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amten wurden in Württemberg ebenfalls einge-! führt. !

Stuttgart, 25. Mai. Kammerder! Abgeordneten. Das Haus nimmt zunächst die gestern abgebrochene Beratung über die Forstämter wieder auf. Nach längerer De­batte wird der Antrag v. Gültlingen:Die K. Regierung zu bitten, den Ständen einen bestimmten Plan der Forstorganisation, nament­lich auch in Bezug auf seine finanzielle Wirkung vorzulegen" mit 45 gegen 37 Stimmen abge­lehnt, worauf der Antrag der Kommission: Die K. Regierung zu ersuchen, die Aufhebung der 16 Forstämter in Erwägung zu ziehen" mit 47 gegen 31 Stimmen angenom­men wird. Es folgt Kap. 112.2 (Holzertrag.) Berichterstatter v. Geß: Die Kommission hat einen Holzertrag von je 200000 Mk. angenom­men, weil in dem vergangenen Jahr eine Steiger­ung der Holzpreise eingetreten ist. Käß bedauert, daß die Rinde nicht als besonderer Titel auf­geführt ist. Der Schälwald ist ein Stiefkind der Förster, während die Gerber eine möglichste Ausdehnung wünschen. Der Bedarf an Rinde steigt mehr und mehr. Unser Land hat 400000 Zentner eingeführt, wofür verschiedene Millionen ins Ausland gehen. Auch die Fachleute geben zu, daß der Schälwald 100°/o mehr Erträgnisse liefert als der Hochwald; aber den Herren Förstern macht er mehr Arbeit. Die landwirt­schaftliche Bevölkerung findet bei dem Schälen Beschäftigung. Zu beklagen sei es, daß die Forstverwaltung nicht mehr auf den Landesmarkt nach Heilbronn geht. Die Forstverwaltung sollte die Rinde selbst zum Verkaufe Herrichten und qualifizieren. Das geschieht nicht; darum kauft man lieber vom Ausland. (Beifall.) Com- merell: Die Hauptabnehmer des Holzes sind die Holzsägereien, die Cellulose-Fabriken und die Holzschleifereien. Erst in zweiter Linie kommt die Flößerei. Durch die Aufhebung derselben würde niemand geschädigt. Lang spricht über die Submissionsverkäufe der Forstverwaltungen in den verschiedenen Bezirken. Betz: Die Forst­direktion sollte den Rindenmarkt in Heilbronn zum guten Beispiel für die Gemeinden wieder beschicken und eine angemessene Borgfrist ge- währen, v. Herrmann: Der russische Handels­vertrag hat bis jetzt auf die Holzpreise nicht eingewirkt, aber für die Zukunft kann dies ein- treten. Darum sollte der Holzertrag nicht höher eingestellt werden, als von der Regierung vor­geschlagen wurde. Kloß: Die Sägmühlebesitzer haben ein Interesse daran, daß die Flößerei aufgehoben wird, da dann die Konkurrenz im Ankauf vor der Forstverwaltung fehlt. Com- merell: Die auswärtige Konkurrenz ist wegen des Bezugs durch die Bahn viel größer als die durch die Flößerei. Wenn man bedenke, daß ins Enzthal aus dem übrigen Lande 45mal mehr Holz zugeführt werde, als die Flößerei überhaupt nach Mannheim bringe, so werde man daraus ersehen, daß die Sägmüller keine besonderen Vorteile vom Holzankauf im Enz­thal selbst haben. Finanzminister v. Riecke möchte zu bedenken geben, welche Folgen es haben könnte, wenn die Holzpreise auch ins zweite Etatsjahr hinein höher angenommen sind, als sie erzielt werden. Die Frage der Flößerei betreffend sagte der Herr Minister, daß die Aufmerksamkeit der Forstverwaltung stets auch auf diesen Gegenstand gerichtet ist, daß ein- gezogene Erkundigungen und Berichte aber das Ergebnis geliefert haben, daß seitens der Forstverwaltung auf die Erhaltung der Flößerei kein so großer Wert mehr gelegt wird, wie es in früherer Zeit der Fall war. Die Scheiter­holzflößerei hat auf der Enz aufgehört und die Langholzflößerei geht auch mehr und mehr zurück. Gegen Käß bemerkt Redner: Das Schälen werde im Einvernehmen mit den Gerbern vorgenommen. Die Beschickung des Heilbronner Rindenmarkts habe man unter­lassen, weil man ungünstige Resultate erzielt habe. Doch soll er versuchsweise nächstes Jahr wieder befahren werden. Die übrigen Wünsche sollen erwogen werden. Schrempf: Geheime Verkäufe in den Staatswaldungen werden schon hie und da abgeschlossen, was zu allerlei schlim­men Vermutungen Anlaß giebt. Noch schlim­

mer ist es, wenn das Brennholz in der Nähe von Dörfern aus freier Hand verkauft und die Bürgerschaft dann genötigt wird, in weiterer Entfernung ihren Bedarf zu decken. Das er­bittert die Leute. Finanzminister v. Riecke: Ein Fall von solchem Verkauf von Brennholz ist weder dem Minister noch dem Präsidenten der Forstdirektion bekannt. Beim Langholz kam ein solcher Fall einmal vor. weil die Forstver­waltung einem Ring von Holzhändlern gegen­über stand. Käß: Es ist nicht richtig, daß das Schälen im Einverständnis mit den Gerbern erfolgt. In ganz Deutschland wird nicht mehr so geschält, wie bei uns. Präsident v. Dorrer (am Regierungstisch): Man hat einen Ober- förster ins Ausland geschickt, um die beste Me­thode des Schälens zu erfahren. Auch folgt man immer den Vorschlägen der Delegierten des Gerbervereins, aber die Gerber lassen es auch an Entgegenkommen fehlen. Lang: Die Forst­verwaltung hat in dem vom Abg. Schrempf angeführten Fall ganz richtig gehandelt. Hen­ning unterstützt die Anregung des Abg. Käß. Kap. 112,4 (Streu). Haffner (Calw): Die unbe- mittelten Einwohner der Gemeinden des Schwarz. Walds sind von jeher auf die Verwendung von Waldstreu angewiesen, weil bei ihnen wenig Stroh erzeugt wird. Der Ankauf von Stroh oder Sägmehl veranlaßt einen Aufwand, der für wenig bemittelte Leute zu hoch ist. Früher sei man in Verwiüigung von Waldstreu viel entgegenkommender gewesen, als jetzt, er bittet deshalb den Finanzminister, darauf hinzuwirken, daß die Abgabe von Waldstreu und Waldgras zu mäßigem Preis erfolge. Hähnle: In Heldenfingen klagt man sehr darüber, daß aus den Staatswaldungen kein Laubstreu mehr ab­gegeben werde, höchstens zu hohen Preisen. Da sollte im Hinblick auf das Notstandsjahr 1893 die Forstdirektion Abhilfe schaffen. Commerell unterstützt die Anregung des Abg. Haffner. Finanzminister v. Riecke: Die Abgabe von Moosstreu sei bedenklich. Ueber die verschiedene Behandlung in den verschiedenen Revieren werden sofort Erhebungen angestellt werden. Gegenüber Hähnle bemerkt Redner: Ob in seinem Fall eine Ablösung vorliege, wisse er nicht. Sei das der Fall, so könne natürlich daran nichts mehr geändert werden. Haug unterstützt die Anregung des Abg. Haffner und bedauert die Haltung der Forstbehörden im Notstandsjahr 1893. v. Wöllwarth: Er stehe auf dem Standpunkt des sozialdemokratischen Abgeordne­ten Grillenberger, der gegen eine zu weit gehende Abgabe von Laubstreu durch den Staat und damit gegen die Schädigung des Nationalver­mögens gesprochen habe. Bei Kap. 112,22 (Holzhauerlöhne) bewerben sich Beuer len, Sachs, Egger, Kloß und Ellinger um eine Besserung der Löhne. Bei Kap. 112,22 a wünscht Schrempf, daß mit der Auszahlung der Un- fallrenten liberaler vorgegangen werde, von Gültlingen regt an, ob der Staat nicht, wie es auch bei manchen Privaten und Gemeinden geschieht, die Alters- und Jnvalditätsverstcher- ung ganz auf sich nehmen und auch die Weiter­versicherung übernehmen könnte gegen einen Abzug von Lohn von vielleicht 6°/». Haffner hat vor zwei Jahren einen Antrag auf Revision der veralteten Waldfeuerlöschordnung von 1808 gestellt. Es sei nicht recht, daß man für Hilfe­leistung bei Brandfällen in Staatswaldungen keine Entschädigung bezahlen wolle, während dies bei Gebäudebränden durch Gesetz angeord­net ist. Diese Weigerung habe die bedenklichsten Folgen und sollte der Stein des Anstoßes mög­lichst bald aus dem Weg geräumt werden. Er richte an den Finanzminister die Anfrage, in welchem Stadium sich die Revision der Wald­feuerlöschordnung befinde. Finanzminister von Riecke: Eine Waldfeuerlöschordnung ist vor­bereitet und wird dem Hause in Bälde zugehen. Zu Kap. 113. (Jagden) liegt ein Antrag der Kommission vor, die k. Staatsregierung zu er­suchen, sie möge die allmähliche Aufhebung des Regiebetriebs der Jagden in Erwägung ziehen. Berichterstatter v. Geß begründet den Antrag, sodann befürwortet Egger in längerer Rede unter dem Beifall und unter vielen Heiterkeits­ausbrüchen des Hauses die Aufhebung des Regie- ^

betriebs. Spieß erklärt sich nicht mit allen Ausführungen des Vorredners einverstanden. Ein Antrag auf Vertagung wird angenommen. Schluß der Sitzung 1 Uhr. Nächste Sitzung nachmittag 3 Uhr. Tagesordnung: Etat.

Stuttgart, 28. Mai. (Kammer der Abgeordneten.) Bei Fortsetzung der Beratung des Finanzetats (Domänen) wurde zu Kapitel 113 Einnahmen aus Jagden von der Kommission der Antrag eingebracht, die Regier­ung wolle die allmähliche Aufhebung des Regiebetriebs der Jagden in Erwägung ziehen. Im Verlauf der sehr eingehend geführten Debatte wurde der von dem Abg. Egger (Ravensburg) gestellte Antrag auf Empfehlung der öffentlichen Verpachtung der Staats­jagden an den Meistbietenden mit 44 gegen 39 Stimmen angenommen.

Stuttgart, 27. Mai. Zur heute hier beginnenden Generalversammlung des deutschen Jagdschutzvereins sind der kaiserliche Statt­halter in Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe- Langenburg, Erbprinz Hohenlohe-Schillingsfürst, der Herzog von Ratibor und zahlreiche andere Mitglieder des Vereins eingetroffen.

f Wie wir erfahren, findet am Pfingstsonntag 2. Juni d. I. von 1 Uhr ab eine Zusammen­kunft früherer Angehöriger des K. W. Trainbataillons Nr. 13 im Bahnhotel irr Ludwigsburg statt, um sich in alter Kamerad­schaft zu treffen; die Versammlung wird von ca. 300 Teilnehmern besucht. Auch das Ba­taillon hat auf erhaltene Einladung seinen Be­such zugesagt. Die früheren Offiziere a. D. sind eingeladen. Wir machen die früheren Train unseres Bezirkes hierauf aufmerksam.

Ausland.

Kopenhagen, 25. Mai. Eine hier ein­getroffene Privatdepesche bestätigt die Unab­hängigkeitserklärung von Formosa.

Pest, 28. Mai. Am 1. Oktober treten die Standesämter in ganz Ungarn in Wirksamkeit.

Paris, 26. Mai. Der französische Dampfer Don Pedro" ist auf der Fahrt von Havre nach La Plata untergegangen. Wie die Gesellschaft der vereinigten Schiffsverfrachter, welcher der Dampfer gehört, erfährt, sind 25 Mann von der Besatzung mitsamt dem Kapitän gerettet worden, 150 Schiffsinsassen sollen ertrunken sein. Nach einer anderen Meldung aus Vigo stieß Don Pedro" gestern abend bei Cap Korrubedo auf. Die Kessel platzten und das Schiff sank. Ein Teil der Mannschaft und der Fahrgäste wurden gerettet, etwa 80 Schiffsinsaffen seien ertrunken.

Die am Sonntag vollzogenen Neuwahlen zur italienischen Deputiertenkammer haben, soweit sich die betreffenden Ergebnisse be­reits übersehen lassen, der Regierung Crispis den allerdings von vornherein nicht zu bezweifeln­den Sieg gebracht. Im Speziellen ist zu er­wähnen, daß Crispi fünf Mal gewählt wurde, auch im vierten römischen Wahlkreise, wo er über den Sozialisten Defelice siegte. Auch der Kriegsminister, der Finanzminister, der Marine­minister, der Unterrichtsminister, der Postminister, sowie die Unterstaatssekretäre der Justiz und der Finanzen sind wiedergewählt worden. Die Wahlen scheinen im allgemeinen ruhig und bei schwacher Beteiligung verlaufen zu sein, was speziell von Rom gilt.

Unterhaltender Teil.

Eine Hochzeitsreise.

Erzählung von F. Arnefeldt.

(Fortsetzung.)

Verzeihung, gnädige Frau," bat er nach einer Pause, der Arzt, der Beichtiger und der Verteidiger müssen nun einmal unbedingtes Ver­trauen fordern."

Das haben wir Ihnen nicht vorenthalten", entgegnete sie etwas milder,wir haben Ihnen wahrheitsgetreu den Hergang der traurigen Be­gebenheit berichtet, soviel wir selbst wissen. Was hätten wir denn auch zu verhehlen? Unsere heiligsten Gefühle hat man in der schonungs­losesten Weise an das Licht gezerrt, das süße Geheimnis unserer Herzen wird zum Gegenstände