Rudergesellschaften sich beteiligten, errang die Heil- bronner Rudergesellschaft „Schwaben" im Einer- Fahren nach heißem Kamps gegen Konstanzer „Neptun" den 1. Preis (Ehrenpreis) damit zugleich die Meisterschaft vom Bodensee.
Bonn, 21. Juli. Heute Nachmittag ereignete sich in dem wegen seiner Löwenzucht bekannten Bonner Tiergarten bei Gelegenheit einer größeren Schaustellung ein aufregender Vorfall. Einer der Wärter ging bei den einzelnen Raubtieren herum, um mit ihnen zur Belustigung des Publikums zu spielen. Eine Löwin wollte sich indessen auf den Spaß nicht einlassen und biß mit voller Macht in die ausgestreckte Linke des Wärters hinein, weit über das Handgelenk hinaus. Zum Glück beschränkte sich das wütende Tier darauf, den Mann zu sich herüber zu zerren, so daß er nach aualvollen 3 Minuten aus seiner schrecklichen Lage befreit werden konnte. Trotz sehr starken Blutverlustes wird seine linke Hand erhalten bleiben.
Berlin, 22. Juli. Sieben Menschenleben hat der Gewittersturm am Sonntag nachmittag vernichtet. Der 38 Jahre alte Klavierarbeiter Adolf Holzmann aus der Köpenickerstr. 2 hatte als Eigentümer des Segelbootes „Adropal" um 3 Uhr nachmittags von Schmöckwitz aus eine Fahrt angetreten, an der sich seine Frau mit den 2 Kindern im Aller von 11 Jahren und 8 Wochen, seine Schwester mit ihrem Mann und 2 Kindern von 9 und 7 Jahren und ein befreundetes Ehepaar beteiligten. Man segelte nach dem Krossiner See (östlich vom Schmöck- witzer Werder). Die Männer befanden sich auf dem oberen Teil des Boots; Frauen und Kinder hielten sich in der Kajüte aus. An der Ecke von Rauchsangswerder wurde das Boot vom Gewitter überrascht und kentertc trotz aller Anstrengungen. Die Männer klammerten sich so lange an dem Boot fest, bis der Dampfer „Puck" und ein Anglerboot sie retteten. Die unglücklichen Frauen und Kinder dagegen waren in der Kajüte ertrunken, deren Thüre sie Wohl nicht öffnen konnten. Ihre Leichen konnten erst in Rauchfangswerder, wohin der Dampfer das gekenterte Boot schleppte, aus der Kajüte h'erausgcbracht werden.
Berlin, 22. Juli. Das Berliner Tageblatt meldet aus Mhslowitz: Ein russischer Wachtposten verfolgte einen Deutschen und hat diesen auf preußischem Gebiet erschösse n. Die Untersuchung ist eingeleitet.
Berlin, 22. Juli. Ter Lokal-Anzeiger meldet ans London: Tie Frau des Präsidenten Krüger starb am Samstag Nachmittag 10 Minuten vor 6 Uhr an Lungen-Entzündung. Sie war längere Zeit leidend und konnte sich von einem Influenza- Anfall nicht wieder erholen. In der letzten Woche war ihre Lieblings-Tochter Frau Smith gestorben, was ihren Zustand verschlimmerte. Behandelt wurde Frau Krüger von zwei deutschen und einem belgischen Arzte. Ihr Enkel Eloff und zahlreiche
andere Mitglieder der Familie waren bei ihrem Tode zugegen.
Berlin, 22. Juli. Aus Neapel wird dem Berliner Tageblatt über Rom gemeldet, daß der greise Crispi seit zwei Tagen an Ohnmachts- Anfällen und Herzdruck leidet, was zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß giebt. Sein Leibarzt, der die Nacht beständig am Krankenbette weilt, hielt mit anderen Professoren eine Consultation ab.
Berlin, 23. Juli. Nach den letzten Meldungen aus Rom scheint Crispi seiner Auflösung entgegen zu gehen. Die Familie befindet sich am Krankenlager. Der König erhält täglich mehrmals telegraphische Nachricht über das Befinden deS greisen Staatsmannes. Die Bevölkerung nimmt lebhaften Anteil. Tie aufgelegte Liste hat sich schnell mit Einzeichnungen gefüllt. Für heute ist dem Lokal-Anzeiger zufolge ein Aerzterat angesagt. Der Puls des Kranken iff unregelmäßig, die Ath- mung sehr erschwert und oft stundenlang das Bewußtsein getrübt.
Berlin, 23. Juli. Wie aus Suez telegraphiert wird, ist heute morgen die „Gera" daselbst eingetroffen und nach mehrstündigem Aufenthalt weiter gefahren. Der deutsche Generalkonsul kam zur Begrüßung des Grafen Waldersee an Bord. Am 10. Aug. landet das Oberkommando in Hamburg, nachdem die Truppen zuvor in Bremerhafen ausgeschifft sind.
B e r lin, 23. Juli. Wie aus Stockholm telegraphiert wird, ist heute früh 9 Uhr der in der Nacht daselbst angekommene mit 5000 Tonnen Petroleum beladene amerikanische Dreimaster Louise Adelaide in die Luft geflogen, gerade als sich die schwedischen Beamten an Bord befanden um die Zoll-Revision vorzunehmen. Das im Dock liegende ebenfalls mit Petroleum beladene norwegische Schiff Morning Light sowie einige andere Dampfer wurden in letzter Stunde von der Unglücksstelle sortbugsiert. Das auf dem Wasser weiter brennende Petroleum bedroht die große Schiffswerft Finnboda und ein großes Petroleumlager an Land. Dem Lokal-Anzeiger zufolge wurden durch die Explosion 15 Personen und zwar 10 Matrosen, 4 Zollbeamte und ein Schiffsmakler getötet.
Berlin, 23. Juli. Wie dem Lokal-Anzeiger aus London depeschiert wird, verlautet dort, daß die Schenkung der englischen Nation an Lord Roberts für seine Verdienste in Südafrika und um ihm zu ermöglichen, seinem neuen Range entsprechend zu leben, die Summe von 100 000 Pfund betragen wird. Roberts erhielt bereits nach dem Feldzüge in Afghanistan 12500 Pfd. und eine Pension von 1000 Pfund.
Berlin, 23. Juli. Die amerikanische Hitz- welle hat nunmehr auch Spanien erreicht. In Madrid sind nach dem Berliner Tageblatt 45 Grad, in Sevilla 55 Grad Celsius. Zahlreiche Er-
kriegertag wurde am 16. ds. Nils, nachmittags unter allgemeiner Beteiligung der Sladtbevölkerung ein Kinderfest abgehalten. Um 2Uhr sammelten sich die festlich geschmückten Kinder bei den Schulhäusern, worauf unter den Klängen der Stadtkapelle und den Gesängen der Kinder ein Festzug durch die Stadt stattfand, an dem sich auch der Militärverein und der Männergesangverein beteiligten. Auf dem Festplatze angekommen, hielt der Ortsschulinspektor nach dem Gesang eines Lobliedes durch die Schüler eine Ansprache an die versammelte Kiuderschar. Nach der Bewirtung der Kinder entwickelte sich bei Musik- und Gesangvorträgen der Stadtmusik und des Männcrgcsangvereins und bei heiteren Spielen der Jugend ein außerordentlich reges Treiben. Choralgesang und Ansprache des Ortsschulinspektors beschloß die gelungene Feier. Die Kosten der Veranstaltung wurden auf die Gemeindekasse übernommen.
Von der oberen Donau, 22. Juli. In Mühlheim a. D. erschlug gestern abend nach vorausgegangenen Wirtshaushändeln der 18- jährige Joseph Leibinger den 24jährigen Albrecht Henninger, den einzigen Sohn seiner Eltern. Der Thäter, der auf die Mitteilung von dem Tode seines Gegners in Ohnmacht siel, wurde noch am gleichen Abend verhaftet.
Gaildorf, 22. Juli. Gestern abend wollte ein lediger Steinhauer von Hirschfelden, hiesigen Oberamts, der mit dem letzten Zug Stuttgart -Hall fuhr, auf der Station Wilhelmsglück aussteigen, kam aber zu Fall und geriet unter die Räder, wobei ihm beide Füße abgefahren wurden. Ins Kankenhaus Hall überführt, starb er alsbald.
Tonaueschingen, 21. Juli. Ein schweres Brand Unglück traf am Samstag Abend die Gemeinde Wolterdingen. Durch Kinder, welche „Feuerle" machten, wurde die Feuersbrunst verursacht, welche 7 Gebäude, darunter die kath. Kirche und die Gasthäuser zum Hirschen und zum Kreuz, einäscherte. Aus der Kirche, welche vor 40 Jahren neu erbaut wurde, wurden die Meßgewänder, die Monstranz und einige Statuen gerettet. Ter Gesamtschaden wird gegen 200 000 betragen. Aus den abgebrannten Anwesen wurde das Vieh gerettet, während Fahrnisse und Futtervorräte verbrannten. 8 weitere Anwesen waren schon vom Feuer erfaßt, wurden aber durch die Feuerwehren von Wolter- dingcn und den benachbarten Orten (Tonaueschingen, -Hüfingen, Bräunlingen u. s. w.) gerettet. Unter den Brandgeschädigten ist auch der Vater des Musketiers Stöhr, der 6 Tage zuvor im Bodensee bei Konstanz ertrank. Das badische Oberland wurde in den letzten Wochen hart betroffen: erst das schreckliche Unwetter in Weizen, dann das Großfener in Tennenbronn und jetzt das Brandunglück von Wolterdingen!
Konstanz, 21. Juli. Bei der heutigen internationalen Ruder-Regatta, an welcher 10
„Mir lag viel daran. Mir liegt auch jetzt dieser Wunsch am Herzen, und ich bitte Sie, um der Freundschaft willen, die Sie ehemals für mich hegten, ihn zu erfüllen."
„So feierlich?" neckte sie ihn. „Was haben Sie mir zu sagen, das nur unter vier Augen offenbart werden darf? Ich wäre gespannt darauf."
Er schwieg einen Moment; dann begann er:
„Sie kennen meine Verehrung für Sie und wißen, wie viel Grund ich habe. Ihnen dankbar zu sein. Ich muß Sie daran erinnern, daß Sie meine gute Absicht nicht verkennen, wenn ich Ihnen das sage, was mich meine Freundschaft für Sie zu sagen zwingt."
Sie sah ihn heiter an. „Gottlob, daß Sie das Wort „Freundschaft" gebraucht haben. Mir war ganz bange geworden. Nun verstehe ich erst. Sie wollen mir eine Strafpredigt halten."
„Zum mindesten," antwortete er, „möchte ich Sie warnen. Ich sehe, daß Sie durch Ihre große Herzensgute auf einen bedenklichen Weg geraten sind. Wenn eine Dame wie Sie einem Herrn gestattet, sie ausschließlich zu begleiten und sich ausschließlich mit ihr zu beschäftigen, so glaubt alle Welt sich berechtigt, auf ein sehr inniges Verhältnis zu schließen und giebt ein solches sich nicht bald öffentlich kund, so bietet es Veranlassung zu Bemerkungen, für die Sie mir zu hoch stehen. Außerdem möchte ich Sie erinnern, wie unglücklick der arme Doktor werden muß, wenn er sich Hoffnungen macht, die fast berechtigt erscheinen und die Sie doch nicht erfüllen werden."
„Woher wissen Sie das?" unterbrach sie ihn ungeduldig.
„Ich weiß nur, was vor aller Welt Augen liegt, und was jedermann sagt," erwiderte er ernst. „Sie hören das freilich nicht und darum ist es Freundespflicht, es Ihnen mitzuteilen."
„Ich will es nicht wissen," antwortete Frau von Els in gereiztem Tone. „Was gehen mich die Menschen und ihr Geschwätz an?"
„Wenn Sie das verachten wollen, so verachten Sie doch sicherlich nicht das Gefühl eines redlichen Mannes, der der Doktor ist, bei aller Tölpelhaftigkeit."
„Er ist kein Tölpel," antwortete sie kurz.
Diese Reizbarkeit war Herbert an ihr etwas so Ungewohntes, daß er überrascht nach deren Grunde fragte.
„So bin ich immer, antwortete sie, „wenn jemand sich unbefugt in meine Angelegenheiten mengt. Ich kann jede meiner Handlungen verantworten und bedarf keines Hofmeisters."
„Ich glaube, das verdiene ich nicht," sagte er.
„So benutzen Sie es als Lehre für die Zukunft."
Eine Weile ritten beide schweigend neben einander her. Dann bemerkte Nordau einlenkend: „Ich hoffe. Sie sind mir nicht böse?" Da sie nicht antwortete, setzte er lächelnd hinzu: „Durch unser Gespräch ist mir nun wenigstens eine Sorge genommen. Ich sehe, wie es um Sie steht und kann ruhig abreisen."
„Das können Sie," antwortete sie ebenso kurz wie vorher. „Wie ich mit Doktor Brandt stehe, das geht weder Sie noch sonst jemanden an."
„Meine Worte scheinen Sie sehr erregt zu haben," sagte er ruhig. „Ich sprach in der lautersten Absicht. Es giebt Launen, deren Befriedigung sehr kostspielig werden kann; darauf mußte ich Sie aufmerksam machen. Sehen Sie das nicht ein?"
„Nein," antwortete sie heftig, „ich weiß es nicht, warum Sie sich plötzlich berechtigt fühlen, sich zum Richter meiner Handlungen aufzuwerfen." Sein ruhiges Lächeln reizte sie so sehr, daß sie wie ein ungezogenes Kind hinzusetzte: „Es steht Ihnen doch wohl frei, nach Belieben jeden zu meiden, über den Sie schlecht denken und reden hören." (Fortsetzung folgt.)