227
trag durch den vokalischen Reichtum überaus I ansprechend, wirkte es gesungen nach der herrlichen Melodie: Sind wir vereint zu guter Stunde, ergreifend und hinreißend. Es beginnt:
Nun steige der Begeist'rung Flamme Helllodernd auf in uns'rem Sang:
Dem Manne gilt's von deutschem Stamme,
Dem Helden, der den Drachen zwang!
Der an des Rheines Rebenborden Gepflanzt des Reiches mächt'gen Baum,
Dem Mann, durch den zur Wahrheit worden Der Väter sehnsuchtsvoller Traum. —
Die Begeisterung holte ihren Höhepunkt erreicht; in freier Ansprache der Einzelnen kamen die Gefühle des Dank-s und der Verehrung gegenüber dem Fürsten zu voller Geltung. Doch wessen das Herz voll ist. davon der Mund sprudelt und überquilll. Zunächst folgte ein Ge- dicht zu Ehren des Fürsten Bismarck von Hrn. Präz. Calmbach. Später feierte Hr. Lehrer Braun Heer und Marine. Hr. Pfarrverweser Dietrich meinte, wenn der deutsche Reichstag aus Frauen bestände, wäre einstimmig die Ehrung Bismarcks beschlossen worden und Hr. Kade hatte die originelle Jdre — hat er wohl auch der Frow Krimhilde un Nibelungenlied seinen Rat gegeben oder ist er gar der Verfasser dieses großartigen 36. Gesangs? — man hätte unter den Reichstag ein Feuerte machen sollen. das Thürle schließen lassen sollen. aber vorher die für den Antrag stimmenden Abgeordneten hinauslassen sollen. Man denke! dieses Zetergeschrei! — Hr. Verwalter Loos brachte noch die Absendung eines Glückwunschtelegramms an den Gefeierten in Vorschlag, was begeisterte Zustimmung fand, ferner gedachte er rühmend der Deutschen Kaiserin, welche jüngst (es war bekanntlich am 26. v. Mts.) dem Kronprinzen einen Rosenstrauß als Gruß „Von der Mama" nach Friedrichsruh mitgab.
In später Stunde trennten sich die Gäste, ein jeder mit dem stolzen Bewußtsein einem großen Mann, dem größten unserer Zeit, seine Huldigung dargebracht zu Haber.
Wir schließen das von Hrn. Präz. Calmbach verfaßte und ausdrucksvoll vorgetragene Gedicht an:
„Wer ist der Held, dem aller Herzen schlagen An diesem Jubellage im April?
Ist es ein Held aus allen, fernen Tagen,
Ein großer Toter, den man ehren will?
Weil ihn die harte Mitwelt nicht ertragen,
Steht man darum vor seinem Standbild still?
Wer ist der Held? o sagt es, gebt mir Kunde!
Damit auch ich ihn ehr' von dieser Stunde!"
„Gar mancher Name deutscher Heldgestalten Ist heut' geehrter als er einstens war:
Der „dankbarn Nachwelt" blieb es Vorbehalten Erinnerung zu feiern Jahr für Jahr! —
Wie selten war auch seit der Zeit der alten Die Treue größer, als der Neider Schar! —
Von seiner Mitwelt Liebe zu erringen Will selten einem Sterblichen gelingen."
„Wer ist der Held? daß alle Häuser prangen In Festesschmuck bis an das Dach hinaus?
Daß all die Straßen aus und ab die langen Ein Menschenstrom sich wälzt in wirrem Lauf?
Ist uns ein neuer Stern denn aufgegangen,
Daß alles steht und drängt sich dort zu Haus?
Wem gilt der Jubel, gelten diese Stimmen,
Die tausendfach verstärkt zum Himmel dringen?"
„Es ist ein Held — er lebt in unsrer Mitten --- Gott hat ein Wunder unsrem Volk gethan —
Für Deutschlands Größe jener hat gestritten,
Wie kaum je einer besser streiten kann;
Mit scharfem Schnitt hat er ein Reich geschnitten Und es entrissen aus der Ohnmacht Bann:
Es ist Fürst Bismarck, Deutschlands Ruhm und Retter, Ein Held im Frieden und im Kriegsgewetter.
Das ist kein Fest von Fürsten nur begangen,
Für deren Macht das scharfe Schwert er schwang,
Für deren Recht er auf den Plan gegangen,
Mit scharfem Wort den Gegner niederzwang; —
Für Deutschlands Macht und Recht er ohne Bangen Und rastlos, Gott nur fürchtend, vorwärts drang: Drum ist's ganz Deutschland auch, das allerwegen Jauchzt seinem Helden heut den Gruß entgegen:
„Heil Bismarck, Heil! Fürst Bismarck er soll leben Der wetterharte Mann, der greise Held!
Der seinem Volk ein „Deutsches Reich" gegeben,
Auf festen Fels den festen Bau gestellt:
Vor seiner Macht die fremden Völker beben,
Es ist gefürchtet auf der ganzen Welt:
Dem Siegfried gleich bis in das Mark ein Ritter Leucht er uns vor in Kampf und Sturmgewitter!"
Lang lebe nochBismarck zumHeile unseres geliebten Vaterlandes!
— Höfen, I. April. Am gestrigen Abend vereinigte sich im Gasthof zum „Ochsen" eine stattliche Zahl Höfner und Calmbacher Herren, um ihrer Bismarck-Verehrung Ausdruck zu geben. Nach dem von Herrn Commerell ausgebrochten und mit Begeisterung aufgenommenen Toast auf Deutschlands Einiger verweilte man noch verschiedene Stunden bei ungetrübter Fcststimmung.
Birkenfeld, 1. April. Zur Bismarck- fei er ließen in der Nähe unseres freigelegenen Orts die Besitzer der hiesigen Lederfabrik am gestrigen Abend ein Freudenfeuer abbrennen. Gleichzeitig brannten auf den Pforzheim weiter umgebenden Höhen Feuer, die in Folge Vereinbarung des Pforzheimer Komites auf durch Raketen gegebene Signale gleichzeitig hell auf- lvderten. Es war ein wunderbar schöner Anblick. Man konnte bis weit in das Enzthal hinab 10 solcher Feuer zählen.
Pforzheim, 1. April. Mit einem wunderbar schönen Frühlingswetter ist der heutige Festtag, 80. Geburtstag des Fürsten Bismarck angebrochen. Dröhnende Böllerschüsse grüßten von den Bergen den jungen Tag. Morgens durchzog die ganze Feuerwehrkapelle unler der persönlichen Leitung von Herrn Musikdir. E. Ruscheweyh mit festlichem Spiel die Straßen der Stadt. Schon gestern Abend mit Einbruch der Dunkelheit sollte das Fest eingeleitet werden. Bon den exponierten umliegenden Höhen der Stadt und ihrer nächsten Umgebung loderten mächtige Frcudenseuer zum Himmel empor. Rakensignale kündeten den Beginn der Feier an und wie auf einen Schlag züngelten die mächtigen Feuergarben flammend zum dunklen klaren Nachthimmel empor. Es war von den einzelnen Aussichtspunkten aus ein herrlicher Anblick: von einzelnen Punkten konnte man 15—20 Feuer zählen. Böllerschüsse eikrachten und sonstiges Feuerwerk wurde in Menge angebrannt. Bei einem der Feuer spielte eine Musikkapelle patriotische Lieder, in welche die Anwesenden begeistert einstimmten. Es ordnete sich sodann ein stattlicher Fackelzug, der unter Borantritt der Musik durch die Straßen der Stadt zog. Eine wunderbar schöne Wirkung bot das in wechselnden Farben aufleuchtende bengalische Feuer vom Aussichtsturm. Das feurige Schauspiel hatte eine Menge von Menschen auf die Höhe hinausgelockt.
Büchenbronn, 1. April. Für das Bismarck-Freudenfeuer wurden am letzten Samstag 2 Wagen Brennholz aus dem Staatswald geholt. Ein Wagen Holz blieb in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag noch draußen liegen. Es machten sich nun geschäftige Gegner des Fürsten daran, Samstag Nacht das Holz in Brand zu stecken. Es scheint bei diesen Leuten das Gefühl der Begeisterung für den Fürsten so stark gewesen zu sein, daß sie eS nicht erwarten konnten, bis das Holz seinem bestimmten Zwecke übergeben werde.
Neuenbürg, 3. April. Am Montag den 8. ds. werden wir Einquartierung durch 14 Offiziere, 7 Unteroffiziere. 25 Gefreite und Gemeine des Dragoncrregiments Königin Olga Nr. 25 von Ludwigsburg bekommen. Diese Abteilung wird in hiesiger Gegend Felddienstübung mit gemischten Waffen abhalten.
Pforzheim. Die feierliche Einweihung unseres neuenMathausgebäudes ist nun definitiv auf Mittwoch den 29. Mai l. I. beschlossen. — In der Nacht vom 29. zum 30. März 1891 schlug die alte Rathausuhr zum letzten Mal. Sie versank in den Flammen des niederbrennenden Hauses. Genau 4 Jahre später, in der Nacht zum vorigen Samstag. den 30. März, begann die Uhr des neuen Rathauses exakt zu funktion- ieren und die Stunden regelmäßig zu schlagen.
In Oberkollwangen O/A Calw schoß der Jagdpächter Lörcher am 30. März die ersten Schnepfen, 2 an der Zahl.
Tein ach, 1. April. Der Zavelsteiner Krokusflor ist gegenwärtig prachtvoll entwickelt.
Teinach, 2. April. Die Leiche des am 26. März hier in der Teinach ertrunkenen Bauern Rentschler von Breitenberg konnte bis jetzt nicht gefunden werden.
Deutsches Aeich.
Fri ed ri ch s r u h, 1. April. Der Kaiser hat an den Fürsten Bismarck heute ein längeres Glückwunschtelegramm gerichtet. Im Namen des Sultans beglückwünschte den Fürsten der türkische Botschafter Tevfik Paschah. Im Namen von 20 Hamburger Rhedereien wurde dem Fürsten durch eine Abordnnug eine Adresse überreicht.
Berlin, 2. April. Der Wortlaut des gestrigen Telegramms des Kaisers an den Fürsten Bismarck ist: „Euer Durchlaucht möchte ich, wie am 16 März an der Spitze der Vertretung meiner Armee heute nochmals tiefbewegt den Dank meines Hauses, sowie den Dank der deutschen Nation für alles aussprechen, was Sie in scgensvoller Arbeit für das Vaterland gethan haben. Gott segne und beglücke den Lebensabend des Mannes, welcher immer der Stolz des deutschen Volkes bleiben wird. Ihr dankbarer Wilhelm." — Auch die Kaiserin sandte gestern abend dem Fürsten Bismarck ein sehr herzliches Telegramm.
Berlin, 1. April.
Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht an der Spitze seiner heutigen Nummer Folgendes:
„Fürst Bismarck
vollendet heute das achtzigste Lebensjahr. Die zahllosen Beweise aufrichtiger Liebe und Verehrung, welche ihm aus diesem Anlaß von nah und fern, von hoch und niedrig in den letzten Tagen und Wochen zu teil geworden sind, legen Zeugnis davon ab, daß die Dankbarkeit für seine unsterblichen Verdienste um Deutschlands Macht und Größe unauslöschlich in den Herzen des deutschen Volkes eingegraben ist. Möchte den heißen Wünschen für sein ferneres Wohlergehen, die heute überall, wo Deutsche zusammenwohnen, zu Gott emporsteigen, Erfüllung beschicken sein und Deutschlands großer Sohn noch lange Jahre hindurch die Freude haben, das von ihm im Dienste seines glorreichen Heldenkaisers geschaffene Werk der deutschen Einheit immer mehr wachsen und sich befestigen zu sehen!"
Friedrichsruh, 31. März. Sechsundsechzig junge Eichen aus dem Sachsenwolde hat der Oberförster Lange in Friedrichsruh auf Ansuchen nach den verschiedensten Orten Deutschlands gesandt, wo man am I. April Bismarck- Eichen zum Andenken an den 80 Geburtstag des Fürsten Bismarck zu setzen gedenkt. — Bei den zahllosen Geschenken, die hier eingetroffen sind, ist besonders auffallend der unerschöpfliche Reichtum an originellen Gedanken: es trifft sich selten, daß zwei Stücke einander gleichen; von einer Abordnung belgischer Frauen wurde ein Meisterwerk von einem prächtigen Blumenkorb gesandt; ein großes Oelgemälde des Malers Hartung, welches ein dem Fürsten getreuer Stammtisch in Düsseldorf geschickt hat, stellt die Gegend des Blücher'schen Rheinübergangs dar. Viele Bibel mit mittelalterlicher Miniaturmalerei stammen von frommen Protestanten, eine heilige Elisabeth und andere kirchliche Skulpturen von frommen Katholiken. Die städtischen Ehrenbürgerbriefe allein bilden in ihrer bunten Mannigfaltigkeit ein kleines Museum und bieten gleichzeitig eine gewisse Uebersicht über die kunstgewerblichen Leistungen in den verschiedenen Teilen Deutschlands. Es laufen jedoch ununterbrochen zahllose Briefe. Telegramme und Geschenke ein, namentlich viele Blumenspenden. Professor v Lenbach beschäftigt sich mit der malert,chen Gruppierung der letzteren im Schloßhofe.
Friedrichsruh, 1. April. Der als Chargirter des Stuttgarter Korps Rhena nia hieher mitabgeordnete stuck. Karl Baur (Sohn