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ziffern. Menschenleben sind, soviel man hört, nicht zu beklagen. Obdachlos werden gegen 20 Familien sein; 7 derselben seien, wie man hört, nicht versichert. Von dem ganzen Anwesen mit seinen schönen Einrichtungen ist nichts übrig geblieben als ein großer rauchender Schutthaufen. (Pf. Beob.)
-^Pforzheim, 17. Sept. Hr. Notar Joseph Schlenker aus Chicago, der Führer der deutschen Veteranen, die aus Anlaß der 25jährigen Sedanfeier einen Ausflug nach Deutschland unternahmen, hat dem Herrn Musikdirektor Ruscheweyh gestern einen Besuch abgestattet.
Deutsches Weich.
Berlin, 17. Septbr. Der Kaiser ist mittels Sonderzugs gestern Abend um 7 Uhr 10 in Potsdam eingetroffen. — Aus Wilhelmshaven wird gemeldet, daß der Kaiser 200000 Mark zum Bau einer evangel. Kirche gespendet hat.
Berlin. 16. Sept. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist heute abend in Berlin wieder eingetroffen, nachdem er auf der Rückfahrt nach Rußland in Danzig dem Kaiser Vortrag gehalten hatte.
Berlin, 17. Sept. Ueber die Audienz des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe beim Zaren berichtet die Post: Der Reichskanzler hat wiederholt seiner großen Freude Ausdruck gegeben über den, ungemein liebenswürdigen Empfang, der ihm am russischen Hofe zu Teil geworden. Der Kanzler hat den Zaren auf dem politischen Gebiete wohl unterrichtet gefunden und war von dem einsichtsvollen Entgegenkommen Sr. Maj. in dieser Hinsicht aufs Angenehmste berührt, so daß er mit neuer Zuversicht auf das Fortbestehen des europäischen Friedens S. Maj. verlassen hat. Von politischen Tagesfragen wurden nur 2 berührt: die armenische Angelegenheit und die ostasiatische Frage.
Berlin. Es verlautet die wenig glaub- liche Nachricht, daß die deutsche Zentrums- Partei am 20. September d. I. eine allgemeine Kundgebung gegen Italien aus Anlaß der Feier der fünfundzwanzigjährigen Wiederkehr des Einrückens italienischer Truppen in den Kirchenstaat veranstaltet werde.
Berlin. Am Samstag hat die Delegation der britischen „Jron Trades Association" , welche vor Kurzem in ihrer offiziellen Eigenschaft in den rheinischen und schlesischen Eisenwerken eingehende persönliche Beobachtungen anstellle, ihren Bericht veröffentlicht. Derselbe spricht sein Erstaunen über die Vervollkommung, die Fortschritte und die Ueberlegenheit der deutschen Eisenindustrie gegenüber der englischen aus. Die Delegation faßt das Resultat ihres Besuches in Deutschland dahin zusammen, daß die englischen Fabrikationsmethoden veraltet und unvollkommen den deutschen gegenüber und die deutschen Arbeiter besser bezahlt und besser versorgt seien als die britischen. Der Bericht hat eine Sensation — um nicht zu sagen eine Bestürzung — in fast allen Kreisen heroorge- rufen, welche bisher die englische Eisenindustrie für die erste der Welt hielten. (D. W.)
Berlin. Die „Deutsche Warte" kann einen neuen Beweis der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und China melden: China beabsichtigt tausend junge
Leute nach Europa zu senden, um sie in deutscher Kriegsführung und in der Handhabung europäischer Waffen unterrichten zu lassen. Be- kannrlich sind vor Kurzem bereits 40 deutsche Offiziere als Instruktoren zur chinesischen Armee gegangen.
München, 16. Sept. Die 1. Nummer der „Münchener Freien Presse" wurde heute wegen Majestätsbeleidigung, enthalten in einem Artikel mit der Ueberschrift: „Was ist Infamie?" konfisziert.
Freiburg i. B., 17. Sept. Eine hier gestern Abend veranstaltete sozialdemokratische Versammlung wurde bei einer Rede des elsässtschen Reichslagsabgeordneten Bueb-Mühlhausen auf- gelöst.
Nürnberg, 17. Septbr. Joh. Viktor Schlickert, der Begründer der hies. Elektrizitäts- Gesellschaft ist in Wiesbaden an Gehirnerweich
ung gestorben. Derselbe war am18. Okt. 1846 hier geboren.
Württemberg.
Bebenhausen, 16. Sept. Se. Maj. der König wird morgen auf der Blockhütte im Revier Entringen zur Jagd auf Hochwild ein- trcffen. Der Aufenthalt ist jedoch nur auf 2—3 Tage beschränkt.
Marienwahl, 16. Sept. Se. Maj. der König fuhr heute Morgen in Begleitung des Generaladjutanten und sämtlicher Flügeladjutanten mit der Bahn nach Eckartshausen, um sich nach dem Manöverterrain zu begeben. Bei der Ankunft in Eckartshausen wurde Seine Majestät von dem Ortsvorstand, sowie von dem Schulmeister des Orts und dem von Altdorf, die mit ihren Schülern ebenso wie die Feuerwehr von Eckartshausen Spalier bildeten, begrüßt. Nachdem der König sich kurze Zeit aufs huldvollste mit denselben unterhalten halte, stieg er zu Pferde und nahm am Manöver bis zum Schluffe, sowie an der Besprechung teil.
Stuttgart. Die 7. Kompagnie des Grenadier-Regiments Königin Olga (1. württ.) Nr. 119, Kompagniechef Frhr. v. Könneritz, welche das beste SchießresuUat im Armeekorps aufzuwcisen hat, hat aus Grund Allerhöchster Ordre vom 13. September d. I. die Erlaubnis erhalten, das in der Allerhöchsten Ordre vom ' 23. Februar d. I. bestimmte Kaiserabzeichen zu tragen. Dasselbe wird von sämtlichen Mannschaften der Kompagnie auf dem rechten Oberarm getragen und besteht in einem hübsch gearbeiteten ovalen Eichenkranz aus vergoldetem Metall, überragt von der Königskrone. In der Mille befinden sich 2 gekreuzte Gewehre. Am Band des Kranzes befindet sich die betr. Jahreszahl. in welchem der Preis erworben wurde; in diesem Falle 1895. Zu dem Kaiserabzeichen erhält die glückliche Kompagnie noch einen dauernd in ihren Besitz übergehenden Kaiser- Preis, der Kompagnteches ein bleibendes Erinnerungszeichen. Die 7. Kompagnie trägt bereits das Kaiserabzeichen.
Stuttgart, 16. Sept. Die Probefahrten mit den neuen durch Elektrizität getriebenen Straßenbahnwägen haben heule auf der dem öffentlichen Verkehr noch nicht übergebenen Slraßenbahnstrecke von der Fangelsbachstraße zum Zahnradbahnhos begonnen. Sämtliche Kutscher und Schaffner der Straßenbahn müssen der Reihe nach die Handhabung der elektrischen Einrichtungen der Straßenbahnwagen erlernen.
F r e u d e n st a d t, 14. Septbr. Gestern abend brannten hier zur Freude der hiesigen Einwohnerschaft die ersten elektrischen Lichter, zu dem das hiesige Elektrizitätswerk den erforderlichen Strom geliefert hatte. Auf dem oberen Marktplatz brannten zwei Bogenlampen die den Platz um den Musikpavillon auf mehrere 100 Schritte Entfernung fast taghell beleuchteten. Im Gasthof zur „Post", im „Schwarzwaldhotel", im Kurhaus „Palmenwald", im Hotel „Krone", in de: Apotheke des Hrn. Strichele, sowie im Elektrizitätswerk brannten elektrische Glühlampen. Die ganze Stadt ist mit zahllosen auf eisernen Ständern über den Dächern der Häuser angebrachten Telephon- und Lichtdrähten über- und umspannt. Die Telephondrähte lausen im Telephonturm des neuen Postgebäudes, die Lichtdrähte in einer auf dem Dach des Elektrizitätswerks aufgestellten Kuppel zusammen.
Freudenstadt, 17. L-ept. Gestern abend verunglückte der ledige Fuhrmann Heinzelmann von Lauterbad in der Nähe hiesiger Stadt bei der Auwirtschaft dadurch, daß er beim Sperren seines mit Langholz beladenen Wagens unvorsichtiger Weise unter denselben geriet. Das Rad ging dem Verunglückten über Hals und Kopf, so daß der Tod sofort eintrat.
Leonberg, 12. Sept. Die Notquartiere in der Turnhalle und im Ratyauje sind geräumt. Die Abgebrannten sind jetzt alle untergebracht. Hoch und Nieder schränkt sich ein so gut es geht und macht da ein Zimmer, dort eine Kammer frei für die Obdachlosen. Die christliche Nächstenliebe der hiesigen Einwohnerschaft thut, was in ihren Kräften steht. Die Räumung des Brandplatzes hat begonnen. Die benachbarten Gemeinden stellen 3 Tage
lang auf Rechnung ihrer Kaffe zahlreiche Fuhrwerke zur Abfuhr der ungeheuren Schutlmaffen. Die Gaben fließen zahlreich: am ersten Tage gingen ca. 1000 Mark ein. Allgemein ist man sich darüber vollständig klar, daß an eine Selbstentzündung des ausgezeichnet eingebrachlen Oehmdes entfernt nicht gedacht werden kann. Der Behörde erwächst mit der Neuanlegung und Vertauschung der Bauplätze keine leichte Ausgabe. Wie verlautet, sollen mehr als 20 hauptsächlich Landwirtschaft treibende Hausbesitzer außerhalb der Stadt sich anzusicdeln veranlaßt werden, so daß sich in das abgebrannte Viertel vornehmlich die Gewerbetreibenden zu teilen hätten.
Der Schw. Merk. v. 13. ds. enthält folg, beachtenswertes Eingesandt: Brandstiftungen durch Kinder. Das entsetzliche Brandunglück von Leonberg, das einen Schaden von Mill. an Gebäuden und Fahrnis verursacht hat, soll, wie gesagt wird, durch Spielen von Kindern mit Feuerzeug verursacht worden sein. Von Jahr zu Jahr mehren sich diese Fälle in bedauerlicher Weise; man sucht ihnen durch Belehrungen in der Schule zu begegnen, aber ohne Erfolg; sind ja doch die Urheber der Brände meistens Kinder, welche das schulpflichtige Alter noch nicht erreicht haben. So ergiebt man sich denn in diese Unglücksfälle, als in etwas Unvermeidliches, und doch gäbe es ein einfaches Mittel, um dieselben fast ganz zu unterdrücken: es ist dies das Verbot der Phosphorstreichhölzer, wie dies unseres Wissens in Teilen der Schweiz bereits durchgeführt ist. Die schwedischen Zündhölzer werden heutzutage um einen Preis her- gestellt, der denjenigen der Phosphorstreichhölzer kaum mehr übersteigt, wenn man in Betracht zieht, daß sie qualitativ viel besser und ihr Verbrauch daher entsprechend geringer ist. Die Entwendung einzelner solcher Streichhölzer durch Kinder ist unschädlich, da sie ohne die Schachtel nicht in Brand gesetzt werden können. Die Aneignung einer ganzen Schachtel durch die Kleinen würde zumeist schnell wahrgenommen werden und überdies könnten sie dieselbe nicht wohl mit sich führen, ohne daß es von den Eltern bemerkt wurde. Unter den zahlreichen Brandfällen der obenerwähnten Art wird sich wohl kein einziger finden, der durch die Verwendung schwedischer Zündhölzer herbeigesührt worden wäre. Allerdings bildet die Herstellung der Phosphorstreichhölzer noch immer einen Er- werbszweig für zahlreiche Bewohner unseres Landes, aber was will dies heißen im Vergleich zu den Hundertlaujenden und Millionen, um welche das Nationalvermögen alljährlich durch jene Unglücksfälle geschädigt wird, ganz abgesehen von der Gefährdung von Leben und Gesundheit der Menschen. Außerdem müssen die schweren Nachteile in Betracht gezogen werden, welche die Herstellung der Phosphorstreichhölzer für die Gesundheit der damit beschäftigten Arbeiter mit sich bringt, und welche auch durch die in den jüngsten Jahren angeordnete Verbesserung der FabrikalionSräume keineswegs gehoben sind. Auch der nicht seltenen Unglückssälle mag gedacht werden, welche beim Gebrauch der gewöhnlichen Zündhölzer durch das Abspringen des Phosphors verursacht werden. Müßte man die Besitzer der Streichholzwerkstätten mit einer Entschädigung abfinden, so würde dieselbe im Verhältnis zu ihrem Nutzen keineswegs hoch ausfallen und wurde dillrgerweise der Gebäudebrandversicherungsanstalt zur Last gelegt. Wollte aber die Slaatsregierung zu dieser gründlichen Maßregel greifen, so sollte der Einzelne wenigstens sich dadurch zu helfen suchen, daß er die Phosphorstreichhölzer aus seinem Haushalt verbannt.
Stuttgart, 16. Septbr. Kartoffelmarkt am Leonhardsplatz. Zufuhr 500 Ztr., Preis per Zentner 2 70 «j bis 3 »-Ü — ^z. — Krautmarkt am
Marktplatz. Zufuhr 3000 Stück Filderkraut, 15 ^
bis 20 «tL — Z per 100 Stück.
Ausland.
Mailänder Blätter versichern auf das Bestimmteste, daß der deutsche Reichskanzler sich im Oktober nach Monza begeben wird, um sich daselbst dem König Humberl vorzustellen und gleichzeitig mit dem Ministerpräsidenten Crispi zu konferireo.