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Woher bezieht man den besten und vorteilhafteste» Backofen?
Diese Frage tritt an jeden Bäcker heran, sobald er sich selbständig macht, denn sie ist unstreitig die weitaus wichtigste und für seinen ganzen Geschäftsbetrieb entscheidende. Sie soll hier gelöst werden. Die Back- ofeubauerei von I. Leibrecht in Kirchheim bei Heidelberg ist nachgewiesenermaßen eine der leistungsfähigsten und besteingesührtesteu, denn über die Güte und Vorzüglichkeit ihrer Erzeugnisse liegen Hunderte der rühmlichsten Zeugnisse vor, abgesehen davon, daß der Inhaber des Geschäfts, der dieses als erprobter Fachmann persönlich leitet, auf den größten deutschen und oußerdeutschen Fachausstellungen für seine Oefen verschiedener Systeme mit den ersten Staats- und anderen Preisen bedacht wurde. Aber auch das Kaiserliche Deutsche Patentamt Berlin hat
die Verdienste der Leibrecht'schen Erzeugnisse dadurch gewürdigt, daß es den von Leibrecht erfundenen Wasserheizungsofen unter Musterschutz Nr. 7790 stellte und auch dessen sinnreicher Verbesserung, welche eine beliebige Regulierung des Schwalls in den Ofen oder die Backstube behufs Erzielung gleichmäßiger Ware ermöglicht. Musterschutz unter Nr. 16888 gewährte. Wer also einen, noch jeder Richtung hin garantiert guten leistungsfähigen und dabei preiswürdigen Ofen, gleichviel welchen Systems wünscht, bestelle einen solchen bei I. Leibrecht und er wird sich von dem Gisagten sofort zu seiner grüßen Zufriedenheit überzeugt haben.
Neuenbürg.
Eilt ZilMklehrjuiM
wird angenommen bei
Daniel Streker, Zimmermstr.
tausender Pfarrer. Lehrer, Beamte rc. über seinen Holländ. Tabak hat B. Becker in Seesen a. H. Ein 10 Pfd.-Beutel fco. 8 Mk.
Au< Stabt. Bezirk und Umgehung.
Neuenbürg, 15. Febr Der Vorstand der hiesigen Ortsgruppe des Alldeutschen Ver- bands. Hr. Präzeptor Calmbach, hielt gestern abend bei Gastpar einen dankenswerten Vortrag über die Pvlenfrage zu dem sich eine stattliche Anzahl von Zuhörern eingefunden hatte. Der Redner führte etwa folgendes aus : Unsere Zeit steht im Zeichen des „Nationalitätsprinzips und der Masse." Mil Berufung darauf sehen wir namentlich indcr österreichischen Monarchie Völker u. Völkchen, welche für die Kultur nichts oder nicht viel geleistet haben, in mächtigem Kampf um das Recht nationaler Entfaltung und Eigenbethätigung. Dem gegenüber sehen wir aber auch größere und große Volksganzcn nicht minder eifrig und nachdrücklich darauf bedacht, alles Fremde innerhalb der eigenen Grenzen sich anzugletchen oder auszusaugcn. um mit um so größerer Kopfzahl im nächsten Jahrhundert in den Rassenkampf einlretcn zu können. Auch wir Deutsche haben uns aufgeraffl, aber nicht überall mit dem gleichen Erfolg. Neben der Sorge dafür, daß in Zukunft nicht, wies dies bisher gewöhnlich geschah, > die hundcrltausende deutscher Auswanderer in fremden Staaten aufgehen, sondern uns als Deutsche erhalten bleiben, neben dieser äußeren Kolonisation müssen wir mehr auch innere Kolonisation treiben und unsere Grenzen im Westen, Norden und Osten gegen das Eindringen fremder Völker sichern. Die Polensrage behandelt die Mittel und Wege, auf denen es möglich wird, das mehr und mehr vordringende Polentum zurückzuweisen, die Flucht der Deutschen aus dem Osten nach dem Westen und über Land aufzuhalten, die Ostgrenzen unseres Reiches durch Bauernansiedlungen dem Deutschtum zu retten und womöglich den alten Drang und Zug der Deutschen nach dem Osten wieder anzudahnen. Die in Frage stehenden Gebiete an der Ostgrenze des deutschen Reiches sind bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts Bestandteile des hl. römischen Reichs oder im Besitz des Dcutschordens gewesen. Erst die Jagellonen, unter denen das Polenreich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meere sich ausdehnte , hoben Teile dieses Gebiets erobert. Diese Teile sind in den Polenteilungen und in dem Wiener Frieden in ihrem jetzigen Umfange an Preußen zurückgekommen, welches eben damit die Verpflichtung überkommen hat, das Deutschtum in d'esen polnischen Teilen zu fördern. Preußen ist dieser Verpflichtung nicht immer in gleichem Maße nachgekommcn. (vergl. Polenlieder u. s. w.) Das zeigt sich am deutlichsten an der Verschiebung der Sprachvcrhält- nisse namentlich in Posen und Westpreußen, in welchen Provinzen das Deutschtum seit 1861 kolossale Rückgänge ausweist. In den letzten 25 Jahren haben sich die Polen in Posen um 200000, die dortigen Deutschen nur um 4000 vermehrt. Von den 14—17 Millionen Polen, die es im Ganzen auf der Welt giebt, entfallen nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 2 816 656 Mill. auf Preußen (nach einer Zusammenstellung des xrseglaä V 826 cllxc>l 8 ki vom Februar 1895 sogar 3 350 000) davon kommen auf Ostpreußen 224878, Wcstprcußen 439 577, Posen 1052410, Schlesien 9S4897. Westfalen 25 536 u.s. w. Dazu kommen noch 30—50000 Polen aus Rußland, welche als Arbeiter im Frühjahr selbst bis nach Westfalen Vordringen, um rm Herbst großenteils mit ihren Ersparnissen wieder in ihre Heimat zurückzuwandein. Die
Gründe des Vordringens der Polen sind nun aber neben dem hochentwickelten Nationalbewußt- sciri einerseits, der Weichheit und Anpassungsfähigkeit des deutschen Charakters andererseits, neben der schwankenden Haltung der preußischen Regierung und ihr gegenüber der Thätigkeit des polnischen Adels und Klerus auch wirtschaftlicher Art. Durch den Niedergang der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten sah sich der Groß- grundbesitz des Ostens, zunächst der polnische, nach und nach aber auch der deutsche, veranlaßt zur Bewirtschaftung seiner Güter an Stelle des an höhere Lebensführung gewöhnten deutschen Arbeiters den bedürfnisloseren polnischen und russischen Arbeiter heranzuziehcn: der deutsche Arbeiter wurde dadurch mehr und mehr nach dem Westen verdrängt oder wanderte ganz aus und machte so immer neuen Polen Platz. Dieser Notlage der Landwirtschaft und diesem Niedergang des Deutschtums suchte die preußische Re gierung durch das Ansiedlungsgcsetz von 1886 und das Rentengütergesetz von 1891 abzuhelfen. Durch das erste Gesetz wurde eine Anlagesumme von 100 Mill. Mark gewährleistet zum Aufkauf polnischen Großgrundbesitzes. Der Besitzer wurde der preuß. Staat, welcher seinerseits den Grund und Boden in kleineren oder größeren Domänen verpachtet. Das Renten- gütergesctz bestimmt, daß der Staat privaten Käufern Darlehen gewährt, welche von den Käufern in Form von Tilgungsrenten zurückgezahlt werden. Während nun durch das erste Gesetz blos deutsche Bauern angestedelt wurden, hat der preuß. Staat bei diesem zweiten Gesetz auch polnischen Bewerbern Darlehen gemacht und hat dadurch selbst zur Polonisation und zwar in beträchtlichem Maße beigetragen. Von 1882 Rentcngülern, welche seit 7. Juli 1891 bis Dezember 1893 ausgethan wurden, sind 524 mit Polen, 16 mit litauischen, 44 mit masuri- ichen Bauern besetzt worden (also 1298 deutsche: 584 polnisch-lit.-mas. Ansiedlungcnl). Bei dem defensiven Charakter auch dieses zweiten Gesetzes sind alle Rechtfertigungsversuche dieser Resultate vergeblich. Das Vorgehen widerspricht vollständig der eigentlichen Absicht dieser Gesetze, wie sie in der Thronrede an den preußischen Landtag vom 14. Januar 1886 dargclegt wurde. Also darin muß Wandel geschaffen werden. Nicht nur muß das Verbot der Einwanderung russisch Polen, welches von 1886 —1890 in Geltung war wieder eingcführt. sondern die Bestimmung des Ansiedlungs--Gesetzes (nur deutsche Bauern . . .) muß auch auf das Rentengülergesetz übertragen werden. Dies wäre aber nur der erste Schritt, dem gegenüber der großen Gefahr, die uns von den Polen, wenn auch heute noch nicht, so doch morgen droht, andere folgen müssen. Was wollen denn die Polen mit ihrer Propaganda? Welchen andern vernünftigen Sinn haben denn alle jenen offenen und geheimen Bestrebungen zur Sicherung ihrer Sprache in Kirche und Schule, haben jene Bcr- einsgrüudungen aller Art: als die Vorbereitung zur Ncugründung jenes Polenreichcs, das in seiner Blütezeit ein Gebiet von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer umfaßte? Nicht blos Adel und Klerus haben dieses Ziel vor Augen, auch der in kurzer Zeit mächtig aufgeschossene polnische Mittelstand mit seinen Aerzten, Apothekern, Technikern, Beamten, Geistlichen und Lehrern beginnt mehr und mehr fanatisiert zu werden und wenn dies so weiter geht, ist es nur eine Frage der Zeit, wenn das bis jetzt noch ziemlich ruhige Proletariat sich aufwiegclu und sich die
Fahne zur Empörung in die Hand drücken läßt. Mit ernsten Worten haben Seine Maj. der deutsche Kaiser zu Thorn und Marienburg und der Altreichskanzler Fürst Bismarck in seinen 2 Reden an die Posener und Westpreußen zu Barzin im September vorigen Jahrs zur Wahrung und Verteidigung des Deutschtums im Osten aufgcfordcrt. Möge dadurch ein glücklicher Wendepunkt in der Polenfragc eingetreten sein, damit man nicht nur singen kann:
Fest steht und treu die Wacht am Rhein sondern auch
Fest an der Weichsel steht die deutsche Wacht. Vorschläge zur Lösung der Polenfrage sind besonders folgende: Raschere und ausgiebigere Gütcrverteilung an nur deutsche Bauern oder ältere Unteroffiziere. Begünstigung der Zu- Wanderung deutscher —, Erschwerung und allmähliche Aufhebung der Zuwanderung polnischer Arbeiter; Unterstützung deutschgesinnter Lehrer, deutscher Kindergärten, deutscher Handwerker u. dgl. nicht nur durch den Staat, sondern auch durch deutsche Rcttungsbanken. — Hr. Schullehrer Braun sprach dem Redner, der mit so viel Fleiß und Verständnis sich das Thema zu eigen machte, den Dank der Anwesenden aus und betonte, daß der alldeutsche Verband mit dem Wahlspruch „Gedenke, daß Du ein Deutscher bist- durch seine rastlose Thätigkeit eine mehr und mehr bemerkbare Stellung einnehme, ferner erinnerte er daran, wie sr. Zt. unser Feldmarschall Moltke die Idee des Deutschtums in Polen lebhaft unterstützte, wozu den großen Strategen die Kenntnis der polnischen Lande durch seinen längeren Aufenthalt als Generalstabsosfizier geführt hat.
Neuenbürg, 17. Febr. Von dem Gedanken ausgehend, daß der Fasching dazu da sei, eine Abwechslung in unser Alltagsleben zu bringen, veranstaltete gestern abend die Tisch, gesellschaft im Hotel zur Alten Post, nämlich die HH. Hörger, Martz, Lipp, Geyer und Kienlin, einen recht gelungenen Narrenabend. Sie ließen sich zwar die wenig liebenswürdige Art zu Schulden kommen, die Damenwelt völlig von der Einladung auszuschließen, eine Vorsicht, der aber vielleicht nicht alle Berechtigung abzujprechcn ist. Die Sache sollte eben auch nur einen schüchternen Versuch darstellen, wie man sich zu Ehren Seiner närrischen Hoheit des Prinzen Karneval in recht angemessener Weise unterhalten soll. Es war also nur auf eine feucht- fröhliche Sitzung abgesehen, und von einer solchen können die Teilnehmer aber auch mit Fug und Recht erzählen. Der Speisesaal in der Post war kreuz und quer mit allerhand buntfarbigen Lampions behängt, was wohl an eine veneti- anische Nacht erinnern sollte und ohne brennende Kerze und die obligate närrische Kopfbedeckung hatte keiner der Gäste Zutritt. Die Mitwirken- dcn hatten sich zu einer vollständigen Musikkapelle organisiert und wenn auch die einzelnen Märsche und Stücke keinen Anspruch auf besondere Feinheit und Harmonie der Töne und Accorde machen konnten, so erfüllten sie um so mehr den Zweck, entsprechenden Radau zu machen. Die einzelnen meist improvisierten Szenen und komischen Vorträge vom „tanzenden Bären und seinem Führer" bis zum „Berigwerk", von der intelligenten Schulklasse bis zur Vorführung deS wunderbaren Phonographen durch den allerwelts- bcrühmten Amerikaner Edison, dessen Apparat die neuesten Ereignisse in sich naturgetreu ausgenommen und verraten hatte, sind eigentlich unbeschreiblich und wir wollen deshalb auch