zu den Mächten schädigen könnten. Er wünscht die Wiederherstellung der Freundschaft mit China, mit dem man gute Nachbarschaft halten wolle.
Aus Frankreich. 21. April. In Rive de Gier, südlich von Lyon, soll es zu blutigen Zusammenstößen zwischen französischen und deutschen Arbeitern gekommen sein. Die Gendarmerie sei verstärkt worden.
In Lyon ertranken 5 junge Leute, darunter 4 Brüder, namens Lespinasse bei einer Kahnfahrt auf der Rhone. Die Eltern der letzteren standen am Fenster, als der Kahn umkippte und dessen Insassen in's Wasser stürzten.
Unterhaltender Teil.
Eine Hochzeitsreise.
Erzählung von F. Arne selb.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Hier kommt menschliche Hilfe zu spät. Der Mörder bat sein Handwerk verstanden, der Stoß ist gerade in's Herz gegangen."
„Tot! Tot!" erklang aus der anderen Ecke des Koupees ein schwacher, aber markerschütternder Schrei. Die Ohnmächtige war zu sich gekommen, hatte den Ausspruch des Arztes gehört, sprang auf und wollte vorwärts stürzen. Der Reisende versuchte sie zurückzuhalten.
„Laß mich, Benno, laß mich!" murmelte sie und versuchte, sich seinen Armen zu entwinden; aber sie war noch viel zu schwach; sie wankte und sank in die Kissen des Wagens zurück.
Im nächsten Augenblick war der Arzt an ihrer Seite; er zog eine kleine Reiseapotheke hervor, entnahm derselben ein Fläschchen und rieb ihr mit der darin enthaltenen Essenz die Schläfen. Die belebende Wirkung, welche dieses Verfahren ausübte, war so stark, daß sie einen Teil ihrer Willenskraft wiedergewann und weitere Hilfeleistung des ihr fremden Mannes mit den Worten abwehrte:
„Ruft Dorothea! Warum kommt sie nicht?" Sie deutete dabei mit der Hand auf das nebenan liegende Koupee.
Der Wagen bestand aus drei unter einander durch Thüren verbundenen Koupees. Das in der Mitte belegene Koupee erster Klasse hatten auf der ganzen Strecke der Ermordete und seine Frau allein inne gehabt; in dem rechts davon befindlichen Koupee zweiter Klasse fuhr eine Kammerfrau, die längere Zeit allein geblieben, da der Zug nur schwach besetzt war; linker Hand lag ein Rauchkoupee, in dem die Passagiere mehrmals gewechselt hatten; zuletzt war, wie der den Wagen beaufsichtigende Schaffner dem Oberbeamten bereits zugeflüstert, auch darin nur ein einziger Herr zurückgeblieben, derselbe, den die Beamten in dem Koupee erster Klasse betroffen hatten.
Als der Schaffner die junge Frau nach ihrer Dienerin verlangen Hörle, durchzuckte ihn ein jäher Schreck. Er hatte sie mehrmals gesehen, denn sie war auf einigen Stationen ausgestiegen, um Befehle ihrer Herrin auszurichten, und er wußte, daß sie kein junges Mädchen, sondern eine bejahrte Frau war. Ließ es sich annehmen, daß eine solche so fest schlafen sollte, um weder von dem Halten des Zuges, noch von dem Stimmengewirr in dem benachbarten Kou- pee geweckt zu werden? War etwa auch an ihr ein Verbrechen verübt worden?
Ohne ein Wort zu sagen, eilte der Mann in das Koupee und hielt seine Laterne in die Höhe, so daß ihr volles Licht auf das Gesicht der Dienerin fiel, welche lang ausgestreckt, mit geschlossenen Augen auf der gepolsterten Bank lag. Ihr Atem ging vernehmbar und belehrte den Beamten, daß er keine Tote, sondern eine Schlafende vor sich habe; aber dieser feste Schlaf hatte nichtsdestoweniger etwas Unnatürliches und deshalb Beängstigendes. Die Schlafende erwachte weder von dem grellen Lichtschein, der plötzlich ihre Augen traf, noch hatten das Rufen und Schütteln des Mannes einen besseren Erfolg. Erst nachdem er ihr den von der Gebieterin gehörten Namen „Dorothea" wiederholt in die Ohren geschrieen hatte, fuhr sie auf,
blickte verstört um sich und vermochte die Bande des Schlafes noch nicht abzuschütteln.
„Kommen Sie zu Ihrer Herrin, Dorothea," sagte der Schaffner. Sie starrte ihn an, ohne den Sinn seiner Rede zu verstehen.
„Ihre Herrin bedarf Ihrer!" fuhr der Schaffner fort. Die Kammerfrau verstand ihn nicht und machte Miene, in ihren Schlaf zurückzusinken
Jetzt ergriff er sie bei den Schultern, schüttelte sie derb und schrie ihr ins Ohr: „Kommen Sie, es ist keine Zeit zum Schlafen, es ist ein furchtbares Unglück geschehen; man hat Ihren Herrn ermordet!"
Die letzten Worten mußten etwas von der Wirkung der Posaune des Weltgerichtes haben; denn sie ermunterten die Schlaftrunkene Sie sprang auf, taumelte, drehte sich um sich selbst und stand dann fest auf ihren Füßen.
„Der Herr ist ermordet?" fragte sie, mit der Hand nach der Stirn fahrend, „gaukelt meine Angst mir den Schreckensruf vor, oder ist's Wahrheit?"
„Es ist Wahrheit."
Sie stieß einen Schrei aus, einen Schrei, wie ihn das Raubtier ausstoßen mag, dem man sein Junges genommen hat, und das im Begriffe ist, sich auf den Räuber zu stürzen. Schmerz und Wut machten sich darin Luft.
„Der Verruchte!" keuchte sie, „so hat er seinen Zweck doch erreicht. Alle meine Vorsicht hat nichts geholfen, — er, — er wollte mir ja nicht glauben!"
„Haben Sie denn etwas so Entsetzliches gefürchtet!" fragte der Schaffner; aber sie hörte ihn nicht mehr, sondern stürzte nach dem Koupee, dessen Thür er offen gelassen hatte. Ihr erster Blick fiel auf den Toten; mit einem Jammergeschrei warf sie sich über ihn.
„Mein armer, mein lieber, gnädiger Herr!" kreischte sie. „Helft ihm doch! Laßt ihn nicht verbluten! Holt einen Arzt!"
„Der ist bereits hier," bemerkte der Arzt, indem er versuchte, sie von dem Toten emporzuziehen, „dem Herrn ist nicht mehr zu helfen, er ist tot."
„Tot! Tot!" schrie Dorothea. „Ich wußte es ja, es würde sein Unglück sein; aber er bestand darauf! Und ihr habt den Mörder entwischen lassen!" fuhr sie wütend auf; doch gleichviel, mir entgeht er nicht."
„Sie kennen ihn?" fragte der Oberbeamte.
„Ob ich ihn kenne! Es giebt nur einen —"
„Sorgen Sie für Ihre Gebieterin", unter- brach sie der Arzt, „sie bedarf Ihres Beistandes."
Die alte Kammerfrau machte eine Bewegung, als wolle sie eine solche Zumutung weit von sich weisen; im nächsten Augenblick besann sie sich jedoch eines besseren. Sie wandte sich von dem Toten ab und der jungen Frau zu; dabei fiel ihr Blick auf den noch immer an deren Seite verweilenden Reisenden, und mit einem wahren Wutgeheul flog sie auf ihn zu.
„Da ist er ja, der elende, der feige Mörder!" kreischte sie und grub ihre Nägel in seine Arme. Der junge Mann schüttelte sie ob.
„Das Weib ist wahnsinnig; der Schreck hat ihr den Verstand geraubt," sagte er hochfahrend.
„Man könnte es werden über so viel Bosheit", entgegnete sie; aber ich bin es nicht, ich habe meine Sinne sehr gut beieinander und erkenne Dich auf den ersten Blick, Benno Treuenfeld.«
„Der bin ich; es fällt mir keinen Augenblick ein. meinen Namen verleugnen zu wollen."
„Benno Treuenfeld?" fragte der Arzt, „derselbe, der kürzlich vom Kap zurückgekehrt ist?«
„Derselbe —"
„Derselbe, der geschworen hat. meinen Herrn umzubringen," unterbrach ihn Dorothea, „und er hat es ausgeführt."
„Dorothea!" rief die junge Frau, „wie kannst Du etwas so Furchtbares behaupten! Benno Treuenfeld ein Mörder!" Sie war aufgesprungen; alle ihre Schwäche schien von ihr gewichen; ihr Gesicht war todenbleich; aber die großen, grauen Augen leuchteten in der Erregung beinahe unheimlich aus dem weißen Antlitz hervor.
„Weil wir Ihnen verschwiegen haben, was geschehen ist, darum glauben Sie es nicht," versetzte die Alte leiser; aber immer noch laut genug, um von den Umstehenden verstanden zu werden, fügte sie hinzu: „oder weil Sie's nicht glauben mögen. Der arme Herr wollte nicht, daß Sie etwas davon erführen; er konnte es auch nicht glauben, daß er verfolgt würde."
„Wer verfolgte ihn?" fragte der Oberbeamte.
„Der da!" antwortete Dorothea, auf Benno Treuenfeld deutend. „Er hatte geschworen, ihn zu ermorden!"
„Weib, Du lügst!" schrie der junge Mann.
„Ihn niederzuschießen, wo er ihn träfe", fuhr Dorothea, unbekümmert um den Einwand, fort, „die gnädige Frau hat es ihm und hat es mir geschrieben. Auf meinen Knieen habe ich ihn gebeten, nach Hause zurückzukehren; er wollte nicht. Kaum, daß er sich bewegen ließ, die Reiseroute zu ändern. Er wollte nicht hören, nun hat er fühlen müssen; der Heimat so nahe, hat ihn der Mörder doch erreicht."
(Fortsetzung folgt.)
Aus Baden, 20. Apr. „Der Teufel hat die Hölle verkauft." Diese überraschende, für viele Gemüter geradezu beunruhigende Nachricht kommt vom Bodenfie. Zur näheren Erklärung dieses weittragenden Ereignisses bedarf es allerdings der Beifügung, daß es sich um den ehemaligen Besitzer der Weinwirtschaft „Hölle" in Ueberlingen, Hrn. A. Teufel, handelt. Die „Breisg. Ztg." schreibt an diese anschließend mit gutem Humor: „Da die Umsturzvorlage in der Zentrumsfassung zur Zeit Gesetzeskraft noch nicht erlangt hat, dürfen wir es noch wagen, dieser Mitteilung Aufnahme zu gewähren.
Beim Stecken von Bohnen ist dieses Jahr große Vorsicht in der Wahl der Sorten notwendig, da die beiden vorhergegangenen Sommer für das hier so beliebte Gemüse ungünstig waren. Das Erste ist der geeignete Boden, der gut gedüngt aber nicht zu schwer sein soll. Alsdann muß darauf gesehen werden, daß die Bohnen nicht zu nahe beisammen gesetzt werden, auch nur 3—4 schöne tadellose Steckbohnen sollen verwendet werden und zwar möglichst 2- bis 3jährige; bei unseren Steckenbohnen sind die Pfähle meistens viel zu kurz, dieselben sollten nicht unter 3—3'/» Meter sein.
(Grob.) Herr: „Kostet dies kleine Paket Extra-Porto?" — Beamter: „Was ist denn darin?" — Herr: „Lyrische Gedichte " — Beamter: „Nein, die kosten kein Extra-Porto, die können Sie überhaupt als Muster ohne Wert schicken!"
(Hyperbel.) Fremder (der in ein sehr verräuchertes Gastzimmer kommt). „Könnten wir wohl etwas das Fenster öffnen?" — Der Stammtisch (unisono): „Aber wir befinden uns doch in keinem Luftkurorte!"
Telegramm.
München, 24 April. Die Neuesten Nachrichten melden aus Weiden: Die am Nachmittag vernommenen Angeklagten sagen aus, daß sie ihre Verletzungen auf der Flucht teils im Rücken, teils in der Seite erhielten. Von einer Gegenwehr oder von Widerstand könne keine Rede sein. Mehrere Angeklagten > besagen, daß sie die Aufforderung des Bezirks- amtmanns, auseinander zu gehen, mißverstanden oder nicht verstanden haben.
München, 24. April. Die Augsburger Volksztg. meldet aus Wiesee: Kürzlich wurden in das Schlafzimmer des K. Försters Harn- ander 3 scharte Schüsse gefeuert und eine Bombe durchs Fenster geworfen, deren Zündschnur durch zufällige Einzwickung in die Glassplitter durchschnitten wurde. Eine zweite Bombe explodierte vor der Hausthüre. Die Bewohner kamen mit dem Schrecken davon.
Paris. 24. April. Die Zusammenstöße seitens der Omnibusangestellten mit der Polizei waren gestern zahlreich.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.