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Freudenstadt hatte am 23. 25°, also 1° mehr als Stuttgart, und am 24. 26° also gleichviel. Die Austrocknung der Wälder ist eben auch sehr weit vorangeschritten, so daß die abkühlende Wirkung des im Waldesschatten länger feucht bleibenden Gebiets aufgehört hat. (S. M.)

Crailsheim, 22. Sept. DerBeob­achter" bringt in seiner Abonnements-Einladung die Nachricht, daß unser 12. Wahlkreis einer Reichstagsersatzwahl demnächst entgegensieht. Danach scheint der bisherige Reichstagsabge­ordnete G. Pflüger sein Mandat niedergelegt zu haben, an dessen Ausübung er schon seit längerer Zeit durch Krankheit gehindert war.

Ulm, 26. Sept. Der Glückliche, der das große Loos der Reutlinger Lotterie mit 25 000 Mark gewonnen hat, ist der Lokomotivführer Heilbronner von hier. Der Mann kann das Geld wohl brauchen; er ist Vater von 9 Kindern.

Weinsberg, 23. Sept. Gestern ertönte hier Feuerlärm; bald stellte es sich aber heraus, daß solcher durch einen Mann in Scene gesetzt wurde, welcher von seiner Frau Schläge bekam, die sich auf die Bühne flüchtete und von dort herabFeuer!" schrie, wodurch die Kunde sofort weiter drang. Auf dem Rathaus ertönte kurze Zeit darauf die Feuerglocke. Eine schneidige Frau!

Trossin gen, 26. Sept. Gestern abend 9 Uhr brach in einem Wohnhaus in der Weißen­gasse, nahe beim Gasthaus zum Ochsen Feuer aus, welches so rasch um sich griff, daß 18 Wohn- und Oekonomiegebäude, darunter der Gasthof zum Ochsen und andere größere Ge­bäude dem verheerenden Element zum Opfer fielen.

Jsny, 26. Sept. In dem benachbarten Weitnau im bahr. Allgäu brannte in der ver­gangenen Nacht die dortige Sägmühle voll­ständig ab. Auch eine große Anzahl im Freien gelagerte Brettervorräte wurde ein Raub der Flammen.

Jls Hofen, 25. Septbr. In Eckarts­hausen warf ein Knecht gefundene Patronen in ein Feuer aus dem Felde. Dieselben entluden sich und der Knecht erhielt mehrere Verletzungen.

Ravensburg, 25. Sept. Die Stadt Ravensburg hat für jede getötete Maus 1 Pfg. genehmigt.

Besigheim, 24. Sept. Der Stand der Weinberge ist ein außerordentlich schöner. Bisherige Preise 180200 Mk. Für Ausstich­bergwein (Wurmberger, Niedernberg) wurden 220 Mk.. für Schalksteiner 250 Mk. per 3 Hkl. erzielt. Donnerstag den 26. September werden sich die Vorsteher der weinbautreibenden Orte des Bezirks auf dem hiesigen Rathause versam­meln, um den Beginn der Weinlese festzusetzen.

Hößlinsülz, 26. Sept. Am Dienstag wurden von einem Reutlinger Weinhändler ver­schiedene Weinkäufe gemacht. Für weißes Ge­wächs bezahlt er den Mittelpreis, für rotes Gewächs ü Pfund 22

Weinsberg, 26. Sept. Verschiedene Weinkäufe wurden hier abgeschlossen mit 10 über den Mittelpreis.

Obstpreiszetlel.

Stuttgart, 26. Sept. Zufuhr auf dem Wil­helmsplatz: 200 Zentner ausländisches Mostobst zu 5 »lL 50 bis 5 80 ^ per Ztr.

Stuttgart, 26. Septbr. Kartoffelmarkt am Leonhardsplatz. Zufuhr 1000 Ztr., Preis per Zentner 2 70 ^ bis 3 -tL ^z. Krautmarkt am

Marktplatz. Zufuhr 2500 Stück Filderkraut, 16-^L^ bis 22 vkL per 100 Stück.

Ausland.

Bei den fortgesetzten Gemeinderatswahlen in Wien haben die Antisemiten auch bei der 2. Wählerabteilung einen großen Erfolg über die Liberalen davongetragen, wenn sie auch nicht wie bei der 3. Wahlabteilung alle Mandate er­obern konnten. In der 1. Wahlabtcilung wer­den die Liberalen wohl ihre Mandate behaupten aber in der künftigen Stadtvertretung besitzen die Antisemiten eine große Mehrheit, wenn auch noch keine */s Majorität. Man darf nun da­rauf begierig sein, wie sich das neue Ministerium Badeni zu der antisemitschen Rathausmehrheit von Wien stellen wird. Daß der Wahlerfolg

der letzteren in der österreichischen Hauptstadt auch an vielen andern Orten Oesterreichs an­steckend wirken wird, läßt sich Vorausehen.

Die Franzosen hatten wegen der Reise des russischen Ministers des Auswärtigen Fürsten Lobanow nach Contrexeville und wegen dessen Konferenz mit dem französischen Minister des Auswärtigen Hanoteau allgemein geglaubt, nun werde das russisch-französische Bündnis auch zu einem Trutzbündnis erweitert worden sein, so daß der Revanchekrieg demnächst losgehen könnte. Nun aber stellt sich heraus, daß Fürst Lobanow dem Präsidenten blos einige Schmeiche­leien gesagt und ihn zu der Krönungsfeier des Zaren nach Moskau eingeladen hat, während fast gleichzeitig oder jedenfalls unmittelbar nach dieser hochwichtigen politischen Transaktion der russische Finanzminister Witte in Paris erschien, um die französischen Finanziers für eine neue Anleihe zu gewinnen. Letztere scheinen indes diesmalden Butzen gemerkt" und den Wünschen des Herrn v. Witte nicht in allem entsprochen zu haben, weshalb letzterer auf seiner Rückreise nach Petersburg die Güte hatte, in Berlin aus­zusteigen , wahrscheinlich um bei den deutschen großen Banken denjenigen Teil seiner künftigen Anleihe unterzubringen, den ihm die Franzosen nicht abnehmen wollten. Letzteren sind die vielen russischen Baßgeigen am politischen Himmel plötzlich wieder aus den Augen verschwunden und zu diesem Aerger gesellt sich der bedeutende Verdruß über die immer trostloseren Nachrichten von der Expedition auf der Insel Madagaskar. Die Erkrankungen unter jenen Truppen nahmen so sehr überhand man spricht von 12- bis 15000 Fällen in jedem Monat daß sowohl der Kriegsminister als der Marineminister sich in Zuschriften an die Zeitungen von dem Vor- Wurf reinzuwaschen suchen, daß sie ihre Pflicht nicht genügend gethan hätten. Wenn es jetzt den Franzosen nicht gelingt, in einem raschen und verzweifelten Vorstoß die Hauptstadt der Howas Antananarivo zu erobern, so ist die ganze Expedition der Franzosen gescheitert und zu einer Wiederholung derselben werden sich weder die erforderlichen Gelder noch geeignete Mannschaften mehr auftreiben lassen.

Toulouse, 25. Sept. Unter der hiesigen Bevölkerung herrscht eine große Erregung über die in der Vorstadt St. Cyprien ansässigen spanischen Zigeuner, weil einer derselben einem Maurer während eines Wirtshausstreites beide Augen ausgestochen hat. Am Montag abend zogen 600 mit Knitteln bewaffnete Burschen nach dem Zigeunerviertel. Nur durch die En­ergie der Polizei wurde Blutvergießen ver- hindert.

Ostende, 24. Sept. DemNeuen Wiener Abendblatt" wird von einem großen Juwelen- dieb stahl gemeldet. In dem vornehmsten Juwelierladen in der Rue Flandre wurde ein­gebrochen und mehrere hundert Diamanten, zahlreiche Edelsteine und Banknoten im Werte von einer Million gestohlen. Sieben Kurgäste, zwei Amerikanerinnen und fünf Engländer sind als der That verdächtig verhaftet worden. Der Laden ist völlig ausgeraubt.

vermischtes.

(Eine lustige Malzkaffee-Geschichte), ange­stiftet von einem Witzbold gelegentlich eines Ausfluges eines Münchener Gesangvereines auf den Schafberg, hat zuerst in derNeuen Züricher- Zeitung" Aufnahme, und von da aus den Weg in eine Reihe von Zeitungen gefunden. Darnach hätte Kommerzienrat T , Chef der Münchner Malzkaffee-Fabriken, über sein eigenes Fabrikat, das man ihm ohne sein Wissen als Frühstück vorgesetzt, zum Gaudium aller Aus­flugsteilnehmer sich in drastischen Ausdrücken ergangen. Wie uns nun von beteiligter Seite mitgetcilt wird, ist diese Geschichte vollständig erfunden. Der betreffende Kommerzienrat trinkt Kathreiner's Kneipp-Malzkaffee, der übrigens eine derartige Kritik nicht ermöglicht hätte, seit Jahr und Tag pur, so daß er zu einem solchen Reinfall" an und für sich nicht kommen konnte. Die That des Witzboldes besteht also nur darin,

einem Zeitungskorrespondenten die lustige aber, erfundene Geschichte als wahr aufgcbunden zu haben. (Anm. d. Red. Wir haben diesen ^ famosen" Sängerwitz kürzlich zwar auch gelesen, aber nicht in unser Bl. ausgenommen. Trotzdem wollen wir nun von obiger Berichtigung Mit- ' teilung machen.

(Ein hübsches Manövergeschichtchen) wird demGroßenhainer Tagbl." aus einem Manöver­quartier der dortigen Umgegend berichtet. Saß da eines Tages gegen Abend ein Offizier im Hof seines Quartiers, sein Pferd am Zügel haltend, da der Bursche nicht gleich da war, als ein biederes, schon hoch betagtes Bäuerlein, behaglich sein Pfeifchen schmauchend, auf ihn zutrat mit der Frage:Se sind wohl der Bursche von dem Leitnant?" Der Offizier, einem Jux nicht abgeneigt, ging auf die Frage ein und antwortete:Jawohl, ich bin der Bursche."Nu, da sagen Se mer eemal, ist das nicht die reene Verschwendung, daß der drei Pferde hat, zwee wär'n doch ooch genug!"

Ja freilich, zwee wär'n ooch genug," sagte der Offizier, mit Mühe sein Lachen verbeißend.

Er soll aber sehr gerecht sein, Ihr Herr," ' fuhr der redselige Alte fort,die Husaren halten viel auf ihn."Nu ja, er is wohl ein ganz hübscher Mann!"Aber sagen Se eemal, der andere Herr Leitnant, der kommt doch immer erst spät in der Nacht nach Hause. Ihrer is alle Abend schon um zehne da, es fehlt'm wohl manchmal ee bischen am Gelde?" Jetzt aber konnte der Offizier sich nicht mehr halten, und laut lachend die letzte Frage bejahend, zog er sich in den Stall zurück.

(Gut eingefädelt.) Fritzchen:Papa, ich weiß jetzt schon, was ich dir zu deinem nächsten Geburtstag kaufe!"Nun, was denn?" Einen gemalten Pfeifenkopf!Ja, ich habe aber doch schon einen sehr schönen!"Den Hab' ich aber g'rad zerbrochen!"

(Unter Freundinnen.) Die häßliche Klara: Denke Dir, was mir passiert ist, Anna; gestern traf ich den Assessor Meyer in einem dunklen Thorweg und da küßte er mich!" Die schöne Anna:Was Du sagst! Der Thorweg muß aber sehr dunkel gewesen sein!"

Auflösung des Rätsels in Nr. 150.

Adam hatte sieben Söhne.

Rätselfrage.

Was ist das für ein Handwerker? Er hat den breitesten deutschen Buchstaben dreimal hintereinander mitten in seinem dreisilbigen Namen und verfertigt Mordinstrumente aus den natürlichen Waffen des größten Tieres des festen Landes, um die Angriffe des kleinsten Tieres im organischen Waldgebiete damit zu bekämpfen.

Telegramme.

Leutkirch, 27. Sept. Gestern hat sich ein Arbeiter vor dem heranbrausenden Zug auf die Schienen gelegt; er blieb sofort tot.

Berlin, 26. Sept. Als gestern abend vor dem Zentralthcater ein Individuum ver­haftet werden sollte, riß derselbe sich los und stürzte ins Theater, wo er eine Parterrethüre öffnete und Feuer, Feuer! schrie. Darauf stürzte das Publikum erschreckt nach den Ausgängen. Das Publikum wurde nach einiger Zeit beruhigt. Verletzungen sind nicht vorgekommen.

Paris, 26. Sept. Das Schwurgericht sprach Frau Boulton frei, welche ihren Geliebten, den Subdirektor der russ. Bank, Glaser, der sie verlassen wollte, durch einen Revolverschuß ge­tötet hat.

Backu, 26. Sept. Gestern früh schlug der Blitz in eine Naphtafontaine und entzündete dieselbe. Das Feuer ergriff weitere 5 Fontainen. Ein Arbeiter wird vermißt, 2 sind verbrannt, 3 erhielten Brandwunden. Der Brand scheint lokalisiert zu sein.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.