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genehmigt, daß von den verfügbaren Erträg­nissen der König Karl Jubliläumsstiftung in nachstehender Weise verwendet werden: für die Notleidenden im Balinger Ueberschwemmungs- gebiet 5000 für den staatlichen Fonds zur Tragung der Nachschußpflicht der gegen Hagel- schaden Versicherten 1500 woneben Ver- Wendung eines weiterr» Betrags von 5100 für die Unterstützung von Hagelbeschädigtcn aus den Erträgnissen des Jahres 1895/96 Vorbehalten bleibt. Außerdem werden unter Anderem gewährt: dem Verein für Arbeiter- Kolonien in Württemberg 2000 Mark. Die Medaille der König Karl Jubiläums-Stiftung für tüchtige Arbeiter und Bedienstete, welche in einem und demselben Geschäft bezw. Betrieb langjährige treue und ersprießliche Dienste ge­leistet haben, wurde an die 49 Bewerber, von welchen 46 in gewerblichen und 3 in landwirt­schaftlichen Betrieben seit mehr als 40 Jahren beschäftigt sind, verliehen.

S t u t t g a r t, 21. Juni. Ueber die Herbst. Übungen im Bereiche des 13. Armeekorps er- fährt man folgendes: Korpsmanöver: Das­selbe findet am 16., 17. und 18. September unter Leitung des kommandierenden Generals zwischen Roth am See und Hall statt. Die Entlassung der Truppen aus den Garnisonen erfolgt voraussichtlich am 26. September. Divisionsmanöver: Die 26. Division übt vom 9. bis 13. Sept. bei Künzelsau, die 27. Division vom 10. bis 14. Sept. bei Blaufelden. Bri­gademanöver: Die 51. Inf.-Brigade manöv­riert vom 3. bis 7. Sept. bei Neuenstadt, die 52. Jnf.-Brigada vom 5. bis 7. Sept. bei Heil­bronn. Regimentsübungen: die Inf.-Regi­menter 119 und 125 üben vom 17. bis 26. August bei Brettach. die Inf.»Regimenter 121 und 122 vom 19. bis 27. August bet Schwaigern, die Regimenter 123 und 120 vom 21. bis 27. August bei Hall.

Tübingen, 25. Juni. Ein neuer Maß­stabzirkel zum Abstechen der Entfernungen auf Landkarten rc., von Mechaniker Himmel herge­stellt, wurde auch Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm II. vorgelegt, worauf obgenannter Firma dieser Tage nachstehendes Schreiben zu- ging: Nachdem Se. Maj. der Kaiser und König den von Euer Wohlgeboren unterm 18. August v. I. eingesandten Maßstabzirkel erprobt und für gut befunden haben, bin ich von Allerhöchst demselben beauftragt worden, Euer Wohlgeboren Allerhöchst Ihren Dank für die Zusendung auszu- sprechen. In Erledigung des mir erteilten Aller­höchsten Befehles benachrichtige ich Euer Wohl- geboren hiervon ergebenst, (gez.) v. Hahnke, General der Infanterie, General-Adj. u. Chef des Militärkabinets.

Weinsberg, 30. Juli. Die gute warme Witterung der letzten 8 Tage kommt der Trauben­blüte sehr zu statten und es dürste, wenn nichts besonderes vorkommt, der Herbst befriedigend ausfallen.

Marktpreise.

Neuenbürg, 29. Juni. Butter, V- Kilo ...... 1.101.20

Landeier, 2 Stück 11 Kisteneier 5

Pforzheim, 29. Juni.

Landbutter, V, Kilo.90i.

Süßrahmbutter.. . 1.101.20

Landeier 2 Stück.1112 ^

Kisteneier, 2 Stück. 9 10 ^

Stuttgart, 29. Juni.

Saure Butter, V? Kilo.1.

Süße Butter, Kilo . . . . 1.101.20

Frische Eier, 10 Stück. 55

Kalkeier, 10 Stück.

Ausland.

In Wien ist nach Beendigung der Dele- gationssession das Abgeordnetenhaus allein auf dem parlamentarischen Plan zurückgeblieben. Am Donnerstag begann das Abgeordnetenhaus >die Generaldebatte über das Budget. Sie brachte vor Allem eine bemerkenswerte Rede des Jung- czechensührers Dr. Gregr,, welcher die zentrali­stische Verfassung Oesterreichs bekämpfte, doch zugleich den Wunsch nach einer Verständigung mit den Deutschböhmen ausdrückte, nur soll die­selbe nicht auf den Grundlagen des Wiener Ausgleichs, sondern auf einer andern Basis er- folgen. Schließlich hing sich Herr Gregr sogar

ein loyales Mäntelchen um, er versicherte, die Jungczechen wollten dem österreichischen Staate keineswegs Opposition machen, sondern nur das zentralistische Regierungsshstem bekämpfen.

Paris, 29. Juni. Der Kriegsminister Zur linden erklärte sich, wie gemeldet, in entschiedenster Weise gegen die Einführung des zweijährigen Dienstes. Dieser Dienst, äußerte der Minister in der heutigen Sitzung des Heeres­ausschusses, würde die Ausbildung von Unter­offizieren, Kavalleristen und Artilleristen un­möglich machen. Mehreren Blättern wurde von einer angeblich mit diplomatischen Kreisen in Fühlung stehenden Persönlichkeit derWort­laut" des russisch-sranzösischen Allianzvertrags" zur Veröffentlichung angeboten. Die Journale lehnten jedoch, trotz der verhältnismäßig ge­ringen Summe, die dafür verlangt wurde, dieseshochwichtige" Dokument ab, da sie, wahr­scheinlich mit Recht, eine Fälschung a tu Xorton dahinter vermuteten. Es scheint, daß die heutige Note desTemps", welche das Publikum vor Meldungen über die Veröffentlichung der zwischen Frankreich und Rußland etwa bestehenden Ver­träge warnt, auf diese jüngst aufgetauchten falschen Dokumente abzielt. Andererseits hält man es für möglich, daß gegenwärtig zwischen Frankreich und Rußland Verhandlungen betreffs Abschlusses von Conventionen schweben und daß die hiesigen Regierungskreise befürchten, Rußland könnte durch unzeitgemäße Besprechungen der Angelegenheit oder etwaige Indiskretionen ver­stimmt werden.

Paris, 28. Juni. Auf dem Marsfelde fand gestern die Eröffnung der internationalen Ausstellung für Hygiene, im Beisein des Präsi­denten der Republik statt. Der General­gouverneur von Jndochina, Rousseau, hat, wie verlautet, einen sehr ungünstigen Bericht über die Zustände in Tonking an den Minister für Kolonien gerichtet, namentlich gegen die Verwaltung seines Vorgängers, de Lanessan, soll er schwere Beschuldigungen erhoben und die Einsetzung einer Untersuchungskommission ver­langt haben, da er nicht gesonnen sei, die Ver­antwortung ssir die von Lanessan geschaffene Lage zu übernehmen, falls seinem Ersuchen nicht Rechnung getragen würde, müßte er um seine Abberufung bitten.

In Frankreich schwebt seit einiger Zeit das Projekt einer Kanalverbindung zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Mittelländischen Meere. Der Plan scheint .offenbar infolge der Eröffnung des Nordostsee-Kanals eine neue Be­lebung erfahren zu haben, denn die betreffende Kammerkommission hat beschlossen, die aus dem südwestlichen Departements eingegangenen Peti­tionen in Betreff des genannten Kanalprojelts dem Ardeilsmimster mit dem dringenden Er­suchen zu überweisen, das Projekt prüfen zu lassen, damit die Kammer im nächsten Jahre darüber beraten könne. Freilich, der heikele Punkt der projektierten künstlichen Wasserstraße im Südwesten Frankreichs zur Verbindung des Atlantischen Ozeans und des Mittelländischen Meeres ist und bleibt die Kostenfrage, denn der Bau eines solchen Kanals mit dem den inter­nationalen Schifffahrtsverkehr entsprechenden Ver­hältnissen würde sicherlich Vielhundert Millionen Franks verschlingen.

Das Projekt einer.chinesischen Anleihe, welche Rußland garantieren sollte, unter freund­licher Unterstützung eines Pariser Konsortiums, gilt als gescheitert. Es heißt, die chinesische Re- gierung habe die gestellten russischen Bedingungen als zu ungünstig für China abgelehnt und wolle sie die neue Anleihe auf allen Märkten Europas und Amerikas aufnehmen. Die leitenden Peters­burger Kreise schreiben das Mißlingen der französisch - russisch - chinesischen Anleiheoperation dem Einflüsse Deutschlands und Englands in Peking zu.

Die Gewitterwolken am ostasia tischen Horizont, welche sich allmählich zu zerstreuen schienen, ziehen sich abermals zusammen. Wie aus Tokio über New-Iork gemeldet wird, ist Japan in voller Thättgkeit, den Kamps mit den europäischen Großmächten aufzunehmen. DieD. W." erhält über diese neue Wendung folgende Privatdepesche: New-Iork, 29. Juni.

Ein Spezialtelegramm desHerald" von dessen eigenen Kriegs-Korrespondenten, Oberst John A. Cockerill, aus Tokio besagt:Japan bereitet sich stillschweigend zum Kriege gegen diejenigen europäischen Mächte vor, welche er als Feinde seiner Politik betrachtet. Admiral Jto leistet diesem kriegerischen Geiste Vorschub und sagt, daß ein Zusammenstoß unvermeidlich sei."

In Langnau bei Bern starb unter fürchter- lichen Schmerzen an Tollwut ein 12jähriges Mädchen. Das Kind war im April von einem wutkranken Hunde gebissen worden. Trotz so­fortiger ärztlicher Hilfe, Ausbrennen der Wunde u. s. w., zeigten sich kürzlich verdächtige Er­scheinungen, welche zum Tode führten.

Aus Italien. Das Asyl, welches Meister Verdi in Mailand für invalide Musiker erbauen läßt, wird etwa 400000 -/-L kosten. Verdi wird für dessen Erhaltung 1600 000 spenden.

Aus Nizza wird gemeldet, daß zwei Brüder Guigo aus Saint Martin in Voldieri von ita­lienischen Carabinieri als Spione verhaftet worden seien. Ferner seien in Campo-Ruffo zwei Touristen. bei denen zahlreiche deutsche Briefe gefunden worden seien» festgenommen und in San Remo eingesperrt worden.

Aus Spanien, 28. Juni. In dem Dorfe San Mateo bei Ferrol kam es gelegentlich des Kirchweihfestes in dem Augenblick, als die Pro­zession die Kirche verlassen wollte, zu einer blutigen Schlägerei, wobei die Streitenden von Revolvern und Stöcken Gebrauch machten. Den Grund zu der Schlägerei hatte ein Streit ge­geben, wer das Bild des Schutzpatrons des Dorfes tragen sollte. Vierzig Leute, darunter der Pfarrer des Dorfes und ein anderer Priester, wurden verwundet.

San Franzisko, 28. Juni. Gestern abend brach in dem Geschäftsviertel des südlichen Stadtteils eine Feuersbrunst aus. Durch den herrschenden Sturm wurden die Flammen rasch über zahlreiche Fabriken, Warenhäuser, Ställe und Wirtsschaftsgebäude ausgebreitet, welche zerstört wurden. Hundert Familien der ärmeren Klaffen sind obdachlos. Eine Frau wurde ge­tötet und mehrere Personen verletzt. Der ent­standene Schaden wird auf 2 Mill. Dollar ge­schätzt.

Anteryaltender Teil.

Ein Brillantenhalsband.

Kriminal-Novelle von Ferdinand Herrmann.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

So sagte meine Tante, und nur, um ihr nicht durch meinen Widerspruch Kummer zu be­reiten, nahm ich den Schmuck, der, wie ich hoffte, in wenigen Wochen an unserem Hochzeitstage mein Angebinde für Dich sein sollte. Was dann weiter geschehen ist, ich brauche es Dir kaum zu wiederholen, meine teure Elle! Nur mit wenigen, den allernotwendigsten Dingen, ver­sehen, verließest Du heimlich das Haus Deines grausamen Vaters, der Dir eben wieder auf's Neue eine fürchterliche Szene bereitet hatte und wir fuhren mit einander zum Bahnhofe, um auf's Geradewohl zunächst hierher, in die Hafen­stadt, zu reisen. Während ich die Fahrjcheine löste und für die Unterbringung unseres spär­lichen Gepück's Sorge trug, kam Dir im Menschen­gewühl die kleine Handtasche mit unserer Bar­schaft abhanden. Sie entglitt Dir entweder oder Sie wurde Dir gestohlen, und für beide Möglichkeiten konnte die Verantwortung nur mich treffen; denn Deine verzweifelte Angst war eine nur zu wohlberechtigte und ich verdiente Strafe, weil ich Dich noch obendrein mit Sorge um unsere Habe belasten wollte. Es war ein Glück, daß ich die Billeis bereits gekauft hatte, denn sonst hätte unser Besitz an barem Gelbe nicht einmal ausgereicht, die Kosten der Reise zu bestreiten. Und ohne den Brillantenschmuck der Tante hätte ich ja trotzdem nicht wagen können, mit Dir, mein teures Lieb, die Fahrt in die ungewisse Zukunft anzutreten. Aber lch hoffte, das Kleinod hier bei irgend einem Pfand­leiher für die Hälfte oder ein Viertel des wirk­lichen Wertes verpfänden zu können. In alle