4 jährige Knäblein eines Feldwächters, so unglücklich unter die Räder kam, daß ihm dieselben über den Leib gingen und das Kind nach einer Stunde seinen schweren inneren Verletzungen erlag.
Reutlingen, 12. August. Herzog Wilhelm von Urach hat in den letzten Tagen das Forst Haus auf Lichtenstein mit den dazu gehörenden Grundstücken käuflich erworben. An den Kauf wurde- die Bedingung geknüpft, daß auf der Markung Honau keine weitere Wirtschaftsgerechtigkeit vergeben wird.
Biberach, 14. August. Die Angehörigen des Orgelbauers Scheffold saßen gestern Abend 7 Uhr beim Nachtessen, als ein Fremder hereintrat uud 6 Schüsse aus einem Revolver auf die Familie abfcuerte. Getroffen wurde die Tochter in die Schulter, die Mutter in den Oberschenkel; das Dienstmädchen erhielt einen Schuß auf die Brust, der aber am Korsett abprallte. Der Thäter ist ein früher im Hause wohnhaft gewesener Schlossergeselle aus Bayern. Das Motiv der That ist verschmähte Liebe. Er kam gestern von Ochsenhaufen, wo er in Arbeit stand, hieher, um den Mordversuch auszuführen. (S. M.)
Gründelhardt, 7. August. Am letzten Sonntag vormittag sing während des Gemeindegesanges auf einmal die Orgel an zu streiken und war von ihrem Vorhaben nicht mehr abzubringen. Während der Predigt wurde das alt- ehrwürdigeMusikwerk vom Organisten einer gründlichen Musterung unterzogen. Aber welche Ueberraschung! Er fand eine ganze Anzahl Taubenköpfe und andere animalische Üeberreste. Ein Marder hatte allem Anschein nach seine Beute hieher geschleppt, um sie in der Stille verzehren zu können. Zwei in der Gegend bekannte Nimrode begaben sich andern Tags in der Frühe mit ihren geladenen Jagdflinten in die Kirche, um denMarder amOrte seiner Unthatenzu beschleichen, mußten aber nach langem Warten aus dem seltsamen Jagdrevier unverichteter Dinge wieder ab- ziehen.
Altensteig, 11. Aug. Indem Stunden südlich von hier gelegenen Orte E. passierte dieser Tage einer Frau ein komisches Mißgeschick. Dieselbe war mit Abfnllen von Wein in Flaschen beschäftigt. Als die vorhandenen Flaschen nicht ausreichlen, holte sie weitere herbei, füllte sie behufs Reinigung mit Wasser und stellte dieselben neben die gefüllten Weinflaschen. Die mit der Reinigung beauftragte Taglöhnerin machte sich eifrigst an die Arbeit und bald sah die hinter dem Hause beschäftigte Frau einen roten Strom den Schüttstein Herabkommen. Von einer schlimmen Ahnung ergriffen, eilte sie in die Küche, wo sie von dem dienstbaren Geist mit den Worten empfangen wurde: „Was ist denn des für a rote Brüh in denn Flasche?" Diese „rote Brüh" war aber nichts anders als der verzapfte Wein, während die zum Reinigen bestimmten Flaschen mit Gänsewein noch unberührt dastanden!!
Alten steig. Einen guten Handel machte ein hiesiger Restaurateur. Ein vor kurzem aus einer Heilanstalt entlassener Offizier erstand von demselben einen altertümlichen Säbel im Wert von ca. 10 gegen einen anscheinend goldenen Ring mit prächtigem Stein. Ein heute zu Rate gezogener Kenner taxierte den Ring zu 70 Offizier und Säbel hatten einstweilen das Weile gesucht.
Stuttgart. fLandesproduktenbörse. Bericht vom 13. August von dem Vorstand Fritz Kreglinger.s Das unbeständige Wetter der letzten Woche war dem Einbringen der auf den Feldern liegenden Früchte sehr hinderlich und schädigte die Qualität derselben. Am Getreideweltmarkte konnten sich die Preise für Brotfrüchte voll behaupten. Die sehr schwach befahrenen süddeutschen Märkte melden auch keine Preisänderung. Die Börse ist gut besucht und kamen größere Geschäfte zum Abschluß. Wir notieren pr. 100 Kilogr.: Weizen, La Plata 14«« 75«! bis 15««, Weizen russ. 15«« 25«!, Weizen bayr. 14«« 75«!, Nicolajefs 15«« 25«!, Theodosia 16«« 50«!, Redwinter 15««, Kernen, la alt, l6«« 25«j, Dinkel, neu, 9«« 50«!, Gerste, Ungar. 17«« ms 19^ 25«!, Hafer 15«« 50«!, Donau-Mais 12«« 25--). — Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Letztwöchentlich.
Stuttgart, 9. Aug. Kartoffel» und Sraut- Zufuhr am Leonhardsplatz: 500 Ztr. Kartoffeln. Preis pr. Ztr. 3 Mk. 50 ^ bis 3 Mk. 80 «!.
Zufuhr am Marktplatz: 1100 Stück Filderkraut, Preis pr. 100 Stück 20—25 Mk.
Ausland.
Paris, 13. Aug. Die Gnadenkommission verwarf das Gnadengesuch für Caser io. Daß Casimir-Perier von seinem Gnadenrecht Gebrauch machen sollte, erscheint ausgeschlossen. Die Hinrichtung soll Ende dieser Woche stattfinden.
Paris, 13. August. Eine Feuersbrunst äscherte in St. Quentin die Weberei David u. Co. ein. Der Materialschaden ist enorm; 500 Arbeiter sind dadurch brotlos geworden.
Madrid, 13. Aug. Ein Cyklon verwüstete mehrere Ortschaften der Provinzen Madrid und Ciudadreal. Der Schaden ist bedeutend; 100 Personen wurden verwundet.
Die Cholera herrscht in einigen Teilen Rußlands noch immer ziemlich stark. Nach dem jüngsten amtlichen Cholerabericht aus Petersburg erkrankten, bezw. starben an Cholera während der Zeit vom 29. Juli bis zum 4. August im Gouvernement Radom 575, resp. 288 Personen, im Gouvernement Petersburg 321, resp. 104 Personen, im Gouvernement Grodno 174, resp. 81 Personen, im Gouvernement Petrikau 125, resp. 72 Personen, in der Stadt Warschau 139, resp. 75 Personen. In der Hauptstadt Petersburg selbst erkrankten in der Zeit vom 5. bis zum 11. August 156 Personen an Cholera und erlagen der Seuche 101 Personen.
London, 13. August. Nach Nachrichten aus Shanghai glaubt man, daß die Japaner aus dem Angriff auf den Hafen Waiheiwai große Vorteile ziehen werden, weil sie dadurch die Position der chinesischen Batterie kennen gelernt haben. Dies soll auch der einzige Zweck des Angriffes gewesen sein.
London, 13. Aug. Ein aus Schottland kommender Personenzug stieß bei der Einfahrt in den Bahnhof auf einen Prellbock. Die Lokomotive und zwei Wagen wurden zertrümmert, 19 Personen verwundet, darunter mehrere schwer.
London. 13. Aug. Der Dampfer „Prinz Wales" ist auf den Dampfer „Hibernia" zu- fammengestoßen. Der letztere sank sofort. Vier Mann von der Bemannung ertranken.
Grenoble, 14. August. Das Zuchtpolizeigericht verurteilte einen Mann, welcher an den Ausschreitungen gegen das italienische Konsulat vom 25. Juni besonders beteiligt gewesen war, zu 2 Jahren Gefängnis; ferner 20 Leute» die an den Gewaltthaten gegen die Italiener teilgenommen hatten, zu 3 Monaten bis 14 Tagen Gefängnis.
Zlnteryaltender Teil.
Wein erster und mein letzter Wolf.
Eine lustige Jagdgeschichte von Otto Dörflas.
(Nachdruck verboten.)
„Nun!? — O, wie höhnisch es herauskam. die Katze hatte es mir angethan, ich hätte sie aufküssen können bei diesem recht schadenfrohen „nun!?" — Aber derlei thätliche Aeußerungen waren bei Mariette, der einzigen Tochter des Gastwirts von Woippy, nicht angebracht. Schon mancher Kamerad hatte bei allzustürmischen Liebeserklärungen schlimme Erfahrungen gemacht, ging doch ein gewisses dunkles Gerücht, daß die Kleine nicht nur mit dem Munde schlagfertig sei.
„Nun!?" — Die schalkhaften Augen glitten abermals über meine in ein Jagdhabit gehüllte, an allen Gliedern klappernde Gestalt, — „na," fuhr dann der kleine Teufel, sich die Antwort selbst gebend, fort, „also wieder mal nichts erwischt, ja, ja, Wölfe fängt man nicht so leicht, wie gewisse Schönen in der Plappeville," — und das berühmte Lied mit dem hübschen Refrain: „mou Petit likutenaut" vor sich hinsummend, huschte sie hinter den Schenktisch, um mir einen famosen Glühwein zu bereiten.
Die Kleine hatte gut lachen. Es war zum Teufelholen: im Dezember des Jahres 1878 nach Christi Geburt hatte ich, wohlbestallter Sekondelieutenant Sr. Majestät in Metz, ganz ver ... . tes Pech. Pech hatte ich im Spiel, 's war ein Glück, daß ich auf Fort Kameke lag, denn die scharfe Stadtluft hätte meiner schwind- süchtigen Börse gewiß den Todesstoß versetzt. Pech hatte ich ferner trotzdem auch in der Liebe, , — mit „Mademoiselle Mariette" konnte ich nicht
ins Reine kommen, und was die Plappeviller Affaire anbetrifft, der Kuckuck mag wissen, wie man in Woippy etwas davon lauten gehört! — Na, da hatte ich eben in Weinlaune und Dunkelheit auf der Treppe an Stelle ihrer leidlichen Kousine die selten häßliche Wirtin geküßt. Das hätte aber alles noch gehen mögen, wenn mir nur mein einziger Wunsch erfüllt worden wäre, nämlich der — einen Wolf zu schießen.
Meine Chancen lagen durchaus nicht ungünstig. Jeder Winter treibt Wölfe von den Vogesen herunter in das lothringische Hügelland und zumal der gestrenge Herr von 78 hatte es fertig gebracht, Jsegrimm auch die letzte Scheu vor dem kanonengespickten Fortgürtel von Metz zu nehmen, — im Dezember jenes Jahres leisteten sich die grauen Räuber von Zeit zu Zeit eine kleine Parforcejagd selbst auf dem Glacis der Festung.
Natürlich machte sich sofort Alles an die Verfolgung dieser ungebetenen Gäste. Jäger, Bauern, Gendarmen, Soldaten — Alles rückte mit einem Aufgebot von bald mehr, bald weniger Intelligenz Herrn Lupus auf den Leib — umsonst, dieser begnügte sich mit Diners in passiver Gesellschaft von Schafen und Kettenhunden und ging den gestiefelten Zweifüßlern sorgsam aus dem Wege. Es mag wo anders ja auch anders sein, als eifriger Leser unserer „Deutjchen Jäger- Zeitung" muß ich das annehmen, allein die Wölfe von Metz haben die Angewohnheit, nie Lager, Päfse und dergleichen festzuhalten, trabend legen sie des Nachts Meilen zurück, um sich dort, wo sie ein Stück gerissen haben, möglichst schnell wieder aus dem Staube zu machen. Ja, ich möchte fast behaupten, daß der Metzer Wolf die Stelle, wo er einmal geräubert, meidet — wie ein Dieb den Juwelierladen, in dem er versehentlich einige Brillanten verschwinden ließ.
Ich könnte hiervon manch Liedchen singen, doch — da war ja Mariette mit dem dampfenden Glühwein. Die Kleine nahm mir vis-a-vis Platz, und, nachdem sie sich über das Verbrühen meines Schnabels infolge des schnellen Trinkens halbtot gelacht, begann sie reflektierend:
„Hören Sie — ich glaube, Sie schießen nie einen Wolf."
„Warum nicht?" — knurrte ich.
„Na — das ist nur so meine Ansicht, Jean denkt ebenso."
„Jean!?" — Höre, Kleine, der Mensch ist mir fatal, wie kommst Du denn zu der Naivetät, mit ihm über mich zu sprechen?"
„Nun — er ist doch der Sohn von unserem Maire und . . ."
„Und als solcher wohl berechtigt, über Jedermann Glossen zu machen?" — unterbrach ich die Sprecherin — „nette Ansichten das, höre, wenn Du Deinen Jean lieb hast, gieb ihm den Rat, mir künftig aus dem Wege zu gehen, ich könnte sonst leicht in Versuchung geraten, ihm einmal klar zu machen, was ich von ihm denke!"
„Ja, ich glaube aber doch nicht, daß Sie einen Wolf schießen!"
„Na, zum Donner, Du denkst wohl gar, daß Eure Franktireurs eher reüssieren?"
„Warum nicht — Jean hat sich gestern einen echten Wolfshund schicken lassen."
Zum Teufel mit Deinem Jean, was hast Du denn eigentlich mit diesem Kerl. .?"
„Bitte, er ist kein Kerl, sondern mein Bräutigam."
„Mag er sein, was er will — kriegt er früher einen Wolf als ich, schenke ich Dir ein Armband."
„Herrlich!" — jubelte die Kleine auf.
„Halt, nicht so schnell, bringe ich Dir den ersten Wolf, zahlst Du einen Kuß Reugeld, — ja oder nein?"
„Ja" — kam es leise von den verschämten Lippen — „wenn Ihr aber beide Glück habt?"
„So kriegst Du Dein Bracelet, ich meinen Kuß." —
Ein allerliebstes Patschhändchen streckte sich mir freudig zum Einschlagen entgegen, rasch wollte ich auf den in Aussicht stehenden süßen Lohn ein Vorschuß erheben, aber wie der Blitz war das Mädel zur Thür hinaus.
„Donnerwetter, die hat Kräfte," dachte ich, und da in dem nämlichen Moment das dumm»