Wildbad, 25. April. Se. Majestät der König, welcher gestern hieherzukommen beab- sichtigte, um in der Umgebung der Auerhahn- jagd obzuliegen, wird, wie nun verlautet, erst am nächsten Montag hier eintreffen.

Neuenbürg, 27. April. Mit Bezug auf unsere Notiz vom23. ds. können wir heute feststellen, daß infolge der fortgesetzten milden Witterung die Kirschenblüte in der Gegend des ganzen Unteren Amts zur vollen Pracht entwickelt ist.

Engelsbrand. 25. April. Am letzten Sonntag tagte hier im Gasthaus z.Rößle" die jährl. Gauversammlung des Enz-Nagold- Gausängerbundes. Aus den Verhandlungen und Beschlüssen, welche der Gauvorstand leitete, ist folgendes zu erwähnen: Neu bezw. wieder ausgenommen in den Bund wurden die Gesang­vereine Salmbach und Kapfenhardt. Bei diesem Anlaß wurde aus der Mitte der Versammlung der Vorschlag gewacht, cs möchte durch ent­sprechende Statutenänderung den einzelnen Ver­einen der Austritt nicht so leicht gemacht werden. Nach eingehender Debatte wurde schließlich mit allen gegen eine Stimme der Antrag des Hrn. Schullehrer Wieland von Schwann zum Be- schluß erhoben, daß neu aufgenommene Vereine sich für 5 Jahre zur Mitgliedschaft zu verpflichten, und Vereine, welche ihren Austritt erklären, noch 3 Jahresbeiträge in bisheriger Höhe fortzube­zahlen haben. Damit werden zugleich der Gau­kasse regelmäßigere Beiträge zugcführt, so daß sie mit bestimmten Einnahmen rechnen kann. Der Stand der Gaukasse hat sich in den letzten

2 Jahren günstiger gestaltet. Alle 2 Jahre wird ein Gausängerfest abgehalten; das nächste, das vierte seit Bestehen des Bundes, findet bekannt­lich in Birken selb und zwar am Sonntag den 30. Juni d. I. statt. Das Wettsingen der Vereine wird wieder auf die Vormittagszeit ver­legt und es schließt sich daran unmittelbar die Hauptprobe für die 3 obligatorischen Gesamt­chöre. Letztere sind nach der Bestimmung der vorjährigen Gauversammlung: 1)Wir grüßen dich,.du Land der Kraft und Treue" v. Huber;

2)Drauß' ist alles so prächtig" v. Fr. Silcher;

3)Es scheinen die Sterniein so hell", Volks- weise. Die Wahl der nach den Statuten nötigen

3 Preisrichter, welche außerhalb des Gaues ihren Wohnsitz haben müssen, erfolgte durch die Ver- einsdirigenten. Bezüglich der Preismedaillen, Diplome rc. bleibt es wie bisher. Es wurde noch bekannt gegeben, daß außer dem Gaufest die zum Bund gehörenden Vereine Liederkranz Obernhausen (am 16. Juni) und Männergesang­verein Conweiler (am 26. Mai d. I.) das Fest ihrer Fahnenweihe begehen. Der letzt genannte Verein sieht aber von größerer Ausdehnung ab und beschränkt seine Einladung auf die nächsten Nachbarvereine. Nach Erledigung der Tages­ordnung schloß die Versammlung mit dem ein­mütigen GesangNimm deine schönsten Melo­dien aus tiefster Brust hervor" v. Abt und der hiesige Liederkranz brachte hierauf noch mehrere Chöre zum gelungenen Vortrag.

Calw, 24. April. Die hiesige Ortsschul­behörde und die bürgerlichen Kollegien haben in Ausführung des Gesetzes, betreffend die all­gemeine Fortbildungsschule, den Beschluß ge­faßt, sowohl für die männliche als für die weib- liche Jugend eine Fortbildungsschule einzurichten. Der Unterricht soll am Werktag und zwar wahr­scheinlich am Mittwoch Nachmittag abgehalten werden. Die Sonntagsschule wird aufgehoben. In der neu einzurichtenden Fortbildungsschule erstreckt sich der Unterricht auf Religion (10 St ). Aufsatz (20 St.), Rechnen (20 St.) und Rea­lien (30 Std.) Das von der Oberschulbehörde festgesetzte Lehrpensum ist ganz dem praktischen Leben angepaßt.

Neuenbürg. 27. April. (Schweinemarkt.) Zufuhr 50 St. Milchschweine. Preis derselbe 2330 Mk. pr. Paar.

Deutsches Aeich.

Berlin, 25. April. Dem Abgeordneten- Hause ist der Entwurf eines Gesetzes betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Ver- besserung der Wohnungsverhältnisse von Ar­beitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten

zugegangen. Danach soll durch die Erbauung > staatlicher Mietshäuser und durch Gewährung von Bauprämien und Darlehen den in Staats­betrieben beschäftigten Arbeitern und gering be­soldeten Beamten die Beschaffung geeigneter Wohnungen zu angemessenen Preisen an den­jenigen Orten erleichtert werden, an denen die Bauthätigkeit das Wohnungsbedürfnis seither nicht befriedigt. Eine Bevorzugung der Wohn­ungsinhaber auf Kosten der Allgemeinheit ist nicht in Aussicht genommen, da die Mietspreise so bemessen werden sollen, daß die dem Staate erwachsenden Selbstkosten entsprechende Deckung finden. Der Entwurf sieht zu dem genannten Zwecke zunächst einen Betrag von 5 Millionen Mark vor.

Das Resultat in der Reichstagsersatz­wahl Rinteln-Hofgeismar ist folgendes: Bielhaben (Antisem.) 4845 Stimmen, v. Wächter (Soz.) 2198, Souchay (nat.) 1220, Virchow (freis. Volksp.) 449 und Martin (Rp.) 162 St. Antisemit Vielhaben ist somit gewählt.

Straßburg i. E. Die IV. internationale Verbands-Ausstellung von Hunden aller Rassen, veranstaltet vom Verbände kyno- logischcr Vereine in Deutschland, dem sich die Sektionen Ober- und Unter-Elsaß und Lothringen des Allgemeinen Deutschen Jagdschutz-Vereins, der Klub Kurzhaar, der Teckel-Klub, der Verein Hicschmann und der Verein zur Prüfung von Gebrauchshunden zur Jagd in Süddeutschland angeschlossen haben, findet vom 1. bis 4. Juni innerhalb des großen Parks der Industrie- und Gewerbc-Austellung statt. Vom Ausstellungs- komile ist ein großer, außerordentlich geeigneter Platz zur Verfügung gestellt, wie überhaupt von dieser Seite dem Unternehmen das größte Ent­gegenkommen bewiesen wurde. Die Hunde-Aus- stellung dürfte nach dem allgemeinen Interesse, das ihr entgegengedracht wird, eine überaus reichhaltige werden. Es kommen Hunde von 239 Rassen zur Ausstellung und es sind zur Prämiierung 375 wertvolle Medaillen u. 10 000 Mark für Geldpreise ausgesetzt.

Metz, 23. April. Spargeln, welche am Ende der vorigen Woche noch zu den Selten­heiten gehörten, fanden sich heute in reichlicher Menge auf dem Markt und waren zu 50, ja selbst zu 40 Pfg. das Kilo zn haben. Auf den heutigen warmen Frühregen werden sie wohl noch weit besser gedeihen und die Ausfuhr nach Norddeutschland, eine Haupterwerbsquelle für unsere Handelsgärtner, wird ihren Anfang nehmen.

Karlsruhe, 19. April. Die Fahrten mit dem sogenannten Daimlerschen Motorwagen haben nach Mitteilung der Direktion der Neben­bahnverwaltung kein günstiges Ergebnis geliefert. Diese Fahrten sollen also nicht fortgesetzt werden.

Württemberg.

Stuttgart, 26. April. (Landtag.) Präsident Payer eröffnete gestern die Sitzung. Anwesend waren sämtliche Minister bis auf den Kriegsminister. Auf der Tagesordnung stand der Bericht der Finanzkommission über die Prüfung derFinanzverwaltung 1891/93. Gröber (Zentr.) wünschte, daß die Elatsüberschreitungen genauer angegeben werden. Es entspann sich eine längere Debatte, in der Sachs (D. P.) be­fürwortete, daß der ständige Ausschuß die Prüf­ung vornehme. Schrempf (kons.) sprach in gleichem Sinn und will außerdem eine zeitge­mäße Reform des Ausschusses. Man trat dann in die Einzeldebatte ein. Die Kapitel 1117 wurden dem Antrag der Kommission entsprechend genehmigt. Auch Kap. 118 (Eisenbahnen) wurde trotz der hohen Ucberschrcitungen nach kurzer Darlegung des Referenten Abg. Dr. Kiene an­genommen. Der Antrag der Finanzkommission, die Finanzverwaltung anzuerkennen, wurde an­genommen. Heute begann die allgemeine Be­ratung des Hauptfinanzetats. Der Bericht- erstatter gab eine Einleitung, in der er dar­auf hinwies, daß mancher Wunsch habe unbe­rücksichtigt bleiben müssen, vielleicht auch mancher berechtigte. Der Finanzminister besprach die Finanzlage und verwies auf die künftige Ent- fernung der Restverwaltung. Das EtatSjahr 1894/95 werde die vorgesehenen Restzuschüffe

nicht voll erfordern. Im Reiche sei der erste Anlauf zur Gewinnung neuer Deckungsmittel mißglückt. Gegenwärtig werde ein neuer Ver­such gemacht. In diesem Hause sei die Tabaks­steuer eine alte Liebe. Die Besteuerung des Tabaks sei der beste Weg, zu einer Lösung zu gelangen. Die Regierung habe schon beim Zoll­verein die höhere Besteuerung des Tabaks einst beantragt.

F r e u d e n st a d t, 24. April. Der König hat in hochherziger Weife den bei dem hiesigen Brand am 7. April d. I. besonders hart betroffenen Personen eine Unterstützung von 200 Mk. aus K. Mitteln zukommen lassen.

Das Programm für den 12. Bundestag des Württ. Kriegerbundes in Biberach ist bekannt gegeben worden. Nach demselben findet Samstag 8. Juni Vorm. 10'/i Uhr Empfang des Ehrenpräsidenten Prinz Herrmann zu Sachsen-Weimar und des Präsidiums am Bahnhoie statt. Mittags ist Sitzung des Bundes­ausschusses, abends Bankett m der Notzschen Bierhalle auf dem Festplatze, Beleuchtung des Festplatzes und Konzert durch mehrere Musik­korps. Sonntags 9. Juni morgens Tagwache, später Empfang der Gäste. Um 9 Uhr beginnen die Verhandlungen des Bundestages in der neuen Turnhalle, Mittags ist Festessen im Gast­hof zur Krone, um 2 Uhr Festzug. Von 3 Uhr ab gemeinschaftlichst. Zusammensein auf dem Festplatze und Musik sämtlicher Kapellen auf dem Gigelberg. Abends italienische Nacht. Am Montag den 10. Juni findet Festsahrt nach Friedrichshafen und mit Extraschiff nach Ueber- tingen statt. Nachmittags treffen die Teilnehmer in Konstanz ein, wo kameradschaftliche Ver­einigung mit den Kameraden der dortigen Vereine stattfiudet. Abends erfolgt die Abfahrt von Konstanz. Voraussichtlich wird, wie früher mitgeteilt, S. M. der König zum Bundestag nach Biberach kommen.

Stuttgart, 26. April. Die hiesige Sozialdemokratie hat gegen den Stuttgarter Liederkranz einen auf alle geschäftliche Be­ziehungen ausgedehnten Boykott eröffnet. Schon vor einigen Jahren halte sie an die Gesellschaft das Ansinnen gestellt, ihr gleich den übrigen politischen Parteien die Säte der Liederhalle mietweise zur Abhaltung von Parteiversamm­lungen zu überlassen. Auf den ablehnenden Bescheid der Gesellschaft halte dann die Sozial­demokratie ihren Anhängern den Besuch der Liederhalle und die Benützung ihrer Räume zu geselligen Veranstaltungen untersagt. Für ihre über Ostern adgehaltene Landesversammlung machte die Sozialdemokratie abermals den Ver­such, einen Saal der Liederhalle zu bekommen, wurde aber vom Ausschuß wiederum abgewiesen. Ueber die Gründe dieser Abweisung hat der Aus­schuß eine Erklärung im Inseratenteil hiesiger Blätter veröffentlicht, worin gesagt ist, daß er den Sozialdemokraten nicht die Räume der Lieder- Halle einräumen könne, weil die Bestrebungen der Sozialdemokratie in offenkundigem Wider­spruch sowohl gegen die geschäftlichen wie auch gesellschaftlichen Interessen des weitaus größten Teils der Mitglieder stehen. Außerdem komme in Betracht, daß man mir Rücksicht auf die Militärkapellen den Sozialdemokraten die Räume nicht überlassen dürfe. Daraufhin wurde nun die Ausdehnung des Boykotts in's Auge gefaßt. In einer Versammlung, die gestern abend in den großen Saal von Paul Weiß vom sozialdemo­kratischen Verein einberufen war, kam die Sache zur Entscheidung. Es wurde beschlossen, den Boykott gegen die Liederhalle, wie er bisher be­stand, aufrecht zu erhalten und dadurch zu ver­schärfen, daß er auch auf die Brauereien, die etwa in die Liederhalle Bier liefern, auf sämt­liche Wirtschaften und Flaschenbiergeschäste, welche von emer solchen Brauerei Bier beziehen, aus­gedehnt wird. Ferner soll eine Mitgliederliste der Liederkranzgesellschaft bekannt gegeben wer­den, damit sämtliche Geschäftsleute, die dem Liederkranz angehören, weil sie nicht den Be­schluß ihres Ausschusses protestiert haben, eben­falls geboykottet werden. Die weiteren Schritte wurden in die Hand einer Siebenerkommisston gelegt und dieser auch der Boykott über da- Neuner'sche Bad in Berg überwiesen, der eben-