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Mei^crge zu Ar. 155 des AnztHcr5ers.

Neuenbürg, Donnerstag den 4. Oktober 1894.

Unterhaltender Teil.

Der schwarze Lude.

Eine Wilderergeschichte aus dem Rothaargebirge von Chr. Fleischhauer.

(Nach einer wahren Begebenheit.)

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Der Wirt war wieder ruhiger geworden. Sein Gehirn arbeitete fieberhaft. Er sann ans Rettung. Gewalt half nicht, das wußte er. List? Und doch war es nicht klug, was er sprach:

Auf Dein Wort? Was gilt das Wort eines Zuchthäuslers, mir, dem Ehrenmann, glaubt man, auch daß Du mich heut Abend meuchlings überfallen. Hil

Der Ruf erstickte gurgelnd unter dem Drucke der Hand, die bisher leicht dem Wirte an der Kehle gelegen hatte.

In den Augen des Wilderers loht ein ver­zehrendes Feuer.Zuchthäusler!" knirscht er Schuft, Du hast das Zuchthaus ebenso gut verdient, wie ich, und wenn nicht die Beiden wären, es schütze Dich nichts vor den Mauern, denen ich glücklich entronnen." Der Wirt lag regungslos.

Lude schritt zur Thür und schob den Riegel zurück. Leise ging sie auf.

Kommt und macht Licht an!"

Als Christoph aus seiner Betäubung er­wachte und verwundert um sich blickte, sah er neben Lude im Scheine des trüben Lichtes den Fuhrmann und den roten Kaspar am Fußende des Bettes stehen.

Hatte er geträumt? Allmählich kam ihm das Besinnen.

So", sagte Lude ernst, hier sind zwei, die noch nicht im Zuchthaus gesessen, und auf deren Wort wird man hören, wenn man auf mein's nicht mehr hört. Du siehst, ich bin vorsichtig gewesen."

Wie immer", knirschte der Wirt.Aber die Beiden gehören ebenso gut in's Zuchthaus wie Du!"

Und wie Du!" höhnte Lude,vergiß Dich nur selbst nicht, bei der Flasche thust Du's ja auch nicht!"

Ein unbehaglich Gefühl überkam den Lindcn- wirt. Er fühlte den Ernst der Lage.

Ich habe Dir schon mal gesagt", nahm Lude das Wort,wir haben, wenn das Gericht die Nase in unsere Angelegenheit stecke, nicht viel zu verlieren, ein freies Leben führen wir, aber bei Dir geht es um Haus und Hof, um Geld und Gut und den so hoch gehaltenen guten Namen. Und viel Federlesen wird hier nicht gemacht; ich klage Dich an, hier sind Zeugen, denen Du nicht's leugnen kannst und möchtest Du es dennoch, hier, Du kennst die Papiere, es sind Bestellungen, Quittungen von Deiner Hand, ich habe sie sorgfältig gesammelt, wenn die Wische Dir oft gleichgiltig schienen."

Der Wirt war bloß geworden. Dann zitterte Wut durch seine Stimme:

Wir hätten noch lange zusammen arbeiten können, was mischtest Du Dich in meine Ange­legenheiten?"

Ich weiß wohl, daß mein Eingriff in Deine Rechte Dich so sehr aufgebracht hat, mehr als nötig, hat sie Dich doch zum Verräter gemacht."

Der Wirt konnte die Augen nicht hiben unter den, funkelnden Blicken der drei.

Den Vorschlag, den ich Dir machte, machte ich nur, weil ich die Roscl lieb hatte, die, wie ich wußte, den Jäger liebte, und weil ich dem Hans dankbar sein wollte für das. was sein Vater an mir gethan! Das weißt Du, und weißt auch, daß ich nicht gern davon rede"

Ach, Unsinn, dem Hans bist Du dankbar genug gewesen."

Nach Deinen Begriffen, ja, nicht nach den meinen."

Und ich gebe dem Jäger meine Tochter nicht", fuhr Christoph zornig empor.

Ist das Dein letztes Wort?"

Ja!" Durch die Ladenritze schimmerte ein fahler Schein, im Osten dämmerte der Tag. Da war doch Hoffnung-

So geht, und thut, wie wir verabredet," sagte Lude ernsten Tones zu seinen Gefährten. Ich halt in der Weile hier Wache, hinterlaßt unten, daß wir zur rechten Zeit mit Speise und Trank versehen werden, und warnt unten vor jedem unüberlegten Thun. Dein Pistol, Kaspar! Es ist doch geladen?" Die beiden Männer schritten zur Thür.

Der Wirt hatte sich im Bette aufgerichtet.

Was soll das? Wohin geht Ihr und was soll das dort mit der Wache, bin ich nicht Herr im eigenen Haus?"

Beruhige Dich. Christoph, die Beiden gehen nur einen Gang zum Gericht. Zahn um Zahn, heißt's im Wald, wie Du uns behandelt, wirst Du wieder behandelt. Hier an Ort und Stelle sollen Deine Schlupfwinkel, Deine Vorrats­kammern

Du thust das nicht. Lude!"

Ach, Du hälft mich für besser, als ich bin! Hast Du gehandelt, daß mau Dich schone?"

Du machst die Rosel mit unglücklich, wenn Du mich ins Verderben stürzest!"

Wie schlau! Du willst mich rühren. Doch was hat das Kind mit den Sünden seines Vaters zu thun! Freilich, sie wird bis an ihr Lebensende den Kummer mit sich herumtragen, der am Herzen nagen wird über das Thun eines Vaiers, der sich selbst gern einen Ehrenmann nannte.

Der Wirt stöhnte.Was soll ich denn thun?"

Das weißt Du. Doch eins hätte ich bald vergissen. Du haktest doch auch eine Nachricht für unfern Freund. Georg."

Ja, häll's bald vergessen!"

Der Sohn vom Kronenwirt sucht eine Frau drüben in Westfalen."

Du lügst", brüllte der Wirt.Ich Hab' ihm erst gestern geschrieben, daß er nächstens Herkommen möchte."

Und er läßt Euch sagen, daß er nicht kommt; Du sprachst von Lügen. Christoph hüte Dich wohl, Du kennst mich und hast mir früher oftmals geglaubt."

Aber warum will er nicht kommen, sagte er keinen Grund"

O, doch! Es wird drüben an der Grenze entlang eine neue Straße gebaut und da meint man, die Straße hier wird wohl kaum mehr benutzt und auf einen solch' verlorenen Posten will der Kronenwirt seinen Jungen nicht setzen."

Die Nachricht erschütterte den Lindenwirt.

Das Wirtshaus ist in dem Fall nur noch wert, ein Forsthaus zu werden", spottete Lude. Doch nun entschließe Dich, Christoph, cs wird Tag, die Zeit vergeht, was sagst Du zu meinem Vorschlag, zu meinem Wunsche?

Der Wirt starrte ins Leere.

Geht!" sagte Lude und winkte seinen beiden Gefährten.

Bleibt!" schrie der Wirt.Mir kann's ja schließlich einerlei sein, ich heirate den Jäger ja nicht. Ich bin's zufrieden. Lude, ich will den jungen Leuten nicht hinderlich sein, wenn sie sich mögen. Doch geht zur Ruh ich möchte noch eine Stunde schlafen.

Lude lächelte etwas boshaft.

Was soll die Ruhe noch am Morgen? Wir haben Wichtigeres vor. Du, Georg, gehst hinüber zur Oberförsterei und bestellst uns den Hans Wänger hierher."

Was soll das?" staunte der Wirt.

Na, was soll's wir wollen Verlobung feiern hier oben im Lindenwirtshaus. Es ist das letzte Fest, das ich hier mitmache und wir wollen's gründlich feiern.

Du gehst zu weit! wollte der Wirt auf­brausen.

Ruhig, Freund, heute gilt unser Wort, wenn wir fort sind, oder gar erst drüben über dem großen Wasser, kannst Du hier schalten und walten, wie Du willst-"

Du willst nach Amerika?" fragte der Wirt erstaunt.

Ja, hast Du Lust mitzureisen? Die jungen Leute werden allein hier fertig."

Christoph gab keine Antwort. Sein Blick streifte zum Roten.

Und Du?"

Ich wandere auch aus, wo Lude bleibt, bleibe ich auch."

Und Du?"

Der Fuhrmann lachte.Bei mir hat's nicht solche Eile, über ein Jährchen oder zwei, viel­leicht -

Und Ihr schweigt?"

Wir schweigen!"

Und die Papiere?

Händigt Dir Georg aus an dem Abend, da Hans und Rosel Mann und Weib sind."

So laßt mich endlich aufstehen, es sei, Du hast Deinen Willen wieder einmal durchgesetzt. Lude."

Ich wußte, daß es so kam."

(Schluß folgt.)

(Gute Geschäfte sollen in Philadelphia die Uhrmacher machen), seitdem man daselbst die elektrische Straßen­bahn allgemein eingesührt hat, da das daselbst gewühlte System ganz besonders die Fähigkeit besitzen soll, die Taschenuhren der Passagiere zu magnetisieren und in Unordnung zu bringen. Ob ähnliche Erfahrungen schon in anderen Städten mit elektrischen Trambahnen gemacht worden sind, wäre wohl der Erörterung wert, in Phila­delphia jedoch soll, wie das Patent- und technische Bureau von Richard Luders in Görlitz schreibt, die Thatsache wirklich erkannt worden sein.

(Eine neue praktische Anwendung der Elektrizität) ist diejenige zum Steuern der Schiffe, wie sie nach einem vom französischen Marinelieutenant Bersier erfundenen System mit großem Vorteil möglich wird und welches den bisher üblichen Steuermann als solchen überflüssig macht. Nach einer Mitteilung vom Patent- und tech­nischen Bureau von Richard Lüders in Görlitz besteht die Einrichtung im Prinzip darin, daß in den Kompaß der elektrische Strom eines Induktions-Apparates ge­leitet wird, dessen Funke auf einen den Kompaß um« gebeneen Papierzylinder überspringt und eine Verbind­ung entweder mit dem einen oder dem anderen zweier Elektromagneten herstellt, die rechts und links vom Steuer aufgestellt, dieses anziehen und verstellen. Es ist also nur nötig, den überspringenden Funken auf den in Grade eingeteilten Umfang des Cylinders, der Ab­weichung des Kurses von der Nordrichtung entsprechend, einzustellen. Ein solcher Apparat, ist seit zwei Mo­naten auf einem französischen Kriegsschiff im Gebrauch und wird dem System vor allem nachgerühmt, eine un- gemein genaue Einhaltung des Kurses zu ermöglichen.

(Gegen Kohlraupen.) Frischgebrannter, un­gelöschter Kalk, wenn zu Pulver gestoßen und in dieser Form auf die Raupen gebracht, soll diese töten. Man thut das Kalkpulver in eine Büchse, bindet Gaze über diese und bringt so das Kalkpulver auf die Raupen in der Weise, wie man vermittelst einer Streusandbüchse Streu­sand streut.

(Stockflecke aus Tischzeug zu entfernen.) Das einfachste Mittel, durch welches die Wäsche am wenigsten leidet, ist das Bleichen; wo Rasen­plätze nicht zur Verfügung stehen, bewirkt man dies dadurch, daß die Wäsche naß, also ohne vor- her ausgerungen zu sein, aufgehängt wird. Ein anderes ebenfalls sehr einfaches Mittel ist, die Wäsche etwa 24 Std. in saurer Milch liegen zu lassen und dann nachzuwaschen.

(Ein ausgezeichnetes Mittel zur Heilung von Brandwunden) ist eine Mischung von Kollodium und Glycerin. Durch Bestreichen hiermit zieht sich über die Wunde sofort ein feines Häutchen, das den Schmerz nimmt, und durch wiederholtes Bestreichen (zehn- bis zwölfmal des Tages) mit dieser Flüssigkeit heilt die Wunde in ganz über­raschend schneller Weise.