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giltigkeitserklärung der Wahl der Abg. Krauß- Reutlingen Amt, Schrempf-Schorndorf und Commerell-Neuenbürg. In die Kommission zur Beratung des Entwurfes eines Gesetzes detr. die Bestellung der Ortsvorsteher wurden gewählt: v. Abel, Betz, Frhr. v. Gaisberg, Haffner. K Haußmann. Käs, Kiene, Klaus, Lang, Mayser, Münzing. Rcmbold, Sachs, Schach, Frhr. v. Wächter. Man gieng über zur Adreß- debatte. Der Präsident bemerkte, es werde eine Generaldiskussion stallfinden; er hoffe aber, daß diese kurz sein werde.
Stuttgart, 1, März Für die Herbitübungen 1895 des 13 Armeekorps ist bis jetzt nachstehendes bestimmt: Die Herbstübungen, einschließlich Regiments- und Brigadeexerzieren, werden mitte August beginnen und mit dem 18. September abschließen. Das Regimentsund Brigade-Exerzieren der Infanterie findet im Manövergelände statt. Das Dragoncrregiment König exerziert im Regiment auf dem Exerzierplätze bet Cannstatt, das Ulanenregiment König Karl auf dem Lerchenfclde bei Ulm, das Dragonerregiment Königin Olga und das Ulanenregiment König Wilhelm I im Gelände bei Ludwigsburg. Das Brigadeexerzieren hält die 26. Kavallerie- brigade (beide Dragonerregimenter) im Gelände bei Ludwigsburg, die 27. Kavalleriebrigade (beide Ulanenregimenter) im Manöoergelände ab. Das gefechtsmäßige Exerzieren und Scharfschießen der Feld-Artillerie im Gelände findet im Manöver- gelände selbst oder auf dem Marsch in dasselbe statt. Für die Brigademanöver sind 3, für die Divisionsmanöver 4 und für die Korpsmanöver 3 Uebungstage vorgesehen. Der 26. Division ist für die Brigade- und Divisionsmanöoer das Gelände zu beiden Seiten des Neckars zwischen Zaberfeld, Kirchheim a./N., Mainhardt, der Kocherlinie, Weldingsfelden, Dörzbach und der Landesgrenze zugewiesen. Die 27. Division übt zu beiden Seiten der Eisenbahnlinie Crailsheim- Mergentheim zwischen der Kochcrlinie und der Landesgrenze.
Ulm, 5. März. Der gegenwärtige Inhaber des Hotels „Baumstark" hier. Heinrich Hauser jnn,, siedelt auf 1. Juni d. I. nach München über und wird dort ein Hotel kaufen. Den Betrieb des Hotels „Baumstark" hier übernimmt sein Bruder, Emil Hauser, bisher Hotelsekretär im Ausland.
Ulm. Ein Mitglied des Stadtrats hat auf einen Sportelantcil von 400 zu Gunsten der Stadtkasse verzichtet. Es wurde im Plenum der Beschluß gefaßt, für diesen Betrag Brennholz zu kaufen und dasselbe an die Stadtarmen zu verteilen.
Stuttgart. (Landesproduktenbörse. Bericht vom 4. März von dem Vorstand Fritz Kreglinger.j Am Weltmärkte hat sich eine festere Stimmung für Brotfrüchte in abgelaufener Woche geltend gemacht, ohne daß jedoch größere Abschlüsse zu Stande kamen, da der Konsum nur den nötigsten Bedarf deckt. An den Seehäfen sind bereits neue Laplata-Weizen eingetroffen. Die süddeutschen Märkte haben kleine Zufuhren, in Folge dessen werden etwas bessere Preise bezahlt. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, Ungar. 17 »4L — La Plata 14 80 , Azima 14 90 ^ , Eupatoria
15 »4L 50 niederbayr. la. 18 -4L 50 Kernen, Oberländer 14 »4L 75 ^ bis 15 »4L — Albhafer 11 ^ 80 dto. la 13 »4L — ^ bis 13 »4L 10 Ackerbohnen, hell 12 «4L 50 ^!. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack bei Wagenladung: Letztwöchentlich.
Ausland.
Paris, 4. März. Der Minister des Auswärtigen Hanoteaux empfing heute nachmittag den Besuch des deutschen Botschafters Grafen Münster und leiste ihm mit, daß die französische Regierung die Einladung zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Eröffnung des Nord Ostsee- Kanals annehme. Frankreich wird zwei Panzerschiffe und einen Aviso zu den Feierlichkeiten entsenden.
Paris, 5. März. Das Geschwader, das sich zur Teilnahme an der Eröffnungsfeier des Nord-Ostseekanals nach Kiel begiebt, wird vom Kontreadmiral Alquier befehligt werden.
Petersburg, 5. März. Der deutschen „St. Petersburger Zeitung" zufolge besteht die Absicht, dem Fürsten Bismarck zum 80. Ge- burtstage eine wertvolle Ehrengabe zu über
reichen. Die deutschen Kolonien von Petersburg. Moskau, Riga, Reval, Charkow, Baku und anderen Städten Rußlands werden sich daran beteiligen.
Aokohama, 5. März. Die in Wei- Hai-Wei eroberten chinesischen Kriegsschiffe sind hier angekommen. Die Aussichten auf Hebung der bei Wei-Hai-Wci zum Sinken gebrachten Schiffe sind günstig. Die Japaner haben Schantung und Wei-Hai-Wei nach Zerstörung der Forts verlassen.
Antwerpen, 3. März. Ein Selbstmordklub ist die neueste Entdeckung, welche die hiesige Polizei dieser Tage machte. Etliche 20 junge Lebemänner, den besten Familien angehörend, verpflichteten sich zu Beginn des Jahres durch einen regelrechten Schwur, noch den diesjährigen Karneval in Freuden mitzumachen, sich aber daun nach dem Aschermittwoch bis zum Beginn der 2. Fastenwoche eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Drei dieser Verrückten führten auch am Mittwoch den Selbstmord aus. Aber nur zwei starben, der Dritte wurde schwer verwundet ins Spital gebracht und enthüllte hier den Bestand des Selbstmordklubs. Die Angelegenheit erregt begreiflicher Weise das größte Aufsehen.
Triest, 4. März. Wegen neuer heftiger Borastürme und außergewöhnlich starker Schnee- sälle ist auf den Linien der Südbahn Laibach- Triest und St. Peter-Fiume abermals der Ge- samtverkehr eingestellt.
Alencon, 4. März. Ein Steinbrucharbeiter in Mont-chevrel war damit beschäftigt in der Nähe des Ofens eine mit Eis umhüllte Dynamitpatron auftauen zu lassen; plötzlich explodierte dieselbe, der Arbeiter wurde getötet, seine Frau und Tochter lebensgefährlich verwundet und im Hause alles zertrümmert.
Vermischtes.
Man gewöhnt sich bald an alles, und so ist denn auch nach dem ersten Jahre resp. Winter, in welchem sich die Influenza so außerordentlich heftig bei uns bemerkbar machte und selbst Menschenleben forderte, wenig von diesem tückischen Gaste mehr gesprochen worden. Aber gezeigt hat er sich auch im letzten Winter oft genug, und wenn die Schneeflocken so recht vom Himmel durch die feuchte Luft herabsausten, dann hielt mit ihnen auch die Influenza ihren Einzug. Dichte Fenster und warme Oefen haben ihr^n Eintritt ins Zimmer bei uns noch oft genug abgewehrt, aber in anderen Ländern, in welchen man weniger mit einem kalten Winter rechnet, in welchen der Wind durch die Fensterspalten pfeift und der qualmende Kamin keine Wärme giebt, wie in Italien und Frankreich, hat die unbehagliche Epidemie wieder arg gehaust und auch wieder viele Menschenleben gefordert. Nun sei aber darauf aufmerksam gemacht, daß die Zeit der größten Jnfluenzagetahr gerade die gegenwärtige ist. Die Schneeflocken flattern weniger, die Strahlen der Sonne machen sich mittags kräftiger bemerkbar, und das Quecksilber des Barometers, das mürrisch ganz unten hauste, wo es mit der Barometerröhre bald zu Ende war, fängt wieder an, nach oben zu klettern. So ein ganz, ganz klein wenig macht sich der nahende Frühling schon geltend, wenn auch das Auge noch weit über Schneefelder schweift und die niedlichen Tage der Schneeschmelze bevorstehen. Es ist draußen keine scharfe Kälte mehr, wie in den Tagen, in welchen wir den Ofen fütterten, wie jemand, der nicht satt wird, und darum muß nun auch mit dem Einheizen gerade so wie mit dem allzuwarmen „Einmummeln", ein Wechsel vorgenommen werden. Das treue Mädchen des Hauses, treu sind sie ja alle, plagt sich mit dem vollgepackten Kohlenkasten ruhig Tag für Tag weiter, wenn keine spezielle Neu- Ordre erfolgt und der Ofen sprüht nur so Wärme. Das ist aber heute nicht mehr angebracht, wir müssen ganz streng darauf achten, daß die Zimmertemperatur nicht über 15 Grad Reaumur steigt, es können auch getrost 2 Grad weniger sein, denn wer aus solchen überheizten Zimmern ins Freie kommt, hat eine Influenza sofort, ehe er sich nur besinnen kaun. Es ist nicht mehr
so ängstlich, auch die Kinder brauchen nicht extra in Wolle eingepackt zu werden, wenn's zur Schule geht, den Kopf nun frei für die Kleinen, damit frische Gedanken hineinziehen können. Tüchtiges Lüften, besonders in Schlafzimmern, wird nun eine gebieterische Notwendigkeit, ganze Stunden können die Fenster aufbleiben, wenn draußen nicht ein gar zu schlechtes Sprühwetter herrscht. Heil und ganz muß aber das Schuhwerk sein jetzt, es darf das Einfetten nicht vergessen und sollten immer zwei Paar Stiefel zum Gebrauch bereit gehalten werden. (Ges. f. Nag.)
Die kleinsten bis jetzt bekannten Taschenelemente von etwa 1 Volt elektromotorischer Kraft fertigt neuerdings die Nassau Elektric Company. Unter hermetischem Verschluß befindet sich ein kleines Chlorsilberelement, dessen Länge 7 ein bei einem Durchmesser von noch nicht ganz 2 em nicht überschreitet. Diese Elemente sind, wie das Berliner Patent-Bureau Gerson und Sachse schreibt, für den Betrieb der aus winzigen Glühlampen bestehenden Cravattenn- nadeln, Haarpscile u.s.w. vollkommen ausreichend.
(Auch ein Heiratsantrag.j Herr Schultze zu Fräulein Schulze: Fräulein Amalie, möchten Sie sich in Zukunft nicht mit „tz" schreiben?
sJm zoologischen Garten) „Sieh' mal", sagt die Mama, auf einen Storch zeigend, zum kleinen Hänschen, „solch' ein schöner Vogel hat Dich auch gebracht!" — Nachdenkend bleibt das Kind stehen. — Plötzlich läuft ein Storch auf Hänschen zu. „Mama, Mama!" ruft der Kleine, „der Storch will mich wieder holen!"
(Anerkennung) Ein Lieutenant, der den Vesuv bestiegen, hat soeben eine Schachtel Streichhölzer geöffnet, um sich eine Zigarre anzuzünden — als plötzlich ein Ausbruch erfolgt. Nunmehr die Zigarre an der glühenden Lava anzündend, ruft er: „Aeh, riesig aufmerksam — wirklich ganz kolossal aufmerksam!" (Fl. Bl.)
(Erkannt.) „Nun, Rickchen, wie war denn Euer Wiedersehen droben auf dem Schloß?" — „Eigentümlich — so als ob ich gar nicht älter geworden wäre — alle Welt hat mich noch ge- dutzl!" — „D'rum siehst Du gar so verdutzt aus!"
Telegramme.
Wilhelmshaven, 5. März. DerKaiser ist in Begleitung des Staatssekretärs Hoümann um 11.50 Uhr hier eingetroffen, und begab sich nach dem Exerzierschuppen, woselbst die Rckruten- vereidigung vorgenommen wurde. Die Marinetruppen bildeten in den Straßen Spalier. Der Kaiser hielt eine Ansprache, worin es ungefähr heißt: „Ihr seid hierher gekommen, mir den Treu-Eid zu leisten. Es war eine alte Sitte unserer Vorfahren und galt als heilige Pflicht, den Eid der Treue zu erfüllen. Sowie ich als Kaiser und Herrscher mein ganzes Thun und Trachten für das Vaterland hingebe. habt ihr die Verpflichtung, euer ganzes Leben für mich hinzugeben, denn ihr habt den Schwur als Christen geleistet, christlich ist zu euch durch beide Diener Gottes gesprochen, ihr erblickt in der Kriegsflagge den Adler, das vornehmste Tier der Welt; mutig und vergnügt erhebt er sich hoch in die Luft bis unter die Strahlen der Gottes- Sonne und kennt keine Furcht und Gefahr. So muß es auch euer Trachten sein, ihr kommt jetzt in die Zeit, wo im Ernst des Dienstes, die Anforderungen, welche an euch gestellt werden, euch schwer fallen, wo manche Stunde kommt, wo ihr der Aufgabe nicht gewachsen zu sein glaubt, dann denkt wieder, daß ihr Christen, denkt an eure Eltern, als die Mutter euch das Vaterunser gelehrt. Im Ausland seid ihr berufen, das Vaterland zu vertreten durch Würdigkeit und gutes Betragen. Unsere Marine ist äußerlich zwar klein, aber was uns stärker macht wie andere Marinen, ist die Disziplin, der unbedingte Gehorsam gegen die Vorgesetzten. So wird unsere Marine gedeihen und groß werden in der Friedensarbeit zum Nutzen und Wohle des Vaterlandes und im Kriege so wir zu Gott hoffen wollen, um den Feind zu vernichten. Seid wie die alten Brandenburger."
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.