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Mts. ein entscheidendes für die Spanier siegreiches Gefecht bei Marahuit auf Mindanora statt. Die Aufständischen hatten 108 Tote, darunter den Sultan und dessen Sohn. Sie verloren 4 Kanonen. Die Spanier verloren 2 Offiziere und 15 Mann.
Madrid, 18 März. Sagasta überreichte der Königin-Regentin die Demmission des Kadinets, welche angenommen wurde. Die Regentin empfing heute den Präsidenten der Kammer und konferierte mit mehreren politischen Persönlichkeiten. Als Grund der Demmission sind die Zwistigkeiten zwischen den Oifizieren der Garnison und einigen Somalen angegeben. — Marschall Martinez Campos dürfte, bevor er das neue Kabinet bildet, mit dem Oberbefehl über die Truppen beauftragt werden. In der gestrigen Sitzung sei Marschall Campos mit einer Abordnung von Offizieren erschienen. Näheres hierüber nicht bekannt.
Valencia, 16. März. Bis jetzt ist von dem Kriegsschiff „Reina Rezente". über dessen Schicksal der Ministerpräsident Sagasta sich sehr besorgt aussprach, keine Spur aufgefunden worden. Mehrere englische und spanische Schiffe haben bisher vergeblich gesucht; die Hoffnung ist fast aufgegebcn. Das Schiff hatte mehr als 400 Mann an Bord. — Wie aus Madrid depeschiert wird, herrscht kein Zweifel mehr, daß das Schiff mit der ganzen Mannschaft untergegangen ist. Besonders in Cadix ist die Aufregung sehr groß, da der größte Teil der Mannschaft dort herstammt. Die „Königin Regentin" ist einer der beiden besten ungepanzerten Kreuzer der spanischen Marine.
Tiensin, 16. März. Flüchtlinge, die von Kiu-Tschau her in großer Zahl nach Schan- Hai-Kuan kommen, berichten, daß die Japaner die feindlichen Truppen unter den Generälen Sung und Dschu in voller Flucht vor sich Hertreiben.
Amsterdam, 15. März. In einem 4stöckigcn Hause brach Feuer aus, wobei die Familie Busch, bestehend aus Vater, Mutter und 4 Kindern, verbrannten,? Personen sprangen vom 3 Stockwerk auf die Straße, 2 blieben sofort tot. Die übrigen wurden schwer verletzt in Spital gebracht.
Anteryattender Heil.
Prinzeß Barbara.
Erzählung aus Bayerns Vergangenheit von E. Felshof.
Es hat einmal eine Zeit gegeben, wo jener Platz, darauf heute das Münchener Zeughaus, das Feuerhaus und die Frohnveste stehen, alles zusammengehörte zum Kloster der Clarissinen auf dem Anger, wie man es nannte, denn eine große Wiesenfläche war der Raum, darauf das Gotteshaus und die Nonnenzellen nebst weitem Galten und Wirtschaftshof erbaut waren.
Damal war München noch klein und seine Bewohner saßen breitspurig auf eigenem Grunde und nicht eng zusammengepfercht wie heut zu Tage; darum waren sie starke Menschen an Leib und Seele, und auch ihre Sitten und Bräuche und Gesetze waren ihrem Wesen entsprechend; so Einer aber eigenem, starren Willen folgend, wider der Andern Gesetze oder herrschende Meinung verstieß, und sie ihn darum faßten, so gab eS eine Freistatt die Jedem offen stand und ihn barg vor Haß, oder Züchtigung der Ucbrigen — der Altar des Herrn. Wer dort seine Zuflucht suchte, war geborgen, mochte wer immer ihm nachstellen. Aber nicht blos den Verbrechern. auch Jenen, die schlimmer Wille verfolgte, bot er ein Asyl; wenn der Sturm der Welt rings die Mauer des Gotteshauses umtobte, über die Schwelle vermochte er nicht zu dringen, innen war tiefer, stiller Friede und des Heilands Bild blickte in ewig verklärter Ruhe liebelächelnd auf die Gläubigen, die sich in seinen Schutz gegeben.
Es war im Jahr 1471, wie eine alte Chronik erzählt, daß an Herzog Albrecht IV. Hof Gesandte Ludwig XI., Königs von Frankreich kamen. um die Hand seiner Schwester, Prinzessin Barbara, für ihren Fürsten zu erflehen.
Aber Jungfräulein Barbara hegte andere Gedanken. Einst als fünfjähriges Kind war sie zu den Clarissinen ins Angerkloster gekommen. Bei den frommen Frauen hatte sie alles gelernt, was ihr für's Leben nötig war. seine Bildung und Kunstfertigkeit in weiblichen Arbeiten. Auch ihren kindlich frommen Sinn hatten sie ihr bewahrt, und jenes Wohlgefallen am Schönen, das sie mit ihrem Bruder Sigismund gemein hatte, und das sie Beide auch in treuester Geschwisterliebe verband.
Wie sie ein fünfzehnjähriges Mägdlein geworden. war sie lieblich hcrangewachsen in die Hofburg zurückgekchrt, aber vergessen konnte sie das stille Kloster nicht; vielleicht war's der tiefe Friede in jenen Mauern, der ihr's angethan — vielleicht waren'S zwei gute treuherzige Jünglingsaugen , die dort so oft nach ihr geblickt, zum mindesten dachte sie am liebsten an jene schönen Morgenstunden, da sie allsonntäglich den Altar des St- Jakobus in der Klosterkirche geschmückt. während des Klostermaiers Sohn Staimar ihr und ihrer liebsten Gefährtin Beatrix dabei geholfen hotte. Jetzt war die Zeit für immer vorbei, aber die Erinnerung daran umschwebte sie wie ein duftiges Frühlingsmärchen; und wie die Werder des französischen Königs kamen, und sie das Bild Ludwig XI. zu Gesicht bekam und die harten unschönen Züge des gealterten Mannes erschaute, da wies sie mit Abscheu die Hand desselben zurück. „Ich kann nicht fongehen in das ferne Land, zu Menschen, die eine andere Sprache reden und zu dem Mann, der ein so häßlich Gesicht hat", erwiderte sie ihrem Bruder Albrecht, da er ihr den Auftrag der Gesandtschaft mitteilte.
Herzog Albrecht, den sie den Weisen nannten, schüttelte das Haupt ob solchem Ungestüm. „Du bist ein jung' und unvernünftig' Ding, und wirst anders denken lernen; es ist eine sonderliche Ehre für ein Weib, des „allerchristlichsten" Königs von Frankreich angetraut Ehegemahl werden zu dürfen, und auch die Staatsklugheit rät' zu dem Bündnis."
Da rang Prinzessin Barbara ihre weißen Hände und in die Knie brechend flehte sie mit Thränen in den Augen: „O Bruder, Hab' Mitleid, stoß mich nicht fort von hier, als niedrigste Magd will ich Dir dienen oder mein Leben hinter Klostermauern verbringen — nur nicht zu Jenem, der meinem Herzen widerwärtig ist!"
Der Herzog sah ärgerlich auf sie: „Ich Hab' gemeint, Dich williger zu finden, doch mag's d'rum sein. Ich werd' dem Gesandten Deine Antwort künden."
Noch desselbigen Tages ward der französische Gesandte zu Herzog Albrecht erboten. Doch der Bescheid, den der Fürst ihm zu geben hatte, mochte den Herrn Ambassadeur sehr ergrimmen, denn mit rotglühendem Gesicht sah man ihn nachher das Vorzimmer durcheilen und seine Herberge aufsuchen. Aber ruhig gab er sich nicht in die Abweisung. Der König von Frankreich hatte ihm strenge Weisung erteilt, die Prinzessin, deren Besitz ihm politisch wünschenswerte Verbindungen sicherte, auf gutem oder schlimmem Wege in seine Gewalt zu bringen; da wußte er, daß eine Heimkehr ohne diese für ihn gleichbedeutend war mit dem Zorn des Königs; und wie der Verdruß sich bei Ludwig XI. sich zu äußern pflegte, das hatten der Connctable Ludwig von Luxenburg, der Herzog Jakob von Nemours und die Grafen St. Pol, Perche, Alanyon und Armagnac und noch viele, viele andere auf dem Blutgerüst erfahren.
Der Herr Ambassadeur hatte selbstverständlich keine Lust ein ähnliches Ende zu nehmen. Darum sann er auf ein Mittel, die Prinzessin, wenn auch wider ihren Willen, zu gewinnen. Sie aber, der all' sein Sinnen galt, sie lebte arglos wie zuvor, ihr Herz gehörte dem stillen Klosterkirchlein am Anger und den lieben Erinnerungen, die sich d'ran knüpften, und wie der nächste Sonntagsmorgen über der alten Munichia mit lichtem Sonnenschein aufstieg. lenkte sie nicht wie sonst ihre Schritte zum neuerbauten Dom zu „unserer lieben Frau", sondern hinunter zur kleinen Jakobskirche; sie wollte wieder einmal aus Herzensgründe beten, wie in
vergangener Zeit, wollte nachher die Klosternonnen besuchen, wollte — vielleicht gab sie sich selber nicht genau Rechenschaft, was.
Es ist aber oftmals ein Ding recht Herz, erquickend ausgedacht, und meint Einer zuweilen nur die Hand ausstrecken zu dürfen, aber das Schicksal tritt hart dazwischen und reißt ihm den süßduftenden Kelch von der Lippe, bevor er gekostet, daß der Trank verschüttet zur Erde fließt.
So auch geschah es dem armen jungen Fürstenkind. Mit ihrem lieben Hoffrävlein Beatrix schritt Prinzessin Barbara fröhlich über die Wiesen, dem Gotteshause zu. An den abgemähten Rainen waren die Weißen Sternen der großen Wettcrdistel aufgebläht, ein später Falter flatterte darüber. Marienfäden zogen langsam in der Lust und die Sonne legte ihre milden lichten Strahlen vergoldend drüber; cs war ein still und lieblich Herbstbild.
(Schluß folgt.)
Pforzheim. Sind die Hausbesitzer verpflichtet, die Straßen von Eis rc. zu reinigen? Antwort: Ja. Z 5, Abs. 3 der ortspolizeilichcn Vorschrift vom 16. Okt. 1888 bestimmt, daß die Grund- und Gebäude-Eigen» tümer bei Eintreten von Tauwcttcr bis in die Mitte der Straße den Schnee und das Eis sort- zuschaffen haben, wie solches bei öffentlichen Plätzen durch die Stadtgemeinden zu geschehen hat. Es ist anzuerkennen, daß schon Viele von selbst geeist haben. Mögen die Säumigen im Interesse der Gesundheit und Reinlichkeit bald ohne weitere Aufforderung Nachfolgen.
sKathederblüte.j „ . . Diese Hypothese ist eine Seifenblase; ihr müssen wir auf den Zahn fühlen und ihr den Boden unter den Füßen hinwegzichen!" — sLnkank toribio.j „Geh', Rudi, ruf die Mama und sag', es ist Besuch da!" — „Ich darf nicht, Papa! . . . Mama läßt mich nicht hinein — sie bessert sich gerade aus!" — sDie junge Hausfrau.) Köchin: „Gnädige Frau, soll ich jetzt den Karpfen schlachten?" — Hausfrau: „Wart' noch bis ich draußen bin — ich kann ihn nicht schreien hören!" — (Grausam.) Vater: „ . . Mein Herr, Sie haben meine jüngste Tochter geküßt . .. Sie heiraten meineAelteste!" — (Annonce.) Vegetarianer, der sich bekehren möchte, sucht in ein Wurstgeschäft einzuheiraten. (Fl. Bl.)
(Naiv.) 1. Backfisch: „Kennst Du den Lieutenant Schneidig?" — 2. Backfisch: „Und ob! Der hat mich schon ein ganzes Tagebuch gekostet!"
Telegramme.
Berlin, 17. März. Die „Post" schreibt: Die Eröffnung des Nordostseekanals findet am 19. Juni statt. Vorher werden der Kaiser und die zur Teilnahme an der Schlußsteinlegung erschienen Fürstlichkeiten und geladenen Gäste, das Fest der Stadt Hamburg annehmen; das durch eine Beleuchtung der Elbeufer feine Krönung erhalten soll. Die erste Fahrt der kaiserlichen Schiffe, welche von einigen Schiffen der Hamb. Amer. Schiffs. Aktien-Gesellsch. und des Bremer „Lloyd" begleitet sind, wird in Rendsburg unterbrochen. Daselbst soll eine große Truppenvorstellung entgegen genommen werden. Nach dem Auslauf der Schiffe aus dem Kanal wird der Kaiser im Namen des Bundesrats ersucht, die Schlußsteinlegung zu vollziehen. Alle zur Feier erschienenen Schiffe geben Salutschüsse ab, dann folgen Feste auf S. M. S. Hohenzollern und „König Wilhelm" zu denen die Offiziere aller im Kieler Hafen erscheinenden Geschwader Einladungen erhalten.
M ünsteri. W., 17. März. Der frühere Reichstagsabgeordnete Frhr. von Schorlemer- Alst ist heute Mittag 1 Uhr, im Alter von 70 Jahren an Influenza, gestorben.
Petersburg. 17. März. Die russische Telegraphenagentur erfährt, der Vertreter Chinas habe den Auftrag erhalten, die Intervention Rußlands zu Gunsten der unveränderten Aufrechterhaltung des Länderbesitzes Chinas auf dem Kontinent nachzusuchen, für den Fall, daß Japan auf der Gebietsabtretung auf dem Festlande bestehen sollte.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.