief, wollte ein Ankuppler noch rasch das Geleise überschreiten, er stolperte und fiel den langen Weg „zwischen das Geleise." Die erste Maschine fuhr, das Notsignal gebend, über ihn weg, die zweite Maschine blieb vor ihm stehen. Infolge des glücklichen Umstandes, daß die beiden Geleise ziemlich hoch die Bodenfläche überragen, kam der Ankuppler mit leichten Kopfwunden davon, andernfalls wäre er vom Aschekasten der Maschine völlig zerdrückt worden.
Besigheim, 27. Sept. An einem dichtbelaubten Laskastock in der Enzhälde wurden neben prachtvollen, völlig ausgereiften Trauben auch 3 blühende getroffen, eine Erscheinung, die bis jetzt nur in den besten Weinjahren, wie 1846 und 1865, beobachtet worden ist.
Schwenningen a. N., 27. Sept. Aus den Schreckcnsruf „Feuer in Trossingen" fiel eine in den allerbesten Jahren stehende Frau in Ohnmacht und starb heute abend, ohne vorher wieder das Bewußtsein erlangt zu haben.
Marktpreise.
Neuenbürg, 28. September.
Butter, V 2 Kilo.^ I.—
Landeier, 2 Stück 15 Kisteneier 7 2 St. 13 ^
Pforzheim, 28. September.
Landbutter, V, Kilo.0.90—1.00
Süßrahmbutter.-kL 1.10—1.20
Landeier 2 Stück.13—14 ^
Kisteneier, 2 Stück.11—13 ^
Stuttgart, 28. September.
Saure Butter, Vr Kilo.-kL 1.—
Süße Butter, V, Kilo . . . . «-L 1.10—1.20
Frische Eier, 10 Stück. 65
Kalkeier, 10 Stück. 60 ^
Ausland.
Bern, 30. Sept. Das von der Bundesversammlung zur Einführung vorgeschlagene Zündhölzchenmonopol wurde in der gestrigen Volksabstimmung mit ungefähr 173 000 gegen 138 000 Stimmen und mit 14'/» gegen 7'/r Kantonstimmen abgelehnt.
Paris, 25. Sept. Trotz der offiziösen Mahnungen, hinsichtlich der Lage der Expeditions- truppen auf Madagaskar kaltes Blut zu bewahren und die Bevölkerung nicht in übertriebener Weise zu beunruhigen, geben die meisten Blätter den lebhaftesten Besorgnissen über das Schicksal der von General Duchesne gegen Antanarivo ge
führten leichten Colonne, Ausdruck. Einzelne sehen sogar eine Katastrophe als fast unvermeidlich an, da Duchesne von seiner Operaüons- basis vollständig abgeschnitken sei und selbst wenn er das Glück habe, ohne Widerstand innerhalb der gesteckten Frist nach Antanarivo zugelangcn, mit so großen Proviantschwierigkeiten zu kämpfen haben werde, daß die Existenz der Mannschaften ernstlich gefährdet sein könne. In fast allen Blättern wird jetzt auch der Ruf laut, jene Regierungsmänner, welche durch ihren Mangel an Voraussicht die schlimme Situation des Ex- peditionsheeres verschuldet haben, streng und unerbittlich zur Verantwortung zu ziehen. Besonders heftig wild der ehemalige Kriegsminister und gegenwärtige Kommandant des 4. Korps, General Mercier, angegriffen, der den madagassischen Feldzug vorbereitet und hiebei allen Warnungen zum Trotz die sträflichsten Fehler begangen habe. Selbst jene Journale, die den General Mercier anläßlich der Affaire DccyfuS als eine Art Baterlandsreiter gepriesen hatten, fallen wütend über den noch jüngst Verhimmelten her. Der Jntransigeant z. B., welcher angiebt, daß das Expeditionsheer monatlich 1000 Todesfälle habe und daß die Zahl der Kranken sich auf 6000 belaufe, berichtet: ein hochgestellter Colonialdeamier habe erklärt, den ganzen Jammer habe dieser „Crclin" Mercier auf dem Gewissen. — „Rappel" wieder jagt Mercier werde für alle Zeiten mit dem unheilvollen Beinamen „Le Malgache" gebrandmarkt bleiben. Die Berichte über die Zustände in einem Teile der Expedilionstruppen lauten geradezu erschütternd. I« dem Schreiben eines Soldaten an seinen Vater, das die „Lantcrne" veröffentlicht, heißt es u. A.: „Die Olfiziere bringe» uns nur mit Stockhieben vorwärts." Eine traurige Armee! — Der Präsident der Budgelkommiision Lockroy erklärte einem Journalberichterstatter, die finanzielle Lage sei sehr ernst, abgesehen von den sonstigen Nachtrügskrediten werde die Regierung noch weitere 50—60 Millionen für Madagaskar fordern Von den ungezählten Mill., welche die Expeditionen noch in Zukunft kosten werde, wolle er gar nicht sprechen. — Von anderer Seite wird mitgeteilt, daß der Kredit von 65 Mill., der für die Expedition bestimmt worden sei, seit drei Monaten erschöpft sei.
Unterhaltender Teil.
Auf Wache.
Erinnerung an das einstige württ. Fußart.-Bataillon von Otto Mcisenburg.
(Nachdruck verboten.)
Ein fröhliches Wiedersehen war es, das wir ehemalig Einjahrig-Freiwilligen anläßlich unserer wöchentlichen Reserve-Hebung im Juli 1893 in Ulm feierten.
Der Tag der Abreise unseres Bataillons nach dem Schießplatz Wahn (bei Köln) war herangerückt.
Alter Gepflogenheit treu hatten wir uns am Vorabend am runden Stammtisch beim „Berthäle" in der Hirschgasse zusammengefunden, um in vergnügter Stimmung bei dem schäumenden Gerstensäfte unsere Erlebnisse in den verflossenen Jahren gegenseitig auszutauschen.
Prüfend hatte Jungfer Bertha, das freundliche Wirtstöcherlein, jeden der Ankömmlinge betrachtet, und während sie den alten Bekannten die Hand zum herzlichen Willkommen reichte, überflog zuweilen ein recht schelmisches Lächeln das bleiche Gesicht.
Und warum wohl ? War doch der dicke Reallehrer nahezu kugelrund geworden, der magere, baumlauge Forstmann womöglich noch dürrer. Nur der stets mutwillige Gcrichtsschreiber war der Alte geblieben; merkwürdig schnell hatte er immer sein Krüglein geleert, um jedesmal, wenn Jungfer Bertha den „Frischen" mit einem „Wohl bekomm's, Herr Gerichtsschreiber!" vor ihm niedersetztc, ihr in die drallen Bäckchen zu kneifen, während er sie gleichzeitig recht schalkhaft mit dem reizenden Liedchen emlud:
Mädle, ruck, ruck, ruck an meine grüne Seite,
I Hab di gar so gern, ich kann di leide.
So vergingen uns die Stunden nur zu rasch unter Scherzen und Plaudern. Mitternacht war längst vorüber, der Gerichtsschreiber eingenickt. Endlich brachen wir auf und trollten uns. den bedenklich schwankenden „Federfuchser" in der Mitte, nach Hause.
Ich sah ihn erst wieder, nachdem das Bataillon nach glücklich überstandener Reise auf dem Wahner Schießplätze eingetroffen war. Bolle vier Wochen mußten wir in der schrecklichen Sandwüste aushalten, während es tagtäglich aus zahlreichen Feuerschlünden krachte, daß uns die Ohren summten. Mit Freuden begrüßten wir daher den Tag des Abmarsches. Unvergeßlich wird mir der Augenblick sein, als uns im Morgensonnenschein die glitzernden grünen Wogen des „Vater Rhein"