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Neuenbürg. 20. Nov. Unter sehr zahlreicher Beteiligung wurde gestern nachmittag der auch in weiteren Kreisen bekannte, langjährige Inhaber des Gasthofs zum Bären, Jakob Burghard, zu Grabe getragen. Seit der vor mehreren Jahren erfolgten Gcschäflsübergabe an den Sohn war dem Verblichenen ein angenehmer Lebensabend im Kreise seiner Familie beschicken, bis er in der Nacht vom letzten Donnerstag auf Freitag im Alter von 76 Jahren unerwartet rasch in die ewige Heimat abgerufen wurde. Er war ein Biedermann in des Wortes vollstem Sinne.
8.0.L Pforzheim, 18. Nov. Der hies. Eisenbahnreformverein, dessen rühriger Agitator der durch seine zahlreichen Vorträge bekannte Rechtsanwalt Jakob hier ist, hat in seiner gestrigen Versammlung den Beschluß gefaßt, bei der württ. Generaldirektion bezüglich einer wünschenswerten Abänderung des Fahrplans der Enz- und Nagolddahn für den Sommerdienst vorstellig zu werden. Die Frühzüge von hier nach Wildbad und Calw, sowie umgekehrt, sollen zeitiger abgehen bez. einlresfen. auch soll der letzte Zug von Rottweil und Horb nicht nur bis Calw, sondern nach Pforzheim geführt werden. Letztere Einrichtung würde dazu dienen, der badischen Schwarzwaldlinie eine im Interesse des Verkehrs zu wünschende Konkurrenz zu bereiten. Ferner soll ersucht werden, von Stuttgart 4 Uhr 20 Min. früh einen etwa um 6 Uhr hier ankommenden Zug abgehen zu lassen, der bei richtigem Anschluß einen zeitigen Verkehr mit dem Enz- und Nagoldthal ermöglicht. Schließlich soll auch noch um die Einführnng sog. Sonnlags-Billete, sowie um die Wiedereinführung der Badekarten nach Wildbad gebeten werden. Für die letztere Neuerung soll eine wirksame Propaganda unternommen werden und zwar durch Sammlung von Unterschriften der in Betracht kommenden Enzthal-Gemeinden.
Am letzten Montag verunglückte im Wald bei Ebhausen der Holzhauer I G. Beutler, indem er unter einen fallenden Baum geriet. Derselbe hat eine bedeutende Gehirnerschütterung davongetragen.
Deutsches Weich.
Der Kaiser weilt jetzt noch zur Abhaltung einer größeren Hofjagd in Letzlingen. In den Oberförstereien Colbitz und Planken fanden zwei Lapptreiben auf Damwild statt. Nach dem ersten Treiben wurde das Frühstück im Jagd- zelte eingenommen. Der Kaiser erlegte 22 Stück Damwild, meist gute Schaufler, und 1 Schwein, Prinz Ludwig von Bayern 21 Stück Damwild, größtenteils Schaufler.
Berlin, 18. Nov. Die Nachrufe, welche die hiesigen Blätter dem verstorbenen Fürsten Alexander von Bulgarien widmen, sind durchweg in äußerst freundlichem Tone gehalten und betonen neben seinen Verdiensten um Bulgarien und neben der in seinem Feldzuge an den Tag gelegten militärischen Begabung und Thatkrast, daß der Fürst stets im Herzen seinem allen deutschen Vaterlands treu geblieben sei und dem deutschen Namen im Auslande Ehre gemacht habe. Nicht nur in Bulgarien werde sein Tod schmerzlich empfunden werden, sondern
auch in ganz Deutschland, wo er sich in allen Kreisen der Bevölkerung der wärmsten Teilnahme erfreut habe.
Die einzelnen Reichstagsfraktionen treten, unter Hinzurechnung der Hospitanten, in folgender Stärke in die neue Session ein: Konservative 70 Mitglieder, Freikonservative 29, Zentrum 100, Nationalliberale 55, freisinnige Vereinigung 14, freisinnige Volkspartei
22, süddeutsche Bolkspartei 11. Sozialdemokraten 43. Polen 19, Antisemiten 16, Elsaß-Lothringer ohne Fraktionsverband; die anderen kleinen Gruppen umfassen die „Wilden"' wie die 3 nicht beim Zentrum hospitierenden Welfen, die 4 süddeutschen Bauernbündler. den Dänen Johannsen und den Grafen Herbert Bismarck-
Verwendung von Schneeschuhen beim Militär. Nachdem schon mehrfach Uebungen im Schneeschuhlaufen abgehalten worden sind, werden der „Danziger Zeitung" zufolge in diesem Winter größere Uebungen als bisher im Schneeschuhlaufen statiflnden. für welches der Kaiser ein lebhaftes Interesse hat. Man ist an maßgebender Stelle mit d-m bis jetzt vorliegenden Erfahrungen recht zufrieden; es sollen sogar eingehende Erwägungen stattgesunden haben, ob es sich empfehlen dürfte, bei jeder Kompagnie eine bestimmte Anzahl Schneeschuhläufer auszubilden, die besonders im Vorposten- und Aufklärungsdienst, im Nachrichtendienst und beim Legen von Telegraphen leitungen Verwendung finden dürften.
Ein Landgeistlicher Schlesiens erhielt vor einigen Tagen gegen Abend den Besuch einer als „Graue Schwester" (Klosterschwester) gekleideten Person. Dieselbe bat um Nachtherberge, die ihr auch gewährt wurde, obgleich das Benehmen der „Schwester" von dem einer Klosterfrau sich sehr unterschied. Nachdem der Gast auf sein Zimmer geleitet war, schöpften die Hausgenossen Verdacht und ließen den am Orte stationierten Gendarmen herbeiholen. Man bemerkte nun durch eine kleine Oeffnung der Thür, daß die Schwester nach Ablegung ihrer Kopfbedeckung ein durchaus männliches Aussehen habe, drang ins Zimmer ein und nahm den Gauner, denn äls solcher entpuppte sich die Person, fest. Da der bctr. Geistliche als sehr reich in der Gegend bekannt ist, war jedenfalls ein nächtlicher Raub oder Ueberfall geplant.
Nach Prosossor Falb dürften um den
23. Nov. größere Niederschläge in Schneeform zu erwarten sein. Um den 30. November und 8. Dezember (III. Ordnung) dagegen sind Regen bei milderer Temperatur wahrscheinlich.
Ausland.
Graz, 18. Novbr. Fürst Ferdinand von Bulgarien sandle an die Witwe des Grafen Hartenau folgendes Telegramm: Ich bin entsetzt über die schreckliche Nachricht. Gott schütze und stärke Sie. Ich und meine Armee werden in Graz vertreten sein.
Brüssel, 18. Nov. An den Tod des Prinzen Alexander von Battenberg, des ersten Herrschers der Bulgaren, knüpft die „Jn- dependance belge" folgende Bemerkung: „Der Tod des Prinzen Alexander ist für den gegenwärtigen Prinzen ein wichtiges Ereignis, welches ihn von einem immer möglichen Mitbewerber befreit. Der Verstorbene hätte in der balkani- schen Halbinsel, wo es seit 1876 fortwährend
gähn, im Falle von Verwickelungen eine hervor ragende Rolle gespielt.
Sofia, 18. Nov. Prinz Ferdinand ent. sendet als Vertreter zum Leichenbegängnisse des Grafen Hartenau den Flügeladjuianten Oberst Peerow und die Oberstlieutenanis Vinarow und Markow nach Graz. Morgen finden im ganzen Lande Trauergottesdienste statt. Auch andere Zivil- und Militärabordnungen gehen nach Graz ab. Die Trauernachricht hat im ganzen Lande den tiefsten Eindruck hervorgerufen.
Paris, 18. Nov. Auf dem Manöverfelde bei Lemans wurde bei der versuchsweise vorgenommenen Sprengung eines Bahnkörpers durch Melinit eine Gruppe Infanteristen von den zersprengten Schienenstücken getroffen, ein Korporal wurde getötet.
London, 18. Nov. An der Westküste Englands verursachten heftige Stürme mehrere Schiffsunglücke; an der Küste Cornwalls ist der Liverpooler Dampfer „Cynlhia" mit der ganzen Mannschaft außer einem Matrosen untergegangen. Auch aus dem Atlantischen Ozean wird Unwetter gemeldet.
In Brasilien wütet der Bürgerkrieg noch hestiger als je. Peixoro hat in den Bereinigten Staaten mehrere Kriegsschiffe ankaufen und ausrüsten lassen; ein Gleiches that aber auch der offenbar mit genügenden Geldmitteln ausgerüstete Admiral Mello, welcher hofft, die Schiffe Peixoto's abfangen zu können, sobald sie die Unionshäfen verlassen. Inzwischen dauert das Bombardement vonRiodeJaneiro fort und fügt der Stadt schweren Schaden zu; die Einwohner sind soweit irgend möglich aus der Stadt geflüchtet. Kürzlich wurde in der Nähe eines Hospitals zwischen Regierungstruppen und Aufständischen ein Gefecht geliefert, wobei mehrere Kranke im Spital verwundet wurden.
Paris, 18. Nov. An der hiesigen Börse liegen Madrider Meldungen vor, laut welchen Admiral Mello den Sohn des Grafen Cu zum Kaiser von Brasilien ausrief. Die Bestätigung bleibt abzuwarten.
Ein Raubmörder Joseph Schönmann, der sich im Gefängnisse von Ferrara befindet — er ist wegen dreier Raubmorde, darunter der an der Gräfin Adele Bisconti-Modrove begangene, zu lebenslänglichem Zuchthause verurteilt — har dem Standard zufolge in Rußland eine Erbschaft von 2 Millionen Francs gemacht. Der russische Konsul hat die Staatsanwaltschaft um eine Photographie Schönmanns und der Papiere desselben ersucht, um ihn zu identifizieren.
Telegramme an den Enzthäler.
Stuttgart, 20. Nov. Gestern abend '/,8 Uhr wollte ein Mann von Heslach namens Kaspar Schlegel auf dem Bahnhof in Feuerbach in den schon im Gange befindlichen Bahnzug einsteigen, wobei er ausgeglitten und derart rückwärts zu Boden gefallen ist, daß er einen Rippenbruch und nach Aussagen des Bahnarztes auch eine Verletzung der Lunge erhalten hat.
Graz, 20. Nov. Unter den Hunderten an der Bahre des Grafen Hartenau niedergelegten Kränzen, befindet sich auch ein solcher des Prinzen Albrecht von Preußen, namens des Regiments Gardedukorps.