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Weuenbürg.

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Kriegschronik 1870/71.

28. September 187«.

Vom Kriegsschauplatz. Ferritzres. König Wilhelm besichtigte heute von 10 Uhr vormittags bis abends die Truppen-Aufstellungen nördlich und nordöstlich vor Paris. Hierbei wurde der König in Sevran von dem Kronprinzen von Sachsen mit seinem ganzen Stabe ampfangen. Ueberall wurde der König von den Soldaten jubelnd begrüßt.

Straßburg. Heute früh 8 Uhr besetzten die deutschen Truppen Straßburg. Um 11 Uhr war ein Halbkreis vor dem Glacis der Lünette 44 gebildet worden, Generallieutenant v. Werder in Begleitung des Großherzogs von Baden, mit sämtlichen Ge­neralen und Stäben in der Mitte. Nachdem ein drei­faches Hoch auf Se. Majestät den König ausgebracht war, begann das Borbeiziehen der französischen Truppen. An der Spitze General Uhrich, Artillerie-General Baral, Admiral Exelmann und etwa 50 Offiziere der höheren Stäbe. Der Großherzog von Baden und Generallieutenant v. Werder stiegen vom Pferde und empfingen den General Uhrich, welcher eine würdige Haltung zeigte. Das Borbeiziehen der Ge­fangenen begann bald darauf, anfangs in leidlicher Ordnung, nach und nach in vollständiger Auflösung. Den Offizieren nicht mehr gehorchend, auch teils be­trunken, zerschlugen sie die Waffen auf den Steinen. Erst gegen 3 Uhr gelang es unseren Truppen, welche die musterhafteste Disziplin bewahrten, die Besatzung aus der Stadt zu entfernen und leidliche Ordnung her­zustellen. Die meisten Offiziere stellten die Ehren- Erklärung aus, darunter auch General Uhrich; ein kleinerer Teil weigerte sich und ging in die Gefangen­schaft. Der Sturm war für die nächsten Tage be­schlossen. Nach Mitteilungen des Geheimrats Engel, welcher in höherem Aufträge nach Straßburg gegangen war, um die Verhältnisse zu prüfen, sind über 400 Häuser abgebrannt, 8000 bis 10 000 Menschen obdach­los; nicht weniger als 1700 Zivilpersonen getötet und verwundet worden, worunter 56 Mitglieder der Feuer­wehs. Der Verlust an liegendem und fahrendem Gut wird auf 180 Milk. Franken geschätzt.

2«. September 187«.

Straßbnrg. In einem amtlichen Berichte über die Belagerung heißt es: Die Wälle der Festung ,auf der angegriffenen Front, sowie die von Kehl aus be­schossene Zitadelle zeigen in überraschendster Weise die gewaltige Wirkung unserer Artillerie. Der Mangel an Disziplin in der französischen Besatzung kann die Verteidigung wohl gelähmt haben. Aber auch bessere Truppen hätten nicht lange mehr Widerstand leisten können, denn der Aufenthalt auf den Wällen unter dem Feuer unserer Geschütze war fast unmöglich, eine niedere Grabenverteidigung nicht vorhanden, die Bresche offen, die Zitadelle im Innern ganz zerstört und ihr Stadtthor in Trümmern. Wir haben in Straß- burg mehr als 1200 bronzene Geschützrohre, eine die Erwartung übersteigende Zahl von Gewehren, fast 3000

Zentner Pulver und sonstiges Kriegsmaterial in einer noch gar nicht übersehbaren Menge vorgesunden.

Vom Kriegsschauplatz.Vor Paris nichts Neues."

Metz. Prinz Friedrich Karl ließ dem Marschall Bazaine durch einen Parlamentär den Fall Straß- burgs anzeigen.

Am 27. September, vor 25 Jahren nachmitttags stieg am Münsterturm zu Straßburg die weiße Fahne empor, als Zeichen der Ergebung, die Tags daraus durch den Abschluß der Kapitulation besiegelt wurde. So war denn das alte Sehnen erfüllt, alte, merkwürdige Prophezeihungen waren Wirklichkeit geworden. Der Schwäb. Merkur" schreibt: Fast hundert Jahre zuvor, im Jahre 1774, hatte Schubart einGesicht" gehabt und in seiner deutschen Chronik es kundgegeben.Hehr war die Nacht und der Mond trat hinter einem Trauben­hügel hervor, so friedsam und schön, wie das Antlitz der Unschuld, wenn es betend zum Himmel blickt. Da kam in des Mondes Düften Germania. Hoch und ernst; heiliges Eichlaub rauschte in ihren wallenden Locken." Sie führt den Dichter in ihr Heiligtum.In einem Eichwald stand ein Tempel; groß, majestätisch in altdeutscher Pracht, das Vorbild der Münster zu Straß­burg und Ulm." Auf den beiden Seiten des Innern glänzten die Bildsäulen der Patrioten von Hermann bis zu Friedrich dem Großen; im innersten Heiligtum waren die Denkmale der Deutschen aufgeschlagen, auf Pergament geschrieben! Die neuesten derselben wollen dem Dichter nicht gefallen, denn sie reden von Er­niedrigung unter welscher Sitte. Aber sie schließen: Weine nicht, deutscher Mann: die Löwen er- erwachen, sie hören das Geschrei des Adlers, seinen Schlachtruf. Sie stürzen hervor, wie die Cherusker aus den Wäldern stürzten; reißen abgerissene Länder aus den Händen der Fremden, und unser sind wieder ihre fetten Triften und ihre Traubenhügel. Ueber ihnen wird sich ein deutscher Kaiserthron erheben und schrecklichen Schatten auf die Provinzen seiner Nachbarn werfen." Der Dichter, der selbst fühlt, daß er ein Prophet sei, schließt mit den Worten:Leser halte dieses Gesicht für einen prophetischen Traum, es kann wahr werden. Die Zeichen der Zeit sind dieser Vermutung sehr günstig. Schon sind wir an Zahl, Maß und Gewicht allen Nationen überlegen. Bleiben wir einig, wie wir es jetzt sind, so werden wir bald die erste Nation der Welt sein. Ich wollt, ich könnte dies im Wetter sagen, so ernst ist mir." Ungerne fügt man ein Wort an diese ergreifenden Töne. Sie klingen in der That ime eine Stimme im Wetter. Sie atmen Gewitterluft, Blitze zucken daraus und erheben die Gestaltung einer künftigen Zeit, der Zeit vor nunmehr 25 Jahren, da sich alles erfüllte, was der Dichter geschaut. Stromab von Straßburg, auf den Höhen des Niederwalds, steht zur Verewigung des 1870 Geschehenen ein hehres Bild. Es gleicht dem Bilde, das Schubart im Geiste geschaut: Germania hoch und ernst; heiliges Eichenlaub rauscht in ihren wallenden Locken."

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 29. Sept. Zu Ehren des dieser Tage von hier scheidenden Hrn. Amts­richters Dr. Schwabe vereinigten sich gestern abend dessen Freunde und Bekannte zu einer Abschiedsfeier im Gasthof zurAlten Post". Die sehr ansehnliche Versammlung gab beredtes Zeugnis dafür, wie sehr der Weggang des Scheidenden, welcher auf die Amtsrichtecstelle in Wangen im Allgäu ernannt ist. in allen Kreisen bedauert wird. Den Gefühlen des Be­dauerns, einen Freund verlieren zu müssen, der esmit Allen gekonnt hat", der Jedermann eine wohlwollende Herzlichkeit entgegenbringt und der deshalb hier und im Bezirk beliebt ist, gab zu­nächst Hr. Kameralverwalter Löflund beredten Ausdruck. Ihm schloß sich Hr. Graf v. Uxkull in herzlichen Worten an. Wir können uns dem Eindruck nicht entziehen, daß wir in dem Scheid­enden einen guten Freund verlieren, der sich unverändert gleich und wohlwollend blieb. Sein offenes, vergnügtesGrüß Gott" ist herzge­winnend. Des Scheidenden treffliche Eigen­schaften, der nicht blos von Berufswegen jeder Schlechtigkeit und Gemeinheit abhold entgegen­stand, machen uns die Trennung schwer. Hr. Oberamtsrichter Läge! er, der von auswärtigen Dienstgeschästen zurückkehrend, erst etwas später sich einfinden konnte, zollte dem Scheidenden, der nun bald 4 Jahre als Amtsanwalt und interimistisch als Amtsrichter hier thätig, volle Anerkennung. Weiter sagte der Redner, daß, wenn auch der Wunsch des Scheidenden, der hier seinen Hausstand gegründet, hier Amtsrichter sein zu können, nicht in Erfüllung gegangen sei, er seine Ernennung nach Wangen doch nicht zu bedauern habe, denn die Stadt in der Boden­seegegend habe gleich der in unserm Schwarz­wald auch ihre Reize, dazu komme ja noch, daß die Familie liebe verwandtschaftliche Beziehungen nun in der Nähe pflegen könne. Bei den trefflichen Eigenschaften als liebenswürdiger Gesellschafter werde es dem Scheidenden bald gelingen, auch in der neuen Stadt einen Freundeskreis zu ge­winnen. Der Scheidende dankte hierauf den Herrn Vorrednern für ihre anerkennenden Worte und verabschiedete sich aufs herzlichste mit einem Gruß an die liebe Stadt Neuenbürg und ihre Einwohnerschaft. Man konnte wohl heraus-