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Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.

Wir bringen auch an dieser Stelle das Programm zur Einweihung der neuen Kirche in Höfe«, schönen Verlauf der Feier bei günstiger Witterung wünschend: I) Samstag den 28. April, abends 7 Uhr: Einläuten des Festes. 2 ) Sonntag den 29. April, früh 7 Uhr: Fest­läuten. Cyoralblasen vom Turm. 3)'/-II Uhr: Sammlung der Gäste und Gemeindeglieder in der Bahnhofstraße. 4) 11 Uhr: Beginn der Feier mit Blasen des Chorals:Lobe den Herren, den mächtigen König." Hierauf Festzug zur Kirche unter Glockcngeläute in folgender Ordnung: Die Schüler der Oberklasse, der Mannergesangverein von Höfen, der Kirchenchor von Wildbad, die Geistlichen, die Baubeamten und Bezirksbeamten, Kirchengemeinderat und bürgerliche Kollegien von Höfen und Calmbach, die eingeladenen Gäste, die Männer der Ge­meinde, die Frauen der Gemeinde. 5) Vor der Hauptpforte der Kirche: Gemeindegesang Nr. 270.1:Thut mir auf die schöne Pforte." Uebergabe des Schlüssels. Oeffnen der Kirchen- thüre durch den Ortsgeistlichen und Eintritt in die Kirche. 6) In der Kirche: Orgelspiel. Kirchenchor von Wildbad:Herr, ich habe lieb die Stätte." Gemeindegesang Nr. 279, 1:Gott Vater, aller". Ansprache und Weihegebet durch Hrn. Dekan Cranz. Gemeindegesang Nr. 279,2: Sohn Gottes, Herr". Predigt des Ortsgeist- lichen. Männergesangverein Höfen:Herr, dir ist niemand zu". Taufen. Männergesangverein von Höfen:Kommt, kommt den Herrn zu preisen." Ansprache und Segen durch den Hrn. General-Superintendenten Prälat Dr. v. Witlich. Kirchenchor Wilddad:Lobe den Herrn". Ge­meindegesang Nr. 5, 13:Tausendmal sei Dir." 7) Mittagsmahl imGasthof zum Ochsen." Nach demselben: Gesellige Vereinigung daselbst.

Neuenbürg, 28. April. (Schweinemarkt.) Preise der M.lchschweine bei raschem Verkauf 2636 das Paar.

Deutsches Reich.

Berlin, 26. April. DieNat.-Ztg." läßt sich versichern, zur Zeit sei keinerlei Aenderung in der Stellung des Reichskanzlers zum preuß­ischen Staatsministerium, insbesondere auch nicht die Wiedervereinigung des Reichskanzleramts mit dem preuß. Ministerpräsidium beabsichtigt.

Berlin, 26. April. DieNordd. Allg. Ztg." spricht in einem Leitartikel über die Steuer­ung Finanzfrage die Hoffnung aus, daß in der nächsten Reichstagsession eine befriedigende Lösung dieser Fragen werde gefunden werden, der nicht nur eine große finanzielle, sondern auch eine er­hebliche nationale Bedeutung innwohne, so daß ihr gegenüber parteipolitische Gesichtspunkte in den Hintergrund treten müßten. Das Blatt führt weiter aus, die Bundesregierungen hielten an der stärkeren Heranziehung des Tabaks, an der ganzen Grundlage der in der vergangenen Zession angebrachten Tabaksteuervorlage fest.

München, 26. April. In der gemein­samen Sitzung der städtischen Kollegien gab Bürgermeister Borscht ein Telegramm des Kaisers bekannt, wonach die Schack'sche Kunst­sammlung, welche der kürzlich verstorbene Erb­lasser dem Kaiser vermacht hatte, in München verbleibt. In dem Telegramm heißt es:Die Schack-Galerie, dieser den Künstlern und Bürgern sowohl als allen Deutschen liebgewordene Schatz, M München erhalten bleiben. Möge die Münchener Bevölkerung hieraus einen neuen Beweis meiner kaiserlichen Huld und meines ^vteresses an ihrem Wohlergehen ersehen, in der schonen Stadt ein Haus als kaiserliches Wahr- Hfichen,. M besitzen, in dessen Hallen ein jeder Angehöriger der Kunst mir willkommen sein soll." Ber Bürgermeister feierte in warmen Worten ^ Kaisers und die Kollegien erhoben stch dankend von ihren Sitzen und beschlossen, eine Abordnung an den Kaiser zu senden, sowie en Wortlaut des Telegramms auf einer Marmor­asel in der Schack'sche» Galerie zu verewigen.

Württemberg.

Stuttgart, 28. April. Die 3 Sach­erständigen im Prozeß Hegelmaier,

Obermedizinalrat Dr. v. Landenberger, Ge­heimrat Schüle von Jllenau und Hofrat Prof. Dr. Fürstner von Straßburg erklärten nach der gestrigen Verhandlung den Oberbürgermeister Hegelmaier übereinstimmend für geistig gesund.

Stuttgart. 27. April. DieAusstell- ung von Lehrmitteln u. s. f., die von über 200 Ausstellern besucht wird und den ganzen Parterreraum der Gewerbehalle einnimmt, wird am Samstag den 12. Mai vormittags II Uhr durch Se. Mas. den König eröffnet werden. Der Eröffnungsfeier des neuen Bürger- Hospitals an der Tunzhoferstraße am nächsten Dienstag vorm. 11 Uhr wird dem Vernehmen nach Se. Maj. der König anwohnen.

Ausland.

In Oesterreich-Ungarn veranstalten die Sozialdemokraten zahlreiche Demonstrationen zu Gunsten der Einführung des allgemeinen Wahlrechts, da sie mit der Wahlgesetznovelle des Kabinets Windischgrätz nicht einverstanden sind. Die tonangebenden Parteien des österr. Abgeordnetenhauses haben einen sogen, perma­nenten Ausschuß gewählt, der auch während der Vertagung des Landtags periodische Sitzungen abhalten und die Regierung kontrollieren soll. Das ungarische Ministerium Wekerle hat in der Pester Abgeordnetenkammer einen bedeutenden Erfolg errungen, da das Zivilgesetz mit einer erdrückenden Mehrheit angenommen wurde.

Wie bereits erwähnt, hat sich der russische Thronfolger mit der Prinzessin Alix von Hessen in Coburg verlobt. Darüber herrscht nun in Rußland große Freude, und wenn auch derartige Heiraten nicht gerade die Politik machen, so beeinflussen sie dieselben doch insofern zu Gunsten des Friedens, als es den deutschen Fürstenhäusern immer möglich ist, durch ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zum russischen Hofe ausklärend zu wirken und auf­tauchende Verstimmungen schon im Keime wieder zu ersticken. Der russische Finanzminister bereitet große Operationen vor, um die sogenannten Orientonleihen im Betrage von 1000 Millionen Rubel zu konvertieren, d. h. gegen billig ver­zinsliche Papiere bei den russischen Staats­gläubigern umzutauschen. Hierüber sind nun die Franzosen, welche ungeheuer viel russische Werte ausgenommen haben, umsoweniger erbaut, als sie auch in der Verlobung des russischen Thronfolgers mit einer deutschen Fürstentochter eine Abkühlung der russisch-französischen Freund­schaft erblicken. Einen Trost haben sie sich aber inzwischen wieder zurecht gelegt: Sie wollen nämlich die kürzlich seliggesprochene Jungfrau von Orleans zur französischen Nationalheiligen erheben, um an diese immer wieder ihren Chauvinismus anknüpfeU zu können.

Telegramme an den Enzthäler.

Berlin, 27. April. Nach derNordd. Allgem. Ztg." wird der Kaiser auch in diesem Jahre wieder eine Seefahrt nach Norwegen unternehmen und die Reise wahrscheinlich in den letzten Tagen des Juni antreten.

Berlin, 27. April. Der Kladderadatsch schreibt im Briefkasten seiner morgigen Nummer, der Pcivatbrief, welcher die Forderung v. Kiderlen-Wächter's veranlaßt habe, sei an den Verleger Hofmann adressiert gewesen; er habe die ablehnende Antwort auf ein von der Regierung gemachtes Anerbieten enthalten und sei dazu bestimmt gewesen, durch den General­major Spitz dem Auswärtigen Amte übergeben zu werden. Der Name des Hrn. v. Kiderlen- Wächter sei in dem Briefe nicht genannt gewesen.

Berlin. 28. April. DerVorwärts" erklärte, die Parteigeschäfte sollen, wo es irgend möglich ist, am 1. Mai geschlossen bleiben.

Augsburg, 23. April. Das K. Staats­ministerium erteilte nunmehr die Konzession zu dem bekanntlich viel angefochtenen Gersthofener Elektrizitätswerk-Projekt.

Athen, 28. April. Ein neues heftiges 15 Sekunden andauerndes Erdbeben fand gestern abend 9'/« Uhr statt. Viele Menschen­leben sollen verloren und zahlreiche Häufe ein­gestürzt sein. In Athen bekommen einige Häuser Risse; es herrscht lebhafte Bewegung.

DieVoss. Ztg." meldet aus Belgrad: Die von der Skruptschina beschlossene Verbann­ungs-Resolution gegen Milan soll zunächst durch einen Regierungsakt ungiltig erklärt werden.l

Unterhaltender Teil.

Das Sumpfhauslenerl.

Eine Dorfgeschichte von A. v. Hahn.

(Schluß..

(Nachdruck verboten.)

Erschrocken hebt er den schlammbedeckten Fuß und macht einen langen Schritt vorwärts, wieder trat er in Moor.

Nur noch oan Schritt!" ermuntert Lenerl den Zögernden.

Gehorsam folgte er der Weisung. Aber wie vorher sinkt er wieder tief mit dem Fuße ein, weich und schwammig ist's unter ihm.

Lenerl, der Weg ist falsch! i spür Sumpf überall Sumpf"

Geh nur, geh vorwärts." wiederholt sie halb erstickt, und folgsam hebt er noch einmal den Fuß aber Entsetzen! wieder ist er in weiche Masse getreten, noch viel tiefer als vorher, sie hängt sich an seinem Fuße an. hält ihn fest, daß er ihn nicht mehr herausheben kann, und er fühlt, daß er sinkt.

Lenerl, Lenerl, i kann net mehr i sink,

i bin im Moor!"

Jetzt erst merkst's?" ruft sie schneidend zurück.Geh, Franzl, i Hab Di für g'scheidter gehalt'n. Schaust, nun mußt halt dort um­kommen, denn wo D' hinwiüst, ist's Dein Tod. Gelt, Franzl, dös is hart, so mitten aus dem schön'n Leb'n in den qualvoll'n Tod z' ziehen? Aber weißt was?" sie sagt es spielend, ihren Körper fast kokett zu ihm hinüberneigend,drei Jahr' unschuldi im G'fängnis zuz'bringen, is a kein' Freud! Oder meinst ja, Franzl?"

Lenerl, Erbarmen, Du hast mi absichtli hier hereingebracht!"

Meinst?" ruft sie höhnisch,wie kannst dös glaub'n, bei unsrer Lieb'?"

Geh, Lenerl, Hab' Erbarmen," fleht er angstvoll, dann zetert er plötzlich gellend:I sink', i sink' Lenerl i sink'"

Schrei net so laut, Franzl, die Natur könnt' munter werd'n," zischt sie hinüber,was soll i sag'n, wann 's mi fragt, warum i also mit Di thu? soll 's Deine L-chand hinauslrag'n in d' Welt? Was moanst, Franzl, ob's schon mal da war auf dieser Erd', was Du mir 'than hast, gelt, dös moanst selber net?"

O Gott, o alle Hcil'gen!" stönht er,i bin in die Händ' eines Satans 'fallen, i will mei Schuld sühnen aber rette mich !"

Rettung! Rettung!" wiederholt er immer lauter nach jedem Zoll, den er tiefer sank, bis ihm die Stimme versagte und sein heiseres Aechzen schauerlich in der Nacht widerhallte.

Sei ruhig, Franzerl, nur noch oan paar Minuten," rief sie jauchzend,dann ist's aus, dann bist z' End' mit Deiner Sühne. Gelt, es geht Dir schon bis über die Knie? Wann D' tüchti rappelst, dann geht's schneller. Magst net an Vata unsa beten? Gelt, nein? No geht Dir's ja net bis an den Hals, aber wart', Franzl, bald jetzt siehst' jetztjetzt kann i grad' no zwischen Deinen Beinen

durchseh'n und jetzt siehst, Franzl

jetzt jetzt-kann i's-

net mehr!"

So kannst mit mir verfahr'n und D' willst sag'n, doaß D' mi g'liebt hast?" rief er außer sich und streckte ihr die Arme in rasendem Ver­langen entgegen.I will Alles im Stich lassen und mit Dir alloan in d' Welt zieh'n, wir werd'n mit einand' glückli sein, denk' an unsre Lieb' und Hab' Erbarmen!"

An unsre Lieb' soll i denk'n was war unsre Lieb'? Die Zeit im G'fängnis hast im Sinn, die i in Jammer und Sehnen verbracht Hab', gelt, dös nennst unsre Lieb'. Aber, Franzl, dös war nur meine Lieb' jetzt frag' Di amal nach Deiner Lieb'"

Lenerl, rette mi, i will Alles guet mach'n, i kann net mehr versprech'n, aber wann D' anstatt an Stein an Herz in Deiner Brust hast, dann kannst net so grausam sein und mi hier