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Amis» Md AuzeLgsLlaLL für dm Bezirk Galw.

76. Jahrgang.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und SamSlags. Die Etnrückungsgebühr betragt im Bezirk und in nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg.

Donnerstag, den 25. Zuli 1901.

Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk'Mk. 1! 35.

Amtliche AeLanrtLmachrmgerr.

An die OrLsbehorde«.

Bei der Prüfung der vierteljährlich einzurei­chenden Nachweisungen über gezahlte Marschge­bühren hat das K. Bezirkskommando die unvoll­ständige und unrichtige Ausfüllung der einzel­nen Spalten der Nachweisung und zum Teil auch ver­spätete Einreichung derselben ausgestellt.

Die Ortsbehö'rde wird daher beauftragt, den Gemcindcpflegern unter Hinweisung aus die Miuist.- Verf. vom 24. Januar 1900 (Reg.-Bl. S. 99) und das dort vorgedruckte Formular, strenge auf- zugebcn, die Spalten der betreffenden Nachweis­ungen recht genau auszufüllen und die Trennung in: L. Aus Grund der Marschgelder-Tabellen" und 6. Vermerke der Bezirkskom­

mandos in den Gestellungsbefehlen u. s. w." zu beachten.

Die nötigen Angaben , zur Ausfüllung der Nachweisungen gehen jederzeit aus den Gestell­ungsbefehlen bezw. Urlanbspäffen, welche stets vorgezeigt werden müssen, genau hervor und es ist die sofort aufzustellende Nachweisung mit diesen Angaben in genaue Uebereinstimmung zu bringen.

Bemerkt wird behufs gewiß richtiger Geschäfts­behandlung noch folgendes:

Müssen sich die Leute beim K. Bezirkskommando in Calw stellen, so sind an Marschgebühren zu be­zahlen: für Entfernung bis zu 20 keine Ge­bühren, von 2140 km 1 und von 4160 2

Bei allen anderen direkten Gestellungen bei einem Regiment ec. werden die zu zahlenden Marsch­gebührnisse und Fahrgelder durch das Bezirkskom­mando auf den Gestellungsbefehlen ec. vermerkt und sind diele Beträge von den Gemeindebehörden zu bezahlen.

Die bctr. Militärpersonen müssen stets auf den hiefür vorgesehenen Nachweisungen und nicht etwa im Rapiat bescheinigen und sind diese Nach- wcisuugen stets vierteljährlich der Amtspflege zur Liquidation zu übersenden.

Den Gemeindepflegern ist hievon unter Ein­trag in das Lchulth. Ämts-Protokoll Eröff­nung zu machen.

Calw, den 22. Juli 1901.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

Tagesnemgkeiten.

-r. Calw. Vom besten Wetter begünstigt unternahm der hiesige Militärverein am ver­gangenen Sonntag einen Ausflug nach Freud eil­st ad t, der in allen Teilen als gelungen bezeichnet werden kann. Ter Mündige Aufenthalt auf Stat. Hochdorf wurde durch die Vorträge der Stadtkapelle und die gute Bewirtung des dortigen Restaura­teurs zu einem sehr angenehmen gestaltet. Nach Ankunft in Freudenstadt marschierte der Verein unter Vorantritt der Tamboure und der Musik in strammer Haltung durch die Straßen der Stadt zur Brauerei z. Drei König, wo das gemeinsame Mittagessen (105 Gedecke) eingenommen wurde. Küche und Keller des Herrn Finkbeiner ließen nichts zu wünschen übrig und wurden in einer Ansprache des Vereinsvorstandes, Hrn. Essig, in gebührender Weise gewürdigt. Während dem Essen konzertierte die Musik. Von Kamerad Schneider wurde auf die Kameradschaft und von Kamerad Rack auf die Frauen ein Toast ausgebracht. Nach dem Essen gings zum Herzog-Friedrichsturm, von dem aus man einen prächtigen Rundblick hat, welcher lohnt, die 174 Stufen hinauszusteigen. Von packender

Wirkung war auch die von der Zinne des Turmes geblasene Hymne:Kommt, kommt, den Herrn zu preisen!" Weithin schallten die mächtigen Accordc. Sodann wurde noch ein Teil des Palmenwaldes mit dem Hotel Waldlust besichtigt und von dort gings in geschlossenem Zug wieder in die Stadt zurück um in der wirklich interessanten Stadtkirche mit ihren Sehenswürdigkeiten einen Besuch zu machen. Hochbefriedigt von dem Gesehenen kehrte der Verein wieder in das Gasthaus z. Drei König zurück, wo unter den Klängen der Stadtkapelle, pa­triotischen Reden und Gesängen der Abend in schön­ster Weise verlief. Nach dem Urteil einiger frem­den Luftkurgäste hat der Militärverein Calw einen äußerst günstigen Eindruck gemacht und gereicht dieses den Mitgliedern zur besonderen Ehre. In geschlossenem Zug und musterhafter Ordnung wurde der Rückmarsch zum Bahnhof ausgeführt und kann der Militär-Verein Calw mit Stolz und Befriedig­ung -emf diesen gelungenen Ausflug zurückblicken.

In Haiterbach OA. Nagold war am 12. d. M. der Hafner Christian Rauschenbergcr im Stadtwald mit seinem Fuhrwerk beschäftigt. Die beiden Kühe wurden durch das Ungeziefer derart aufgeregt, daß sie durchgingen und den Rauschen­berger eine Strecke weit schleiften. Er erlitt hiebei solche innerliche Verletzungen, daß er denselben am 21. d. M. erlegen ist.

Ludwigsburg, 22. Juli. Der am 13. April d. I. infolge Krankheit auf 6 Monate beur­laubte Schultheiß Völmle in Kornwestheim wurde vorgestern infolge der eingeleiteten Untersuchung vom Amt suspendiert. (Ludw. Ztg.)

Alpirsbach, 18. Juli. Als Nachfeier zu dem am Sonntag hier ftattgcfundenen Bezirks-

^ öll ? 1 1 b 1 ö ll, Nachdruck verboten.

Dem Leben zurückgegeben.

Roman von B. Ernst.

(Fortsetzung.)

Gegen die Mitte des Oktobers änderte sich das Wetter; cs wurde kalt und windig, und der erste rauhe Tag brachte dem Baron Perger eine Erkältung, so daß der Arzt meinte, er halte R . . . n nicht für milde genug für den Kranken und rare zu einer Uebersiedelung nach Riviera. Das war ein Blitz aus heiterem Himmel. Onkel und Neffe hatten sich an den Gedanken gewöhnt, den Sommer in R ... n zu verbringen und waren sehr unzufrieden mit der Verfü­gung des Doktor Schmidt. Ebenso beklagten die neuen Bekannten es, diese beiden zu verlieren,' und die jungen Mädchen waren geradezu unglücklich, daß der schöne Graf Nordau abreisen sollte. Herbert war der erste, der sich in die Veränderung zu finden bereit war; er suchte die Verstimmung des Onkels fortzutrösten, aber das gelang ihm nicht ganz. Am letzten Tage ihres Aufenthaltes in R. . . n gab man ihnen ein Äbschiedsfest. Für den Nachmittag war eine Partie nach Neudors geplant zu Fuß, zu Wagen, zu Pferde, je nach dem Geschmack eines jeden Abends sollte ein Festmahl alle zum letztenmale vereinen, bei dem manche Ueberraschungen, ja sogar Huldigungen die Scheidenden erwarteten.

Es war ein wunderschöner Tag. Nie gewähren die Städte des Südens einen herrlicheren Anblick als in der bunten Färbung des Herbstes, und wie man immer das, was man aufgeben muß, ganz besonders schätzt, so bildete Herbert sich ein, die Welt könne nirgends schöner sein als hier. Er gehörte zu denjenigen,

die den Weg zu Pferde zurücklegten. Zwar bekam man keine feurigen, edlen Pferde geliehen, aber sichere Bergsteiger, denen selbst unerfahrene Reiter sich an­vertrauen konnten; deshalb war die Beteiligung beim Reiten verhältnißmäßig groß. Frau von Els ritt einen eigenen, mutigen jungen Rappen. Sie hatte sich an der Partie beteiligt, weil Doktor Brandt über Land gefahren war und erst spät heimkehren konnte. Herbert hoffte, bei diesem letzten Zusammensein eine Gelegenheit zum Aussprechen zu finden; denn es machte ihm Sorge, Frau von Els ungewarnt, allein, zurückzulassen. Er suchte, in ihrer Nähe zu bleiben, und richtete sich stets nach der Gangart ihres Pferdes; dies geschah so auffallend, daß die schöne Frau lächelnd bemerkte:Sie sind sehr grausam, daß Sie sich heute am letzten Tage nicht gänzlich den jungen Mädchen widmen. Welche Enttäuschung bereiten Sie ihnen."

Er lächelte'ebenfalls. Eben weil es der letzte Tag hier ist, möchte ich ihn lieber mit Ihnen als mit anderen verbringen. Sie haben mir so selten das Glück gegönnt. Sie zu sprechen, daß ich zu meiner Betrübnis mehr, als einen Zufall darin erblicke. Irre ich mich?"

Da sie nicht gleich antwortete, setzte er hinzu:Ich glaube den Grund zu wißen, aus dem Sie ein Zusammensein mit mir vermieden haben."

Sie spornte ihr Pferd an. Die anderen Reiter hatten einen kleinen Vor­sprung und sie wünschte, sie einzuholen.

Es ist mir schmeichelhaft," sagte sie lachend,zu bemerken, daß unser tägliches Wiedersehen an der radls ä'llöle Ihnen nicht genügt hat."

Ich war an vertrauliche Gespräche mit Ihnen gewöhnt und habe dieselben hier vermißt."

Sie haben sie in unserer Heimat in letzter Zeit nicht mehr gern gesehen; ich wußte nicht, daß Ihnen etwas daran lag, mich allein zu sprechen."