am betreffenden Orte gar niwt oder nur be­deutend teurer zu kaufen sei. Die einheimischen Kaufleute werden durch solche Schwindeleien schwer geschädigt, die Käufer aber sind ange­führt; denn die Ware ist kaum die Hälfte des bezahlten Preises wert. An verschiedenen Orten werden angeblich ächte Schmuckgranaten zu Schleuderpreisen verkauft; es sind aber ein­fache Glasperlen und den Fabrikanten und Verkäufern ächter böhmischer Granaten wird dadurch großer Schaden zugefügt. Das ist einfach Betrug!

Mannheim, 23. Febr. Eine Stiftung zugunsten der Arbeitslosen ist dahier ins Leben gerufen worden. Rentner Georg Ludwig Mayer hat nämlich der Stadt die Summe von 40000 ^ überwiesen mit der Bestimmung, daß die Zinsen aus diesem Kapital zur Unterstützung arbeitsloser Familienväter verwandt werden sollen.

Trier, 26. Febr. Der Ackerer Thiele welcher vom Schwurgericht wegen Anstiftung zum Kindsmord zum Tode verurteilt worden war. ist im Wiederaufnahmeverfahren freige- sprochcn worden.

Württemberg.

Stuttgart, 25. Febr. Der König em­pfing Samstag Mittag den Präsidenten der 2. Kammer, Payer, in Audienz und unterhielt sich mit ihm in längerem Gespräch vornehmlich über die Aufgaben der Kammer, während andere politische Fragen nicht berührt wurden.

jSchießauszeichnungen.j Nachdem der Kaiser zum weiteren Ansporn für die Förderung des Schießdienstes bestimmt hat, daß von der In­fanterie jeden Armeekorps und von der gesamten Feldartillerie alljährlich diejenige Kompagnie, bezw. Batterie, welche in ihrer Gesamtleistung im Schießen als die beste befunden wird, ein aus dem rechten Oberarm von sämtlichen Mann­schaften der Kompagnie, bezw. Batterie zu tragen­des Kaiserabzeichen erhalten und ferner der betr. Kompagnie rc. ein dauernd in ihren Besitz über­gehender Kaiserpreis, sowie dem Kompagnie-, bezw. Batteriechef ein bleibendes Erinnerungs­zeichen verliehen werden soll, will Se. Maj. der König auch dem württ. Armeekorps solche Aus­zeichnungen verleihen.

Die Eröffnung der Schwurgerichtssitzungen pr. 1. Quartal in Tübingen findet am Mon­tag den 11. März d. I. statt. Zum Vorsitzen­den ist Landgerichtsrat Kohlhund ernannt.

Stuttgart. 21. Februar. Der von Präsident Leibbrand eingcführte Brückenbau findet in immer weiteren Ländern Anerkennung. So soll auch in Genf über die Rhone eine solche Betonbrücke erstellt werden. Aus diesem Anlaß weilte dieser Tage ein dortiger Ingenieur hier, um sich über die Bauart näher zu infor­mieren und alsdann die Munderkingener Brücke unter fachkundiger Leitung zu besichtigen.

Stuttgart, 16 Febr. Ein Artikel des StaatSanz." über die Einkommensteuer legt in theoretischer Erörterung dar. daß das Einkommen verhältnismäßig den besten Anhalt für die Bemessung der Leistungsfähigkeit biete. Die Einkommensteuer halte sich ausschließlich an die Person und deren wirtschaftliche Individualität, so daß für die Jnteressenkämpfe zwischen den einzelnen Erwerbsklassen kein Raum bleibe und das Prinzip der Gerechtigkeit mehr als bei jedem anderen Steuersystem gewahrt werde. Wenn etwa das Einkommen unter 500 Mk. steuerfrei bliebe, und von da eine Progession derart ein­geführt würde, daß bei 500 Mk. der Steuersatz nur ein Zehntel des Normalsatzcs, bei 15000 Mark aber den vollen Normalsatz erreichte, wobei eine außergewöhnliche Belastung durch den Unterhalt der Kinder noch angerechnet werden könnte, so würde unter Annahme eines Normal­steuersatzes von 4°/o das Einkommen von 500 Mark nur mit 0,4 Proz. oder 2 Mark, von 2200 Mk. mit 1 Proz., 3600 Mk. mit 2 Proz. getroffen werden. Ferner würde sich die Ein­kommensteuer so gestalten, daß etwa 88 bis 93 Prozent aller Steuerpflichtigen bis höchsten« 1 Prozent zahlen, dagegen die 2,55 Prozent Steuer­pflichtigen, die mehr als 5000 Mark einnehmen,

die Hälfte der ganzen Steuerlast tragen würden. Die Einkommensteuer besitze die größte Elastizität und sei ein Rückhalt für die Zeiten der Not. Auch liege» günstige Erfahrungen in Sachsen, Baden und Preußen vor. Wenn die Gegenwart, wo alle Erwcrbsstände schwer kämpfen, für die Einführung bedenklich erscheine, so liege doch gerade hierin die Mahnung, bestehende Steuer- ungleichheitcn zu beseitigen. Wenn die Ansprüche an die direkte Stcuerkrast des Landes sich steigern, sollte wenigstens die Einkommensteuer als relativ beste eingesührt werden. Auch verweise die ge­plante Neuordnung des finanziellen Verhältnisses zum Reiche auf diesen Weg. Ausschlaggebend sei aber geradezu die Rücksicht auf die Bedürf­nisse der Gemeinden und der Amtskörperschaften. Da diese ebenfalls auf die Ertragssteuern ange­wiesen find, so machen sich die Mängel des Ertragssteuersystems bei dem fortdauernden Wach­sen der Bedürfnisse auch auf diesem Gebiete geltend. Eine wirksame und nachhaltige Abhilfe sei nur zu erzielen durch die Einführung der Einkommensteuer derart, daß auf dem Gebiete der Staatsbesteuerung die Einkommensteuer künftig zur Hauptsteuer erklärt würde, mir einer Kapitalrentensteuer und den zu ermäßigenden Ertragssteuern als Ergänzungssteuer, während auf dem Gebiete der-Peischafts- und Gemein­debesteuerung die Ertragssteuern (Grund-, Ge­bäude-, Gewerbesteuer) die Hauptsteuern blciben könnten mit Zuschlägen zu der staatlichen Ein­kommen- und Kapitalrentensteuer als Ergänzungs- stcuer.

Stuttgart. Die elektrische Beleuchtungs- Einrichtung desKönigin-Olga-Baues", welche an dos Leitungsnetz der städtischen Zentrale angeschlosscn werden soll und mehr als 900 Glühlampen, sowie 14 große Bogenlampen um­faßt, ist der elektrotechnischen Fabrik von C. und E. Fern hier übertragen worden. Die letztere führt auch die elektrische Anlage für das neue Viktoria-Hotel" der Herren Jäger u. Decker aus, welche ihre eigenen Stromerzeuger erhält, die aus zwei Dampf-Dynamomaschinen von je 35 Pferdekräften in Verbindung mit einer großen Akkumulatoren-Batterie bestehen, und auch die Elektromotoren für die verschiedenen Maschinen der Waschanstalt, sowie diejenigen der Personen- und Gepäck-Aufzüge betreiben.

Vom Schwarzwald, 20. Febr. Die ledige 75 Jahre alte E. R von Möhringen, welche im Verdachte stand, ihrer Hausfrau eine Schürze entwendet zu haben, wurde von jener mit einer gerichtlichen Anklage bedroht. Aus Furcht darüber hat sich die R. entleib t. Sie wurde gestern morgen in ihrer Wohnung erhängt aufgefunden.

Stuttgart. (Landesproduktenbörse. Bericht vom 25. Februar von dem Vorstand Fritz Kreglingcr.) Ruhig und ohne jede Anregung war die Stimmung für Brotfrüchte in letzter Woche am Weltmärkte. Newyork ist ziemlich gleich geblieben, die Offerte an neuem La Plata sind noch schwach. Für prima Kleesamen werden höhere Preise verlangt, da die Angebote der Übersee- ischen Länder sehr schwach sind. Die süddeutschen Märkte melden ruhigen Verlauf ohne Preisänderung. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, bayr. 13 ^L 65 niederbayr. 1a. 16 -4L 50 Ungar, 17 ^L rumän. 15 -4L 25 «s, Azima 15 La Plata

15 -4L 25 Kernen, Oberländer 14 -4L 50 dto. I». 14 -4L 75 ^Z, Gerste, Högauer 15 -4L Pfälzer I» 18 L, Landhafer 10 -4L 85 ^Z, Albhafer 11 ^

40 dto. Ia 13 -4L Donaumais 12 -4L 90 Mehrpreise pr. 100 Kilogramm inkl. Sack bei Wagenladung: Letztwöchentlich.

Ausland.

Arco, 24. Febr. Gestern wurde die Leiche des Erzherzogs Al brecht eingesegnet und unter außerordentlicher Beteiligung zum Bahnhof über­führt. Der Sonderzug mit der Leiche ging abends 10 Uhr nach Wien ab.

Wien, 25. Febr. Infolge der Teilnahme des Kaisers Wilhelm an der Leichenfeier wurde das Ceremoniell dahin ergänzt, daß der Kaiser Wilhelm an der Seite des Kaisers von Oesterreich unmittelbar dem Leichenwagen folgt, sowie in der Kapuzinerkirche neben dem Kaiser auf dem neuen Betschemel Platz nehmen wird.

Pest, 25. Febr. Die persönliche Teilnahme des Kaisers Wilhelm an der Leichenfeier wird

in der öffentlichen Meinung Ungarns mit der größten Gcnugthuung begrüßt. Alle Blätter äußern sich in diesem Sinne.

Der japanische Landtag hat aber­mals einen. Beweis seiner patriotischen Opfer­willigkeit gegeben. Er genehmigte am Samstag ohne besondere Abstimmung die neue Credit- forderung der Regierung von 100 Millionen Jen (ca. 420 Millionen Mark) zur Fortsetzung des Krieges gegen China. Weiter nahm der Landtag noch das Ergänzungsbudget für Aus­gaben, sowie die Vorlage an, welche einen Credit von 3 Millionen Den für Korea fordert.

' In der Servitenkirche zu Brüssel brach während des Hochamtes Feuer aus. Der die Messe lesende Priester verbrannte. Es entstand eine Panik und zahlreiche Personen wurden verletzt.

Vermischtes.

Calw. Wahl-Humoristisches. Welch' tiefes Verständnis doch manche Wähler den Aus­führungen ihrer Wahlcedner entgegenbringen! Sitzen da am Vorabend der Stichwahl, nach der Haußmann'schen Wählerversammlung noch einige Wähler aus der Nachbarschaft zu einem Schoppen zusammen und debattierten eifrig über die eben gehörten Reden. Haußmann glaubte einen un­bequemen Interpellanten zum Schluß mit den Worten abfertigen zu können:Denn es stehet geschrieben, wer in einem Glashause sitzt, der soll nicht mit Steinen werfen." Einer von unfern beiden Wählern meinte nun:Der Haußmann Hot aber a schöne Red g'halta, und wie er erst dem N. heimg'leucht' hat; z'letzt hat er au no g'sagt, den sollt' mcr cn a Glashaus setze und mit Steiner noch em schmeiße! (C. W.)

DerSchwäb. Merkur" bringt folgende Wahlanekdote vom I.Febr.:Ein braves, friedliches Bäuerlein in einem kleinen Dorf, nicht dahinten in der Welt, wo Füchse und Hasen einanderGute Nacht" sagen, sondern mitten im Lande, hat vier Wahlzcttel mit vier verschiedenen Namen ins Haus geliefert bekom­men. Das ist viel Ehre. Zwar kennt er keinen der Kandidaten; ihre Wahlreden waren ihm zu hoch, ihren Standpunkt klar zu beurteilen, maßt er sich nicht an. Das mögen die studierten Herren thun. Jetzt wen wählen? Fragen mag er niemand, wenn es auch nichts kosten würde. Erkenntlich will er sich auch zeigen, daß man ihn mit vier Wahlzetteln beehrte, und jedenfalls keinen beleidigen. Also was thun? Die vier Zettel werden auf den Tisch gelegt und umge­dreht, so daß man keinen Namen sieht. Und nun aus der Wolke ohne Wahl zuckt der Strahl. Blindlings nimmt er einen Zettel und trägt ihn zur Wahlurne. Erst wie er nach Hause kommt, besteht er die drei übrigen Zettel, um nachzuschen, wen er eigentlich gewählt hat. Am Abend findet man einen Wahlzettel auf einen Sozialdemokraten in der Urne, ein roter Rabe unter lauter schwarzen. So geschehen den ersten Februar 1895, zur Zeit des allge­meinen Wahlrechts!"

Wangen, 20. Febr. Einem Bauern in Höfen, Gemeinde Leupolz, fehlte sein Schrcib- buch mit 3 Hundertmarkscheinen. Da in der Nacht ein stellenloser Käser bei ihm übernachtet hatte, wurde dieser der That verdächtigt. Eben sollte der arme Mann verhaftet werden, als die Frau des Bauern angefahren kam mit der Bot­schaft, daß das Buch mit den 3 Scheinen im Schweinekübel wieder gefunden worden sei.

Bestellungen

auf den

Gnzthiiler

für den Monat März

wollen noch bei den Postämtern und Postboten gemacht werden.

Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.