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stammen aus dem Meere; auf dem Buntsand­stein lagert Muschelkalk, der uns jedoch nur noch ruinenhaft erhalten ist; wahrscheinlich hat früher Keuper und Jura darüber gelegen; wenigstens ließen Bildungen, die man im Rheinthal aus der Tertiärzeit (oligocän) findet, darauf schließen. Damals dürfte auch das Rheinthal selbst durch Trennung von Schwarzwald und Vogesen ent­standen sein. Redner erntete für seine bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Schilderung, die auch für den Laien sehr viel anziehende Punkte bot, wohlverdienten Beifall.

Tuttlingen, 9. Dez. In der Gerberei von Schneider hier wird die Haut des Elefanten Peter aus Nills Tiergarten gegerbt. Die Schwere der Haut beträgt nur noch etwas über 9 Zentner, da die Fuß» und Kopfteile fehlen. Das Bearbeiten derselben erfordert aber die volle Kraft mehrerer Männer. Die Dicke der rohen Haut mißt 3 em. Die Haut wird zu gewerblichen Zwecken verwendet.

Herrenberg, 11. Dezbr. Vergangene Nacht bekam der ledige, ca. 26jähr. Bierbrauer Hauber, welcher in Böblingen in Arbeit steht, mit seinem Vater unweit des hiesigen Bahnhofs Streit, der so weit ausartete, daß der Sohn dem Vater zwei Stiche hinter dem Ohr und im Rücken beibrachte.

Anstand.

Wien, 12.Dez. Die Pariser Bomben- affaire bildet fortdauernd den Gegenstand öffentlicher Besprechungen, ohne daß aber die Regierungskreise bisher aus ihrer Reserve heraus­getreten wären. Anscheinend will man abwarten, was andere Staaten beschließen, Oesterreich wird sich aber eventuell internationalen Maßnahmen anschließen. Das offiziöseFremdenblatt" schreibt: Das Verlangen, die anarchistischen Ver. brechernester zu zertreten, wird immer allgemeiner.

Pest, 12. Dez. Die liberale Partei und die Opposition verlangen, Graf Kalnoky solle auf internationale Maßnahmen gegen den An­archismus drängen, denn es handle sich darum, Mordanschlägen vorzubeugen, nicht allein sie zu rächen.

Die jüngste von den Anarchisten ins Werk gesetzte Teufelei, das Bombenattent in der französischen Kammer, hat weit über die Grenzen Frankreichs hinaus gerechte Entrüstung erregt und überall stimmt man in der Verurteilung dieses feigen Bubenstückes über­ein. Ueber den Vorgang selbst und über die ihm unmittelbar folgenden Scenen berichtet der Pariser Telegraph in ungemein ausführlicher Weise, woraus schon erhellt, welchen Eindruck das neueste Dynamitstückl in auf die französische Hauptstadt gemacht hat. Die Zahl der ver­wundeten Opfer der Katastrophe Tote sind glücklicher Weise nicht vorhanden beläuft sich nach den neuesten Ermittlungen auf über hundert, die große Mehrzahl von ihnen gehörte dem Zu­schauerpublikum auf den Tribünen an. Die sofort mit größter Energie eingeleitete Unter­suchung in Betreff der Urheberschaft der Ex­plosion hat inzwischen sehr rasch zur Ermittlung des fluchbeladenen Attentäters geführt. Es ist dies ein gewisser Vaillant, 32 Jahre alt, seiner bürgerlichen Beschäftigung nach Lederwaren­arbeiter. Vaillant wohnte früher im Mont­martre-Viertel, wo er einem sozialistisch-revo­lutionären Komite angehörte, dann wanderte er nach Amerika aus, von wo er vor einigen Monaten nach Paris zurückkehrte. Er wurde mit einigen anderen bekannten Anarchisten im Kammergebäude kurz nach der Explosion ver­haftet und einem scharfen Kreuzverhör unter­zogen, in dessen Verlaufe Vaillant, der sich hierbei zuerst Marechal genannt hatte, gestand, die Thal begangen zu haben. Er soll hierbei erklärt haben, daß er speziell den Kammerpräsidenten Dupuy mit der geschleuderten Bombe habe treffen wollen, um seiner That eine gößere Wirkung zu verleihen. Vaillant ist übrigens selber verwundet worden, da die Bombe auf dem Gesims der Gallerie, auf welcher Balllant seinen Platz hatte, explodierte, wobei mehrere der Umsitzenden, unter ihnen Vaillant selbst Verletzungen erhielten. Die Bombe war von chm aus eiaer alten Sardinenbüchse hergestellt

worden, die der Verbrecher mit Nägeln, Eisen­stücken und einem Kaliumpräparat gefüllt hatte. Bereits am Sonntag trat das Ministerium zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, in welcher über zu ergreifende gesetzgeberische und andere Maßregeln behufs Bekämpfung der anarchistischen Gefahr eingehend beraten wurde; doch faßte das Ministerium noch keine endgiltigen Beschlüsse

Paris, 12. Dez. Zum Schutze der öffent­lichen Denkmäler und Theater sind umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen. Etwa 30 aus­ländische Anarchisten sollen verhaftet worden sein. Auch die Frau Maröchal in Choisy-le-Roy, mit welcher Vaillant in wilder Ehe lebte, ist in Haft genommen worden, da sie die Absichten Vaillants gekannt haben soll.

Gegen den Zaren soll wieder einmal ein Attentatsversuch geplant gewesen sein. Die Petersburger Polizei will Beweise in Händen haben, daß gegen den Zaren während einer Schlittenfahrt ein Bombenattentat ins Werk ge­setzt werden sollte. Ueber die näheren Einzel­heiten dieser neuesten russischen Attentatsgeschichte ist aber noch nichts zu erfahren, vielleicht handelt es sich nur um ein unbegründetes Ge­richt.

Crispi ist nunmehr wirklich zum Retter in der Staatskrisis geworden, zu welcher sich die jüngste italienische Kadmetskrisis mehr und mehr auszuwachsen drohte. Kaum zwei Tage hat er gebraucht, um den ihm vom König Humbert erteilten Auftrag, das neue Ministerium zu Stande zu bringen, erfolgreich auszuführen.

/^Antwerpen, 11. Dez. In der Nacht vom 9. auf den 10. d. M. brach ein gewaltiger Brand in unserer Stadt aus. Das sogenannte Hanseatische Haus, ein ungeheures, als Entrepot benutztes Gebäude, welches aus 64 Räumen be­stand, von denen jeder ca. 6000 Zentner Ge­treide enthielt, geriet nämlich um Mitternacht in Flammen und brannte vollständig ab oder wird vielmehr vollständig abbrennen, da der Brand bis heute noch nicht gelöscht ist. Eine Zeit lang war dis Gelahr groß, daß das Feuer sich auch Schiffen in den benachbarten Bassins mitteilen würde, indessen gelang es den Anstrengungen der Pompiers, der schleunigst alarmierten Pio­nieren und der Soldaten des 5. Linienregiments wenigstens eine weitere Ausdehnung des Brandes zu verhindern. An eine Rettung des Gebäudes selbst war überhaupt nicht zu denken, man mußte dasselbe ruhig abbrennen lassen. Der ange­richtete Schaden beläuft sich auf wenigstens 6 Millionen Franks. Erwiesen ist es jetzt, daß der Brand, der auch einem braven Familien­vater das Leben gekostet hat, auf Böswilligkeit zurückzuführen ist, und zwar lenkt sich der Ver­dacht auf zwei Individuen, die sich kurz vor Ausbruch des Feuers in größter Eile aus dem Gebäude flüchteten. Ein Zollbeamter, der die­selben gesehen hat, vermochte der Polizei eine genaue Beschreibung von ihnen zu liefern, so daß Hoffnung auf ihre baldige Ergreifung vor­handen ist. Erwähnt sei noch, daß das im 16. Jahrhundert erbaute hanseatische Haus früher Eigentum der Hansastädte Lübeck, Bremen und Hamburg gewesen ist.

^Antwerpen, 2. Dez. Ueber das große Aquarium auf der Antwerpener Ausstellung ver­öffentlicht ein Brüsseler Fachblatt einen aus­führlichen und sehr interessanten Bericht. Hier­nach wird dieses Aquarium eine Gesamtoberfläche von einem halben Hektar haben und in zwei Abteilungen zerfallen: eine für die Seefiische und eine für die Süßwasserfische. In dem Aquarium wird man die meisten Fische und Wasserpflanzen von der Küste sowie aus den Flüssen und Teichen Belgiens sich ansehen können, des weiteren soll in demselben eine möglichst reichhaltige Sammlung von Fischen aus dem Kongo sowie aus den an merkwürdigen Fischen befonders reichen Gewässern Chinas unterge­bracht werden. Separate Bassins wird man denjenigen Personen zur Verfügung stellen, die privatim interessante Fluß- oder Seefische aus­zustellen beabsichtigen sollten. Neben dem Aqua­rium wird ein Fisch-Restaurant eingerichtet wer­den, in denen man nur Fische, aber in sehr großer Auswahl und auf elektrischem Wege zu­

bereitet, erhalten kann, und endlich wird eine Bibliothek mit allen möglichen Werken über Fischerei, Fischzucht u.dgl. diesen interessanten Teil der Ausstellung vervollständigen. Die letztere wird übrigens mit Rücksicht auf die starke Beteiligung und speziell wegen der zahlreichen Nebenprojekte immer größer. Ihre Grundfläche, die jetzt bereits mehr als 42 Hektar umfaßt, dürfte bei ihrer Eröffnung, wenn es in der bis­herigen Weise weiter gehl, einen Umfang von über 50 Hektar erreicht haben.

/^Antwerpen, 11. Dez. Auf eine höchst raffinierte Weise wurde kürzlich ein hiesiger Diamantenhändler um Diamanten in bedeuten» dem Werte geprellt. Herr I., so hieß der erstere, hatte dieselben an einen polnischen Kollegen zum Preise von 17 000 Frcs. verkauft, da aber der Pole die ganze Summe nicht sofort bezahlen konnte, so hatte er nachträglich sich mit ihm vereinbart, daß die Edelsteine in ein Säckchen eingeschlossen, versiegelt und so lange in dem Kassenschranke des Hrn. I. liegen bleiben sollten, bis der letzte Frank entrichtet wäre. Also ge­schah es auch und die beiden Kollegen trennten sich, nachdem der Pole 800 Frcs. angezahlt hatte. Nun erhielt Hr. I. vor einigen Tagen den Be­such eines Geschäftsfreundes aus Paris, der ihm aus dem dortigen Diamantenhandel eine Ge­schichte erzählte, die Hrn. I. bewog, schleunigst einmal nach seinem Säckchen zu sehen. Das Siegel an demselben war, wie auch der Geschäfts­freund konstatierte, noch unversehrt, als man dagegen das Säckchen nunmehr öffnete, entdeckte man in ihm nichts als wertlose Glasstücke. Der edle Pole hatte bei Abschluß des Geschäftes das Säckchen mit den Diamanten gegen ein zweites von genau demselben Aeußern zu vertauschen gewußt. Daß der Diamantenkäufer inzwischen das Weite gesucht hat, versteht sich von selbst.

Der drohende kriegerische Konflikt zwischen Peru und Ecuador will trotz allen Säbel- rasselns noch nicht in die Erscheinung treten. Beiden südamerikanischen Republiken fehlt es hauptsächlich am Besten zum Kriegführen, an den nötigen Moneten, außerdem befindet sich die Armee dort wie hier in einem jämmerlichen Zustande. Vermutlich werden es daher die beiden Nachbarstaaten vorziehen, sich wieder zu vertragen und sich wegen der zwischen ihnen schwebenden Grenzstreitigkeiten auf gütlichem Wege zu einigen.

Telegramme an den Euzthäler.

London, 13. Dez. 250 Rekruten der Artillerie, welche nach Gibraltar abgehen sollten, revoltierten gestern abend in der Doverstraße und richteten großen Schaden an. Biele Ver­haftungen haben stattgefunden. Die Meuterer werden in Gibraltar vor ein Kriegsgericht ge­stellt.

Barcelona, 13. Dez. In einem Hause in der Trafalgarstraße wurden gestern abend 4 Dynamitbomben aufgefunden.

Anteryaltender Teil.

In letzter Stunde.

Eine Dorfgeschichte von E. Eiben.

(Fortsetzung 7.)

(Nachdruck verboten.)

Wochen vergingen Monate, er war­tete mit Ungeduld auf die Entscheidung des Landesherrn. Endlich

An einem Vormittage erschien der Staats­anwalt in seiner Zelle. Er versuchte in den ernsten Mienen desselben sein Schicksal zu lesen. War das Todesurteil bestätigt worden? Er glaubte sich gefaßt für diesen Augenblick und doch, er fühlte, wie laut und heftig sein Herz schlug.

Stolzenberg," begann der Staatsanwalt in feierlichem Tone,Sie sind durch das Urteil des Schwurgerichts wegen Ermordung des Mühlhofbauern Paul Jensen zum Tode verur­teilt worden, haben auf alle Rechtsmittel Ver­zicht geleistet, auch kein Gnadengesuch bei Sr. Majestät eingereicht das Urteil hat nun die Bestätigung Sr. Majestät gefunden. In Anbe-