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an welchen der Unterschied sichlich gemacht und zugleich gezeigt werden wollte, wie sich das Bei' hällnis bei Gemeinden, für welche bisher das dortige Enzthal unzugänglich war, gestalten würde. Für alle übrigen Gemeinden, z. B. Schwarzenberg u.s.w. die Konsequenz zu ziehen, wollten wir, um nicht weitläufig zu werden, dem, Leser überlassen. Auf die Idee einer Staatsstraße Karlsruhe-Jgelsloch. welche bei uns auf kaum ein paar Kilometer Entfernung neben der Enzthalstraße herführen und uns doch nicht das Enzthal da, wo es am nötigsten wäre, zugänglich machen würde, wollen wir lieber nicht näher eingehen, nachdem wir nachgewiesen haben, daß eine vorteilhaftere Verbindung der Waldorte zugleich auch mit Neuenbürg, als diejenige über Langenbrand und Höfen, nicht geschaffen werden kann. Auch glauben wir es nicht nötig zu haben, auf verschiedene, in gereiztem Tone mit nicht ganz parlamentarischen Ausdrücken hinge- worfene Bemerkungen zu erwidern.
Eingesendet. Einsender dieses, der mit den Verfassern der Artikel in Nr. 93 des Enz- thälers das Straßenprojekt Höfen-Langenbrand als das erstberechtigte unter den 3 in Frage stehenden ansieht, möchte angesichts der Erwiderung, welche die beiden Einsendungen der Nr. 93 gesunden haben, nur weniges bemerken. Die Erwiderung in Nr. 94 u. 95 ist ein geharnischtes Sonett wider das Straßen - Projekt Höfen- Langenbrand, beginnt sie ja doch damit: „die beiden Artikel in Nr. 93 des Blattes, welche das Straßenprojekt Höfen-Langenbrand als das bessere herauszustreichen suchen, verdienen etwas niederer gehängt zu werden." Des Einsenders Meinung ist, daß es dessen nicht bedurft und ein mehr ruhiger und sachlicher Ton sich entschieden empfohlen hätte. Zu leugnen ist ja doch jedenfalls nicht, daß das Projekt Höfen- Langenbrand, für das jene Einsendungen ein- trelen, kein neues ist. sondern haß es schon seit vielen Jahren die Gemüter immer wieder beschäftigt und immer wieder austaucht, während die Projekte Neuenbürg.Langenbrand-Schömberg und Calmbach-Schömberg eigentlich so ziemlich bisher ruhten; und eben hieraus, daß das eine Projekt schon eine Geschichte hat, ergiebt sich immerhin, daß dasselbe es verdient sachlich ruhig geprüft und beurteilt zu werden, und daß es nicht verdient dadurch im Bezirk in Mißkredit gebracht zu werden, daß man die jüngeren Projekte bloß in schroffer Weise dagegenstellt. Einsender ist der Ansicht, daß der ruhig Urteilende, der, welcher die Verhältnisse sachlich prüft und abwägt, sich nicht auf die Länge der Erkenntnis verschließen kann, daß die Straße Höfen-Langenbrand nicht etwa nur lokalen, sondern allgemeinen Interessen dient, nämlich den Interessen der Waldgemeinden und zugleich der Gemeinden des Enzthals, die Oberamtsstadt eingerechnet. Es kann (und eben dies sucht der Art. 1 in Nr. 93 nachzuweisen und hat's nachgewiesen, wenn auch dessen Berechnungen angefochten werden wollen) es kann nichts Erhebliches dagegen eingewendet werden, daß die Fahrstraße Langenbrand-Höfen, dieser goldene Mittelweg, den Wald, um mich kurz so auszudrücken, gegen das Enzthal in der Richtung nach Neuenbürg und Wildbad in günstigster Weise aufschließt und für die Waldgemeinden überhaupt den Verkehr ins Enzthal und zwar thalaufwärts und thalabwärts wesentlich erleichtert. Wenn Einsender der Erwiderung in Nr. 94 das Projekt Höfen-Langenbrand als durch bloße Sonderinteressen eingegeben hin- stelll und schreibt: „Die Ausfuhr von Holz, an der hauptsächlich die Forstverwaltung und die Einfuhr von Sägmehl, an der die Sägwerksbesitzer beteiligt sind, wird den Hauptverkehr der Straße bilden und damit ist aber auch das Sonderinteresse in die Augen springend" — so ist eben namentlich auch die pointierte Bemerkung, daß an der Einfuhr von Sägmehl eigentlich nur die Sägwerksbesitzer beteiligt sind, nicht eine gut gezielte und das Ziel treffende, dieweil ganz besonders die Gemeinden (nicht bloß die Gemeinde Langenbrand) in Betracht kommen, die bei günstiger Fahrstraße das Sägmehl billig bekommen können, während der mittlere Mann bisher kaum im Stande ist, die Kosten zu erschwingen, jdie durch Beifuhr von Sägmehl bei
den jetzigen Wegverhältnissen entstehen. — Da in Nr. 94 und 95 so nachdrücklich für das Projekt Neuenbürg - Waldrennach - Langenbrand- Schömberg u.s.w. eingetreten wird, so soll nun nicht etwa dieses Projekt niedergeurteilt werden, wie es der Einsender in Nr. 94 und 95 mit dem ersten Projekte macht, sondern es soll mit der Einsendung in Nr. 93 dabei bleiben: „es soll uns freuen, wenn mit der Zeit die andern Projekte ebenfalls zur Ausführung kommen", aber mit dem Projekt Neuenbürg rc. allein ist eben keine Zufahrtsstraße ins Enzthal gegeben, wie sie die Waldgemeinden brauchen. Und eben darum ist auch der Wunsch berechtigt, daß das Straßenprojekt Höfen-Langenbrand sachlich geprüft und beurteilt werden möchte, damit nicht unnötige Mißstimmung und Verstimmung im Bezirk hervorgerufen wird. Die gebaute Straße Höfen-Langenbrand wird für sich selbst sprechen!
(Noch ein Eingesendet in Sachen der Straßenprojektej. Der Einsender in Nr. 93 hat sich die große Mühe gegeben zu Gunsten der Höfen-Langenbrander Straße eine ganze Reihe von Zahlen über die Entfernungen und über die Steigungsverhältnisse zu veröffentlichen. Für die Augen des großen Publikums mag dieser Zweck im großen Ganzen erreicht sein, wenn man sich aber die Sache etwas näher ansieht, so kommt man zu einer anderen Meinung, denn, so richtig die Angaben auch scheinen, so anfechtbar sind sie auch. Der Einsender ds. kommt auf Grund einer genauen amtlichen Höhekarte zu dem Resultat, daß die Höfen-Langenbrander Straße nicht unter einer Steigung von ca. 7°/o hergestellt werden kann, während die höchste Steigung einer Straße von Neuenbürg nach Waldrennach z. B, um den Sägkopf herum bei einer Länge von ca. 4 Klm. nur eine Steigung von 5,5 °/o und von Waldrennach nach Langenbrand nur 4°/o beträgt. Man erhielte demnach nur eine durchschnittliche Steigung von 5^/«°/o. Ebenso beträgt die Steigung der Hörnlesberg- straße von Calmbach nach Bühlhof-Schömberg nur 5 °/o bei einer Länge von ca. 7 Klm. Die Forellenthalstraße bekommt also die größte Steigung. Die Länge der einzelnen Strecken sollte nicht maßgebend sein, sondern nur eine Strecke mit möglichst geringer Steigung; „ein guter Weg führt nicht um", sagt der Fuhrmann, der seine Pferde schonen will; dies würde nach vorstehenden Angaben hauptsächlich beim Projekt über Waldrennach zutreffen. Aus dem Grund der günstigen Steigungsverhältnisse und, in Anbetracht aller Gründe, welche schon für die Strecke über Waldrennach angeführt worden sind und dafür sprechen, kann der Einsender nur tief bedauern, daß der uralte Wunsch nach einer Beseitigung der so steilen Waldrennacher Steige immer nur als Wunsch stehen geblieben und nicht zu einem Projekt ausgearbeitet worden ist. Der Einsender läßt sich die Ueberzeugung nicht nehmen, daß wenn für einen besseren Verkehrsweg über Waldrennach mit etwas mehr Energie und Verständnis vorgegangen worden wäre, so daß wenigstens ein fachmännischer Voranschlag dieser Strecke dem Förtelbachprojekt hätte gegenübergestellt werden können, das Waldrennacher Projekt sicher den Sieg davongetragen hätte. Jetzt ist es schon wieder zu spät. Aber es darf nicht geruht werden, bis eine bequemere Straße von Neuenbürg über Waldrennach gebaut wird, denn daß die jetzige steile Straße gar nicht mehr zeitgemäs und gar nicht menschenwürdig ist. wird wohl Niemand bestreiten wollen. Die Stadt Neuenbürg muß eine solche direkte Verbindung mit den Waldorten anstreben, die geradezu als eine Lebensfrage angesehen werden muß, welcher man nunmehr alle Beachtung schenken sollte. Alle Nebenrücksichten müssen vor einer solchen Frage zurückstehen. Die Sache muß zielbewußt und nachdrücklich verfolgt werden, wenn das Interesse dafür nicht wieder erlahmen soll.
Calw. Der Bezirksverein Stuttgart des Württ. Schwarzwaldvereins macht am Sonntag, den 24. Juni, einen Familien- Ausflug nach Alten steig zur Teilnahme an der Einweihung des Aussichtsturms auf dem Egenhauser Kapf. Tagesordnung: Ab Stuttgart 5 Uhr 55. Bon Teinach (Ankunft 8 Uhr)
zu Fuß durch den Wald über Neubulach und Berneck. Picknick im Walde. In Altensteig (von Teinach bis dorthin ca. 2'/- Stunden) Mittagessen in der Traube. Nachmittags 2 Uhr Aufbruch mit den Freunden vom Altensteiger Bezirksverein zum Aussichtsturm ca. Stunden). Daselbst gesellige Unterhaltung mit Musik. Für Erfrischungen ist Sorge getragen. Heimweg nach Rohrdorf (letzte Station auf der Linie Altensteig-Nagold). Von dort per Bahn zurück (Abgang in Rohrdorf 6.53.
Pforzheim. 21. Juni. Der Typhus scheint jetzt so ziemlich erloschen zu sein, wenn auch noch einzelne Erkrankungen Vorkommen. Die Annahme, daß das Trinkwasser schuld an der Epidemie war, dürfte nicht so ganz gegenstandslos sein, wie seither vielfach angenommen wurde, denn seitdem man die Wasserleitung mehrmals halte leer lausen lassen, ist die Wendung zum Besseren eingetreten. — Mit den Arbeiten einer elektrischen Kraftzentrale ist nunmehr begonnen worden. Herr Dr. May aus Frankfurt, welcher als Sachverständiger in der Angelegenheit thätig war, hat für sein Gutachten und die nötigen Berechnungen (die allerdings sehr umfangreich waren), das hübsche Honorar von 10000 erhalten.
Pforzheim, 23. Juni. Das gemeinschaftliche Konzert des Jnstrumeutalvereins und der Liederhalle, das am letzten Montag wegen schlechten Wetters nicht gehalten werden konnte, wird nun im Falle günstiger Witterung heute Samstag abend im Stadtgarten stattfinden. Beginn '/-7 Uhr.
Neuenbürg, 23. Juni. (Schweinemarkt.) Lebhafte Zufuhr in Milchschweinen und lebhafter Handel zu 35—39 50 ^ das Paar.
Deutsches Aeich.
In Berlin wird gegenwärtig ein Gesetzentwurf ausgearbeitet betreffend die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs in Gewerbe und Handel. Obgleich die einzelnen Bestimmungen dieses Gesetzentwurfs noch nicht bekannt sind, wollen einige Berliner Zeitungskorrespondenten erfahren haben, daß die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs nicht unter strafgesetzliche Bestimmungen gestellt, sondern dem Zivilrichter auf die etwaigen Klagen des oder der Geschädigten überwiesen werden soll. Eine derartige Bestimmung wäre ein Schlag ins Wasser. Wenn der einzelne geschädigte Geschäftsmann überall selbst die Beweisstücke sammeln und dann mit Hilfe eines Rechtsanwalts einen Schadenersatzprozeß anstrengen müßte, wobei er sehr häufig Gefahr laufen würde, den Prozeß auch noch zu verlieren. so bliebe eben in der Regel alles beim alten. Die anständigen Geschäftsleute werden deshalb gut daran thun, durch Schrift und Wort mit aller Macht darauf zu dringen, daß alle die schoflen Konkurrenzmanöver, unter denen das konsumierende Publikum ebensosehr leidet als der anständige Kaufmann und und Gewerbetreibende, von Amtswegen durch den Staatsanwalt bei den Strafgerichten verfolgt werden.
Das Organ des Bundes der Landwirte hat kürzlich die Behauptung aufgestellt, der Reichskanzler Graf Caprivi habe bei dem verkrachten Berliner Bankier Wolfs 400 000 verloren. Nun wird aber festgestellt, daß diese Behauptung völlig aus der Luft gegriffen ist und daß der gegenwärtige Reichskanzler nicht nur keinerlei Vermögen besitzt, sondern bei seinem derzeitigen Einkommen außerordentlich sparsam Vorgehen muß, um seinen zahlreichen Repräsentationsverpflichtungen Nachkommen zu können, ohne Schulden zu machen. Angesichts eines so schamlosen Angriffes auf den Reichskanzler seitens des Bundes der Landwirte ist doppelt beachtenswert die Ansprache, welche kürzlich der Schwager des deutschen Kaisers Herzog Günther von Schleswig-Holstein-Augustenburg an eine Versammlung von Adeligen gehalten hat. worin er diese aufforderte die preußischen Adeligen mögen den gehässigen Kampf gegen den Monarchen aufgeben und sich der Tugenden ihrer Vorfahren erinnern.
Karlsruhe, 21. Juni. Die Zweite Kammer begann heute die Beratung der freisinnigen Anträge auf Einführung direkter