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werden. Die Tiere nehmen indes dort nur widerstrebend Futter an und meist erst nach einigen Tagen.

Württemberg.

Stuttgart, 15. Febr. Telegramm an den Znzthäler, abends 8.15. Bei der heutigen Stich' Wahl in Stuttgart Stadt wurde Sozialdemokrat Kloß mit 10700 St. gewählt. Dr. Schall erhielt 8178 Stimmen.

Nach dem Schw. Merkur haben am Haupt­wahltag (I.Fcbr.) von 25 084 Wahlberechtigten der Stadt Stuttgart 17 473 abgestimmt (69,6 Proz.); davon erhielten Rechtsanwalt Dr. Rich. Schall (DP.) 3823 St.. Kaufm. K. Müller (kons.) 1957 St., Kaufmann und Gemeinderar I. Fisch er (V P.) 34S4St., Landrichter Gröber (Zcntr.) 559 St. und Schreiner Kloß (Soz.) 7615 St., ungiltig und zersplittert waren 25 Stimmen. Beider Stichwahl war das Re. sultat zu erwarten, da die Volkspartei in Stutt­gart-Stadt dre Parole ausgegeben hatte, gegen den Kandidaten der Deutschen Partei, also für den Sozialdemokraten abzustimmen, während Tags zuvor in Stuttgart-Amt die deutsche Partei für den Volksparteiler Kraut gegen den sozial­demokratischen Kandidaten cingetreten ist.

Stuttgart, 14. Febr. Wie aus zuver­lässiger Quelle mitgeteilt wird, hat der Landes­bischof Dr. v. Reiser einer in kathol. Kreisen maßgebenden Persönlichkeit mitgeteilt, daß ec es mißbilligen würde, wenn die kathol. Wähler bei der Stichwahl zwischen Dr. Schall und Kloß sich der Wahl enthalten würden aus den Gründen, welche in den letzten Wahlkomitesitzung der kath. Wähler, betr. das Verhalten des Zentrums zur Sozialdemokratie, geltend gemacht worden sind. (S. M.)

Stuttgart. Das Ergebnis der Slich - wählen entspricht, wie zu erwarten war, den Hauptwahlen vom 1. Februar. Die Deutsche Partei hat mit Geß in Eßlingen, Krauß in Reutlingen Amt. Haffner in Calw gesiegt, die Landespartei mit Mittnacht in Mergentheim, Hohl in Geislingen. Spieß in Künzelsau, die Konservativen mit Schrempf in Schorndorf, die Parteilosen mit Haug in Ulm Amt. Alle anderen Bezirke fielen an Ultramontane, Demokraten und Sozialdemokraten. Am 1. Februar wurden ge­wählt: 7 von der Deutschen Partei: Balz, , Aldinger, Abel, Hartranft (Freudenstadt), Schürer, i Commcrell, Sachs. Hiezu in der Stichwahl 3 : Geß, Krauß. Haffner; zusammen 10, gegen 27 gewählte Abgeordnete am Schluß des letzten Landtags. Hier anzufügen sind die 3 ohne Parteistellung, aber von der D. P. unterstützten, am 1. Februar gewählten Abg. Stockmayer, Hege, Gebert und der am 14. Febr. gewählte Haug, zusammen 4. Bon der Landespartei wurde am 1. Februar gewählt: Luz. hiezu am 14. Febr.: Hohl, Spieß, Mittnacht, zusammen 4. gegen 18 gewählte Abgeordnete am Schluß des letzten Landtags. Rechnet man die vorstehend genannten einer gemäßigten Richtung angehörigen Abgeordneten zusammen, ss erhält man eine Gruppe von 18 Abgeordneten. Von der konservativen Partei wurde 1 Abg. gewählt: Schrempf. Mit diesem beträgt die Zahl der Nichtdemokrvten und Nichtultramontanen 19. Von der Volkspartei wurden am 1. Februar gewählt 17 (davon 2 mit Unter­stützung der D. P.): Käß, Schnaidt, Schmidt, Lang, Maurer, K. Hsußmann, Gabler. Payer, Schumacher, Schweickhardt, Weidle, Henning. Schock, F Haußmann, Beurlcn, Rath, Mayser. Hiezu am 14. Febr. 14: Betz. Erhardt, Ellinger, Münzing, Kraut, Hartranft (Böblingen) Hartmann, Hähnle, Schmid. Slorz, Binz, Tag. Bürk, Scheer; zusammen 31, gegen 20 Mit­glieder der Linken am Schluß des letzten Land­tags. Vom Zentrum wurden am 1. Febr. gewählt 16: Schach, Nieder, Rathgeb, Klaus, Vogler, Kiene, Schick, Eggmann, Gröber, Rapp, Bueble, Beutel, Dentler, Krug, Egger, Nuß- baumer. Hiezu am 14. Febr. 2: Remdold, Eckard; zusammen 18. Von der Sozial­demokratie wurde am 14. Febr. gewählt: Glaser, Cannstatt und am 15. Febr. Kloß, Stuttgart.

Aus Württemberg, 15. Febr. In der gestern zn Berlin abgehaltenen Sitzung der

Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wurde l zur Kenntnis gebracht, daß der König den! Herzog Wilhelm von Württemberg als Präsi­denten für das Jahr 1896 bezeichnet habe. In jenem Jahre wird die Gesellschaft ihre Aus­stellung und Hauptversammlung in Stuttgart abhalten. (Str. P.)

Stuttgart, 8. Febr. Wegen 5 Be­trugsverbrechen im Rückfälle und eines Diebstahls wurde der 21jährige led. Schreiner Julius Schüler von hier vorgeführt, der be reits viermal wegen Heiratsschwindcleien und Betrügereien betraft wurde, zuletzt hier im Dez. 1893 mit 9 Monaten Gefängnis, nach deren Verbüßung im September v. I. er aufs neue seine Schwindeleien begann. Im Oktober be­stimmte er ein 22jähr. Fräulein hier durch die Vorspiegelung, er sei der Sohn eines reichen Gutsbesitzers in Ostpreußen, habe ein großes mütterliches Vermögen, sich mit ihm zu ver­loben und ihm einen Brillantring im Wert von 90 »iL zu schenken, den er sofort um 50 cM versetzte. Im November beschwindelte er eine hiesige Witwe, er sei Architekt, heiße Erich Schulter von Miesbach und nahm bei ihr Pen­sion um 56 ^ monatlich. Dann log er ihr vor, er werde bei einer bekannten hiesigen Architektensirma demnächst in Stellung treten. Einige Tage später zeigte Schüler plötzlich auf­fallenden Geldbesitz; die Witwe dagegen fand gleichzeitig ihre Schlüssel nicht mehr und nach­her ergab es sich, daß aus ihrem Sekretär, wo sie 4 500 o-L aufbewahrl hatte, ein Hundert­markschein abhanden gekommen war. Vor dieser Entdeckung hatte Schüler mit den Damen eine Ausfahrt nach Böblingen gemacht und dabei den Wagen nebenher zu Pferde begleitet. Dann aber fand Schüler heraus, daß er der Witwe als Schwindler denunziert war und machte sich plötzlich davon. Auch eine Kellnerin prellte er vorher noch um eine Zeche von 43 Nun mietete sich Schüler in einem Gasthof in Eßlingen vom 22. November bis 1. Dezember ein, sagte aus. er sei ein studierender Ingenieur mit Namen Otto Heß, sein Vater besitze in Barmen eine Maschinenfabrik. Der Gasthofbesitzer war schließ­lich um seine Zeche von 96 für lOtägigen Aufenthalt geprellt und außer ihm noch zwei seiner Gäste, ein Herr aus Schaffhausen nebst , 16jähriger Tochter, denen er als Ingenieur i Otto Heß aus Barmen vorspiegelte, er werde am 1. Dezember in die Maschinenfabrik Eß­lingen eintreten und in einem halben Jahr die Fabrik seines Vaters in Barmen übernehmen; er habe in Stuttgart und München das Poly­technikum besucht, sei Husarenlieutenant u. dergl. mehr. Das Ende war eine Verlobung mit dem Fräulein. Der allzu vertrauensvolle Vater

schenkte ihm dazu einen goldenen Zwicker, eine vergoldete Kette, einen goldenen Siegelring, 2 silberne Uhrenketten und eine silberne und eine vergoldete Medaille im Werte von 138 sowie Geld im Betrag von 100 o»L; das Fräulein ein seidenes Foulard, ein Taschentuch, ein Paar Pantoffeln und einen goldenen Ring. Nun machte aber die Verhaftung Schülers dem Glück ein Ende. Aehnliche Schwindeleien führte er in den letzten Jahren zu Mannheim, Karlsruhe, Heidelberg und hier aus. Obwohl der Ange­klagte zu leugnen suchte, waren die Zeugenaus- sagen zu gravierend. Derselbe wurde diesmal zu einer Zuchthausstrafe von 2 Jahren 6 Mon. nebst 5jähr. Ehrverlust verurteilt.

Metzingen. Die bürgerlichen Kollegien haben die Erbauung eines städtischen Elektrizitäts­werkes beschlossen.

Von den Geld- und Warenbörsen._

Stuttgart, 14. Febr. Die europäischen Geld­börsen zeigen fortgesetzt eine recht feste Haltung, haupt­sächlich infolge des äußerst flüssigen Geldstandes und weiterhin die Berücksichtigung des Ilmstandes, daß die Kohlen- und Eisenwerke mit lohnendem Verdienst ar­beiten. Erstere können infolge des andauernd strengen Winters bei ihrer Förderung kaum der Nachfrage Ge­nüge leisten. Diese gute Lage der industriellen Werke wirkt auch günstig auf den Bankenkurs zurück und zu allem hin wirken auch die fortgesetzt günstige Aussichten auf Erhaltung des europäischen Friedens wohlthätig auf die Börsen ein. Trotz ungünstiger Berichte über den Stand der russischen Wintersaaten verkehrten die Getreidemärkte in lustloser Haltung bei teils wenig veränderten, teils etwas nachgebenden Preisen. Aus

den Baumwollmärkten hat sich die in voriger Woche eingetretene festere Stimmung auch während der abge­laufenen Berichtswoche behaupten können. Die letzte Baumwollernte ergab in den Bereinigten Staaten 9 088000 Ballen, und diese den Jahresbedarf weit übersteigenden Vorräte lassen eine kräftige Aufwärts­bewegung der Preise aber nicht auskommen. Immerhin notieren infolge des auch in Amerika äußerst harten und schneereichen Winters und der für die Schnee­schmelze in Aussicht stehenden Ueberschwemmungen noch etwas besser als am Schluß der Vorwoche. Auf den Zuckermärkten dauerte die mißliche Wirkung der allzu hastigen Hausse-Spekulation auf die Freigabe oes amerikanischen Absatzmarktes sort, da die Amerikaner sich gar nicht beeilen, den überfüllten deutschen und böhmischen Zuckermarkt zu erleichtern. Auf den Kaffee­märkten ist wieder eme festere Stimmung und ein leb­hafteres Geschäft zu verzeichnen, wodurch auch die Preise profitieren konnten.

Ausland.

Aus Belgien, 13. Febr. Aus Brüssel wird demN. W. Tagbl." berichtet: Die Königin Henriette erschien gestern in ihrem Marstalle, um die dort befindlichen Tiere zu besichtigen. Plötzlich wurde die Königin von einem Pferde in Hand und Arm gebissen. Die Königin brach infolge des Schmerzes bewußtlos zusammen. Die Wunde erzeugte eine starke Handschwellung.

Aus der Schweiz. 13. Febr. Eine Nach­richt derNeuen Zürcher Ztg.", Pfarrer Kneipp sei als Professor an die medizinische Fakultät der Universität Frciburg (Schweiz) berufen, hat in weiten Kreisen Aufsehen erregt und zu vielen Anfragen u. s. w. geführt. Der Meldung liegt indessen nach demVaterland" blos die That- sache zugrund, daß die in Freiburg bereits be­stehende Kneippsche Wasserheilanstalt erweitert und mit der in Gründung begriffenen Klinik in Zusammenhang gebracht werden soll, wobei mög­licherweise der Leiter der Anstalt, Dr. Bilger. einen noch zu errichtenden besonderen Lehrstuhl für Wasscrheilkunde bekommen werde.

In der französischen Hauptstadt hat letzten Mittwoch der Senfalionsprozeß gegen eine große Anzahl von Revolverjournalisten begonnen. Bei demselben wird unglaublich viel Schmutz an das Tageslicht gefördert; denn be­greiflicherweise wären die ErpreffungSversuche erfolglos geblieben, wenn nicht die Opfer der Revolverjournalisten selbst ein sehr unsauberes Gewissen gehabt hätten. Die Untersuchung gegen den vormaligen Minister Raynal, der als Finanzminister bei der Konzessionsertcilung und Zinscngarantie für die französische Südbahn­gesellschaft unsauberer Manipulationen in der Kammer beschuldigt worden war, hat bis jetzt nichts Belastendes für Raynal ergeben. Sem Hauptankläger, der sozialistische Deputierte Millerand, mußte vor der Untersuchungskom­mission selbst zugeben, daß er Beweisstücke gegen Raynal nicht besitze; damit hat der ehrenwerte Sozialistenführer zugegebcr, daß seine diesbezüg­liche Behauptungen in der Kammer weiter nichts waren als auf haltlosen Vermutungen aufge­baute Verleumdungen.

Paris, 14. Febr. Wegen der Kälte und des Zustandes der Bahn ist das diesjährige Rennen in Auteuil, das morgen statlfinden sollte, verschoben worden. Heute nacht waren in der Umgegend von Paris 1826 Grad Kälte.

Sultan Abdul Hamid hatte schon längst den Wunsch geäußert, die Komposition Kaiser Wilhelm's vorlragen zu hören. Als er dieser Tage vernahm, daß in der deutschen Bürger­schule Konstantinopels dieser Gesang mit den Zöglingen cingcübl werde, ließ er 36 derselben in seinen Palast entbieten, wo sie ihm den Sang an Aegier" vortragen mußten. Nach diesem Bortrage winden die Zöglinge mit ihren Lehrern reichlich bewirtet und letztere auch be­schenkt.

Unterhaltender Teil. Schlechter Leumund.

Kriminal-Novelle von Karl Ed. Klopfer.

(Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.)

Herr Tendier wurde in seiner Lobeshymne auf den künftigen Schwiegersohn durch einen Diener unterbrochen, der ihm meldete, Herr