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eitage zu Mr. 71 des Gnzthäters.

Neuenbürg, Sonntag den 5. Mai 1895.

Deutsches Weich.

Berlin, 1. Mai. Die Berl. Korresp. schreibt: Den Veteranen aus dem Kriege 1870/71, welche anläßlich der Wiederkehr der Siegestage den festlichen Veranstaltungen auf den Schlacht­feldern beizuwohnen gedenken, wird die Hin- und Rückreise in der III. Wagenklasse aller Züge zu Militärfahrpreisen gestattet.

Straßburg, i. E. Die Industrie- und Gewerbe-Ausstellung nimmt eine weit über die ursprünglichen Erwartungen hinausgehende Aus­dehnung an und es hat dementsprechend schon früher eine bedeutende Erweiterung der ursprüng- lich geplanten Bauten eintreten müssen. Die­selben beanspruchen im Ganzen, abgesehen von den vielen von Ausstellern errichteten Einzel- Pavillons, mehr wie zwei und einhalb Hektar Grundfläche. In elfter Stunde haben nun noch Anmeldungen stattgefunden, bezw. hat sich bei einzelnen Ausstellern das Bedürfnis nach mehr Raum herausgestellt, so daß jetzt auch noch der eine Lichthof der Hauplhalle in Anspruch ge­nommen und teilweise überbaut werden muß.

Württemberg.

Das Reg.Bl. Nr. 10 vom 29 April ent­hält eine Verfügung der Ministerien des Innern und der Finanzen vom 22. April betreffend die Vornahme einer Berufs- und Gewerbezählung in Verbindung mit einer Aufnahme der land und forstwirtschaftlichen Betriebe am 14. Juni 1895. Das Regierungsblatt Nr. 11 vom 30. April, enthält eine Bekanntmachung der Ministerien des Innern und des Kriegswesens vom 4. April, betr. die Landwehr - Bezirks-Ein­teilung für das Deutsche Reich. Eine Bekannt­machung des Ministeriums des Innern vom 20. April betr. die Unfallversicherung der bei Regie- wegarbeiten und sonstigen Regietiefarbeiten der Amtskörperschaften und Gemeinden beschäftigten Personen.

Die Frühjahrsparaden vor Sr. Maj. dem König finden in Stuttgart (Cannstatter Hebung feld) und Ulm in der letzten Woche dieses Mo­nats statt; in Stuttgart voraussichtlich am 29. Mai. Die Kompagnie besichtigungen bei den hiesigen Jnf.-Regt. werden durch die Regi mentskommandeure Oberst v Hitler, bezw Oberst v. Fetter an nachstehenden Tagen gehalten: Beim Jnf.-Regt, 125 am 1. Mai diejenigen des II. Bat. und 1 kombinierte Kompagnie, bestehend aus dem IV. Bat., am 2. Mai diejenigen des I. Bat. Beim Gren.Regt. 119 am 2. Mai eine kombinierte Kompagnie, bestehend aus dem IV. Bat., am 3. Mai die Kompagnien des III. Bat., am 4. Mai diejenigen des I. Bat. und am 6. Mai diejenigen des II. Bat. Beginn je 8 Uhr Vormittags. Der kommand. General, General der Infanterie v. Lindequist, begab sich am Montag Abend in Begleitung des Chefs des Generalstabes Oberst!, v. Schwarzhoff und des Adjutanten beim Generalkommando Major Frhr. v. Mittnacht nach Ulm behufs Besichtigung der Garnisonanstalten. Auf dem Schießplatz Wahn bei Köln wurden gestern die seit 17. April zum Fußartilleriebataillon 13 zur 14tägigen Uebung einberufenen Mannschaften des Beurlaubten­standes der Fußartillerie entlassen.

Stuttgart, 30. April. Die Gewitter­zeit ist wieder angebrochen und dürfte allem Anschein nach in diesem Sommer zu ungewöhn­lich häufigen und heftigen Entladungen führen. Auf den Telephonämtern sind Gewitter mehr gefürchtet als notwendig wäre, da ja die Blitz­ableitungsvorrichtungen jede ernste Gefahr so gut wie ganz ausschleßen. DasKrachen" der Telephone so lange ein Gewitter in der Nähe von Telephonleitungen am Himmel steht, ist allerdings etwas unangenehm für empfindliche Ohren und erschwert die telephonische Verständig­ung bedeutend, weshalb die männlichen und weiblichen Telephonbeamten die Vorschrift, die Bedienung der Leitungen während eines Ge­

tolltes einzustellen, gerne befolgen. Während des heute nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr an Stuttgart vorüberziehenden Gewitters, scheinen einige Schränke der neuen Telephonumschalte- stelle elektrisch geladen worden zu sein, so daß die amtierenden Telephongehilfinnen leichte elek­trische Schläge bekamen, was begreiflicherweise nicht ohne das bekannteAufkreischen" der Ge­troffenen abging. Für Telephonteilnehmer, welche um die Zeit Verbindungen nachsuchten, hörte sich die Sache mehr erheiternd als be­ängstigend an.

Cannstatt, 28. April. Die Abrechnung über den finanziellen Teil des letzijährigen Landcs- feuerwehrtags hat ein günstiges Resultat er­geben, indem die Einnahmen die Ausgaben um 1185.45 Mk. übersteigen. Den Unterstützungs­kassen der Feuerwehr wurden davon 500 Mk. zugewiesen.

In Heilbronn ist letzten Sonntag die Vollendung der Restaurationsarbeiten an der dortigen Kilianskirche festlich gefeiert worden. Bei dem Festmahl wurde nächst dem Dombau­meister Prof. Beyer, dem Oberleitcr dieses Baues Oberbürgermeister Hegelmaier gan-, besonders gefeiert, weil dieser mit großer Energie zahl­reiche Schwierigkeiten überwunden habe. Be­kanntlich waren es die zu diesem Bau notwendigen Steine, welche den ersten Anlaß zu der häßlichen Hetze gegen Hegelmaier boten. Die Namen Louis Huber und Franz Lipp wurden von der Festversammlung mit Stillschweigen übergangen ' W e i n s b e r g , 2 Mai. Unsere sämtliche Mitzger künden unter dem heutigem in der Weinsberger Zeilung einen Preisabschlag beim Schweinefleisch an. Solches kostet nunmehr 50 Pfg. das Psd. statt bisher 60 und noch früher 66 Pf.

Ausland.

Ein Augenzeuge des Dammbruches bei Epinal schildert das Eintreten des Un glucks fo, daß er zufällig nach der Staumauer hingesehcn habe, als er am oberen Rande plötzlich eine Lücke bemerkte, durch welche Wasser herab­stürzte. Die anfänglich sehr schmale Lücke wurde äußerst schnell breiter, von Sekunde zu Sekunde stürzte unter zunehmendem fürchterlichen Getöse immer mehr Wasser herab, bis schließlich der ganze Wosserstrom gegen Bouzey loszurosen schien. Als Zeitpunkt des Unglücks wird jetzt 5,35 Uhr früh angegeben. Damit ist der Ge­samtverlust indes noch nicht festgestellt. Man muß bedenken, daß ganze Familien verschwunden sind, über die niemand recht Aufschluß geben kann. Der Bürgermeister von Domovre ist an den Folgen der überstandenen Aufregungen ge­storben. Er hatte bei dem Unglück drei Nichten, einen Schwager und zwei Schwägerinnen ver­loren. Das Bautenministerium giebt Folgen­des bekannt:Der Damm des Reservoirs von Bouzey 7 km von Epinal, Dept. Vogesen, ist heute früh gebrochen. Das Reservoir dient zur Speisung des Ostkanals und hält 7 Mill. Kubikm. Wasser. Es wurde von 18791884 erbaut und 18881889 verstärkt. Es ist von einem 500 m langen Damm umgeben, der aus einer 20 m hohen und 20 m dicken Mauer be­steht. Im Jahre 1890 wurde es in Betrieb ge­setzt. Seit jener Zeit hat sich nichts gezeigt, was auf das Undichiwerden des Dammes schließen könnte." Die Wassermaffe hat die Dörfer Bouzey und Domövre vollständig zerstört und einige aridere schwer beschädigt. Sie riß zahlreiche Brücken weg und durchbrach bei Chatel die Eisenbahndämme der Linie Epinal-Nanzig und bei Darnievillcs jene der Linie Epinal-Chau- mont. Der Verkehr ist auf 3 Elsenbahnlinien unterbrochen.

London. 2. Mai. Nach derTimes" hat man wenig Hoffnung auf Erlangung eines befriedigenden Abkommens für die Gläubiger Griechenlands.

Aus dem inneren Afrika ist die Nachricht eingetroffen, daß Oberst Colville mit dem Rest der Truppen Emin Paschas die ehemalige Residenz Emins, Wadelai, sowie die frühere egyptische Aequatorialprovinz der Egypter über­haupt besetzt habe und von dort aus das Ge­biet des Bar-el-Gharzahl bedrohe. Der Bar-el- Gharzahl oder der Gazellenfluß ist einer der mächtigsten Nebenflüsse des oberen Nil, die von ihm durchzogenen fruchtbaren Gebiete befinden sich seit dem Zusammenbruche der Herrschaft Emin Paschas im Besitze der Mahdisten. Es steht demnach jetzt ein Zusammentreffen zwischen den Mahdisten und der von Oberst Colville be­fehligten Expedition zu erwarten.

Mterhattender Heit.

Eine Hochzeitsreise.

Erzählung von F. Arnefeldt.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Diese Beleidigung war so stark, daß selbst Erna's Nähe Benno's Zorn nicht zu bannen vermochte.

Was berechtigt Sie, mich so zu beschimpfen?" fuhr er auf.Wie können Sie mich einer so grenzenlosen Niedrigkeit zeihen?"

Dein Betragen", war die Antwort, welche in ihrer Gelassenheit scharf von der Erregung des jungen Mannes abstach und sich wie ein Eisstrom über ihn ergoß.Ich habe Dir meine Schuld und was mich dazu getrieben, einge- standen, ich habe Dich um Nachsicht, um Mit­leid angefleht, und Du hast mir geantwortet mit Anklagen, Verwünschungen und Drohungen. Gegen den Mann, der Dich erzogen, der Vater­stelle an Dir vertreten hat, konntest Du die Faust erheben! Wer das im Stande ist, der ist auch zu allem anderen fähig; wer nichts kennt, als sein brutales Recht, dem kann ich kein weiches, edles Gefühl Zutrauen. Ich habe gefehlt, ich habe eingestanden, ich habe Dich um Verzeihung gebeten, diese Stunde hat unsere Rechnung ausgeglichen. Zwischen uns giebt es keine Ge­meinschaft mehr, Benno Treuenfeld."

Ohne der begütigenden, flehenden Worte und Blicke seiner Tochter zu achten, ergriff er sie am Arme und führte sie hinaus. Benno fand kein Wort der Entgegnung; wie betäubt stand er da; sein Zorn war verraucht. Reue und Beschämung überkam ihn. Er machte sich Vorwürfe, daß er sich von seiner unglücklichen Heftigkeit hatte fortreißen lassen und gegen den schuldigen, aber schwer gebeugten Mann hart und unversöhnlich gewesen war.

Bin ich wirklich zu seinem Richter berufen?" murmelte er, indem er sich wieder in den Stuhl warf;giebt es keine andere Weise, mich als Euren Erben, als den Vollstrecker Eures Willen zu erweisen?" fügte er hinzu und ließ wieder die Blicke über die Bilder seiner Vorfahren schweifen.

Er stützte den Kopf in die Hand und starrte lange brütend vor sich nieder.

Es kann noch nicht alles verloren sein!" sagte er endlich, den Kopf erhebend; mir steht cs zu, die Schultern anzustemmen und den ver­fahrenen Wagen wieder ins richtige Geleise zu bringen; nicht umsonst soll mich Göldner den klugen, praktischen Amerikaner genannt haben. Ich schwöre es Euch, meine Väter, nicht eher zu rasten und ruhen, bis ich Euer Ehrenschild wieder reingewaschen habe, bis niemand auf- treten und behaupten kann, die Firma Treuen­feld und Göldner habe ihn auch nur um einen Pfennig übervorteilt. Wenn Erna's Vater meine Reue und mein redliches Treben sieht, wird er mir meine Uebereilung verzeihen!"

Benno täuschte sich in dieser Hoffnung; Göldner blieb unversöhnlich. Er hatte sich so sehr vor dem Pflegcsohn gefürchtet, sich so tief im Unrecht gegen ihn gefühlt, daß er eine wahre Erleichterung darin fand, sich nun seinerseits