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Fleisch oder etwas ähnliches, genug, mit einem Male standen sich die beiden Bestien gegenüber und zeigten sich gegenseitig drohend den zähnestarrenden Rachen. Nachdem sie sich hiermit eine Zeit lang begnügt hatten, suchte das eine Krokodil dem andern eine Kralle seiner Vorderpfote ins Auge zu drücken, dieses freundschaftliche Unternehmen aber nahm das andere im höchsten Grade übel und erwiderte dasselbe damit, daß es mit einer raschen Bewegung den Oberkiefer seines Feindes mit seinem Maule packte. Das also gefaßte Tier wehrte sich wie rasend, aber das andere hielt den einmal gepackten Oberkiefer fest und biß so kräftig darauf, daß derselbe zuletzt in der Mitte durchbrach, worauf es das abgebissene Stück herunterschlang. Damit war der Kampf zu Ende. Der Sieger klotzte gleichmütig vor sich hin, als ob nicht das Geringste vorgefallen wäre» und auch der Besiegte nahm sofort wieder seine gewohnte regungslose, gegen die Außenwelt scheinbar völlig unempfindliche Haltung ein. Das also verwundete Tier sah und sieht heute noch ganz entsetzlich aus. Der vordere Teil der oberen Kinnlade fehlt vollständig, so daß ein Teil der Zunge und die vordere Hälfte des Unterkiefers mit den fürchterlichen Zähnen gänzlich bloß liegen, aber trotzdem wird das Krokodil allem Anscheine nach an der erlittenen Verletzung nicht zu Grunde gehen. Ein solcher Kampf zwischen den sonst so apathischen Geschöpfen ist jedenfalls eine große Seltenheit und auch Brehm z. B. erwähnt es mit keinem Worte, daß derartige Streitigkeiten zwischen Krokodilen mitunter Vorkommen.
(Was ist eine Eisenbahn?) Die Antwort auf diese Frage giebt kurz und bündig das deutsche Reichsgericht in folgendem Sätzchen: „Eine Eisenbahn ist ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtsmassen, bezw. die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften (Dampf. Elektrizität, tierischer und menschlicher Muskelthätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung u. s. w.) bei dem Betrieb des Unternehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach Umständen nur in bezweckter Weise nützliche oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung zu erzeugen fähig ist." — Diese klare Begriffsbestimmung ist abgedruckt in den Entscheidungen des deutschen Reichsgerichts in Zivilsachen, Band I, Blatt 252.
General und Handwerksbursche. Es war auf einem Morgenritt, wo der General Goeben Truppen besichtigt hatte, als derselbe seinen Heimweg über den Asterstein (b. Coblenz) nahm. Auf der Landstraße kamen fröhlich singend drei Handwerksburschen daher. Der General ließ sein Pferd halten, rief die wandernden Gesellen heran, und schenkte jedem von ihnen einen Thaler. Das ob der eigentlich unbegründeten Großmut wohl ziemlich erstaunte Gesicht seines Begleiters sehend, lächelte Goeben in seiner ruhigen Art und erwiderte: „Ich gebe jedesmal, wenn ich solchen armen Kerls begegne, ihnen in dankbarer Erinnerung einen Thaler, da mich solche brave Burschen von Spanien bis zur deutschen Grenze mit durchgeschleppt und manches Stück Brot ehrlich mit mir geteilt haben."
(Beim Gebrauch von Bleistiften ist die größte Vorsicht nötig. Durch Unvorsichtigkeit kann man sich bei ihrem Anspitzen eine Blutvergiftung zuziehen. Ein 18 Jahre alter Kunstschlosser, welcher eine Zeichnung auszuführen hatte, spitzte eine Bleifeder an und schnitt sich dabei in den Finger. Bon dem abgeschabten Graphit kam etwas in die Wunde, wodurch eine Entzündung
des Fingers hervorgerufen wurde. Da man diese aber nicht beachtete, so wurde der Arm und die ganze Brustseite davon ergriffen. Nun erst begab sich der Erkrankte in ein Krankenhaus, wo Blutvergiftung festgestellt wurde. Die jetzt angewandten Mittel blieben aber erfolglos, denn es war zu spät. Selbst das übliche Anfeuchten der Bleistifte im Munde kann sehr üble Folgen haben. Die üble Angewohnheit, Stecknadeln als Zahnstocher zu verwenden, ist ebenfalls geeignet, durch Verwundung des Zahnfleisches eine Blutvergiftung herbeizuführen. Nicht minder gefährlich ist die Verwundung durch gebrauchte Stahlfedern; denn diese sind gewöhnlich nicht rostfrei und können dadurch um so gefährlicher wirken. Es sind das alles Fälle, die entweder gar nicht oder nur wenig beachtet werden, weil eben nicht jeder Fall eine Gefahr zur Folge hat; um aber solchen Gefahren vorzubeugen, sei man vorsichtig.
(Lustige Zeitungsschau.) Nach dem „Bott- warthal-Boten" befinden sich die Alexianerbrüder Heinrich und Irenaus in Haft „wegen Verdachts des wissenschaftlichen Meineids". Die Sache wird immer bedenklicher für die Brüder. — Das „Chemnitzer Tageblatt" (Nr. 155) empfiehlt den Besuchern von Greiz das neu angelegte Odd-Fellow-Heim und bemerkt dabei: „Vom Bahnhof Greiz ist das Odd Fellow-Heim bequem in 20 Monaten zu erreichen." Zu einem solchen Abstecher werden doch die meisten Reisenden kaum Zeit haben. — Im „Chemnitzer Tagebl." (Nr. 162) wird angezeigt: „Eltern, die ihren Kindern Erholung und Luftwechsel angedeihen lassen wollen, nehme ich während der Ferien in sichere Obhut und gute Pflege. Magdalene Heinig-Hoffmann, Grödel a. Elbe» Post Langen- burg". Gute Kinder leichtsinniger Eltern wissen also an wen sie sich zu wenden haben. — Im „Land- und forstwirtschaftlichen Vereinsblatt für das Fürstentum Lüneburg" (Nr. 27) zeigt Frau Schröder in Stendal an: „Habe stets Knechte zur Auswahl auf Lager." Was brauchen die faulen Kerle immer auf dem Lager zu liegen? Kann Frau Schröder sie nicht irgendwie nützlich beschäftigen, bis sie engagiert werden.
(Vom Sklaven zum Millionär.) Der reichste Neger in Chicago ist Herr Louis Bates, welcher auf 2 Millionen Mark eingeschätzt ist. Er ist ganz ungebildet, kleidet sich ärmlich und lebt wie ein Bettler. Vor 70 Jahren wurde er als Sklave geboren und kam 1861 nach Chicago. Dort arbeitete er in einer Fabrik, wo er bald Vormann wurde und sein ganzes Einkommen in Grundbesitz anlegte. Es trug ihm diese Kapitals- anlage goldene Früchte, seine Lebensweise ist aber dieselbe geblieben. Man rühmt seine Wohl- thätigkeit; Keiner geht von seiner Thür fort, ohne beschenkt zu werden.
Die Aufgabe des Kartoffelschälens scheint jetzt F. Klinkerfuß durch seine neu erfundene Schälmaschine für Kartoffeln, Aepfel und dergl. in der besten Weise gelöst zu haben. Diese praktische Schälmaschine ist durch zwei entgegengesetzt rotierende Hohlkörper mit im Innern auf Federn ruhenden, der Form des Hohlraumes entsprechenden Blecheinlagcn gekennzeichnet, welche die Schälmesser und Reinigungsbürsten tragen. (Mitgetcilt vom Patent- und technischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz.)
(Apfelsinenschalen einzumachen.) Hierzu schält man die ganze dicke Schale der Früchte in großen Stücken ab, kocht diesebe in Wasser weich, legt sie einige Stunden in kaltes Wasser und läßt sie dann auf einem Siebe abtropfen. Auf '/r KZ Schale» rechnet man 625 § Zucker, taucht denselben ins Wasser, kocht ihn, gießt ihn auf die Schalen und läßt sie so über Nacht stehen; am folgenden Tage kocht man die Schalen mit dem Zucker, bis erstere durchsichtig und der Zucker völlig verdickt ist. So bewahrt man sie entweder in Glasbüchsen auf, oder trocknet sie auf Papier.
(Als Putzmittel für Messing) hat sich Sauer, krautbrühe gut bewährt. Ist das Messing sehr schmutzig, so lege man es kurze Zeit in die ab- gegossene Brühe des gekochten Sauerkrauts und nehme noch etwas feine Asche zur Hilfe; iui anderen Falle genügt ein wiederholtes Abreiben mit der Brühe. Hartnäckige Flecken in Messing, die keinem andern Mittel weichen wollen, er- greifen vor dieser Brühe sofort die Flucht.
Dame (zu einem Herrn): „Spielen sie vielleicht den neuen Walzer: So wie — Sie?"
— Herr: „Ich glaube, er heißt: „So wie Du". — Dame: „Ach ja, ich weiß es. aber ich kann doch zu Ihnen nicht gleich „Du" sagen."
— Klärchen: „Warum nennt man denn Eure Prüfungen „Examen?" — Moritz (der eben das Abiturientenexamen bestanden hat): „Weil jeder gern Amen sagt, wenn die Prüfung ex ist. —. Gutsherr: „Ja, liebe Anna Marie! Das sind böse Zeiten. Die abscheuliche Viehseuche hat schon den halben Biehstand weggenommen." — Anna Marie: „Gott erhalte uns nur Euer Gnaden, dann haben wir genug."
(Verschiedene Auffassung.) Onkel: „Hat denn eure kleine Universitätsstadt eigentlich Draht-Verbindung?" — Neffe (aufFerienbesuch): „Verbindungen in Menge — aber ohne Draht!" — (Ein edler Wohlthäter.j Bettler: „Ein armer Familienvater bittet um eine Gabe. Sie trocknen viele Thränen damit!" —Herr: „Gehen Sie zu meiner Frau, lassen Sie sich zu dem Zweck ein altes Taschentuch geben."
(Erkannt ) „Hier bringe ich Ihnen, Herr Redakteur, ein kleines Gedicht!" — „Ja, ja — mit kleinen sängt man an, und mit großen hört man dann nicht auf!"
Es ist nicht wunderlich, wenn
der Natur-Arzt Jemanden kalt behandelt,
der Kaufmann zu viel Gewicht aus Alles legt,
der Zahnarzt Jemanden auf den Zahn fühlt,
der Luftschiffer hochfahrend ist,
der Schuster einen guten Stiefel vertragen kann,
der Spitzenfabrikant seinen Kunden gerne die Spitze bietet,
der Musiker sein Brot spielend,
der Essigfabrikant sein Geld' sauer verdient,
der Käsehändler in schlechtem Gerüche steht,
der Eisfabrikant kühl ist,
der Fuhrmann ausfahrend wird,
der Färber es zu bunt macht,
der Baumeister Luftschlösser baut,
der Friseur einen Haarbeutel hat,
der Nadelfabrikant spitz wird,
der Fischer einen guten Zug thut,
dem Laterneuzünder ein Licht aufgeht
und der Vegetarier die Früchte seiner Arbeit genießt.
Aber es ist sonderbar, wenn dem Schornsteinfeger auf seinem Wege Rosen erblühen, der Schuster sich über sein Pech beklagt, der Kapellmeister keinen Takt hat, der Friseur Niemanden ein Haar krümmt, der Uhrmacher selber nicht weiß, was die Glocke geschlagen hat,
der Parfümeur in keinem guten Gerüche steht, und wenn ein Kahlköpfiger widerhaarig ist.
Telegramme.
Sigmaringen, 14. August. Prinz Ferdinand und Prinzessin Marie von Rumänien sind nebst Kindern hier eingetroffen.
München, 14. Aug. Die Blätter melden aus Berlin: Fürst Bismarck nimmt voraussichtlich an der Grundsteinlegung des National- Denkmals für Kaiser Wilhelm I. aus Gesundheitsrücksichten nicht teil.
Augsburg, 14. August. Der Gattenmörder Rauppach aus Rudolstadt wurde heute morgen hingerichtet; er starb reuig und gefaßt.
Würzburg, 14. August. Der Dienstknecht Weiß in Dürkheim, welcher den Taglöhner Schwab ermordete, wurde hier ins Gefängnis eingeliefert.
Washington. 14. Aug. Die „Central News" melden: Präsident Cleveland hat definitiv seine Nomination für den III. Amtstermin abgelehnt.
Wien, 14. Aug. Die Neue Freie Presse meldet: Der Maler Eduard Kaiser ist gestern plötzlich irrsinnig geworden. Er wurde in der Landesirrenanstalt untergebracht.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.