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Langenbraud, Kapfenhardt und Salmbach mit ihren Ortsvvrstehern voran (Kapfenhardt zum ersten Mal mit seinem neuerwählten Schultheißen Dürr) aufs zahlreichste. Der Veteranen- und Militärverein und die Feuerwehr von hier be­gaben sich in feierlichem Zuge in den Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst, an den sich die Christen­lehre unmittelbar anschloß, war gesellige Ber­einigung im Gasthaus zum Hirsch mit Festessen. Den Toast auf unfern in Ehrfurcht geliebten König brachte in warmen Worten Oberförster Gönner aus. Der Toast fand begeisterte Aus­nahme. Pfarrer Helferich gedachte Ihrer Maj. der Königin Der Toast wurde ebenfalls herz­lich ausgenommen, ivie der erste. Weitere Reden, unter denen namentlich die des Gemeinderats Metzler von hier auf die schwäbische Treue hervorzuheben ist, wechselten mit patriotischen Gesängen in wirksamer Weise ab. Nachmittags war Fortsetzung der Feier im Gasthaus z. Ochsen, wo das Lokal des Militärvereins sich befindet. Neuer Toast auf unfern geliebten König, den hohen und gnädigen Protektor des würltemd. Kriegerbundcs und weitere Reden und Gesänge. Redner waren Pfarrer Helferich. Oberförster Gönner und besonders auch Schultheiß und Verwaltungsaktuar Wagner von Salmbach. Die beiden Ortsvorsteher Fischer von hier und Wagner übersandten im Namen der zahlreichen Fcstversammlung telegraphischen Glück- und Segenswunsch an Seine Königliche Majestät. Das Telegramm wurde am Abend aufs huld­vollste erwidert. Auf den Tannenhöhen des Schwarzwaldes lebt auch noch die Königstreue, die Treue, die fest zum Altäre und zum Throne hält. Die gestrige Feier in der Gemeinde hier hat auch milbewiesen, daß noch etwas an dem Worte ist: Euer Land trägt Edelstein! Gott schütze, segne und erhalte unser« König! Das Telegramm, das auf die übersandten Glückwünsche abends einkam, lautet:

An das Schultheißenamt Langenbrand.

Seine Königliche Majestät haben die von der Gemeinde Langenbrand zu allerhöchst Ihrem Geburtsfest dargebrachten Glückwünsche wohl­gefällig entgegengenommen und lassen für die bewiesene Aufmerksamkeit und Anhänglichkeit allerhöchst Ihren gnädigsten Dank aussprechen.

Der Kabinetschef Griesinger.

** Neusatz, 26. Februar. Anläßlich des Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs ver­sammelten sich gestern abend auch in unserem stillen Dörflein, wie alljährlich an diesem Tage, eine schöne Anzahl Männer im Gasthaus zur Sonne, um in Wort und Lied ihrer Königs­treue gemeinsamen Ausdruck zu verleihen. Das von Schullehrer Kraft dahier auf unseren hohen Landesvater ausgebrachteHoch" fand darum in den Herzen aller Anwesenden einen lebhaften Widerhall, wie auch der von Kirchen­pfleger Knöller ausgebrachte Toast auf Ihre Maj. die Königin. Ein von Schullehrer Göbel in Rothensol gehaltener, von patriotischem Geiste durchwehter freier Vortrag überdie Verdienste der württemb. Fürsten um ihr engeres und weiteres Vaterland, und ihr Verhalten zu ihren Unterthanen", gewürzt mit vaterländischen Ge­dichten. verfehlte seines anregenden und erheben­den Eindruckes nicht. Auch die Ausführungen des Schullehrers Kraft überdie französische Revolution" nahmen das Interesse der Festgäste in regen Anspruch. Die schönen Weisen vaterländischer Lieder, teils vom hies. Gesang­verein, teils gemeinsam gesungen, trugen gewiß auch das Ihrige dazu bei, die Feier zu einer, wenn auch einfachen und schlichten, so doch ge­mütlichen und wirklich schönen zu gestalten. So lange noch landauf, landab der Geburtstag des Königs mit solch erhebenden Gefühlen ge­feiert wird, dürfen wir noch nicht verzagen, sondernfurchtlos" sprechen:Hie gut Würt­temberg allweg."

-f Dobel, 26. Febr. Zur Feier des Ge­burtsfestes Sr. Maj. des Königs versammelten sich gestern abend die bürgerlichen Kollegien und andere hiesige Bürger in dem schönen neuen Saal des Gasthauses zum Rößle. Hr. Schultheiß Schuon brachte einHoch" auf unseren geliebten Landesfürsten aus, in welches

die Anwesenden freudig einstimmten. Hierauf hielt Hr. Pfarrer Mayer einen längeren, interessanten Vortrag über dieEntstehung der Bevölkerung des Schwarzwaldes". Den gesang­lichen Teil hatte der Liederkranz übernommen, welcher eine Anzahl patriotischer und anderer Lieder zum Vortrag brachte, unter welchen be­sonders die neue Königshymne von W. Speidel den Beifall der Zuhörer fand. Der Abend verlief in gemütlichster Weise. Der Militär­verein hielt seine Königsfeier im Gasthaus zum Waldhorn ab, wobei der neugegründeteMilitär­gesangverein" sich zum ersten mal hören ließ. Gestern ließen sich hier die ersten Staren sehen; doch scheint es ihnen noch nicht geraten, einen längeren Aufenthalt hier zu nehmen, da es noch gar winterlich aufunserem Dobel" aussteht.

M Calmbach, 26. Febt> Zur Feier des Geburtsfestes Sr. Maj, des Königs ver­sammelten sich am Vorabend des eigentlichen Festtags imGasthof zur Sonne«' viele hiesigen Einwohner. Pfarrer Mayer brachte den Königstoast aus und Schultheiß Häbeilen toastierte auf Ihre Majestät die Königin. Ver­schiedene patriotische Lieder, gemeinsam gesungen, trugen zur Verschönerung des Abends bei. Gestern feierte der hiesige Militärverein des Königs Geburtstag durch eine wohlgelungene Abendunterhaltüng im Gasthaus zum Bahnhof. Vereinsvorstand Treiber begrüßte die Ver­sammlung und brachte einHoch" aus Se. Maj. aus, in welches die Anwesenden begeistert ein­stimmten. Bon den 3 humoristischen Gesangs­vorträgen, von Vereinsmitgliedern vorgetragen, hat besondersdie Gemeinderatssitzung von Albernhausen" reichen Beifall gefunden. Da­zwischen hinein ließ die hiesige Musikkapelle ihre Weisen erklingen.

Birkenfeld, 27. Febr. (Ksp.) Anläßlich des Geburtsfestes des Königs war der hiesige Veteranenverein beim sonntäglichen Vor­mittagsgottesdienst mit Fahne erschienen. Abends vereinigten sich fast sämtliche Mitglieder des Vereins nebst einigen weiteren patriotisch ge­sinnten Bürgern von hier im Gasthof zum Rößle" zu geselliger Unterhaltung. Nachdem hiebei Hr. Schullehrer Pfänder in kurzer Rede auf die Feier des Tages hingewiesen und zu unverbrüchlicher Treue unserem angestammten Herrscherhaus gegenüber ermahnt hatte, wurde die königstreue Gesinnung der Anwesenden durch ein dreifaches Hoch auf Seine Majestät König Wilhelm II. zum Ausdruck gebracht und die Königshymne angestimmt. Hierauf brachte Hr. Pfarrer Seeg er in schwungvollen Worten einen Toast auf Kaiser Wilhelm II. aus. Bei Gesang von patriotischen Liedern und Auffrisch­ung van Erinnerungen aus dem letzten Feld­zuge blieben die Teilnehmer in heiterster Stimm­ung bis zu später Abendstunde beisammen.

Neuenbürg, 27. Febr. Fischer Ludwig Bürkle zeigte uns heute eine außergewöhnlich große männliche Fischotter vor, welche ihm heute früh in die Falle geraten ist, nachdem das ver­mutliche Weibchen dazu vor 14 Tagen von demselben Schicksal betroffen wurde. Das Exemplar, um das cs sich heute handelt, wiegt völlig 23'/r Pfund und mißt vom Kopf bis zur Schwanzspitze 1,20 Meter. Seit 9 Jahren hat Bürkle nun schon das dritte Dutzend dieser ge­fräßigen Fischräuber gefangen. Es fällt ihm für jedes auf die bezeichnete Weise erlegte Exemplar eine Staatsprämie von 5 ^ und außerdem ein Fanggeld des hies. Jagdpächters zu.

Pforzheim, 23. Februar. Nachdem die Erkrankungen an Typhus in der Stadt Pforzheim während der letzten Tage einen außer­gewöhnlichen Umfang erreicht haben, und nach­dem mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden muß, daß die Ursache dieser Erkrankungen auf die Beschaffenheit des Wassers der städtischen Trinkwafferleitung zurückzuführen ist, sieht sich das Bezirksamt im Einverständnisse mit dem Gr. Bezirksarzt veranlaßt, das Publikum vor dem Genüsse ungekochten Leitungswassers ein­dringlich zu verwarnen. Gleichzeitig werden zur Belehrung der Einwohnerschaft die bei Typhus­erkrankungen zu beobachtenden Berordnungsbe-

stimmungen bekannt gegeben. Bon anderer Seite wird nun geschrieben: Die Typhus­epidemie ist in Abnahme, wozu der Umschlag der Witterung von trockener Luft bei Ostwind zu feuchtem West beigetragen haben mag. Das Wasser der Größelthaler Leitung ist durch Kommissionen aus Karlsruhe zweimal untersucht worden und soll infiziert befunden worden sein. Hoffentlich ist diese behauptete Verunreinigung unseres sonst so vorzüglichen Trinkwassers, welche die Einwohner nicht wenig befremdet, bald behoben.

Deutsches Weich.

Die Rede des Kaisers bei dem Fest­mahle, das Oberpräsident v. Achenbach den Mit­gliedern des brandenburgischen Provinzial­landtages am Samstag Abend gegeben hat, erweist sich als eine in verschiedener Beziehung bedeutsame und bemerkenswerte Kundgebung des erlauchten Monarchen. Bor Allem enthält sie einen mächtigen Appell an die deutsche Vater­landsliebe, .welcher von dem Hinweis auf die innige Verbindung der Hohenzollern mit der Mark Brandenburg ausgehl, die Großthaten der Großen Kurfürsten berührt und dann in lebendiger Weise zur Pflege der Liebe zum deutschen Vaterlande auffordert. Der kaiserliche Redner eruinerte hierbei an eine charakteristische Episode aus der holländischen Geschichte und gedachte dann der Ruhmesthaten' Kaiser Wil­helms I., deren sich das deutsche Volk immer erinnern möge. Im Weiteren erwähnte der Kaiser die schmerzliche Katastrophe auf dem PanzerschiffeBrandenburg", hervorhebend, daß die ums gekommenen Leute derBrandenburg" wie echte Brandenburger gestorben und bis zum letzten Augenblick ihrer Pflicht treu geblieben seien.

Berlin, 26. Febr. Gewisse Vorbereit­ungen , welche an entsprechender Stelle bereits getroffen werden, lassen darauf schließen, daß der russische Thronfolger Mitte März nach Berlin kommt.

Berlin, 26. Febr. Die Budgetkommission des Reichstags beendete heute den Militäretat. Bei den einmaligen Ausgaben des württemb. Militäretats wurde die 2. Rate zum Neubau einer Kaserne für eine Feldartillerieabteilung (früher in Ulm) bewilligt; es ist jetzt bestimmt, daß die Kaserne in Cannstatt gebaut wird.

Für die Hinterbliebenen der an Bord derBrandenburg" Verunglückten wurden seitens des Kaisers 3000 überwiesen: zu gleichem Zwecke sind infolge des von der Prin­zessin Irene von Preußen erlassenen Aufruhrs bis jetzt über 15000-^ eingegangen. Das Rcichsmarine-Amt hat sofort nach der Katastrophe den Wittwen der verunglückten Angehörigen der Kaiserlichen Werft in Kiel reichliche Unterstütz­ungsbeiträge gewährt, eine eigentliche Notlage besteht daher nicht.

Hamburg, 23. Febr. Der Norddeutsche Lloyd und die Hamburg-Amerikanische Paketfahrt- Aktiengesellschaft haben in Folge des Aufrufs Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrich für die Hinterbliebenen der bei der Katastrophe auf dem PanzerBrandenburg" getöteten Marinemannschaften 400i) überweisen lassen.

Essen, 27. Febr. Geh. Kommerzienrat Krupp hat 10000 ^ für die Hinterbliebenen der auf derBrandenburg" Verunglückten ge­stiftet.

Karlsruhe, 24. Febr. Erste Kammer, Der Eisenbahnminister erklärte bei der Beratung einer Petition des Eisenbahnreform-Vereins, daß die Regierung prinzipiell keine Aender- ung des Personentariss vornehme; doch werde in einzelnem die bessernde Hand ange­legt werden. Wenn eine Vereinbarung mit anderen Staaten möglich sei, werde die Regier­ung fürdie Einführung von Familieubilletten, Vermehrung der Schnellzüge und Einführung der Fahrscheinbücher nach württembergischem Muster eintreten.

Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.