eine Belohnung bis zu 3000 dem zu, wer den Verfertiger oder den wissentlichen Verbreiter von den im Umlaufe befindlichen falschen Fünfzig- Mark-Reichskassenscheinen zuerst ermittelt und der Polizei oder der Gerichtsbehörde derart nach­weist. daß der Verbrecher in Untersuchung und Strafe gezogen werden kann.

Friedrichsruh. 13. Jan. Der Reichs­kanzler Fürst Hohenlohe traf heute Mittag 12'/- Uhr, begleitet von seinem Sohne, dem Legationsrat Prinzen Alexander, in Friedrichsruh ein. Am Bahnhofe erwartete ihn Graf Herbert Bismarck und Graf Rantzau, der Schwiegersohn des Altreichskanzlers. Nach kurzem Aufenthalte begaben sich die Herren zu Wagen nach dem Schlosse. Fürst Bismarck empfieng seine Gäste im Hause. Es fand sodann ein Frühstück und später ein Familienessen statt.

Berlin, 15. Jan. Ein Privattelegramm der .Kreuzzeitung" versichert, zwischen Bismarck und Hohenlohe seien auf der Schlittenfahrt durch den Sachsenwald, welche ohne Begleitung stattgefunden, und ebenso bei Tische äußerst leb­hafte Aussprachen gepflogen worden. Alle Tagesfragen, besonders die politischen, seien ein­gehendst erörtert worden. Fürst Bismarck be­finde sich, bei vollkommener geistiger Frische, körperlich verhältnismäßig wohl. Der Besuch dürfte als eine ganz enschiedene Kräftigung der alten Freundschaftsbande aufgefaßt werden.

Mainz. 13. Jon. Der Eisgang nimmt zu. Der Rhein treibt große Schollen.

Caub, 14. Jan. Das Rheineis hat sich, wie die Fr. Z. meldet, bei der Loreley gestellt.

H e i d e l b e r g, 14. Jan. Ein Eisenbahn­unglück ereignete sich gestern zwischen Heidels­heim und Bruchsal an dem Heidelsheimer Uebergang, indem der Stuttgarter Schnellzug, der um halb 3 Uhr Nachmittags in Bruchsal eintrifft, aus bis jetzt noch unbekannter Ursache entgleiste. Die Lokomotive riß sich im Momente der Entgleisung von dem Zug los und fuhr noch einige Meter weiter, wodurch größeres Un­glück verhütet wurde. Von dem Zuge waren die meisten Wagen entgleist und mehrere der­selben hatten schwere Schädigungen erlitten. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon, nur einige derselben erhielten Hautabschürfungen. Halb Bruchsal war nach der Unglücksstätte ge­pilgert. Als Ursache der Entgleisung konnte nichts Genaues festgestellt werden; im Publikum war das Gerücht verbreitet, ein Schienenbruch habe das Unglück verursacht. Durch den Um­stand, daß die Maschine im Moment der Ent­gleisung sich vom übrigen Train losriß, wurde zweifellos größeres Unglück verhüte!.

Württemberg.

Ulm, 15. Jan. Münsterbaulotterie. Heute Nachmittag wurde der 4. Gewinn mit 6000 gezogen. Er fiel nach Ravensburg auf die Nr. 151682. Ferner gewinnen 1000 die Nr. 37272, 123353, 152899, 162015, 124789, 243 673, 500 Nr. 64238. 227 294, 59312. 116132.261168.7194. 186173,26207, 94786, 96770. 166 729, 149650, 50920, 182134, 208687, 277753, 85945.

Dürrmenz-Mühlacker. In der letzten Zeit wurde der Tabak an die Käufer abgeliefert. Das Gesamtergebnis belief sich auf ca. 1300 Zentner, für welche im ganzen 29 000 vfL ge­löst wurden. Die Pflanzer sind sehr befriedigt mit dieser willkommenen Bareinnahme.

Stuttgart. (Landesproduktenbörse. Bericht vom 14. Januar von dem Vorstand Fritz Kreglinger.j Auf dem Weltmärkte hat sich die Tendenz weiter be­festigt, da die Nachrichten über eine wesentlich kleinere Ernte in Argentinien sich wiederholen. Die russischen Offerten sind gegenwärtig klein und verlangen Eigner höhere Preise. Die effektive Ware an den Seeplätzen ist sehr knapp, daher die Festigkeit; die großen Mühlen scheinen nicht genug Vorrat zu haben. Die süddeutschen Märkte melden keine Preisänderungen. Der heutige Hopsenmarkt war schwach besucht, doch wurden mehrere Abschlüsse in Mittelsorte gemacht zum Preise von 35 bis 45 -4L Wir notieren pr. 100 Kilogr.: Weizen, Ungar. 17 ^ «!, rumän. 15 «4L 25 russ. Is 16 -4L bahr. 14 -4L 25 ^k, niederbayr. 1s 16 -4L 50 Kernen, Oberl. Is 14 -4L 60 ^ bis 14 -4L 75 Gerste, bayr. 15 -4L 50 fränk. 16 -4L Nördlinger 15 -4L

50^, Lauinger 15 -4L 60 Landhafer 10 -4L 40 dw. Is 13 ^kL Albhafer 11 -4L 60 dto. Is 13 -4L 20 Ackerbohnen hell 6 -4L 25 Mehl­

preise pr. 100 Kilogramm inkl. Sack bei Wagenlad­ung: Letztwöchentlich.

Ausland.

Marsaille, 14. Jan. Der dem hiesigen Rheder Costeldi gehörige DampferAnais" ist mit 3 Passagieren und mit 10 Mann Besatzung aus der Fahrt nach Cette von einem Cyklon überrascht worden und bei Marseille gescheitert. Sämtliche Personen sind umgekommen.

Marseille, 15. Jan. Die Ursache des plötzlichen Unlergangs des DampfersAnais" ist nicht genau bekannt. Man vermutet, daß infolge einer Kesselexplesion viel riesigeres Leck entstanden und das Wasser so rasch eingedrungen sei, daß nicht einmal die Rettungsboote benutzt werden konnten. Außer dem Capitän Ginlani, der das Schiff zum erstenmale befehligte, befanden sich 9 Matrosen und 3 Passagiere an Bord.

Rom, 14. Jan. Im Marktflecken Mezzo- jusch. Provinz Palermo, hat an einer steilen Felswand ein Felssturz stattgefundcn. Große Blöcke stürzten im Stadtviertel San Casilio nieder. Die Einwohner flüchteten erschreckt. In Anzono und Montazulo, Provinz Avellino sind 4 Häuser unter der Schneelast eingestürzt. Drei Personen sind tot, 10 verwundet. Auf dem Berg Masico bei Scssa, Provinz Cascrta wurden durch Höhleneinsturz 11 Hirten verschüttet, da­von sind 8 tot.

Odessa, 12. Jan. Bei dem Einsturz einer Zirkusgalerie während der Vorstellung verun­glückte eine größere Anzahl von Zuschauern. Mehrere, welche in die Reitbahn fielen, wurden getötet.

Nimes, 14. Jan. Zwei Fremde, von denen der eine ein belgischer Student, der andere ein Triestiner sein soll, verübten einen Raub­mord an einer Juwelenhändlerin.

Telegramme.

Berlin, 15. Jan. Im weißen Saal des königl. Schlosses wurde heute Mittag 12'/i Uhr der Landtag mit den üblichen Feierlichkeiten eröffnet. Die Mitglieder waren überaus zahl­reich eingetroffen. Die Minister, die vollzählig zur Stelle waren, stellten sich zur Linken, die Prinzen und der Generalfeldmarschall Graf Blumenthal zur Rechten des Thrones auf. Die vom Kaiser verlesene Thronrede wurde dreimal (bei Erwähnung der Beteiligung des Staates an den Kleinbahnen, der Verstärkung der Mittel für die Fachschulen und der Sorge für die Land­wirtschaft) mit Bravorufen begleitet.

P a ris, 14. Jan. Deputirtenkammer. Ministerpräsident Dupuy erklärt sich bereit, die Tagesordnung anzunehmen, welche besagt, die Kammer achte die Trennung der Gewalten und gehe zur Tagesordnung über. Diese Tages­ordnung wurde mit 263 gegen 241 Stimmen verworfen. Unter lebhafter Erregung der Kammer erklärte darauf Dupuy: Die Regierung könne nach diesem Beschluß der Kammer nicht mehr an den Verhandlungen teilnehmen. Das Ministerium tritt zurück.

Paris, 15. Jan. Präsident Casimir- Perier empfing heute vormittag nacheinander mehrere der zurückgetretenen Minister, welche ihm die auf die laufenden Geschäfte bezüglichen Schriftstücke zur Unterzeichnung vorlegten. Im Laufe des Nachmittags empfing der Herr Prä­sident die Herren Challemel-Lacour und Brisson. Dieselben haben dem Präsidenten der Republik geraten, die Bildung des Kabinets dem früheren Minister Bourgeois zu übertragen, da es unter ihm rasch zustande käme.

Paris, 15. Jan. Der Sturz des Ka­binets Dupuy wird von den heutigen Morgen­blättern mit gemischten Empfindungen erörtert. Daß Herr Dupuy seinen Fall gestern Morgen erwartet und abends ihn filbst gefördert hat. ist unzweifelhaft. Er fiel über eine Frage, die erst nach 1914 praktische Bedeutung haben könnte. Er konnte ohne Minderung seiner Würde die Entscheidung nach einer anderen Seite verlegen und konnte noch im letzten Augenblick durch einen annehmbaren Kompromiß die Niederlage ab­

wenden. Er zog es aber vor, zu fallen. Der Finanzminister forderte sogar seine Freunde auf, den Sturz des Kabinets zu fördern. Die Frage der Bildung eines neuen Kabinets erscheint heute noch viel schwieriger als gestern nach der Ab­stimmung. Die heutige Kammer ist 17 Monate alt, sie hat 10 Monate fruchtlos gearbeitet, drei Regierungen verbraucht, läßt die Finanzen in traurigster Unordnung und steht zersplitterter und verworrener als je vor der Aufgabe, ein neues Ministerium zu liefern, das zu allen sonstigen Schwierigkeiten eine unübersehbare Masse von Skandalen aus der Zeit der lockeren finanziellen und politischen Sitten, der Bestechung, Er­pressung und des Schwindels zu erledigen haben wird.

Paris, 15. Jan. Eine Note derAgenre Havas", die Demission des Präsidenten der Re­publik. Casimir-Perier, anzeigend, resümiert die hauptsächlichsten Ideen, welche er in der Parlamentsbotschast zu entwickeln beabsichtigt. Der Präsident faßte den Entschluß, auf sein Amt zn verzichten, da die gestrige Kammersitzung und Abstimmung in seinen Augen ein sekundärer Zwischenfall war. Der Kampf sei ausgebrochen gegen das parlamentarische Regime und die staatsbürgerliche Freiheit; er habe gehofft, daß der Präsident, entblößt von jedem Aktionsmittel, gesichert werde vor den Parteien, daß das Ver­trauen aller Republikaner ihm Kraft und Autorität gebe; er habe gehofft, daß die. die ihn wider Willen aus den Posten gestellt, wo er sich selbst nicht verteidigen könne, der Ver­teidigung des ersten Staatsamts sich annehmen; er habe die Minister gebeten, provisorisch ihre Demission zurückzunehmen und die Uebertragung der Gewalten zu sichern. Ministerpräsident Dupuy teilte diese Entschließung den Präsidenten des Senats und der Kammer mit.

Paris. 16. Januar. Die Demission Casimir-Periers wurde gegen 11 Uhr auf den Boulevards bekannt. Das Publikum eilte zu den Nachrichten-Bureaus und den Zeitungs- redaktionen, um die anfangs bezweifelte Nachricht festzustellen. Die Nachricht machte den tiefsten Eindruck. Bezüglich der Wahl eines neuen Kandidaten ist die Annahme bisher am Verbrei­testen, daß Casimir-Perier mit großer Mehrheit wieder gewählt wird. Für den Fall, daß er ablehnt, werden Choisy (?), Waldeck Rousseau. Challemel-Lacour und Spullcr genannt. Die Kammer wird heute einberufen, der Kongreß wahrscheinlich am Donnerstag.

Aequi, 15. Jan. Hier liegt der Schnee noch über 1 Mtr. hoch. Sämtliche Bahnzüge der Linie Alcssandria-Genua sind im Schnee stecken geblieben, weshalb der Verkehr einge­stellt ist.

Coni, 16. Jan. Ein starker Schneefall schnitt alle Verbindungen zwischen den benach­barten Thälern ab. Zahlreiche Lawinen sind niedergegangen, besonders in Limone, wo eine Arbeitergruppe verschüttet wurde, 7 Arbeiter sind tot.

Novara, 16. Jan. In der verflossenen Nacht wurden durch Schneefall die Eisenbahn- und Telegraphenlinien nach Domodpsola, Arona, Biano und Vavallo unterbrochen.

Rom, 16. Jan. Das Zentralbureau für Meteorologie meldet: Die Apparate in Rom verzeichnetcn gestern um II Uhr vormittags einen Erdstoß, welcher in Roccadipapa und an anderen Orten Latium's verspürt wurden.

Massauah, 15. Januar. Die Agenzia Stefani meldet, daß General Baratieri den Derwischen eine Schlacht lieferte, wobei die Italiener siegreich waren. Der Feind war etwa 10 000 Mann stark. Die Italiener hatten keine bedeutenden Verluste.

Oberndorf, 16. Jan. Das Haupt­werk der Gewehrfabrik dahier steht seit gestern Abend in Brand.

Mit einer Beilage für die Gesamtauflage der heutigen Nummer betr. Programm des Landtagskandidaten, Stadtschultheißen Bätzner in Wildbad.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.