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lichen Gesellschaft ist der Beschluß gefaßt worden, die Regierung auszufordern, mit den Staaten des lateinischen Münzbundes, ferner mit Eng­land, Nordamerika und Deutschland zu ver­handeln, um dem Silber seine frühere Rolle als internationales Zahlungsmittel wiederzugcben.

St. Petersburg, 17, Febr. Bon maß­gebender Seite wird die Meldung russischer Blätter über den russisch japanischen Vertrag be­stätigt, aber insofern als verfrüht bezeichnet, als die Unterhandlungen noch fortdauern. Der auf beiden Seiten vorhandene gute Wille läßt übrigens den Abschluß in dem von den Zeitungen ange­deuteten Sinne voraussehen.

Im Senat der Vereinigten Staaten von Nordamerika teilte Gresham mit, daß Deutschland. Frankreich. Holland. Portugal, Schweden. Spanien und Rußland zugesagt hätten, Regle­ments zur Verhinderung von Zusammenstößen auf dem Meere zu veröffentlichen Japan hat bereits derartige Reglements veröffentlicht. Die Regierungen von England, Oesterreich-Ungarn und Italien sprachen den Wunsch um Aufschub in dieser Angelegenheit aus,

New-Jork, 16, Febr. Durch unge­wöhnliche Schneesälle in Süd-Georgien sind 2500 Schafe umgekommen.

Anläßlich des chinesischen Neujahrfestes wurden die Gesandten der auswärtigen Mächte diesmal durch dos Hauptthor des kaiserlichen Palastes eingelassen. Es ist das in der That ein Zugeständnis, zu dem sich der verzopfte Dünkel der chinesischen Diplomatie noch vor kurzer Zeit nicht verstanden hätte. Den Söhnen des himm­lischen Reiches wird jetzt doch etwas sehr bange vor dem aufgeklärten Japan; um die Großmächte sich freundlich zu stimmen, opfern sie lieber wieder einmal etwas von der Gottähnlichkcit des Beherrschers ihres himmlischen Reiches vor dem die Gesandten vor noch nicht langer Zeit so eine ArtBauchrulsch" aufführcn mußten.

Shangai, 16. Febr, Wie verlautet, erboten sich England und Rußland, zwischen China und Japan zu vermitteln.

Tschifu, 16. Febr. Sämtliche in chine­sischen Diensten stehende Ausländer wurden von den Japanern freigegebrn mit alleiniger Ausnahme des AmcrikanersHarwils, der mit seinem Genossen Brown anfangs November in Bobe verhaftet und bald darauf freigelaffen worden war Er hatte seinerzeit angegeben, er hätte den Chinesen einen von ihm erfundenen Spreng­stoff verkauft, durch den die japanische Flotte in die Luft gesprengt werden solle,

Anlerhallender Heit.

Schlechter Leumund.

Kriminal-Novelle von Karl Ed. Klopfer.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Marie saß, in ihren Divan zurückgclehnt, unbeweglich da. Ihr Auge hing mit dem Aus­druck eines starren Schreckens aus den Lippen ihres Vaters, der im Eifer seiner Rede gar nicht bemerkte, welchen mächtigen Eindruck dieselbe auf seine Zuhörerin äußerte. Er war ganz von der Empfindung seines Abscheus erfüllt.

Ja, man muß die bittersten Erfahrungen im L-bcn machen, mein unschuldiges Täubchen. Erfahrungen, die selbst einem Graukopfe, wie mir, neu sind und deshalb doppelt schmerzlich und verbitternd wirken! Weißt Du. wer heute Nacht die Ursache jenes Brandes war, der bei einem Haare von den entsetzlichsten Folgen hätte begleitet sein können? Weißt Du. wer dieses Feuer in boshaftester Absicht, nach einem wohl- durchdachten Racheplan, gelegt hat?"

Marie sprang rasch von ihrem Sitze auf. Sie wußte genau, was für ein Name als Ant­wort auf die aufgeworfene Frage in der Eröff­nung ihres Vaters folgen würde, aber sie lauschte doch jo gespannt, als hinge ihr Leben an der Entscheidung, Herr Sendler erschrak über den unheimlichen Ausdruck ihres Gesichtes und wagte nicht, fortzufahren.

Leopold Hügel!" sprach anstatt seiner mit starker Stimme der Compagnon, ohne sich in­dessen auf seinem Stuhle zu rühren.

Das ist nicht wahr!" schrie Marie plötzlich laut, mit einer gewissen Verzweiflung auf, als müßte sie eine gegen sie selbst gerichtete Anklage zurückwerfcn. Sie wandte Weller ein kreideweißes Antlitz, ein wild aussprühendes Augenpaar zu.

Diese hingeschleuderten Worte erregten den Zorn Ferdinand's. Ein dämonisches Feuer be­gegnete ihrem Blicke aus seinen Augen. Er biß die Zähne wild aufeinander und bezwang sich nur mit ersichtlicher Mühe, um endlich gelassen, in seiner gewohnten Weise, sogar mit einer ge­wissen spöttischen Kälte, antworten zu können.

Du verteidigst ihn, meine Liebe, eine gewiß edle Regung! Aber ich bedaure, Dir einen Schmerz zufügen zu müssen, indem ich Dir sage, daß Hügel's Schuld leider nur zu sehr erwiesen ist. Man hat ihn heute früh, gleich nach dem Ausbruch des Brandes, in einer sehr verdächtigen Gemütsverfassung und einem nicht minder verdächtigen Aufzuge betroffen, als er eben im Begriffe war, dem Schauplatze seines Racheaktes zu entfliehen. Man hat ihn aber glücklicherweise noch rechtzeitig dingfest gemacht und ihn in den Bereich des Armes der Gerechtig­keit gebracht zu Amtmann Ramberg."

Und doch man irrt sich mann irrt sich gewiß", stieß sie mit ängstlicher Hast hervor. Er ist unschuldig man urteilt vielleicht wieder nur nach dem Schein ..."

Ich glaube kaum," erwiderte Weller mit einer grausamen Harmlosigkeit, als erwähne er etwas ganz Nebensächliches, das nur so obenhin bemerkt zu werden brauchte.Ich glaube kaum, denn er hat bereits ein Geständnis abgelegt!"

Marie fuhr starr zurück und griff sich an die Stirne.

Wie? Er hat gestanden?" wiederholte sie nach einer inhaltsschweren Pause dumpf und schüttelte zweifelnd den Kopf.Er hat gestanden ?"

Ja. mein Kind," erwiderte da Herr Sendler, bewegt ihre Hand ergreifend,ich bitte Dich, lasse Dich aber dadurch nicht so furchtbar alter- ieren! Was kümmert Dich denn der Schurke, dieser elende, niederträchtige

Vater, Vater, er hat wirklich gestan­den?" rief Marie entsetzt.

Vater und Tochter bemerkten in diesem Augenblicke nicht das hämische Lächeln, das triumphierende Aufleuchten in dem markierten Gesichte Herrn Ferdinand Weüer's, der seinen anfänglichen Zorn über die von Marie geäußerten Zweifel und ihre Verteidigung des Sträflings bereits völlig überwunden zu haben schien.

Ja denn, mein Kind; weil wir schon ein­mal so unklug waren, Deinen zarten Nerven diese Mitteilung zuzumuten, so sei es gesagt! Ja. er hat nach anfänglichem Leugnen bekannt, daß er wirklich der Brandlegcr sei. lieber das Motiv seiner Frevelthat, die so leicht ganz un­geheure, weit über seine Racheabsicht hinaus­greifende Folgen hätte haben können, durfte man auch nicht einen Moment im Zweifel sein. Und wenn schon auch ein solcher bestanden hätte, so müßte ihn das Geständnis des Unglücklichen zerstreut haben er gestand endlich seine Thal und gab an, sich an mir. seinem ehemaligen Chef, der ihn in's Unglück gebracht hatte"

O, mein Gott!" schluchzte Marie auf und sank dem Vater an die Brust. Ihr klangen in diesem Momente die Worte in die Ohren, die sie gestern Abend da draußen im Garten, von einer verzweifelten, leidenschaftlichen Stimme

vernommen hatte, die Worte: ..Ich

glaube es könnte noch so weit kommen, daß ich in meiner Verzweiflung znm Mordstahle griffe, um mir ein willkommenes Ende zu bereiten und sollte dies selbst ein Ende unler'm Henker­beil sein!" . .

Aber da flammte plötzlich eine Idee in ihr auf. die sofort wuchs und wuchs und im Nu ihre riesigen Schwingen entfaltete. Wie, hatten sie nicht gesagt, er habe zuerst geleugnet und nur auf ein scharfes Jnquirieren endlich ein Bekennt­nis abgelegt? Ha. da hingen sich ihre mit einem Male aufgetauchte Mutmaßungen mit einer ge­wissen krampfhaften Gier fest das war ein Lichtpunkt!

Sie riß sich ungestüm aus den Armen des Vaters los und richtete sich empor.

Ferdinand, warst Du dabei, als dieser Hügel anfangs leugnete und endlich vor dem Amtmann gestand? fragte sie rasch, aber mit einer gewissen Kälte, die sie sich mit Aufgebot aller Willenskraft abgerungen hatte.

Jawohl, mein Schatz." lächelte der Bräu­tigam mit einer zuvorkommenden Verbeugung, ich war von Anfang bis zu Ende dabei."

Ferdinand war es ja, der den Verbrecher eigenhändig sestnahm." ergänzte Sendler,und ihn unter Begleitung Dr. Ramberg's und anderer Leute nach der Stadt eskortierte, bis er festgesetzt war."

Marie warf ihrem Bräutigam einen langen scharfen Blick zu, den Weller zu Anfang ruhig aushielt und sogar mit einem boshaften Lächeln erwiderte, aber merkwürdig! er mußte mit einem Male etwas in ihrem ausdrucksvollen Augensternen lesen, daß seine berühmte felsenfeste Sicherheit irritierte; er wurde um eine kaum bemerkbare Nuance blässer und ließ seinen Blick auf seine Finger sinken, die mechanisch mit dem silbernen Theclöffel spielten.

Marie fuhr sich endlich mit ihrem Tafchen- tuche über das Gesicht, als wolle sie die letzten Thränen hinwegwischen und stark sein. Dann winkte sie ihrem Vater leicht zu und wandte sich gegen die Thüre.

Wohin?" fragte Herr Sendler besorgt und wollte sich ihr wieder mit einer zärtlichen, be­schwichtigenden Liebkosung nähern. Aber sie wies seine ihr entgegengestreckte Hand mit einem Kopfschütteln zurück.

Ich gehe auf mein Zimmer, Papa," sagte sie, sich zu einem Lächeln zwingend, aber mit fast tonloser Stimme und einer schreckhaften Blässe auf den Wangen, ich fühle mich durch die Nachwirkung des Unglückes von heute früh so angegriffen, daß mir der Kopf schwirrt ich muß Ruhe haben ich will versuchen zu schlafen! Adieu!"

Damit huschte sie hinaus, hinüber nach ihrem Zimmer, wo sie sich einschloß. (Fortsetzung folgt.)

(Ein Schlankel.j. .Ach, Fräulein, Sie haben einen so reizenden Kirschenmund und ich bin ein leidenschaftlicher Vegetarianer!"

sBon Stufe zu Stuie j Gigerl Mucki: Hast Du schon gehört, der Zrrkus Schumann soll in ein Volkstheater umgewandelt werden.

Nicki: Gott, wie doch alles mit der Zeit verflacht!

sFarben-Symbolik j Herr: Was war das. mein Fräulein, was Sie soeben gespielt haben?

Klaviervirtuostn: DaS war ein Trauermarsch,

Herr: Darum kamen auch so viele schwarze Tasten darin vor!

(In den Flitterwochen.) Sie (im Eiscn- bahnkoupe): .Wirklich nach Paris reisen

wir auch? Herzensmännchen, dafür kriegst Du einen Kußl" Er:Ja aber nur jetzt nicht es kommt gleich der Kondukteur!" Sie:Ach, dem hast Du ja doch eine Zigarre geschenkt!"

Telegramme.

Aalen, 18. Jan. Gutem Vernehmen zu­folge beabsichtigt das sozialdemokratische Wahl- komite die mit nur II Stimmen Mehrheit er­folgte Wahl des Rechtsanwalts Rembold von Hall zum Landtagsabgeordneten anzufcchten. Angeblich soll sich bei der Stimmenzählung in Aalen hcrausgestcllt haben, daß 9 Wahlzettel mehr vorgefunden wurden, als Wähler abge- stimmt haben.

Ulm, 18. Jan. Ockenomierat Bantleon hat definitiv erklärt, eine Kandidatur für den Reichstag nicht mehr anzunchmen.

Ulm, 18. Febr. Die Wahl des Stadt- schultheißcn Haug von Langenau soll von der Volkspartci angefochtcn werden, weil verschiedene Schultheißen die Wählerlisten von der letzten Reichstagswahl benützt haben, statt neue Land­tagswahllisten anzulegen (!?!) Heute früh ging ein Kommando von I Oifizier, 2 Unter­offizieren, 14 Pionieren nach Untcrtürkheim ab, um sofort mit dem Eissprengungen im Neckar zu beginnen.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.