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Da strahlte hell aus Blut und Dampf,
In großer Stunde „Wendung"
Nach heißem, sieggekröntem Kampf Des deutschen Volkes Sendung:
Der Traum aus alter Zeit Ward schöne Wirklichkeit;
Es stieg aus Sommer Nacht Des deutschen Reiches Pracht Und seine Kaiserkrone!
Sei uns gegrüßt in Deinem Glanz,
Du Reich, von Gott beschicken!
Das deutsche Herz gehört dir ganz,
In Dir ist Freud' und Frieden.
Was deutscher Geist ersann,
Was deutsche Kraft gewann Mit teuer'm deutschen Blut,
Das ist geweihtes Gut —
Wir hüten's treu und wahren's.
Sei uns gegrüßt, Du Sedantag, Erinnungsreich erstanden!
Dir gilt der Herzen Jubelschlag In allen deutschen Landen.
Sei uns ein Mahner neu An Lieb' und Mut und Treu'
Und lenk' uns Aug' und Herz Im Danken himmelwärts Zu dem, der uns gesegnet!
(Preisgekrönt unter 200 an die Schriststelle der „Deutschen Warte" eingegangenen Dichtungen.)
Aus Stadt, Be zirk u nd Umgebung.
Wildbad, 27. Aug. Zur würdigen Be- gehung des Tages der Schlacht von Sedan findet Heuer wie in früheren Jahren am 2. Sept. d. I. ein von der Stadt veranstaltetes Kinderfest statt. Die eigentliche 25jährige Erinnerungsfeier an 1870/71 soll dagegen hier erst am Tage der Erinnerung an die Schlacht von Champigny, 30.Nov., stattfinden, da die heurige Badesaison sich jetzt noch recht lebhaft gestaltet hat und länger als in sonstigen Jahren anzuhalten verspricht, wodurch eine allgemeine Beteiligung der Bürgerschaft an der Erinnerungsfeier am 2. September infolge geschäftlicher Verhinderung nicht zu erwarten wäre. Am Champigny-Tage, 30. Nov. d. I, sollen dann, infolge einmütigen Beschlusses der bürgerlichen Kollegien sämtliche Veteranen von 1870/71, und zwar Kombattanten und Nichtkombattanten, auf Kosten der Stadt festlich bewirtet und beschenkt werden, wozu pro Mann 8 vtL verwilligt wurden; überdies soll an die Witwen von verstorbenen Veteranen der gleiche Betrag als Geschenk verabreicht werden.
Herrenalb, 28. Aug. Die 6. Kur> liste von hier weist eine Frequenz von 3247 Kurgästen auf.
Grunbach, 29. Aug. In der Nacht vom 25. auf 26. d. M. ist der 43 Jahre alte verheiratete Wagner Johannes Buck von dem 19 Jahre alten Schustersgesellen Georg Gompper aus Laufen, O.A. Balingen, welcher hier in Arbeit steht, mit einem Stellmesser mehrfach in die Brust und in den Unterleib gestochen worden, so daß er vom Platze getragen werden mußte. Sein Leben ist in Gefahr. Der Thäter soll schon im Laufe des Abends die Absicht geäußert haben, den ihm mißliebigen Buck, der seinen früheren Lehrmeister auf schlechte Streiche desselben aufmerksam gemacht hatte, niederzustechen. Er ist in Untersuchungshaft in Neuenbürg.
Pforzhelm, 27. Aug. (Korresp.) Inder Konzerthalle zum „Riesen" fand gestern eine große Volksversammlung statt, in welcher der sozialdem. Landtagsabgeordnete Dr. Rüd t einen Vortrag über das neue sozialistische Agrarprogramm hielt. Dasselbe sei willkürlich in das alte Programm hineingeschoben worden und habe lediglich den Zweck die Landbevölkerung dem Sozialismus günstiger gesinnt zu machen. Es sei, wenn man es beim rechten Wort nennen wolle, offenkundiger Bauernfang, welchen man mit diesem Programmentwurf zu treiben beabsichtigte. Derselbe sei nicht einmal geistiges Eigentum der betr. Kommission, die mit seiner Ausarbeitung betraut worden sei, sondern in seinen einzelnen Bestimmungen den Forderungen der sozialreformaiorischen bürgerlichen Parteien entlehnt. Wenn der Entwurf in das Partei- Programm ausgenommen werde, dann sei es mit der Sozialdemokratie als revolutionärer Partei bald „Mathäii am letzten." Die in diesem Sinne gehaltene Resolution wurde ohne Widerspruch angenommen.
Nagold, 24. Aug. (Marktbericht.) Ochsen kamen 52 Paar zu Markt. Verkauft
wurden 2l Paar. Erlös aus diesen 19 266 I Zufuhr von Kühen 80 Stück, von Kälbern 18 ! St., von Schmalvieh 42 Stück. Zusammen ! 140 St. Verkauft wurden: 29 Kühe, Erlös > 8488 15 Kälber. Erlös 2682 »lL; 11 St. !
Schmalvieh. Erlös 1391 »iL Zusammen 12561 Mark. Schweine kamen zu Markt: Läuferschweine 236 Stück. Verkauft wurden 160 St. Preis pro Paar 37—90 Gesamterlös 5240 Mark. Saugschweine 142 St. Verkauft wurden 134 St. Preis pro Paar 18 bis 24 Erlös zusammen 1488
Deutsches Weich.
Der deutsche Kaiser, welcher einige Zeit bei seiner Familie in Wilhelmshöhe verweilte, ist mit der Kaiserin zu seiner Mutter nach Cron- bcrg bei Frankfurt und von dort aus für kurze Zeit nach Mainz gereist. Ende dieser Woche wird die kaiserliche Familie nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurückkehren, da die diesjährige Feier des 2. Sept. die Anwesenheit des Kaisers in Berlin erheischt.
Berlin, 29. Aug. Das Torpedoboot 8 41 ist am 28. August in der Nordsee gekentert und untergegangen.
In München tagte in dieser Woche der 42. Deutsche Katholikentag, wozu gleich von Anfang an über 2500 Teilnehmer erschienen sind. Neue Themata sind bis jetzt auf dem Katholikentag nicht besprochen worden. Es wird aber auch schwer halten, etwas anderes vorzutragen als auf früheren Katholikentagen schon geschehen ist. Diese Versammlungen dienen einesteils als Heerschau und andernteils als Ansporn für die Katholiken der betreffenden Länder oder Provinzen.
Würzburg, 29. Aug. Die Forstmännerversammlung hat als Ort der Versammlung für 1897 Stuttgart gewählt. Der „Schw. Merk." bemerkt dazu: Ein Glück, daß wenigstens noch ein Jahr dazwischen liegt; denn für 1896 sind allmählich so viele Feste. Ausstellungen und Kongresse für Stuttgart in Aussicht genommen, daß eine Veranstaltung der andern ins Licht zu treten droht.
Aus Baden, 27. Aug. Begreifliches Auf- sehen erregt die Rede, welche Großherzog Friedrich vor einigen Tagen in Ucberlingen, anläßlich der Eröffnung der Bahnlinie Ueberlingen-Stahringen gehalten hat. Der hohe Herr, der öfter schon Veranlassung nahm, vor der Gefolgschaft um- stürzlerischer Bestrebungen zu warnen, hat diesmal direkt auf die Sozialdemokratie Bezug genommen. indem er auf die neulich stattgehabte Hohentwieler Versammlung hinwies, die das Gegenteil von Allem erstrebte, was die Erhalt- ung einer festen Staatsordnung befördert. Es ist das erstemal, daß der Landesherr direkt diese Partei als staatsgefährlich in Erwähnung gebracht hat, wenn schon unschwer zu erkennen war, daß auch frühere Auslassungen dieser Art ihr gegolten haben. Die Rede wird lebhaft kommentiert. Während die regierungsfreundlichen Blätter sie mit Genugthuung begrüßen, fürchtet der demokratische „Landesbote", daß sie nur ein unerfreuliches Echo in den Reihen der Sozial- demokratie finden werde. Die sozialdemokratische „Volksstimme" in Mannheim quittiert mit Dank, für die Rede, in welcher sie den Beweis dafür erblickt, daß der Sozialismus den Herrschenden mehr Sorge macht, „als sie ahnen lassen wollen." Das leitende Organ der Zentrumspartei, der „Bad. Beobachter", begnügt sich mit der einfachen Wiedergabe der Rede. — Die Anhänger Dr. Rüdt's in Pforzheim haben einen Protest gegen die Aufstellung des Goldarbeiters Strotz dortselbst als Landtagskandidat im sozialdem. Offenburger „Volksfreund" erlassen, werden aber von der Redaktion dieses Blattes, das bis jetzt Rüdt sehr hold gesinnt war. furchtbar herunter- gekanzelt, ein Beweis dafür, daß es mit der Rüdterei zu Ende geht.
Straß bürg, 27. August. Seit der Belagerung hat Straßburg kein so großes Schadenfeuer gesehen, wie in der vergangenen Nacht. Gleich nach I I Uhr rötete sich über der Stadt der Himmel und im südwestlichen Teile sah man eine mächtige Feuersäule hoch empor- , schlagen, aus der wie künstlerisches Feuerwerk
dicke gelbe Feuerkugeln und kleine blaue Sterne noch höher geworfen wurden. Es stand in der Küßstraße das große Lagerhaus der Firma Scharrer u. Söhne in Flammen. Das Lagerhaus, in welchem sich eine Hopfendörre befindet, war zum größten Teil mit Hopfen gefüllt und in einigen Räumen lagerte Schwefel. Der Keller barg große Mengen afrikanischen Weines. Die Feuerwehr der Markthalle war zunächst zur Stelle. Branddirektor Wächter richtete sein Augenmerk auf die Rettung der Nachbarhäuser, in den Feuerherd wurde kein Tropfen Wasser gesandt. Es wäre vergeblich gewesen, denn bei der Glut wurde Wasser zu Dampf. Um 2 Uhr konnte man annehmen, daß die Gefahr für die Nachbarhäuser beseitigt war.
Württemberg.
Unser Königspaar wird gegen Ende dieser Woche die Villa Seefeld bei Rorschach verlassen, um mit der Prinzessin Pauline zuerst in Steinfurt (Westfalen) bei dem Fürsten von Bentheim und dann bei der Königm-Regentin von Holland' einen Besuch abstatten, worauf die K. Familie in der 2. Hälfte des September nach der Villa Marienwahl zurückkehren wird. Der König wird von Steinfurt aus der großen Sedanfeier in Berlin beiwohnen.
Stuttgart, 29. Aug. (Sitzung der bürgerlichen Kollegien.) Auf Einladung des Präsidiums des württb. Kriegerbundes an die bürgerlichen Kollegien, sich an dem Festgottesdienst der Veteranen im inneren Schloßhofe am 2. Sept. vormittags zu beteiligen, empfahl Oberbürgermeister Rümelin den Mitgliedern möglichst zahlreiche Beteiligung. Die Mitglieder der bürgerl. Kollegien begeben sich nach dem Schloßhof vom Rathaus aus. Die Zahl der Teilnehmer am Festmahl ist auf rund 2000 gestiegen. Die Erhöhung des Kredits von 6000 ^ auf 10000 Mark ist erforderlich geworden und wurde einstimmig beschlossen.
Vom Lande, 28. Aug. Die Höhenfeuer, die zur Feier des Nationalfestes im Lande geplant sind, werden, wie dies auch im Stuttgarter offiziellen Festprogramm vorgesehen ist, am Sonntag 1. Sept. mit Einbruch der Dunkelheit abends 8 Uhr angezündet werden, so daß gleichzeitig in näherer und weiterer Umgebung die Feuerzeichen zu erblicken sind.
Der Vorsitzende des Beirats der württ. Berkehrsan st alten hat Erhebungen darüber angeordnet, ob es nicht möglich wäre, den Sonntagsdienst auf den kleinen Telegraphenämtern mit Telephonbetried noch weiter als bisher einzuschränken.
Eßlingen, 27. Aug. Die Stadtpflege erlöste heute für 477 Simri Obst von der Stadthaide und dem Sulzgrieser Wasen die Summe von 1331 »E, für 1 Simri somit 2 48
Saulgau, 29. Aug. Bäckermeister Kaup hier wollte gestern morgen mit einer Erdölkanne das Feuer besser anfachen, wobei dieselbe explodierte, und sich über den ganzen Oberkörper des Kaup ergoß, so daß ihm die Kleider vollständig am Leibe verbrannten. Er erlitt furchtbare Brandwunden und ist trotz sofortiger ärztlicher Hilfe unter unsäglichen Schmerzen > heute früh ^»7 Uhr verschieden. Das Bedauern mit dem jungen, erst seit 2 Monaten verheirateten Mann, sowie dessen Frau ist ein allgemeines.
Winnenthal, 29. Aug. Die hiesige Gemeinde steht schon wieder vor der Wahl eines Ortsvorstehers. Es ist dies die 3. Schultheißenwahl innerhalb einem halben Jahre. Der Erstgewählte wurde wegen zu jugendlichem Alter, der Letzte wegen zu hohem Alter von der Kgl. Kreisregierung nicht bestätigt. Die Wahl ist am 3. Sept.
Pfullingen. Ein vom Felde kommender Garbenwagen geriet inmitten der Stadt plötzlich in Brand. Ein oben sitzendes Mädchen konnte gerade noch heruntergeholt werden. Jeder Versuch zum Löschen wax vergebens. Die Ladung ist ganz, der Wagen teilweise verbrannt. Die Entstehungsursache ist unbekannt.
Ausland.
Die Franzosen machen viel Aufhebens von ihren bevorstehenden Manövern entlang der