Königin ihrem K. Gemahl treu zur Seite steht und wie es namentlich bekannt ist, daß sie das Protektorat über alle Bestrebungen der Wohl> thätigkeit übernommen hat; er erinnerte weiter an den Aufenthalt der Königin in Wildbad, welcher von so günstigem Erfolg begleitet gewesen. Beide Trinksprüche wurden mit lebhafter Begeisterung ausgenommen, ebenso auch der Vorschlag des Hrri. Oberamlmann, ein Glückwunschtelegramm an Seine Majestät abgehen zu lassen. Die Gesellschaft blieb nach aufgehobener Tafel noch einige Zeit in anregender Unterhaltung beisammen.
Auf den Abend war öffentliche Einladung zu Konzert und Tanzunterhaltung ergangen und dieser wurde auch zahlreich Folge geleistet. Bei dem Spiel der trefflichen Musikkapelle entwickelte sich bald ein regelrechtes Tanzvergnügen, dem sich die Herren- und Damenwelt eifrig hiogab. Der ganze Abend nahm einen sehr gelungenen für die Teilnehmer höchst angenehmen, durchaus befriedigenden Verlauf. Es liegt wohl im Sinne der Festtcilnehmcr, wenn ausgesprochen wird, daß dazu nicht am Wenigsten beigctragen Hot das unermüdliche Walten des Hrn. Oberamtmanns, welcher sich als liebenswürdiger und trefflicher Arrangeur der Tänze bewährt hat.
Gleichzeitig fand im Gosth. zum „Bären" eine sehr gut besuchte musikalische Unterhaltung mit Tanz statt, wozu sich die hiesige Feuerwehrkapelle unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte. Auch diese zur Feier des Tages getroffene Veranstaltung nahm den schönsten Verlauf.
Neuenbürg, 26. Febr. Auf die Seiner- Majestät dem König zum Allerhöchsten Gc- burtsfest von der Festvcrsammlung in Neuenbürg dargebrachte Huldigung ist nachstehend Telegramm cingekommen:
Herrn Oberamtmann Maier, Neuenbürg.
„Seine Königliche Majestät haben die von der dortigen Festvcrsammlung zu Allerhöchst Ihrem Gcburtsfest ausgesprochenen Glückwünsche Wohlwollend entgegengenommcn und lassen für die hiedurch bethätigte Aufmerksamkeit und Anhänglichkeit gnädigst danken.
Der Cabinetschef Griesinger."
Schwann, 25. Febr. (Eingesendet.) Seit Jahren ist es ein dringender Wunsch der hiesigen Bürgerschaft, wie auch der von Arnbach, Conweiler, Feldrennach und Ottenhausen, für Fußgänger eine bessere Verbindung mit dem Bahnhof zu erhalten. Der jetzige Fußweg von der Marxzeller Poststraße auf die Thalstraße ist bei gut Wetter gefährlich (namentlich bei Nacht), bei Schnee und Glatteis muß er als „halsbrecherisch" bezeichnet werden. Täglich gehen diesen Fußweg hin und her im Durchschnitt 400 Personen! Er wird der meistbegangene Fußweg des ganzen Bezirks sein. In den letzten Wochen sind nun dem K Oberamt zwei Eingaben eingereicht worden, eine von Schwann, die andere von Feldrennach aus, beide mit der Bitte um einen besseren Fußweg. Nur die Markungsgcmeinde Gräfenhausen hat sich bis jetzt gegen die Sache gesträubt, und sie thut es noch in der „Bekanntmachung" in Nr. 32 des Enzthäler. Dazu möge eine doppelte Bemerkung gestattet sein:
1) Es ist sehr dankenswert, daß endlich von der Markungsgemeinde selbst die Gefährlichkeit des Fußwegs zugegeben ist.
2) Wie man die Passanten auffordern kann, „im Sommer im Weg und Winters in der Bahn zu bleiben", ist schwer verständlich. Da der Umweg über Neuenbürg eine volle Viertelstunde beträgt, so heißt das mit andern Worten: Die Arbeiter der obigen Gemeinden, welche in Pforzheim oder in der Sensenfabrik beschäftigt sind, sollen täglich einen Umweg von einer halben Stunde, in der Woche von 3 Stunden, im Monat von über zwölf Stunden machen!
Wir hoffen bestimmt, daß ein neuer Fußweg in Bälde gebaut werde. Seine Notwendigkeit konnte nicht schlagender bewiesen werden als durch jene Bekanntmachung.
Birkenfeld. Bei der neulichen Verpachtung der hiesigen Gemcindejagd wurde das
sehr hohe Pachtgeld von jährlich 595 auf die Dauer von 6 Jahren erlöst.
Die Schulstelle in Untcrreichenbach, Bez. Calw, ist dem Schullehrer Holde rle in Wenden, Bez. Nagold, übertragen worden.
Deutsches Aeich.
Berlin, 25. Febr. Der Kaiser reiste heute abend um 7 Uhr 50 Min. mit Gefolge mittelst Sonderzugs nach Wien. Auf dem Bahnsteig war der österreichisch-ungarische Botschafter anwesend.
Berlin, 25. Febr. Anläßlich des Geburtstags des Königs von Württemberg fand heule im königl. Schlosse Fcühstückstafel statt, woran teilnahmen: der würtl. Gesandte Frhr. v. Varnbüler, der Militärbevollmächtigte Oberst Frhr. v. Wattcr. der Reichskanzler. Staatssekr. v. Marschall. Odcrstkämmerer Fürst v. Hohenlohe O,-hringen. Oberhofmarschall Graf v. Eulenburg, General der Kavallerie z D von AlvenSleben. Kabinetschef v. Lucanus, der Chef dcS Militärkabinets General v. Hahnke und Konticadmiral Frhr. v. Senden-Bibran.
Abermals hat sich Kaiser Wilhelm bedeutsam genug über das schwerwiegende landwirtschaftliche Problem unserer Lage geäußert, diesmal an festlicher Tafel, zu welcher der Provinziallandtag von Brandenburg versammelt war. Wiederum, wie schon neulich beim Empfang der Deputation des Bundes der Landwirte, ließ der erlauchte Monarch seine warmen Sympatien für die Bestrebungen zur Hebung des Bauernstandes durchblicken, den letzteren seine thatkräftige Unterstützung verheißend. Aber erneut warnte der hohe Herr auch zugleich vor überspannten Hoffnungen in Bezug auf die Pläne zur Besserung der landwirtschaftlichen Lage, ja, er sprach hierbei sogar von Utopien. Welche Erscheinungen in der Agitation der Vorkämpfer für die landwirtschaftlich-politischen Bestrebungen der Kaiser da speziell im Auge hatte, dies mag unerörtert bleiben, sicherlich schließen aber seine Worte eine neue leicht erkennbare Mahnung in sich ein. Mit bemerkenswerter Entschiedenheit und Offenheit betonte dann der kaiserliche Redner noch, wiekein Stand verlangen dürfe, vom Staate auf Kosten eines anderen Standes bevorzugt zu werden, und ernst wies er darauf hin, daß über Sonderinteressen immer wieder das allgemeine Wohl des großen Vaterlandes zu stehen habe. Eines näheren Commentars bedarf wohl auch diese letztere Auslassung des Monarchen nicht, ihre volle Berechtigung wird schwerlich Jemand zu leugnen vermögen.
Berlin, 25. Febr. Staatssekr. Graf Posadowsky leitet die 1. Lesung der Finanzreformvorlage ein. Dieselbe bezweckt das Gleichgewicht der Ueberweijungen mit den Ma> trikularbeiträgen und hat eine große finanzpolitische und wirtschaftliche Bedeutung. In ihrer automatischen Gestaltung liegt eine gewisse Sicherheit des Funklionierens. Man wendet ein, die Aushebung der Frankenstein'schen Klausel wäre einfacher. Allein die Aufhebung ist unmöglich, weil die Klausel einen untrennbaren Bestandteil der Zollreform von 1879 bildet und das Zentrum den größten Wert auf die Beibehaltung der Klausel legt (Sehr richtig! im Zentrum.) Das Rüch bedarf unbedingt einer starken Fuianzverwaltung, jedoch einen verantwortlichen Rtlchsschatzsekcctär zu schaffen würde sich nicht empfehlen. Es wäre neben dem vec- antwonlichen Reichskanzler eine Quelle 'ewiger Zwistigkeiten. Besser ist eine organische Stärkung, wie die gegenwärtige Vorlage sie beabsichtigt. Die Notwendigkeit neuer Steuer» ist in der 2tägigen Tabaksteuerdebatte von Niemand bestritten worden. Redner kritisiert die verschiedenen Steucrplanc und weist die Möglichkeit zurück, den Zcitungsposttarif zu einer wesentlichen Einnahmequelle umzugestalten. Ebenso sei die Wehrsteuer unmöglich. Redner bespricht das Tabakmonopol, das undurchführbar sei. Allein höhere Einnahmen aus dem Tabak seien notwendig. Die Klage über Belastung der schwachen Schultern ist jetzt ungemein, sogar von schulternschwachen Millionären wird gesprochen. Die Regierung wird mit der Finanzreform bis
zu ihrer Bewilligung immer wieder kommen. (Beifall rechtsH Richter (freist Volkp) bekämpft die Vorlage, welche weder im Interesse der Einzelstaaten noch des Reichs liege. Das befürchtete Defizit für 1894/95 schrumpfe auf 4 Millionen zusammen und werde sich vielleicht sogar in einen llcberschuß verwandeln. Auch im nächsten Jahre seien lleberschüsse möglich. Durch die Finanzresorm geht den Einzelstaaten die Teilnahme an den Ueberschüssen verloren, da die Ueberweisungen mit den Matritularbeiträgen sich decken sollen. Die Frankcnstein'sche Klausel verliert ihre inhaltliche Bedeutung; bei der automatischen Regelung des Finanzwesens schwindet die Bedeutung des Parlaments.
Bei der Eröffnung des Nord-Ostseekanals werden, der Kieler „Nord-Ostseeztg." zufolge, Frankreich und Rußland je durch einen Admiral mit 2 Schiffen vertreten sein.
Berlin, 24. Febr. Gestern abend fand im neuen Reichstagsgebäude dos angckündigte Konzert zum Besten der mit der „Elbe" Verunglückten statt. Ein Teil des Ertrages, der bei dem zahlreichen Besuche nicht gering gewesen sein muß, soll auch den Angehörigen der in den Dezemberstürmen des vorigen Jahres untergegangenen deutschen Hochseefischern zugute kommen. In der Milte des Kuppelsaales war, wie die „National-Zeitung" berichtet, ein Modell der „Elbe" aufgestellt; den Körper des Schiffes bedeckte schwarzer Flor, an die stolzen Fahrten, die es bis zu seinem beklagenswerten Ende zurückgelegt hat, erinnerten die deutschen Fahnen, die cs zu beiden Seiten schmückten. Vom Hofe waren erschienen die Kaiserin, die Prinzessinnen Friedrich Karl, Friedrich Leopold und Friedrich von Hohenzollern, zahlreich anwesend waren auch die Minister, das diplomatische Corps und die Parlamentarier. Besonders wurde die Anwesenheit des französischen Botschafters Herbette vermerkt, der mit nahezu allen Herren und Damen seiner Botschaft erschienen war. Die Vorträge waren sämtlich dem ernsten Charakter der Veranstaltung angemessen. Ernst v. Wildenbruch hatte einen stimmungsvollen Prolog zur Feier verfaßt.
München, 23. Febr. Das „Bayer. Vaterland" schreibt: Die Krankenhäuser waren selbst in der großen Influenza-Epidemie vor 5 Jahren nicht so stark belegt wie jetzt. Selbst die Korridore sind teilweffe in Benutzung genommen. Nach einer ungefähren Schätzung von ärztlicher Seite sind in München rund 30000 Personen an der Influenza erkrankt. Zwar sind die Fälle größtenteils sehr leichter Natur, doch fehlt es auch nicht an schweren Fällen mit raschem töd- liehen Ausgang. Wie es augenblicklich mit der Sterblichkeit in München aussieht, lehrt ein Blick in die Jnseratenspaltcn der hiesigen Blätter. In den „N. Nachrichten" zählte man in zwei Tagen zusammen 50 Todesanzeigen. Und es sind nur die vermöglichen Leute, die sich diese Ausgaben gestatten. Auf einem der vier Friedhöfe standen 20 Leichen über der Erde. (Auch aus Berlin wird wieder über starkes Auftreten der Influenza berichtet.)
Straßburg, 26. Febr. Da das Erscheinen des ersten Storches als maßgebendes Frühlingszeichen für unsere Gegend von besonderem Interesse zu sein pflegt, so sei hiermit auf Grund verläßlicher Mitteilung die Thatsache ausgezeichnet, daß am Freitag den 22. d. Mts., nachmittags, in der Nähe unserer Stadt ein Storch bemerkt worden ist. Vivant segusnteZ!
(St. P.)
Karlsruhe. 18. Februar. Ueber den „unlauteren Wettbewerb" gehen der „Bad. Landesztg." folgende Mitteilungen zu: Die deutsche Parfümerie kann sich jeder ausländischen an die Seite stellen und besonders ist cs die Parfümeriefabrik der Herren Friedrich Wolfs u. Sohn, die Vorzügliches auf dem ganzen Gebiete leistet. Nun aber empfiehlt sich auch eine — fast gleichlautende Firma in Wien als Spezialist. Ihre Fabrikate sind aber nicht die gleichen wie jene von Karlsruhe, aber der „Name" führt das Publikum über die Ware irre. — Ein „Hausierer" vom Kaiscrstuhl streift alle Städtchen, Dörfer und Zinken ab und bietet „ächte schlesische Leinwand" an, welche angeblich