jeden Versuch dazu unterlassen, vielmehr nur kon­statieren, daß den teilnehmenden Freunden ge- sunden Humors eine köstliche Freude bereitet wurde, mit dem Wunsche, es mögen die HH. Entrepreneurs des gestrigen Abends durch wieder­holte Veranstaltung eines solchen auch weiteren Familienkreisen solch angenehme Stunden zu Teil werden lassen.

Neuenbürg. Ein kalter Februar ist zwar dem Landmann willkommen, und je dichter der Schnee die Saaten deckt, desto besser ist es für die Entwickelung. Darum heißt es auch in einer allen Bauernregel:

Friert es nicht n» Hornung ein,

Wird's ein schlechtes Kornjahr sein;

Bleibt der Hornung ohne Schnee,

Thut es Feld und Saaten weh.

Dasselbe sagt mit anderen Worten auch die folgende Wetterregel:

Wenn's im Hornung nicht recht wintert, so kommt Kälte um Ostern.

Der diesjährige Februar leistet nun aber des Guten zu viel-, den» so ausdauernd an Kälte und Schnee war seit vielen Jahren keiner seiner Vorgänger. Namentlich sind es neuerdings auch die Obstbäume, die unter der fortgesetzten Kälte stark gelitten haben. Schon jetzt sieht man in den bedrohten Landstrichen dem Tage mit großer Besorgnis entgegen, wo ein linder Regen die ganzen Schnee- und Eismasscn auflöst.

Deutsches Weich.

Breit und voll rauscht jetzt Woche für Woche die parlamentarische Hochflut einher. Im Reichstage, wie im preußischen Ab­geordnetenhause werden die Sitzungen schier immer länger, während neben den Plenar- körpcrschaften zahlreiche Ausschüsse thätig sind, so daß sich ein wahrer Platzregen der verschieden­sten parlamentarischen Verhandlungen tagtäglich auf denzielbcwnßten" Zeitungsleser ergießt. Es steht nur zu befürchten, daß sich bei dieser fortgesetzt massenhaften Produktion vonStoff" auf diesem Gebiete das Interesse des Publikums gegenüber den Vorgängen in den gesetzgebenden Versammlungen einigermaßen abstumpft, es gehört zum mindesten Zeit und Geduld dazu, diese immer mehr anschwellende Parlamentsbe­richte gewissenhaft durchzustudieren. Im Plenum des Reichstages wie der preußischen Volksver­tretung ist jetzt gleichzeitig die Spezialbcratung der Etats an der Tagesordnung, und dort wie hier betreibt man diese Arbeit mit großer Weit­schweifigkeit, rin etwas lebhafteres Tempo hier­bei könnte in beiden Häusern nichts schaden. Im Reichstage wurden die Etatsdebatten am Mittwoch durch den üblichenSchwerinstag" unterbrochen. Zunächst gelangte der sozialistisch- protestlerische Antrag auf Aufhebung der Diktatur- Paragraphen in Elsaß-Lothringen zur abermaligen Beratung; dieselbe endete nach ganz kurzer Debatte mit vorläufiger Genehmigung des An­trages gegen die Stimmen der Rechten und der Nationalliberalen, indessen steht schon jetzt fest, daß der Bundesrat in der Sache eine ablehnende Entscheidung treffen wird. Es folgte die Fort­setzung der neulich unterbrochenen Erörterungen der von freisinniger bezw. sozialistischer Seite gestellten Anträge auf Ausdehnung des allge- meinen Wahlrechts auf die Bundesstaaten (An­trag Auckcr), auf anderweitige Festsetzung der unteren Altersgrenze für das Wahlrecht, nämlich Herabmindcrung derselben auf das 20. Lebens­jahr, und in Verbindung hiermit auf Verleihung des Wahlrechts an die Frauen (Antrag Auer). Die Debatte hierüber gestaltete sich recht weit­läufig. Mit Feuereifer trat Herr Bebel für die Gewährung des politischen Stimmrechtes an die Frauen ein, doch fand der sozialdemokratische Führer mit diesemoriginellen" Vorschläge durch­aus keine Gegenliebe auf den anderen Seiten des Hauses. Die Debatten endeten mit dem Beschlüsse, die weitere Beratung der genannten Anträge gleich im Plenum vorzunehmen. Zu­letzt wurde die Abstimmung über den freisinnigen Antrag, betreffend die anderweitige Abgrenzung der Reichstagwahlkreise, vorgenommen; das Haus lehnte denselben gegen die Stimmen der Frei- sinnigen und Sozialdemokraten ab. Am Donners­tag nahm der Reichstag die zweite Etatslesung mit Beratung der noch «stierenden Posten des

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Etats des Reichsamtes wieder auf. Nach Er­ledigung des Post- und Telegraphenetats sollen dann zunächst die ersten Lesungen des Tabak­steuer- und Finanzreformgesetzes an die Reihe kommen.

Der Budgetausschuß des Reichstags nahm den Antrag Schädlers (Ztg.) auf Verabreichung eines warmen Abendbrots an die Soldaten an. Da die Kosten hiefür 8 Millionen betragen, so folgert man daraus, daß ein Teil des Zentrums für die Tabaksteuer eintreten werde.

Die deutsche Flagge ist. wie schon ge­meldet, in Kratji an der Goldküste (Wcstafrika) gehißt worden. Eine größere Bedeutung scheint dieser jüngste deutsche Kolonial-Ecwerb nicht zu besitzen.

Der Streit der badischen Sozialdemo­kraten tobt noch immer weiter. Der vor kurzer Zeit infolge des Parteitages ausgetretene Dr. Rüdt in Mannheim hat bekanntlich seinen Wieder- cintritt angezeigt. Hiermit beschäftigte sich am Donnerstag eine von 3000 Personen besuchte Volksversammlung in Mannheim. Es gelangte eine Resolution zur Annahme, in der die Ver­sammelten Dreesbach, dem Gegner Dr. Rüdts, ihr Vertrauen aussprachen und Dr. Rüdt ein Mißtrauensvotum erteilten.

Berlin, 17.Febr. DasBerl. Tagebl." meldet aus Altona: Gegen 18 Altonaer Ein­wohner ist wegen anarchistischer Umtriebe An­klage erhoben werden.

Berlin, 15. Febr. Der gestern vom Nationalverein zur Hebung der Volksgesundheit zwecks Gründung von Volksheilstätten für Lungen­kranke im Langenbeckhause einberufenen Versamm­lung wohnte der Reichskanzler Fürst Hohenlohe in Begleitung seines Sohnes, des Prinzen Ale­xander, bei. Staatssekretär Dr. v. Bötticher forme die Minister Dr. Bosse, Dr. Miguel, von Köller und der Kriegsminister sandten Schreiben, in denen sie ihre Sympathie für das Unternehmen aussprachen, sowie bedauerten, an der Anwesen­heit in der Versammlung verhindert zu sein. Der Kriegsminister und der Kultusministers entsandten Vertreter. Professor Leyden und andere Redner hoben die Notwendigkeit der Gründung von Volkshcilstätten für Lungenkranke hervor. Die Versammlung nahm einen Beschluß an, in dem sie ihr Einverständnis mit dem Plane ausspricht, und wählte einen Ausschuß zu dessen Ausführung.

Berlin wird bald mit R o m telephonische Verbindung haben. Nachdem eine solche Berlin Wien bereits vorhanden ist, soll jetzt eine Telephonlinie WienRom hergesteüt und an die bestehende Verbindung WienTriest und RomMailand angeschlossen werden. Der Preis eines Gespräches zwischen Berlin und Rom wird sich ziemlich teuer stellen, da die Taxe WienRom allein auf 3 Lire für das Gespräch festgesetzt ist.

München, 15. Febr. Die Influenza verbreitet sich hier wieder sehr stark. Gestern zählte man in den Münchener Krankenhäusern 136 Jnfluenzakranke. In der Pcivatpraxis dürften ein paar tausend Fälle Vorkommen. Die meisten Fälle verlaufen bisher ziemlich unge- jährlich.

Metz, 16. Febr. Infolge von Schnee- wehen sind große Verkehrsstörungen namentlich auf den französischen Grenzbahnen und der Strecke Basel-Ostende eingetreten. Der Groß­herzog von Luxemburg war auf der Heimreise letzte Nacht zu fcchsstündigem Aufenthalt auf der Strecke Mörchingcn-Remilly-Metz genötigt.

Württemberg.

Stuttgart. Die Württembergische Hypothekenbank macht bekannt: Angesichts der gegenwärtigen Lage auf dem Hypothekar­gebiete und wegen der eingetrctenen Verschieb­ungen in den Zinsverhältnissen ist eine stärkere Kündigung unserer älteren 4°/»igen Pfandbriefe unvermeidlich geworden. In dem Bestreben, die­selbe auf das notwendigste Maß zu beschränken, werden wir anläßlich der im kommenden Monat bevorstehenden ordentlichen Verlosung unserer Pfandbriefe zur Rückzahlung kündigen: alle auf die Endzahlen 1. 5. 9 auslaufenden Nummern die Pfandbriefs»»» X I und II bis No. 15 850 ,

und L I bis IV bis No. 36300 in Stücken ä 200. L I bis IV bis No. 15 000 und I? I bis VI bis No. 22 000 in Stücken ä »kL 500. 0 I bis VII bis No. 12400 und 6 I bis IX bis No. 17 600 in Stücken L 1000. I) I bis VI bis No. 5 250 und H I bis XI bis No. 10400 in Stücken ä 2000. sowie den Rest derjenigen 4°/»igen Pfandbriefe, welche innerhalb der obigen Nummern aus den Serien X. I. II. L. IV. 6. VI. VI. v. VI noch mit den Endzahlen 3 und 7 umlaufen, also bis jetzt nicht auf 3'/»o/o abgestcmpelt sind; während alle geraden Nummern sämtlicher obengenannter Pfandbriefs»»» von der Kündigung nicht be­rührt werden. Um zugleich den Inhabern der darnach zur Kündigung gelangenden, mit den Endzahlen 1. 3. 5. 7. 9. auslaufenden Nummern der vorbezeichneten Pfandbriefe auch der Er­haltung zu ermöglichen, machen wir denselben das Anerbieten, dieselben unverändert auf 3^/,"/o abzustempeln, unter Vergütung von 4°/ Zinsen bis 1. Oktober d. I.,wenn die betr. Stücke rn der Zeit vom 5 bis einschließlich 25. Febr. ds. Js. zur Abstempelung bei uns eingereicht werden." Nachdem die Endzahlen 3 und 7 schon früh» auf 3'/r°/o abgestempclt worden sind, würden alsdann von unseren mit den vorge­nannten Serien und Nummern umlaufenden Pfandbriefen diejenigen mit den ungeraden, auf 1, 3. 5 7, 9 auslausenden Nummern zu 3'/,°/o, den geraden, auf 2, 4, 6, 8, 0 auslaufenden Nummern zu 4"/o verzinst werden.

Das XIII. Armeekorps hat die Lieferung von Militärfahrrädern der Fahrräder-Fabrik in Neckarsulm übertragen.

Der Ausschuß der Deutschen Turnerschaft hat für den diesjährigen Deutschen Turner­tag die Tage vom 21. und 22. Juli bestimmt. Derselbe wird in Eßlingen gehalten und da­mit zugleich die Einweihung des Georgii- Denkmals verbunden werden. Da hiebei Ab­geordnete aus allen deutschen Gauen, also auch aus Dcutschösterreich, anwesend sein werden, so erhalten diese Tage ein festliches nationales Ge­präge. Die D. Turnerschaft zählt jetzt über eine halbe Million Mitglieder; dabei sind 90 000 Zöglinge mitgezähllt. 320 000 sind praktische Turner. Die Schlußabrechnung für das achte deutsche Turnfest in Breslau ergiebt an Ein­nahmen 153 507 an Ausgaben 179 734 «-L Für den Fehlbetrag von 25 000 tritt die Stadt Breslau ein. Das unerfreuliche Ergebnis ist eine ernste Mahnung, deutsche Turnfeste ein­facher zu gestalten.

In Stuttgart sind zwei junge Gymna- sisten, Schüler der fünften Klasse, nachdem sie sich auf unrechtmäßige Weise 200 verschafft hatten, via. Karlsruhe durchgebrannt, wahr­scheinlich teils aus Abneigung gegen die Schule, teils aus Sucht nachAbenteuern". Von den Ausreißern, deren einer der Sohn eines hoch­stehenden Beamten ist, hat man bis jetzt keine Spur.

Ausland.

Wien, 16. Febr. Auch aus Oesterreich werden aus verschiedenen Landesteilen immer noch starke Schneefälle gemeldet. Der Eisenbahn­verkehr ist auf mehreren weiteren Linien einge­stellt oder äußerst erschwert. In Temesvar ist der Schneefall rin derartiger, daß die Nachbar­gemeinden von der Stadt gänzlich abgeschlossen sind. Dieser harte Winter bringt immer neues Ungemach. In Temesvar. Arad. Tirnau und Fiume sind fürchterliche Schneestürme eingetreten; der Verkehr auf der ungarischen Staatsbahn ist unterbrochen. Der Dampfer Szechenyi, der auf der Reise nach Fiume war, wird vermißt; er hätte längst ankommen sollen.

Der Präsident Felix Faure gab am Donnerstag das erste große offizielle Diner vor­nehmlich zu Ehren des diplomatischen Korps. Die Tochter des Präsidenten machte die Honneurs; der deutsche Botschafter Graf Münster hatte den Platz zu ihrer Linken. Das Fest nahm einen glänzenden Verlauf.

Die französischen Bimeta listen setzten jetzt gleich den deutschen Anhängern der Doppel­währung einen Feldzug zu Gunsten des Silbers in Szene. Bon der französischen landwirlschaft-