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deckung eintraf, fuhren sie mit ihrer Beute da­von ebenso plötzlich verschwunden, wie sie er­schienen waren. Nichts hatten sie mitgenommen wie den einen Wagen der aber trug die Aufschrift: I. 0. ä'X. kremiere Division ä'In- kant6rie. Es war der Wagen des Generals Ducrot. den der Rittmeister aus der Menge herausgewählt und in dem sich dann nicht nur die vollständige Ordre de Bataille, die Dispo­sitionen und Pläne für die Armee Mac Mahons, sondern auch die Kriegskasse des I. Korps vor­fanden.«

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

N e u e n b ü r g, 10. Aug. Die 25jährige Jubiläumsfeier des Tags von Sedan und die Erinnerung an die Ereignisse von 1870/71 soll auch hier festlich begangen werden. In einer von dem Hrn. Stadtvorstand berufenen Besprechung der Vorstände hiesiger Vereine ist bereits ein Programm vereinbart worden. Darnach soll am Sonntag den 1. September vormittags Festgottesdienst im Schloßhofe, (da ander­weitige geeignete Räumlichkeiten zur Zeit fehlen), abends gemeinschaftliches Festmahl und darauf­folgendes Bankett stattfinden. Für den Montag nachmittag ist sodann ein Kinderfest auf dem Maienplatz mit Volksbelustigungen, turnerischen Aufführungen, Gesangs- und Musik-Vorträgen in Aussicht genommen. Wir werden das nähere Programm noch bekannt geben.

Neuenbürg, 9. Aug. Im Anschluß an die Kriegschronik von 1870/71 möchten wir unfern Lesern in dem folgenden aus dem Enzthäler vom 9. August 1870 abgedruckten Inserat einen anerkennenswerten patriotischen Zug eines geb. Neuenbürgers vor Augen führen. Die Bekannt­machung lautet:Der Unterzeichnete setzt dem­jenigen Soldaten des Oberamts Neuenbürg, der eine feindliche Fahne oder Standarte erobert, eine Prämie von 100 Gulden, demjenigen, der eine Kanone oder Mitrailleuse erobert 50 fl., schließlich demjenigen, der den 1. Zuaven oder Turko lebend als Gefangenen eindringt, eine Prämie von 25 fl. Obige Summe wird bei I. Mceh hinterlegt werden, um demjenigen, der von seinem Vorgesetzten eine dieser Thaten bestätigt bekommt, ausbezahlt zu werden. Max Weiß in Köln. fHr. Privatier Weiß, (be­kanntlich ein Bruder der HH. Gebr. Weiß in Otten­hausen) ist am 20. Juni 1891 in Freiburg i. B. zur großen Armee eingegangen.j

ik Herrenal b, 9. Aug. Die heurige Saison darf für unsere Stadt, trotz der etwas ungünstigen Witterung der letzten Tage, als eine sehr gute bezeichnet werden. Ungerechnet der vielen Passanten haben wir bisher nahezu 2000 Kurgäste zu verzeichnen, wovon gegenwärtig Gast- und Privathäuser noch ca. 800 beherr- bergen. Dank der regen Bauthäligkeit der letz­ten Jahre ist hier immer noch genügender Raum für gute Unterkunft vorhanden. Zur Erteilung von Auskunft hierüber ist der Stadtvorstand, Hr. Stadtschultheiß Beutter, jederzeit gerne be­reit, wie denn überhaupt die Stadtverwaltung im Verein mit der Bevölkerung alles aufbietet, den Gästen ihren Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. Nicht unerwähnt möge aber auch gelassen werden, daß die K. Forstverwalt­ung in ihrem Teile hiebei der Gemeinde in der liebenswürdigsten Weise entgegenkommt. Möge der Himmel recht bald wieder fein schönes Blau zeigen, daß unsere Gäste sich noch lange erlaben können an desparadiesischen Albthals" köst­licher Luft und reinem Wasser.

Altensteig, 6. Aug. Seil einiger Zeit weilen hier drei Togo-Neger. Dieselben mach­ten am Sonntag einen Ausflug ins Wildbad und erregten besonders bei der Landbevölkerung Aufsehen. In Simmersfeld wollte ein Bäuerlein die Echtheit ihrer schwarzen Farbe absolut nicht anerkennen. Bei der Besichtigung des König- Karlsbades war das Zweifeln auf Seiten der Neger; denn siefragten angelegentlich nach dem Ofen, der das Wasser warm mache. Das Vor­handensein warmer Quellen war ihnen ganz un­begreiflich.

Neuenbürg, 10. Aug. (Schweinemarkt.) Zugeführte 30 Paar Milchschweine wurden bei lebhaftem Handel verkauft zu 1625 P. Paar.

Deutsches Weich.

Der Kaiser hat am Jahrestage der Schlacht bei Wörth an die Mannschaft des Panzerschiffes Wörth" auf der Rede von Cowes eine An­sprache gehalten, die in England einiges Auf- sehen erregt zu haben scheint. Nach einem aus Cowes eingegangcnen Drohtberichte lautet die Ansprache an die Mannschaften, bei der auf Wunsch des Kaisers auch Graf Hatzfeld zugegen war, ungefähr folgendermaßen:Erinnert Euch, daß Ihr die Mannschaft eines Schiffes bildet, das nach einer Schlacht benannt ist, in der Eure Landsleute sich höchst wacker benommen haben. Heute ist der 25. Jahrestag der Schlacht bei Wörth, weshalb ich es für angezeigt ge­halten habe, dem nach dieser Schlacht benannten Schisse einen Besuch abzustattcn und einige Worte an die Mannschaft zu richten. Hoffentlich werden die Thaten, die Eure Mitbrüder bei jenem Anlasse vollbrachten, eine Aufmunterung bilden für Euch, wenn jemals Gelegenheit für ähnliche Dienste entstehen sollte. Solltet Ihr zum Kampfe gerufen werden, so beschwöre ich Euch, mit Herz und Mut für Gott und Vater- land zu kämpfen".

Am 6. d. M., dem Gedenktage der Schlacht bei Wörth, hat der Chef des Militärkabinetts, General der Infanterie von Hahnke im Auf­träge des Kaisers am Grabe des hochseligcn Kaisers Friedrich im Mausoleum zu Pots­dam einen Kranz niederlegen lassen.

München, 8. August. Die Gemeinde­kollegien haben dem Magistratsbeschluß, für die Sedansfeier 5500 zu bewilligen, ein­stimmig und ohne Debatte zugestimmt. Die Feier wird mit einem Festzug von Veteranen-, Schützen- und Turnvereinen eröffnet, der sich am Abend unter Fackelbeleuchtung durch das Siegesthor und die Ludwigsstraße entlang vor die Feldherrnhalle bewegt. Die Ludwigsstraße wird dazu als via trumpstialis wie beim Truppen­einzug von 1871 geschmückt werden. Vor der Feldherrnhalle gelangt von 1000 Sängern ein patriotisches Lied zum Vortrag, dem sich eine Ansprache anichließt. Unter Glockengeläute und Kanonendonner wird die Feier mit dem Liede: Die Wacht am Rhein" geschlossen. (Neben obigen 5500 für die Feier des Sedansfestes hat die Stadt München bekanntlich 15 000 cM für eine Ehrenspende für die Veteranen bewilligt.)

München, 9. Aug. Die N. N. melden aus Ansbach: Die Kinderwagenfabrik von Schnetzer brennt in ihrer ganzen Ausdehnung. Die Fabrik scheint unrettbar verloren.

Bei dem Abbruch eines Hauses in Flens­burg stürzte eine Mauer ein und begrub 4 dort spielende, 10- bis 12jährige Knaben. Einer blieb sofort tot, die übrigen wurden schwer verletzt.

Württemberg.

DerSt.-Anz." enthält eine König!. Ver­ordnung, betr. die Ermächtigung der k. Militär­verwaltung zur Erwerbung eines Gefechts­schießplatzes für das XIII. (königl. württb.) Armeekorps auf dem Münsinger Hardt im Wege der Zwangsenteignung.

Stuttgart» 6. Aug. Die Fabrik von Metallwaren und kunstgewerblichen Erzeugnissen von Wilhelm Mayer-Stuttgart hat aus An­laß der 25jährigen Erinnerungsfeier von 1870/71 einen Nationalschild in Metall hergestellt. Derselbe ist künstlerisch ausgeführt, gewölbt, hat die Form eines alten Kriegsschildes, einen Durch­messer von 55 em und zeigt in teils getriebener, teils geprägter und gegossener, sowie oxydierter, vergoldeter und vernickelter Arbeit Hauptszenen aus den Jahren 1870/71, u. a. die Begegnung König Wilhelms und Benedettis in Ems, Na­poleons Gefangennahme bei Sedan, ferner die Kaiser Wilhelm I., Friedrich und Wilhelm II., die Könige von Sachsen und Württemberg und andere deutsche Fürsten, Bismarck und Moltke, das Nationaldenkmal auf dem Niederwald rc. und trägt die Unterschrift: Zur 25jährigen Be­gründung des deutschen Reiches. Der unzer­störbare Schild ist als Schmuck für Offtziers- kasinos, Vereinslokale von Kriegervereinen rc. bestimmt.

Ludwigsburg, 8. August. Auf der

Treppe des Monrepos-Sees hat sich ein etwa 2628 Jahre alter Mann erschossen und ist hierauf in den See gestürzt und ertrunken. Der Mann war gut gekleidet, hatte Geld, goldene Uhr und Ringe bei sich und will von einigen Bekannten erkannt worden sein. Papiere oder sonstige schriftliche Sachen wurden bei dem Toten nicht gefunden.

Ausland.

Aus Dänemark, 7. Aug. Eine im jütländischen Dorse Orstedt entdeckte Veruntreu­ung erregt, wie demN. W. Tagbl." gemeldet wird, großes Aufsehen. Der Kassirer der dortige« Sparkasse, der größte Kaufmann der Gegend, hat dreihunderttausend Kronen veruntreut. Ob­wohl die Betrügereien seit mehr als 20 Jahren verübt wurden, haben die Revisoren der Spar­kasse nichts entdeckt. Der Betrüger war demnach entweder ein äußerst schlauer Hund, oder die Revisoren das gerade Gegenteil.

London, 9. Aug. DerStandard" meldet aus New-Jork: Gestern stürzte der Neubau eines achmöckigen Hauses zusammen. Siebzehn Arbeiter liegen unter den Trümmern.

Philadelphia, 9. August. Das Reutersche Bureau meldet: Bei dem Zusammen­stoß des englischen SchiffesPrinz Oskar" mit einem unbekannten Schiffe sind sechs Mann von der Besatzung desPrinzen Oskar" und die ganze Mannschaft des unbekannten Schiffes er­trunken. Die Ueberlebenden trieben drei Tage lang ohne Lebensmittel in einer Schaluppe um­her, bis sie gerettet wurden.

Wnterhattender Heil.

Wohnt dem Kopfe eines Guilloti­nierten einige Zeit noch der Ent­hauptung Bewußtsein inne?

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Brüneau hatte während dieser Rede wieder volle Macht über sich gewonnen; er ging nicht mehr in nervöser Hast in der Zelle auf und nieder, sondern horte sich auf fern Bett gesetzt und dachte einige Augenblicke nach. Dann stand er ruhig auf und sprach leise:Für morgen ist das Experiment unmöglich ich bin nervös und nicht Meister meiner Gefühle geben Sie mir noch drei Tage Zeit, um ganz ruhig zu werden, dann werde ich wieder der alte sein und will thun, was Sie von mir verlangen. Ist nach dem Tode nur einen Moment Sinnes- thätigkeit vorhanden, so werden Sie es wissen."

Sofort nach dieser auch für ihn qualvollen Unterredung gab der Advokat eine lange De­pesche an den Präsidenten der Republik auf und erhielt einige Stunden später die Antwort: Dont-sur-Leino, 27. Aug. 1894. Der Prä­sident wird Herrn Dominique übermorgen em­pfangen."

Der Verteidiger des Mörders hatte zwei Tage später die gewünschte Unterredung mit dem ersten Beamten des Staates, aber das Ver­brechen war von solcher Art, daß Gnade nicht walten durfte, und jener reiste in aller Hast nach Laval zurück, da die Hinrichtung für den frühen Morgen des 30. August anberaumt war.

Der Verbrecher wurde nur eines Mordes überwiesen, aber viele , andere sind ihm zur Last gelegt worden, doch waren die Beweise nicht vollgiltig genug, um ihn auch dieseryalb gesetz­lich zu verurteilen, während indes die Stimme des Volkes Brüneau davon nicht freisprach. Schon um Mitternacht hatten sich daher unge­heure stets wachsende Zuschauermassen, welche man auf 10000 Personen schätzte, auf dem Richtplatze in Laval versammelt, um die mensch­liche Gerechtigkeit ihren Verlauf nehmen zu sehen, und es bedurfte einer 800 Mann starken Truppenmachl, um die Hinrichtungsstätte freizu­halten, was nur mit Mühe und unter Anwend­ung von eisernen Ketten gelang, welche von Baum zu Baum gezogen waren. Zehn Minuten vor 5 Uhr morgens war alles bereit, und man bot Brüneau zu seinem letzten Gange ein Glas Cognak an, das er jedoch mit den Worten aus­schlug:Es ist nicht notwendig, ich bedarf nichts,"