einer größeren Maßregel, vielmehr liegt es nach der ausdrücklichen Versicherung des Staatsmini­sters der Finanzen in der Sitzung der Kammer der Abgeordneten vom 26. April d, I. nicht in der Absicht der k. Regierung, derzeit in der Frage einer Umwandlung der würit. Staats­schuld weiter zu gehen.

Stuttgart. 19. Juli. Der Oberforst­rat v, Probst ist seinem Ansuchen gemäß unter Ernennung zum Ehrenmitglied der Forstdirektion und unter Verleihung des Comthurkreuzes zweiter Klasse des Friedrichsordens in den bleibenden Ruhestand versetzt worden.

Tübingen. 22. Juli. Der Professor der Augenheilkunde und Direktor der Augenklinik an der hiesigen Universität. Dr. Eduard Albrecht Nagel, ist heute mittag 1 Uhr nach Beendigung seiner klinischen Vorlesung unerwartet rasch an einem Herzschlage gestorben.

E ß l i n g e n, 22. Juli. Der XI. deutsche Turn tag, der gestern und heute hier abge­halten wurde, war verbunden mit der Einweihung des von der deutschen Turnerschaft errichteten Georgiidenkmals. Im Festzug auf die Maille, wo das Denkmal errichtet ist, waren etwa 80 Vereine mit 40 Fahnen und über 2000 Turnern vertreten. An der Spitze des Zugs schritten die Vertreter der deutschen und schwäb­ischen Turncrschaft, sowie die Abgeordneten zum deutschen Turntag mit der Bundesfahne. Der Geschäftsführer der Deutschen Turnerschaft, Dr. Götz von Lindenau-Leipzig, hielt die Weihcrede auf den Führer in der neuen Entwicklung des deutschen Volksturnens, Theodor Georgii, der 27 Jahre lang an der Spitze der deutschen Turnerjchaft gestanden und bei keiner Ausschuß sitzung, keinem Turntag, keinem Turnfest ge­fehlt hat. Als die Hülle, die von kleinen Enkeln Georgiis gezogen wurde, fiel, senkten sich die Fahnen und ein kräftigesGut Heil" begrüßte das Bild des Gefeierten.

Biberach. 22. Juli. Zum Schwäb­ischen Sängerbundsfest, das gestern und heute hier abgehalten wurde, hatte sich die Stadt auf's festlichste geschmückt. Am Vorabend ver­einigte ein Festbankett den Bundesausschuß und die bereits eingetrofienen auswärtigen Sänger mit den hiesigen Gesangvereinen in der Turn­halle. Am Sonntag brachten die Extrazüge etwa 4000 Sänger, die am Bahnhof gastlich empfangen wurden und sich bald darauf im Zuge, der 115 Fahnen zählte, zum Festplatz auf dem Gigelberg begaben. Der Gesamlchoc Deutsche Völker allesamt", komponiniert von W. Speidel eröffnete den Festakt. Dann be­grüßte der Präsident des Schwäb. Sängerbunds, Kommerzienrat Oskar Merkel-Eßlingen, die Versammlung, erinnerte an frühere Sängerfeste in Biberach (1839 und 1860) und gedachte des Umschwungs der Zeiten und der patriotischen Mission des d-utschen Lieds, dankte der Stadt Biberach für ihre Gastfreundschaft und erwähnte den Wegfall der Ehrengaben nach dem Beschluß der letzten Generalversammlung. Nachdem ein Hoch auf den Ehrenpräsidenten Elben ausge­bracht war, übergab der Redner die Bundes­fahne in die Obhut der Stadt. Stadtschultheiß Müller übernahm das Banner und hieß die Sänger im Namen des Feststadt herzlich will­kommen. Dann folgte ein Begrüßungslied der Bibcracher Vereine Liederkranz, Frohsinn und Concordio, eine Komposition von Musikdirektor Braun in Biberach. An die Eröffnungsfeier schloß sich der Wettgesang an, an dem sich nicht weniger als 55 Vereine beteiligten und der volle 5 Stunden in Anspruch nahm. Das Preis­gericht bestand aus den Herren Musikdirektor Braun-Biberach, Professor Burkhaidt Nürtingen, Musikdirektor Eggert-AugSburg, Musikdirektor Mohr-Pforzheim, Musikdirektor Stauvacher- Ravensburg. Auf den Festdirigenten Professor Förstler-Stuttgart wurde von Preisrichter Mohr ein Hoch ausgebracht. Der Sänger­ausflug an den Bodensee fand eine Be­teiligung von gegen 500 Personen. Zwei flaggen- geschmückie Dampfer, König Karl und Königin Charlotte, brachten die Gäste nach Lindau, wo kurzer Aufenthalt genommen wurde, und von da nach Bregenz.

Gerste tten, 23. Juli. Aus Anlaß der 25jähr. Wiederkehr der großen Zeit von 1870/71 hat der hies. Veteranen- und Krieger-Verein am Sonntag das FestspielWallensteins Lager" und als AnfangAm Wachtfeuer" aufgeführt, wo­durch ein zahlreiches Publikum angelockt und allgemein befriedigt wurde. Bei günstiger Witterung soll nächsten Sonntag eine Wieder­holung stattsinden.

Die Schaumweinfabrit Rottweil (M. Duttenhofer) wurde auf der Ausstellung für Erfindungen und Neuheiten in München mit der goldenen Medaille für ihren Ausschankapparat vom Faß prämiiert.

Der jüngst verstorbene Cichorienfabrikant Emil Seelig sen. in Heilbronn hat durch letztwillige Verfügung der Kinderheilanstalt Ebe- nezer in Heilbronn die reiche Gabe von 10000 Mark vermacht.

Ausland.

Brüssel, 23. Juli. Als König Leopold heute dem Ballspiel beiwohnte, wurde er mit den Rufen:Nieder mit dem Schulgesetz!" em­pfangen, während andere mit dem Rufe:Es lebe der König!" antworteten. Zehn Leute wurden verhaftet. Als die Menge die Verhafteten befreien wollte, zog die Polizei blank, ver­wundete einen und nahm weitere Verhaftungen vor.

Wien, 22. Juli. Bon dem Bahnkörper der Aussig-Teplitzer Eisenbahn ist eine Strecke von 20 Meter Länge 15 Meter tief eingesunken, wodurch die Bahn auf eine Strecke von 50 Meter unterbrochen ist. Am Samstag mittag haben die Senkungen aufgehört und es wurde mit der Räumung begonnen. Der Annaschacht ist in Seehöhe von 100110 Meter überschwemmt. Der Wasserstau!) nimmt jedoch nicht mehr zu. Somit scheint der Hohlroum unter den Häusern von Brüx vom Schlemmsande entfernt zu sein und es dürften weitere Senkungen nicht mehr zu erwarten sein. In der Grube befanden sich 3 Häuer, einer derselben wird vermißt; die bei­den anderen hatten sich gerettet.

Gr atz, 23. Juli. Gestern Mittag ging ein heftiger Wolkenbruch mit Hagelschlag nieder. Die Straßen waren Fuß hoch mit Eis bedeckt. Alle Feldfrüchte sind vernichtet worden. 20 Minuten später erfolgte ein noch­maliger Hagelschlag mit größeren Schloßen.

Wien ist von einem Bierkriege bedroht. Die Bierbrauer wollen die Preise erhöhen, da nach ihrer Ansicht Herstellungskosten und Ver­kaufspreise der Biere nicht mehr in richtigem Verhältnisse zu einander stehen, die Gewinnste daher immer unbedeutender und die Fehlbeträge zahlreicher werden. Die äußerste Gefahr soll nun, ehe es zu spät wird", durch die Bierpreis- erhöhung abgewendet werden. Gegen dieses Vor­haben wenden sich die Wiener Gastwirte und werden von den meisten Blättern unterstützt, denn der betroffene Teil ist ja doch schließlich das biertrinkende Volk. Der einst zu München in einer tollen Faschingslaune vorgejchlagene Verein zur Unterstützung notleidender Bier« brauereibesitzer" scheint in Wien in anderer Ge­stalt ernsthaft genommmen zu werden.

Aus Italien, 21 Juli. Ein entsetzliches Schiffsunglück wird aus Rom berichtet: Heute Nacht 1'is Uhr fand in der Nähe der Insel T>no bei Spezia au der von Bec- gnügungsreisenden viel befahrenen Strecke Genua- Neapel ein Zusammenstoß zwischen dem italienischen DampferOrtigia" und demDamp'er Maria" statt. Der letztere befand sich auf der Fahrt von Neapel nach Genua und halte 17 Mann Besatzung, sowie 173 Fahrgäste an Bord, welch letztere sich in Genua umschiffen wollten, um nach Südamerika weiterzuceisen. Der Dampfer Ortigia" war am Samstag Abend von Genua abgegangen. Beide Dampfer bemerkten sich erst, als ein Zusammenstotz unvermeidlich war. Der Bug des DampfersOrtigia" drang sechs Meter in die Seite derMaria ?.", die in drei Min. sank Die meisten Fahrgäste schliefen und hatten nicht Zeit, sich zu retten.Ortigia" blieb bis zum Morgen an der Unglücksstätte und rettete 14 Mann von der Besatzung und 28 Fahrgäste.

Die Marinebehörde von Spezia sandte eine Barke an die Unglücksstätte.

Genua, 22. Juli. Der Untergang des DampfersMaria k" wurde durch eine falsche Schiffsbewegung veranlaßt. Die Verantwort­lichkeit ist noch nicht fcstgestellt. Das Schiff > wurde beinahe in zwei Teile geschnitten. Der ! gerettete Kapitän derMaria ?" erzählt, er habe die Niederlassung der Boote befohlen, die Zeit sei aber zu kurz gewesen, da sein Schiff binnen drei Minuten unterginq. Bon einer aus sieben Köpfen bestehenden Familie sei nur ein achtjähriges Kind gerettet worden.Maria k" war versichert. Die Anzahl der Toten beträgt ( 144, doch ist die Ziffer noch nicht entgiltig fest- gestellt worden. Hier herrscht groeß Aufregung.

Vermischtes.

Zur Erinnerung an den 4. Juli, den Tag der Unabhängigkcitserklärung Amerikas., ist dem Fürsten Bismarck, dem Papst Leo XIII. und Hr. Gladstone, als dendrei größten alten Männern" ein gleiches Geschenk aus Amerika übersandt worden. Dasselbe besteht aus der berühmtenDeclaration of Jndependanec", welche ! in bunten Farben auf Seide gedruckt ist, und als eine der schönsten, sorgfältigsten Arbeiten der typographischen Kunst betrachtet werden kann, Die dem Fürsten Bismarck zugesandreDeclarion" ist in deutscher Sprache, die süc den Papst in lateinischer Sprache, die für den früheren eng­lischen Premierminister bestimmte ui englischer Sprache aboefaßt. Der Spender ist ein in den Ver. Staaten lebender reicher Ire, Mac Bride, aus Buffalo.

Einen fünffachen Mord hat ein Mann in Grury verübt. Derselbe lötete sein Weib und Kind, seine Schwiegereltern und eine diesen zu Hilfe eilend? Nachbarin. Bon Gewissens­bissen gefoltert, kehrte ec nachts zum Thatorte zurück, wurde dabei bemerkt und von Gendarmen verfolgt. In der Angst sprang er in einen Brunnen. Als es nach zwei Stunden endlich gelang, ihn herauszuholcn, war er bereits eine Leiche.

(Teppiche zu reinigen.) Große Teppiche, die das ganze Zimmer bedecken, reinigt man am besten, indem man sie dicht mit feuchtem Gras, Sauerkraut oder auch mit ausgezogenen Thee- ! blättern, die man zu diesem Zweck aufdewahrt, l bestreut und ßdann abkehrt. Auf diese Weise wirbelt fast kein Staub auf und man spart , Zeit und Arbeit.

(Rache.) Wirt (zum Kellner):Was hat ! das Pärchen, das in der dunklen Ecke sitzt, bis , jetzt verfehlt?"Den ganzen Nachmittag - zwei Taffen Kaffee!"Mehr nicht? . . . ^ Stecken Sie mal gleich eine Gasflamme in der Ecke an!" j

(Paffend.) A.:Ist es wahr, Sie haben eine Negerin geheiratet? B :Ja, wissen Sie. ich hatte gerade Trauer!"

(Merkwürdig ) Zwei Studenten gehen durch eine neu angelegte Straße, in der sich aber nur ! Neubauten befinden.Siehst Du, sagte der Eine, in dieser Straße habe ich nicht einen ein- ! zigen Gläubiger!

Telegramme.

Lübeck, 24. Juli Infolge Versagung > der Bremse fuhr der Lübeck Travemünder Morgen­zug mit einem andern Zug zusammen. Der ganze Zug prallte zurück. 6 Personen wurden verletzt.

Fünskirchen, 24. Juli. Bei einer Brückenarveit sind 42 Arbeiter an der sogen. Canssonkrankheit gestorben.

K ou sta n ti n opel, 24. Juli. Auf dem englischen DampfschiffLunch" fand eine Ex­plosion statt. 7 Mann Besatzung sind lebens­gefährlich verwundet.

D j ed d a , 24. Juli. Reutermeldung. 150 Beduinen drangen an Bord der 5 hier Nächst­liegenden Lichterschiffe und plünderten dieselben. ! 9 Neger und 7 Matrosen wurden schwer ver- I wundet.

Mit einer Beilage. I

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.