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Zernsprecher Nr. S.
Verantwortliche Lchristleitung r Friedrich tzan. Scheel^ Druck und Verlag der A. Velschiüger'schen vuchdruckerei.
Nr. 33
Dienstag, den 13. Februar 1925.
99. Jahrgang
Der Reichskanzler in Köln.
Der Empfang des Kanzlers.
Die Rede des Kölner Oberbürgermeisters.
Köln, 16. Febr. Oberbürgermeister Dr. Adenauer begrüßte den Kanzler, indem er sagte, daß Herr Dr. Luther hier seine »weite Heimat gefunden habe. Weiler sprach Dr. Adenauer von den Nöten des besetzten Gebietes, namentlich der Kölner Zone Und von der gerechten Empörung, die die Verzögerung der Räumung in allen Schichten der Bevölkerung ausgelöst habe. Er beklagte sich aber auch über Unverständnis für die Nöte des Rheinlandes, das in einem Teile der Oeffentlichkeit des unbesetzten Gebietes zum Ausdruck komme. Die Red« des Oberbürgermeisters der Stadt Köln fand im ganzen Saale lebhafte Zustimmung gerade an den beiden hier erwähnten Stellen. Vas sollte im Auslande wie im unbesetzten Deutschland als tine ernste Mahnung angesehen werden.
Köln, 10. Febr. Reichskanzler Dr. Luther empfing gestern nachmittag AK Uhr im Rathause die Vorstände des Stadt- Und Landkreisverbandes, den Vorstand des Wirtschaftsausschusses di« Mitglieder der Gewerkschaften und Vertreter der Presse des besetzten Gebietes. Die Vertreter der Organisationen trugen dem Reichskanzler ihre Wünsch« vor. aus die der Reichskanzler in wiederholten Ausführungen einaing. Uebereinftimmend wurde dabei die Notwendigkeit der Herstellung eines Vertrauensverhältnisses zwischen den verschiedenen Wirtschaftsständen, zwischen Regierung und Volk betont. Besonders wurde dem Reichskanzler gegenüber der dringende Wunsch ausgesprochen, datz die Reichsregierung stets den materiellen Sorgen des besetzten Gebiets ihr besonderes Augenmerk in wirksamer Weise zuwenden möchte.
Die Rede De. Luther«.
Köln, io. Febr. Bei dem Festessen in Gürzenich hielt der Reichskanzler Dr. Luther folgende Red«:
Meine Damen und Herren? Rheinlands Schicksal ist Deutschlands Schicksal. Rheinische Freiheit ist Deutschlands Freiheit. Das ist die Auffassung der deutschen Reichsregierung und dieses Ihnen auszusprechen, obwohl es für jeden Deutschen selbstverständlich ist. bin ich zu Ihnen gekommen. (Bravo.) Meine Damen und Herren! Wir haben feste deutsche Worte des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Adenauer gehört. Sie werden hinausschallen in dis Welt und fie werden gehört werden im Ausland und werden Widerhall finden in ganz Deutschland.
Deutschland wird mit dem Rheinland immer Treue um Treu« tauschen.
Herr Oberbürgermeister, Sie haben gesprochen von ber Not die noch heute im besetzten Gebiet herrscht und haben Ausdruck gegeben der gerechten Empörung des besetzten Gebietes darüber, datz die Vorschrift des Vertrages von Versailles über die Räumung der nördlichen Rheinlandzone nicht ausgeführt worden ist. Die deutsche Reichsregierung verfolgt jene Not des besetzten Gebietes im vollen Bewußtsein der Tatsache, datz nun schon so manches Jahr das besetzte Gebiet für ganz Deutschland leidet. Darum ist selbstverständliche Politik der deutschen Reichsregierung die folgende:
Wir haben in unserer Arbeit dafür gesorgt, datz die Rheinlande nicht zu einer Reparationsprovinz wurde«. Wir werden in unserer weiteren Politik dafür sorgen, datz die politischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und den anderen Alliierten nicht znm Schaden des Rhe'nlandcs sich vollziehen.
Der deutsche Reichskanzler kann von der Frage der Nichträumung der nördlichen Rheinlandzone nicht sprechen, ohne immer wieder in die Welt hinauszurufen, datz die Grundlage für die einseitige Entscheidung der Alliierten über die Nichträumung biszum heutigen Tage nicht mitgeteilt worden sind. Der Tatbestand ist also der, datz die Voraussetzungen für Verhandlungen über die Räumung ausschließlich von Seiten der Alliierten nicht erfüllt worden find. Zu Verhandlungen ist die deutsche Regierung, wie ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausgesprochen habe, bereit. Die deutsche Regierung ist ebenso bereit, berechtigte Anstände, die etwa von Seiten der Verbündeten in der Frage der Entwaffnung erhoben werden oder die sonst zur Kenntnis der deutschen Regierung kommen, auf Las schnellste abzustellen. Das Ziel der Verhandlungen aber, die wir mit allem Nachdruck erstreben, mutz sein die schnellste Räumung der nördlichen Rheinlandzone, damit das Rheinland das erwirbt, was ihm nach dem Vertrage von Versailles zusteht. Meine Damen und Herren! Der Herr Oberbürgermeister Dr. Adenauer hat ausgefiihrt, der ganze Verlauf der Erörterungen über die Räumung zeige immer klarer, daß die Räumung nunmehr mit anderen kicht im Versailler Vertrag als Vorbedingung der Räumung festgelegten Umständen verknüpft werde. Ich habe in einer Rede, die ich am 3V. Januar vor den ausländischen Journalisten, also vor der Weltöffentlichkeit gehalten habe, an den Herrn französischen Ministerpräsidenten die Frage gerichtet: Ist d.er Herr französische Ministerpräsident
entschlossen, die nördliche Rheinlandzone sofort zu räumen, nachdem die Beseitigung der Deutschland etwa na^ewiese- nen Verstöße in der Abrüsttng fichergestellt ist? Ich habe auf diese Frage eine Antwort bis heute nicht bäommen. (Hört, hört!) Wohl aber ist von politischer Seite in der französischen Presse ausgesprochen worden, daß die Räumung der Kölner Zone nicht etwa pon der Entwaffnungsfrage, sondern auch davon abhängig gemacht werden soll«, datz vorher ein besonderer Sicherheilspakt zugunsten Frankreichs zustandekommt. Ich kann nicht annehmen, daß eine solche Auffassung die Ansicht der französischen Regierung zum Ausdruck bringt. Immerhin muh ich bei der begreiflichen Beunruhigung, die über dies« Fragen nicht nur iw besetzten Gebiet» sondern im ganzen Deutschland besteht, folgendes bemerken: Ich habe namens der deutschen Reichsregierung ausgesprochen, datz die deutsche Regierung bereit ist, a« de« Lösung der Sicherheitsfrage positiv «itzuarbeite«. ^ Wollte man aber von der Lösung dieser Frage die Räumung abhängig machen, so kann dieser Gedanke der keinerlei Begründung im Versailler Vertrag findet, nur mit allem Nachdruck zurückgewiesen werden. Der Gedanke würde obendrein einen Niederbruch der juristische» und moralischen Grundlage für da» Zusammenleben der Völker überhaupt bedeuten.
Es wäre nicht nur das Gegenteil des Geistes der zur Genugtuung Deutschlands im Londoner Abkommen zum Ausdruck gekommen ist, sondern er wäre überhaupt das Gegenteil des Gedankens internationaler Vereinbarungen. Ja das Gegenteil des Gedankens der Stcherungsveriräge selbst, denn auch diese Sicherung-Verträge müssen eben, wenn fie ihren Zweck erfüllen sollen, unter dem Gesichtspunkt der Achtung vor den Verträgen stehen. Und diesen Gesichtspunkt der Achtdsig vor den Verträgen müssen wir auch für die Bestimmungen in Anspruch nehmen, die sich ziehen auf die Räumung der nördlichen Rhrinlandzone und in denen von Eicherungsbeoingungen nichts enthalten ist. Es ist die Frag« angeschnitten worden, ob alle Deutschen sich der Tragwette dessen dewutzt sind, worum es sich bei der Frage der Nichträumung handelt. Es ist nicht ohne zustimmenden Zuruf der Versammlung bemerkt worden, daß im besetzten Gebiet öfter die Auffassung vertreten werde, als ob nicht ganz Deutschland in gleicher Weise die Schwere der Frage fühle. Ich habe lange genug an den Grenzen des unbesetzten Gebietes gelebt in engster Zusammenarbeit mit dem besetzten Gebiet um die Zustimmung zu verstehen, die solch« Fragestellung hervorruft. Es ist gewiß richtig, datz auch die Leiden des Alltags die für das besetzte Gebier «ine so große Rolle spielen, nicht in ihrer ganzen Schwere überall in Deutschland mit empfunden werden, aber so sehr es auf der einen Sette Aufgabe der Reichregierung ist, immer mehr dafür zu sorgen, -aß jeder einzelne Deutsche sich auf das engste in jeder Beziehung verbunden fühlt mit seinem Volksganzen und mit den Rheinlanden, so muß ich doch auf der anderen Seite aussprechen, daß von der ungeheuren Bedeutung der großen Frage um die es sich jetzt handelt, das ganze deutsche Volk durchdrungen ist.
Da» dentfche Volk weiß doch «it Sicherheit »nd wird es von Tag z» Tag mehr wisse«, datz es sich bei der LSfnng der Kölner Frage de, Riinmnug der nördliche« Rheinlandzone nicht nnr um ein« Frage des besetzten Gebiete», sonder« um die Frage Deutschlands handelt.
Herr Oberbürgermeister Dr. Adenauer hat die Freundlichkeit gehabt, seine Ausführungen auf ein Hoch auf den gegenwärtigen Reichskanzler ausklingen zu lassen. Ich sehe darin eine grundsätzliche Zustimmung zu der Politik wie fie die gegenwärtige Regierung verfolgt, denn es handelt sich fa nicht um die Personen, sondern es handelt sich darum, ob wir die geeignete Form gefunden haben, Deutschlands Willen zur Geltung zu bringen. Gerade aus dem Geist heraus, de» ich im Rheinland fühle, ans dem Geiste, der da» gesamte Schicksal über kleine und kleinliche Zwistigkeiten setzen »M. möchte ich von dieser» Stelle aus die Bitte an ganz Deutschland richten der gegenwärtigen Regierung die Bahn für »le Arbeit frei zu öffnen. Dazu rechne ich auch, daß die hämischen Versuche, Zwistigkeiten zwischen Mitgliedern des Kabinetts eingestellt werden. Dazu rechne ich auch, daß die Gegnerschaft gegen das Kabinett nicht ausartet in gehässige Feindschaft. Run das deutsche Werden. Das ist das, was sich vollzieht auf dem Boden des Industriegebiets. nicht beschränkt auf das Ruhrland, obwohl dori am kräftigsten, am packendsten zum Ausdruck kommend. Das find die großen Fragen, wie wir, in dieser Technik gewordenen Welt die Möglichkeit finden
dem deutsch«« Volke eine neue dauernde und starke Eut- wicklang p» geben.
Da find die großen Probleme wirtschaftlicher Art lebendig, di« Probleme die uns ketten, die Probleme wirtschaftlicher Art, die für uns nicht nur die Möglichkeit bedeuten überhaupt zu erfüllen, wozu wir uns verpflichtet haben, sondern ohne die ein weiteres Aufleben, ein weiteres Auffteigen des deutschen Volkes überhaupt unmöglich ist. Aber die Probleme wirtschaftlicher Art sind engverschwistert mit den Problemen sozialer und menschlicher Art.
Wer von uns im Ruhrgebiet gelebt hat, wird keine Frag* stellen die daraus abzielt, was das Zusammenleben großer Menschen- massen, die jetzt fleißig die Hände rühren ermöglicht unter ganz neuen Lebcnsbedingungen die zum Teil erst vor Jahren verwirklicht worden sind, der weiß, daß es sich hier um sozial« Fragen handelt, deren Lösung dir besten deutschen Kräfte er- soideri. Hier in Köln, hier im Angesicht de» Kölner Doms fordere ich Sie auf mit mir zu rufen es lebe der deutsche Rhein, der deutsche Rhein er lebe hoch! hoch ! hoch! Die Versammlung erhebt sich und stimmt begeistert in den Ruf «in.
Neueste Nachrichten.
Reichskanzler Dr. Luther wird hrnte in Köln eine große Rede über bi« Außenpolitik halten^
Rach ber neuesten Entwicklung in Prentze« ist bi« Lösung der Regirrnngskris« bnrch ein Kabinett Marx nicht unwahrscheinlich^
«
Der ehemalige Staatssekretär Dr. August Müller hat im Zusammenhang mit ber Barmatasfär, seinen Anstrttt aus »er so-ialbrmokratischen Partei erklärt. »
Der Reichstag genehmigte gestern in zweiter und britter Lesung den Handelsvertrag «it Siam.
Ans be« französischen Sozialisienkongreß in Grenoble fand Hrl- srrding «it seiner Versicherung, daß di« dentfche Republik fest gegrLÄet sei, eine bemerkenswert kühle Aufnahme.
»
Der Antrag des Senators Borah aus Rückgabe des seindlichen Eigentum» i« Amerika dürfte uach Juformatiouea aus Washington tu ber lausenden Session des Kongresses nicht mehr auf Annahme rechnen können.^
Frankreich wirb unter Ablehnung be» englischen Schulden-Til- gungsplane, England den Vorschlag rin« Dawesplanes für die europäifihe« Schvlduerstaate« England» machen.
Da» Rriseprsgxamm de« Reichskanzlers.
Berlin, 8. Febr. Reichskanzler Dr. Luther reist nach seiner heutigen Kölner Red« Morgen srüh nach München, wo er nach verschiedenen Empfängen am Abend sprechen wird. Am Mittwoch hält sich der Reichskanzler in Stuttgart, am Donnerstag in Karlsruhe auf. Bon dort kehrt er nach Berlin zurück, um nach Erledigung d« dringendsten Fragen Ende dieser Woche nach Königsberg in Preußen zu reisen
Die Preußenkrise.
«a,x soll da» Preutzenkabinett bilden.
Berlin, 9. Febr. Der interfraktionelle Ausschuß des Landtags ist heute Vormittag 11 Ahr erneut zu einer Sitzung zusammengetreten. Es besteht die Aussicht, datz der frühere Reichskanzler Marx einen Auftrag zur Kabinettsbildung in Preußen übernehmen wird. Wie verlautet, wird er versuchen, zunächst auf Grund der alten Weimarer Kcolitic-n eine Lösung zu finden.
Die Weimarer Koalition für Marx.
Berlin, 9. Febr. Der interfraktionelle Ausschuß des Preußischen Landtages, bestehend aus Zentrum, Demokraten und Sozialdemokraten beendete am Montag gegen 2 Uhr feine Beratungen über die Kabinettsbildung. Die drei genannten Fraktionen werden, wie die Tel -Union erfährt, am Dienstag für Marx stimmen. Die Stellung der Wirtschaftspariei steht noch nicht fest. Weitere Einzelheiten werden sich erst aus den für Dienstag vormittag einbe- rufenen Fraktionssitzungen ergeben. Auch der interfraktionelle Ausschuß tritt am Dienstag vor der Vollsitzung erneut zusammen.
Am Dienstag Wahl des Ministerpräsidenten.
Berlin» 9. Febr Im preutzifchen Landtag finden heute Fraktionsfitzungen nicht statt, dagegen haben für Dienstag di« einzelnen Fraktionen zu Besprechungen eingeladen, deren Gegenstand wohl zumeist die Frage der Regierungsbildung sein dürfte. Zentrum, Deutschnationale und Deutsche Volkspartei wollen am Dienstag vormittag 10 Uhr. die Demokraten und Sozialdemokraten um 12 Uhr, die Wirtschaft!. Vereinigung und die Nat.-soz. Freiheitspariei um 1 Uhr zufamenkommen. Um 2 Uhr nachmittags begint die Plenarsitzung mit der Tagesordnung: Wahl des Ministerpräsidenten und erneute Wahl für das Landtagspräsidium. _
Kleine politische Nachrichten.
Die deutsch-französischen Wirtschaftsverhaudlungen.
Paris, 9. Febr. Staatssekretär Trendelenburg begab sich heute Vormittag 11 Uhr ins Handelsministerium zu neuen Besprechungen mit den französischen Sachverständigen. Die „Information" meldet, datz die Sachverständigen heute den Entwurf eines provisorischen Abkommens bis zum 1. Dez. 1925 prüfen werden. Man wisse noch nicht, ob sich eine Verständigung werde erzielen lassen, jedoch bestehe gewisse Aussicht dafür. Was den endgültigen Handelsvertrag anbelange, so werde ein neues Kompromiß von den Führern der deutschen Delegation morgen beraten werden. Falls der Entwurf des provisorischen Abkommens heute in seinen groben Umrissen von beiden Seiten angenommen werde, sei für morgen Nachmittag eine Vollsitzung vorgesehen. Bon deutscher Seite wird diese Darstellung als richtig bezeichnet-