Abschluß der Kontrollbesuch«?

Berlin, 8 .Febr. Wie dasBerliner Tageblatt meldet, find die Kontrollbesuche der Militärkontrollkommission in dieser Woche eingestellt. Eine offiziöse Mitteilung ist den Deutschen Be­hörden nicht zugegangen. Es ist also nicht klar, ob die Militär­kontrollkommission ihre Aufgabe als beendet ansieht, oder ob sie nur mit Ueberwachungsbesuchen ihre Tätigkeit fortsetzen wird.

Frankreichs Anteil an der ersten deutsche« Jahresleistung.

Paris, 6. Febr. Wie derTemps" mitteilt, ist jetzt die Verteilung der ersten deutschen Jahresleistung in Höhe von einer Milliarde Goldmark auf Grund des Pariser Finanz­abkommens endgültig festgesetzt worden. Frankreich sollte nach den Bestimmungen des Abkommens 342 838 702 Eold- mark von der Jahresleistunq erhalten. Tatsächlich erhielt Frankreich 342 838 702 Eoldmark Vesatzungskosten, 110 Millionen Eoldmk. rückständige Besatzunaskosten, 8550 000 Goldmark Rückzahlung der Belgien geliehenen Kriegs­anleihe, ferner 16 503 259 Goldmark und 5166 237 Gold­mark Restitutionen, insgesamt 483 058198 Eoldmark. Frankreich wird also, wie derTemps" hervorhebt, rund eine halbe Milliarde Mark oder 2200 Millionen Franken von der ersten deutschen Jahresleistung erhalten.

Reparationsbesprechung in London.

London. 7. Febr.Evening Standard" bemerkt zu dem gleich­zeitigen Aufenthalt des Generalagenten für Reparationszahlun­gen, Parker Gilbert, des Pariser amerikanü'k'en Botschafters Her­rick und des belgischen Delegierten in der Repko de la Croix in London, es sei sestzustellen, daß diese drei Persönlichkeiten sich über die Ausführung des Dawesplans besprechen.

Englisch-französisch« Gegensätze in der Kontrollkommission.

Paris, 7. Febr.Evening Standard" zufolge ist die Verzöge­rung in der Vorlage des Schlußbericbts der interalliierten Kon­trollkommission auf Meinungsverschiedenheiten zwischen den französischen und englischen Mitgliedern der Kommission zu­rückzuführen. Während die Franzosen besonders der Neubildung des deutschen Großen Generalstabs s's und der Vermehrung der Polzeibestände große Bedeutung beimessen, richten die Eng­länder ihr Augenmerk hauptsächlich auf das in den Krupp- und sonstigen Werken vorhandenen, zur Herstellung von Artillerie verwendbare Material. Nach einmütiger Auffassung der Mit­glieder der Kontrollkommission ist Deutschland außerstande einen neuen Krieg zu unternehmen.

Der sozialst! che Kongreß in Grenoble.

Grenoble, 0. Febr. Der sozialistische Kongreß wurde gestern vormittag unter dem Vorsitz von Huffel eröffnet Anwesend sind: Shaw-England, Rosenfeld-Rußland. Wintc^Tjcbechoslo- wakei. Szende-llngarn. Erwartet werden Breitscheid, Hilferdinq und Van der Velde. Am Kongreß nahmen 300 Delegierte teil. Im Gegensatz zu den bisherigen Kongressen wurde diesmal die Internationale nicht gelungen, weil sie das Lied der Kommu­nisten geworden ist. Die Morgensitzung hatte rein formellen Charakter. Es wurde die Tagesordnung festgesetzt auf der zwei wichtige Fragen stehen: 1. Die Fortsetzung de- I'nter^izu-gspo- utik und 2. Gemeindewahlen. Die erstere Frage wird heun und am Diensiag vormittag erörtert werden. Die Beschlüsse der Vezirkskongreffe lassen auf eine Mehrheit für die weitere Unter­stützung des Kabinetts schließen.

DieTürken beschlagnahmen griechisches Eigentum.

Athen, 7. Febr. Griechischen Blättern zufolge haben die türkiswen Behörden in Konstantinopel gestern das Eigentum der drei angelehendsten griechischen Bankiers der Stadt beschlag­nahmt. Angeblich gehen die Türken mit dem Gedanken um, demnächst den Besitz sämtlicher in Konstanttnopel ansässiger grie­chischer Kaufleute zu kassieren.

Verhandlung zum Manganabbau im Kaukasus?

Newpork, 8. Fear. Aus Washington wird gemeldet: Die Na ricbt, daß der bekannte amerikanische Magnat William E. 5,.'rriman zur Zet in Berlin mit der Sowjetvertretung in An­betracht der neuen politichen Haltung in Amerika unter Kellogg gewillt ist. auf diese Vorschläge einzuaehen, hat die Presse mit großem Imeresse ausgenommen.

Staatsi-kretär 5>ughes und Handelsminister Hoooer ver­weigerten je^ck auf Anträgen ieitens der Interniewer jede Auskunst ani »'afrogen. die im Zusammenhang mit den Herri- manschen Verha» 0 lungen stehen.

Die amerikanische Delegation verläßt Senf.

Berlin. 7. Febr. DieD. A. Z." melde, aus Basel: Die

cilonische Delegation an der internationalen Opiumkonfe- i.nz wird am morgigen Sonnabend von Genf abreiien. Da­mit gilt al'o ihre Zurückziebuna von der Konferenz als endgültig

Aus Stadt und Land.

den 10. Februar 1925.

Bon der Berufsbildung.

43 Schulmeldekarten eines Schülerjahrgangs liegen vor. Nur in 3 Karten ist bereits von Seiten des Schülers und in Ueber- .instimmung mit den Eltern ein« Berufswahl angegeben, und von 30 Schülern eines andern Jahrgangs ist auch in Bezug auf die Berufswahl Unschlüssigkeit gemeldet. Und woher kommt das? Die Eltern lassen die Notwendigkeit an sich herankommen. Vor­her sehlt ihnen entweder die Zeit oder das Verantwortlich- ieitsgefüht hält langmöglichst vor der Entscheidung, die eine Sicherheit in ver Beurteilung voraussetzt, zurück. Die Unter­lagen für die Beurteilung geben die jeweils gemachten Be­obachtungen. Diese sollen aber nicht gelegentlich und zufällig sondern regelmäßig und ergründend gemacht werden in Aus­schaltung jeder etwaigen gefühlsmäßigen Vorwegseinstellung. Die Eltern dürsten für diese systematisch gedachten Beobach­tungen vielfach zu wenig geichult sein, und es bringt auch das Berufshasten Störungen in die Einhaltung einer zeitlich geregelten Beobachtung. Dies führt gegebenerweise zur Inan­spruchnahme der Lehrer, bei denen geistige Schulung die in Betracht kommende Urteilsfähigkeit entwickelt hat, und bei denen durch Markierung im Iahresplan auch für die gewünschte zweckmäßige Durchführung einige Gewähr gegeben ist. Die Her­ausarbeitung der Berufsrichtung aus den gewissermaßen so ge­gebenen Lebensmarkierungen wäre nun Sache des Berufsbera­ters. wobei natürl. die besondere Wirtschaftslage des einzel­nen oder die allgemeine Wirtschaftslage eingehend oder raum­gebend sich noch besonders auswirken können. Es ist deshalb eine Zusammenarbeitung von Berufsberatung und Arbeitsamt nicht zu umgehen. Wo die Markierungen allgemein auf eine Be­rufsart Hinweisen, kann das Arbeitsamt den Zugang in die be­sondere Berufsgruppe vermitteln Selbstverständlich ist Irren menschlich, aber diese Selbstverständlichkeit sollte nicht abhalten sich sllr die Lösung des vorgestellten sozialen Problems zu er­wärmen. Es handelt sich zunächst um Einzetschick ale. Aber die Summe der in Betracht kommenden Einzelschicksale ist für das Slaatsinteresse von entscheidender Bedeutung. Friedrich der Große schrieb schon:Die wenigsten Menschen haben sich ihre Stellung in ver Welt ausgesucht Geburt oder ein anderer Zu­

fall entscheidet über ihren Stand, und es ist ein« Quelle des Elends, daß di« Menschen nicht an ihrer rechten Stelle sind."

Wiederaufstellung von Fabrikant Blank.

Zur Entgegennahme eines Berichts über die letzte Ta­gung der Landeskirchenversammlung und zur Besprechung der Wahl eines Abgeordneten des Bezirks für den neuen Landeskirchentag hatten sich am Donnerstag abend zahl­reiche Mitglieder der ev. Kirchengemeinden im Vereins­haus versammelt. Nach Gesang und Gebet machte der Leiter der Versammlung, Postamtmann Mildenber­ger, die Mitteilung, daß aus gemeinschaftlichen und kirchlichen Kreisen sich ein Wahlaus­schuß für Fabrikant Blank gebildet habe, der den seitherigen bewährten Abgeordneten zur Wiederwahl emp­fehle. Hierauf erstattete Abgeordneter Blank einen ein­gehenden Bericht über die Gesetze, die von der Landes- kirchenversammluna beschlossen worden seien. Er besprach hierbei die Loslöfunq der Kirche vom Staat, die unter mil­den Formen vor sich gegangen sei und die der Kirche eine selbständige Stellung verschafft habe, die Zusammensetzung der Oberkirchenbehörde, die Rechte des Präsidenten, das Pfarrbesetzungsgesetz. das auch d e Rechte der Patronats­herren abgeschafft habe, die Kirckengesetze, das Wahlgesetz, den Landeskirchruhaushalt und nor allem das Gesetz für die Kirchenoeineindeordn'. a "vd iür den Bezirkskirchen­tag. Die beiden letzten ' rordnun^n wurden eingehend erläutert und namentlich die größere Bedeutung des Kirchengemeinderats nach seinen erweiterten Aufgaben hin hervoraehoben. Der Redner »ab sodann seiner großen Freude darüber Ausdruck, daß der äußere Aufbau der Kirche so tresilich sich habe verwirklichen lassen. Man dssrfe sagen, daß nun in Württemberg eine ideale K.rchon Gesetz­gebung zustande gekommen lei, die es ermögliche, daß es den Kirchengencssen wohl sein könne in unserer Kirche und daß deshalb gegen alle Bestrebungen, die auf die Loslösuna von der Kirche hinarbeiten, ganz entschieden Front gemacht werden müsse. In Beziehung der Stellung der Süddeut­schen Psreinionna zur Kirche führte der Redner noch e oaß diese B 'nig.ng nicht im Ge ematz zur Kirche ' . daß sie ein treues Glied der Kirche geblieben sei und auch fernerhin bleibe und daß sie für die^Kircbe ein Segen ge­worden sei, da sie veröde fa auch diejenigen aufsuche, die der Kirche den Rücken gekehrt hätten. Aus den Ausfüh­rungen war ferner zu entnehmen, daß Blank seine ganze Zeit und Kraft zum Woble der Kirche eingesetzt hat. Er hat an alten Sitzungen teilgenammen und sich mehrfach aktiv an den Beratungen beteiligt. Man oewann den Eindruck daß Blank es äußert gewissenhaft mit seiner Auf­gabe genommen hat, daß er in jeder Hinsicht treu für die Kirche eingestanden ist und daß er als lauterer, ehrlicher Charakter mit gutem Verständnis auch an die neuen Auf­gaben der Kirche herantreten würde. Der Vorsitzende dankte hierauf dem seitherigen Abgeordneten für seine klaren und gehaltvollen Ausführungen und empfahl drin­gend dessen Wiederwahl. In der Aussprache nahm Stadt­pfarrer Lempp-Liebenzell zu einigen Punkten S'cllung uno wünschte von dem Kandidaten einige wichtige Aufklärungen. Er dankte zuerst dem Berichterstatter im Namen der auswärtigen Mitglieder für seine Arbeit und Mühe und gab der Meinung Ausdruck, daß der Bezirk würdig vertreten gewesen sei. da Blank allen Beratungen beigewohnt und auch mitgearbeitet habe und zur rechten Zeit das rechte Wort gefunden habe. Trotzdem sei ein zweiter Kandidat aufgestellt worden, was jedenfalls be­achtenswert sei. Er könne es um so offener sagen, als er ja dem Wablruf fernstehe und auch in Liebenzell als Freund der Mission bekannt sei. Er habe seine ganze Kraft dafür eingesetzt, nicht bloß im Frieden mit der Mis­sion zu leben, sondern auch mit ihr zusammenzuarbeiten zur Erreichung des gemeinsamen Zieles, nämlich zur Auf­richtung des Reiches Gottes. Trotzdem begrüße er die Auf­stellung des anderen Kandidaten von Herzen, ja er könne sogar dem Wahlausschuß den schweren Vorwurf nicht er­sparen, daß er nicht im Geiste der neuen Landeskirchenver­fassung gehandelt und dem Kirchenvolke sein Recht an dem Gedeihen der Kirche geschmälert habe. Er habe nicht bloß ganz ohne Mitarbeit des allgemeinen Kirchenvolkes den Kandidaten aufgestellt, sondern auch sich noch bemüht, die zweite Kandidatur zu Hintertreiben. Die Gründe seien ver­ständlich, weil aus dem eigenen Lager in Gruppe I beide Kandidaten stammen, aber der Vorgang sei bedauerlich und habe gezeigt, daß das Parteiinteresse über das Wohl der Kirchengenossen und über das Eesamtwohl der Lan­deskirche gestellt worden sei. Von einer Wahl könne man nur bei einer freien Wahl sprechen: es sei ein Unrecht, nur einen Kandidaten vorzuschlagen und den Wähler zu zwin­gen, diesen Zettel abzugeben oder verärgert auf das Wahl­recht zu verzichten. Es sei zugegeben, daß gewisse Bezirke nur 1 Kandidaten hätten, aber dann dürfe der Kandidat nicht einer extremen Richtung angehören und es müsse in öffentlicher Wahlversammlung ein Kompromiß geschlossen werden. Das sei dann gerecht, und ein derartiges Ueber- einkominen wäre auch in unserem Bezirk nötig gewesen, da hier besondere Verhältnisse vorliegen. Blank gehöre der Südd. Vereinigung an, und daß diese im Bezirk vielfach auf Widerstand stoße, sei allgemein bekannt. Er habe über diese Vereinigung schon viele Klagen zu hören bekommen. Die jüngeren Zöglinge der Mission entfalten einen allzu stürmischen Bekehrungseifer. Die Leitung sei allerdings bestrebt, dieses Tun und Treiben zu verurteilen, aber keine Macht habe es bisher verhindert. Die jungen Brüder rich­ten vielfach gehässige Angriffe gegen die Kirche und das Pfarramt. In Flugblättern, die immer noch verbreitet werden, werde die Kirche in gehässiger Weise herunter­gesetzt, wie dies von Pastor Modersohn geschehen sei. Die Süddeutsche Vereinigung nehme eine eigenartige Stellung zum Abendmahl ein, die mit der kirchlichen Ordnung nicht in Einklang zu bringen sei. Es sollen sogar Einzelsälle von Trauungen vorgekommen sein. Der Redner stellt dann

noch die wichtige Frage, wie sich der Kandidat zum Mott» ltnger Geist verhalte. Dallmeyer habe den Geist des Vaters Stanzer" als Jrrgeist bezeichnet und es sei dies Urteil besonders bezeichnend aus dem Munde eines ange­sehenen, ja des Führers der deutschen Gemeinschaften. Dein Kirchenvolk soll wenigstens die Wahl gelassen werden, ob die Vertreter dieser Richtung, die wohl nicht in ihren Lei- tern, aber in ihrer Auswirkung vielfach den landeskirch­lichen Interessen widersprechen, gewählt oder ob li. er einem anderen Vertreter das Vertrauen geschenkt werden soll. Zum Schluß führte der Redner noch aus. er rede keinem Kandidaten das Wort, er rede im Namen des Kirchenvolkes, welches in der Landeskirchenverfassung das Recht erhalten habe, die Abgeordneten zum Landeskirchen­tag sich selbst zu wählen. Dieses Recht verfechte er und sonst nichts. In seiner Erwiderung führte Blank aus, er stehe so gut zu der errang. Kirche wie Stadtpfarrer Lem-w. Er vertrete nicht einen engherzigen, sondern einen weit­herzigen Standpunkt und habe frei und offen auch Stel­lung gegen die Sekten genommen. Wenn die Brüder der Mission Dummheiten begangen hätten, so sei das bedauer­lich. aber er könne nur sagen, daß auch Pfarrer Dumm­heiten machen. Die Liebenzeller Mission sei der Kirche nur zum Segen geworden, Pfarrer Körger habe nie etwas ge­gen die Kirche unternommen, es müsse aber erlaubt sein, "'er Kirche auch die Wahrheit zu sagen. Wenn Mißstände bei der Liebenzeller Mission vorhanden seien, so werden sie abgestellt werden, Fehler kommen eben überall vor. Mit Stanger in Möttlingen, der ihm schon ein lieber Mit­arbeiter gewesen sei, habe er schon länger keine Verbindung mehr. Es sei nicht alles gut, was Stanger getan habe und noch tue, aber er sei ein Werkzeug in Gottes Hand gewesen. Es sei möglich daß ihn seine großen Erfolge auf eine schiefe Ebene gebracht hätten, aber alle Natur sei eben ver­derbt. Er werde sich um Stanger wieder annehmen. Das Buch von Dallmeyer sei ein trauriaes Machwerk. Wie könne überhaupt ein Norddeutscher über einen Süddeut­schen ein richtiges Urteil fällen? Die Angriffe auf ihn (7'edner) seien furchtbar, er ehre und achte die Hahn'sche "td altxictistische Gemeinschaft, man solle '.berhaupt die Südd. Vereinigung in Ruhe lassen, die eben mehr offensiv vorgehe als die älteren Gemeinschaften. Er habe nicht im geringsten eine unlautere Absicht gegen di Kirche, seine Gemeinschaft sei nicht unkirchlich, sondern stehe auf dem Bodui der Landeskirche. Dekan Zeller weift dis Vorwürfe ge-en die B'mrrer zurück und betont, daß Fehler überall begangen wecden und das sei vollständig unrichtig, daß die Pfarrer von Anfang an eine Gegenstelluna zur Lieben­zeller Mission eingenommen hätten. Die Stellung zur Mission sei reine Eewissenssache. Stadtpfarrer Lang wen­det sich gegen den dem Wahlausschuß gemachten Vorwurf. Der Wahlaufruf sei nicht parteimäßig eingestellt, eine allgemeine Kirchenversammlung sei nicht Sache des Wahl­ausschusses gewesen und die Aufstellung einer zweiten Kan­didatur sei vom Wahlausschuß nicht verhindert worden, allerdings gereiche die Aufstellung von 2 Kandidaten aus Gruppe 1 zu großem Schmerz für beide Reihen. In Uber­zeugungsvoller Weise nimmt Wachtmeister Broß die Süd­deutsche Vereinigung in Schutz und verliest einige Satzun­gen über die Grundsätze der Vereinigung auch geaenüber der Kirche. Jedenfalls habe die Kirche mit der Vereini- gung zu rechnen. Waren bisher die Auseinandersetzungen schon sehr temperamentvoll, so gestaltete sich die Szene höchst dramatisch und die Aussprache wurde zur Siedehitze gesteigert, als Handelsschuldirektor Zügel, der die Angriffe von Lempp zu entkräften suchte und die Spaltung inner, halb der Gemeinschaften bedauerte, Aufklärung über die Vorgeschichte bei der Aufstellung des zweiten Kandidaten wünschte. Durch die inquisitorischen Fragen von Zügel wurde auch Mittelschullehrer Beck, der Leiter der Hahn- schen Gemeinschaft, notgedrungen, wie er selbst betonte, aus seiner Zurückhaltung herausgelockt und in die Aus­sprache hineingerissen. Die nun zwischen Zügel, Beck und Blank erfolgte Auseinandersetzung können wir übergehen, da es sich um interne, persönliche Angelegenheiten zwischen Beck und Blank handelte. Nachdem noch Pfarrer Schmid- Altburg, Bäckermeister Friedrich Pfrommer hier und Haus­vater Eugeler in Stammheim sich für eine Wiederwahl von Blank ausgesprochen hatten, schloß Blank die Ver­sammlung mit einem Gebet. In der sehr gut besuchten Versammlung waren hauptsächlich Gemeinschaftskreise ver. treten, die übrigen kirchlichen Kreise waren ihr größten­teils ferngeblieben.

Meteorfall.

Wie uns aus unserem Leserkreis mitgeteilt wird, wurde am vergangenen Donnerstag eine Meteorerscheinung beobachtet, die sich auf dem süd-nördlichen Horizontbogen vollzog. Der Himmelskörper bewegte sich auffallend langsam und anscheinend in ansteigender Linie in west-östlicher Richtung Der Komet be­saß große Leuchtkraft und zog einen Schweif von ansehnlicher Länge, der für Augenblicke fast flammend erschien Die Erschei­nung, welche mehrere Sekunden anhielt scheint in ziemlicher Nahe vorübcrgegangen zu sein. Aehnliche Beobachtungen werden aus El innen gemeldet. ^

Wetter für Mittwoch und Donnerstag.

Die Wetterlage hat sich nicht wesentlich verändert. Die Nei­gung zur Unbeständigkeit besteht fort und für Mittwoch und Donnerstag ist mehrfach bedecktes und auch zeitweilig regneri­sches Wetter zu erwarten. - . ^ ^

Keine Veweispflicht für dl« Richtigkeit der Steuererklärung.

Ein Steuerpflichtiger wurde von der Anklage freigesprochen, weil nicht mit Sicherheit festzustellen sei, daß die Steuererklärung die Angabe von Vermögen vermissen lasse. Das Reichsgericht hat ausdrücklich festgestellt, daß sich die Anwendung des Paragr. 173 der Reichsabgabenordnung auf das Steuerveranlagungs­verfahren und das Festsetzungsverfahren beschränke. Dagegen habe der Paragr. 173 der Reichsabgabenordnung nicht die Wir- kung, allgemein auch im Steuerstrafverfahren dem Steuerpflich­tigen eine Beweispflicht für die Richtigkeit seiner klarung aufzubürden. Für das gerichtliche Strafverfahren Steuersachen gellen die allgemeinen Vor,chr>sten des St^s Prozesses, soweit nicht durch die Paragr. 426442 der A^ch^- abgabenordnung oder durch Einzelbestimmungen in den Steuer, gesehen besondere Vorschriften gerade für das Strafverfahren getroffen sind.

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