645

Interessenten dienlich sein. Die Begleitung von Weinsendungen in Wagenladungen durch die Versender beziehungsweise durch deren Leute ist allgemein zulässig. Diese Begleitung ist auch zugelassen, wenn für verschiedene zusammenge- ladene Einzelsendungcn ein gemeinschaftlicher Begleiter gestellt werden will. Der Begleiter hat zutreffendenfalls eine Fahrkarte III. Klasse zu lösen und Ausstellung im Innern des Wagens, also nicht auf der Plattform, zu nehmen. Die Gülerstellen sind angewiesen, zur Vermeidung von Verwechslungen und Verschleppungen nur solche leere und gefüllte Weinfässer zur Be­förderung anzunehmen, welche an beiden Boden­seiten mit weißer Oelfarbe genau gezeichnet sind. Es empfiehlt sich, die zum Versandt kommenden Gebinde womöglich mit dem voll­ständigen Namen zu versehen. Im Interesse einer regelmäßigen und raschen Abfertigung wird den Versendern von neuem Wein dringend empfohlen, jeder Auflieferung, wenn thunlich, stets den Frachtbrief beizugeben oder die Güter- stellen bei der Anfuhr wenigstens mit einer Notiz zu versehen, aus welcher zu entnehmen ist, nach welcher Station die Sendung bestimmt ist und ob solche als Einzel- oder als Wagen­ladungsgut Beförderung finden soll.

Pforzheim, 26. Sept. Der gestrige Schweinemarkt war mit ca. 230 Stück Span- und Milchschweinen beschickt. Bei zurück­gehenden Preisen wurden nur etwa v/, derselben abgesctzt. Bezahlt wurden für Ferkel unter 4 Wochen alt 10 und 11 Mk. per Paar, für ältere wurden erlöst für je 7 Paar 12 und 13 Mark, für je 6 Paar 14 und 15 Mk. per Paar, und für je 4 Paar 17 und 18 Mark.

Deutsches Weich.

Berlin, 25. Sept. DieNordd. Allgem. Zkg." ist zu der Erklärung bemächtigt, daß die vomFigaro" veröffentlichte angebliche Unter­redung eines seiner Berichterstatter mit dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe überhaupt nicht stattgefunden hat und demgemäs die ganze Er­zählung desFigaro" von Anfang vis Ende erfunden ist. (Wir haben schon in der letzten Stummer bemerkt, wie unwahrscheinlich diese neueste, vomFigaro" ins Szene gesetzte Sen­sationsnachricht ist. Man darf einigermaßen ge­spannt fein, wie sich diesmal der Allerwelts­lügenbold herausreden wird.)

Berlin, 25. Sept. Einem den Blättern zugehenden Bericht zufolge will der unter dem Verdacht des Landesverrats hier verhaftete In­genieur Ludwig Pfeiffer ein Angestellter der Waffen- und Munitionsfabrik von Skola in Pilsen sein, welche hier eine Filiale errichten soll. Es verlautet, Pfeiffer ser in die Kölner Landesverratsgeschichte verwickelt.

Nürnberg, 26. Sept. Das Schöffenge- richt verurteilte den Redakteur des hiesigen so­zialistischen Blattes wegen groben Unfugs zu 50 ^ Geldstrafe, weil er bei Besprechung eines Sittlichkeitsvergehens im Irrenhaus zu Hildes­heim über den heiligen Geist gewitzelt hatte.

Köln, 25. Septbr. DieKöln. Ztg." schreibt: Der Wasserstand des Rheins geht noch immer mehr zurück; heute früh hatte der Strom nur noch 0,88 Meter. Die Köln-Düffel- dorfer Dampfschifffahrts-Gesellschaft hat ihre Fahrten noch nicht eingestellt, sondern nur wegen des außerordentlich niedrigen Wasserstandes die größeren Schiffe zurückgezogen und einen be- schränkteren Fahrdienst eingerichtet, der mit Hilfe der flachgehenden Dampfboote, zu denen auch die neuesten Schiffe gehören, auf der ganzen Fahrstrecke Mannheim-Rotterdam für den Per­sonen- und Güterverkehr zur Zeit noch ausge- sührt wird.

Straßburg i. E., 24. Sept. Die Ein­nahmen der Tageskasse aus den Eintrittsgeldern für die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung sind im Voranschlag mit 269 000 Mark eingestellt. Mit dem heutigen Tage ist diese Summe über- schritten worden.

Württemberg.

Stuttgart» 23. Sept. DieBerliner Liedertafel" traf gestern abend hier ein. Die Begrüßung auf dem Bahnhof durch den hiesigen

Liederkranz war eine herzliche. Bei dem Fest- > mahl brachte der Vorsitzende des Liederkranzes, Oberpostmeister Steidle, ein Hoch auf den Kaiser, der Vorsitzende der Liedertafel, Oberst­lieutenant a. D. Knyke, ein Hoch auf den König von Württemberg aus. Gemeinderat Stähle feierte die Reichshauptstadt. Heute vor- mittag fand eine großartige Huldigung vor dem Schillerdenkmal, bestehend aus Gesangsvorirägen und Reden statt. Am Montag gaben die Ber­liner Sänger ein großes Wohlthätigkeitskonzert im Festsaale der Liederhalle. Dem Konzert wohnte I. M. die Königin a«. Der Saal war dicht gefüllt. Die Einnahme des Konzerts dürste sich auf annähernd 2000 belaufen. Nach demselben füllte sich der Konzertsaal in wenigen Minuten zu dem Bankett, das zu Ehren der Berliner Gäste veranstaltet worden war. Derselbe bot den festlichen Anblick von vorgestern bei dem Festmahl im Hintergründe den Bergkegel mit der Hohenzoüeryburg. Für die Berliner Gäste waren die vorderen Tafeln Vorbehalten worden; die Gallerte war meist von Damen besetzt. Nach der ersten Be­grüßung und Unterhaltung begaben sich die Sänger des Stuttgarter Liederkranzes auf das Podium und trugen unter Prof. Fürst lers Leitung mehrere Chöre vor, welche allgemeine freundliche Aufnahme fanden. Vorstand Steidle sprach den Dank aus für die Genüsse, welche die Berliner Liedertafel bereitete. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die angeknüpfte Freund­schaft, auf welche der Stuttgarter Liederkranz mit Stolz blicke, eine dauernde bleiben möge. Der 1. Vorsitzende der Berliner Liedertafel ant­wortete mit der Versicherung, daß die Berliner Liedertafel die dargebotene Hand nicht mehr loslassen werde;Vom Fels zum Meer" lautet das deutsche Sprichwort undSchwaben und Berlin" gehören für immer zusammen; der Redner forderte die Berliner auf, ein musikalisches Hoch auf den Stuttgarter Liederkranz zu singen. Mit Schwung wurde dasselbe ausgeführt. Hr. Dobel brachte ein Hoch auf das deutsche Vaterland aus. Wie aus einem Munde erklang darauf darauf begeistert der Gesang:Deutschland, Deutschland über Alles!" Es begann nun der humoristische Teil. Kunstpfeifer risch pfiff die Rosinenarie aus dem Barbier von Sevilla und infolge des stürmischen Beifalls das Mendelssohn'scheDuett":Ich wollt meine Lieb ergöße sich." Ein Berliner Herr brachte nach poetischer Huldigung der Schwäbinnen ein Hoch auf sie aus. Der Liederkranzchor sang einige schwäbische Volkslieder: Mädle laß dir was erzähle, O Maidle du bist mei Morgestern, Muß i denn zum Städtele naus, die mit unbe­schreiblichem Jubel ausgenommen wurden. Hier­an schloß sich die Fidelitas im großen Stile; das lustige Musikantenquintett des Liederkranzes und ähnliches mehr erhöhten die Fröhlichkeit. Am Dienstag vormittag reisten die Sänger nach Straßburg ab, woselbst sie ebenfalls Konzerte geben. Kurz vor Abgang des Zuges stimmten die Scheidenden nochmals ihren Wahlspruch Fest und klar, treu und wahr" an, dem jubeln­der Beifall folgte und den die Sänger des Liederkranzes mit ihrem WahlspruchDeutsches Lied und deutsche That, sei gespriesen früh und spat" beantworteten. Neue Kundgebungen er­schollen bei der Abfahrt genau um 4 Uhr aus den Wagen. Von beiden Seiten erbrausten die Hochrufe;Lebwohl Stuttgart, Auf Wiedersehen!" ertönte es, die Taschentücher und Hüte wurden geschwenkt; in offenkundiger Weise zeigte sich die Freundschaft, welche Stuttgart und Berlin verbunden.

Stuttgart, 25. Sept. Bei dem von der Berliner Liedertafel veranstalteten Wohlrhätig- kcitskonzert wurde ein Reinertrag von 1500 ^ erzielt, von denen ^/s zur Verleitung an die Abgebrannten in Leonberg kommen und '/, dem schwäbischen Schilleroerein in Marbach zuge- wiesen wird.

Stuttgart, 21. Sept. Eine Versamm- lung von Gesangvereinen, darunter der Guten­bergverein, hat derSchw. Tagw." zufolge be­schlossen, sich von allen Arrangements, die ge­legentlich des deutschen Sängerbundfestes geplant sind, so lange der Liederkranz in Betreff der

> Ueberlassung seiner Lokalitäten Unduldsamkeit übe. fern zu halten. Ferner sprachen sich die meisten der vertretenden Vereine für Gründung eines Arbeitersängerbundes aus. Ferner be­richtet dieTagwacht" von einer vom Turnklub Stuttgart einberufenen Versammlung von Turn­vereinen des Neckargaues, auf der 12 Vereine vertreten waren und mit 25 gegen 12 Stimmen einen Protest gegen die auf dem Deutschen Tur­nertag in Eßlingen beschlossene Abänderung des ß 2 des Grundgesetzes der deutschen Turnjchaft annahm.

Stuttgart, 25. Sept. (Württ. Schwarz­waldverein.) Der Ausflug des hiesigen Be­zirksvereins am letzten Sonntag 22. Sept. hatte sich einen der schönsten Aussichtspunkte im Schwarzwald, die sogen.Teufelsmühle" bei Loffenau zum Ziele ausersehen. Mit dem Früh­zug fuhren die Teilnehmer nach Wildbad. Dort angekommen wurde ohne Aufenthalt die Fuß­wanderung angetreten. Ueber Soldatenbrunnen durch das Eyachthal quer hindurch und entlang dem Dürreychbach gelangte man in 3*/r Stunden zurTeufelsmühle", von wo sich bei dem herr­lichen Wetter ein überaus schöner Ausblick er­öffnet?. Zu unseren Füßen in einer Tiefe von über 600 m erblickten wir zwischen Rcbenhügeln und Obstgärten reizend eingebettet das württb. Pfarrdorf Loffenau, weiter links das badische Städtchen Gernsbach an der Murg, die wie ein silbernes Band das liebliche Landschaftenbild durchzieht, und noch viele Städte und Dörfer bis hinein zum Rheinstrom, dessen in der Mit­tagssonne hellstrahlende Wellen wir eine längere Strecke weit verfolgen können. Ueber Gernsbach grüßen uns die Badener Berge Staufenberg, Merkur, Battert und Ebersteinburg, weiter gegen Süden die Badener Höhe mit dem hochragenden Aussichtsturm und die Hornisgründe, und ebenso reiht sich nordwärts über Loffenau Bergkamm an Bergkamm: Eichelberg, Wanne, Heukopf, Bernstein und weiter östlich der Rennberg und Wurstberg. Gegen Osten endlich bietet sich noch ein reizender Blick in das liebliche Albthal bis zu den schroff abfallenden Felsen des Falkenstein. Nachdem sich das Auge an dem einzig schönen Anblick satt gesehen, gings auf prächtigen Wald­wegen immer auf der Höhe über den Schweizer­kopf, der nochmals eine schöne Aussicht hinab auf Herrenalb und weithin in das badische Land bis nach Karlsruhe und den Hardtwald er­öffnet?, in 3stündigem Marsch zum Dobel, wo im Gasthof zurSonne" das Mittagsmahl ein­genommen wurde. Um noch den Abendzug zu erreichen, gings alsdann in heiterer Fahrt auf Leiterwagen zur Station Rothenbach, von wo der Schnellzug die Teilnehmer nach Stuttgart zurückbrachte. (S. M.)

Stuttgart, 22. Sept. In die lebhafte Agitation der Wirte gegen das Ralskellerprojekt bringt derBeob." einen schrillen Mißton, in­dem er entschieden für einen Ratskeller eintritk. Darüber sind die Wirte Stuttgarts verschnupft, zumal fast sämtlich bei den letzten Wahlen für die demokratische Kandidatur eingetreten sind.

Die Stuttgarter meteorologische Zenlralst ation hat gestern (24.) den 48. Sommertag gezählt. Damit ist die volle normale Zahl, die bis Ende September erreicht werden sollte, wirklich erreicht. Nach den kühlen Nächten vom 21.23. Sept. war die Hoffnung auf weitere Sommertage gering geworden. Allein der Hochdruck, welcher in diesen Tagen so regel­mäßig, wie selten, von Irland bis Sachsen vor­gedrungen war und nun eine leichte Rechts- fchwenkung auSsührte, welche den Kern nach Siebenbürgen führte, hat in seiner neuen Stell­ung warme südliche Strömungen, welche oben­drein noch etwas föhnig durchsetzt waren, her­vorgerufen, so daß die Temperatur trotz der vorgerückten Jahreszeit über die für einen Sommertag festgesetzte Grenze (25 ° C) sich er­heben konnte. Weil auf der Höhe wegen der geringen Nebelbildung daselbst die Sonne früher wirksam wird als in den Thälern, so ist da­selbst die Temperatur noch höher gestiegen, als in den niedrigen Lagen. Hohenheim hatte im Maximum schon am 23. 25,7° (Stuttgart nur 23,8°) und gestern 26°, also nahezu 1° mehr als Stuttgart. Auch das noch höher gelegene