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Sofia, 2. Nov. Ein Armeebefehl des Fürsten Ferdinand ordnet eine lOtägige Armee- Iraner und eine einmonatliche Trauer des Alexander-Regiments für den verstorbenen Grafen von Hartenau an.

Vermischtes.

Der Planet Jupiter. Der Planet Zubiter bildet seit einigen Wochen den an­ziehendsten und lohnendsten Gegenstand der Beobachtung am nächtlichen Himmel. Er strahlt im hellgelben intensiven Lichte und fällt unter allen Gestirnen am meisten in's Auge. Der gewaltige Planet bewegt sich langsam im Stern­bilde des Stieres zwischen den bekannten Stern­gruppen der Plejaden und Haydcn. Es lohnt der Mühe, einige Einzelheiten seiner Natur- verhältnisse näher inS Auge zu fassen. Der Planet Jupiter ist seinem Volumen oder Um­finge nach gegen 1400 Mal so groß wie die Erde, aber nur 308 Mal so schwer als die letztere. Hieraus folgt, daß die mittlere Dichte des Jupiters laum ein Viertel (0,234) der Dichte der Erde gleicht oder, mit anderen Worten, nur l'/s Mal größer ist als die des reinen Wassers. Eine weitere Folge hiervon ist das Fehlen des festen Landes auf der Ober­fläche des Planeten. Nur ein leichtes flüssiges Element wird es statt einer Kruste geben, ein Element, das heute noch nicht genau bestimmt werden konnte. Jupiter ist somit noch nicht, wie unsere Erde, von einer festen Rinde umgeben, was sich aus seiner gewaltigen Größe erklärt. Der Planet bewegt sich in 11 Jahren 314 Tagen zg Stunden 2 Minuten einmal um die Sonne, wogegen seine Rotations- oder Umdrehungs- dauer nur 6 Stunden 55 Minuten 34^/, Se­kunden beträgt. Mit dieser äußerst schnellen llmdrehungsdauer steht seine bedeutende Ab­plattung im Einklang, die ^is beträgt. Die mittlere Entfernung des Jupiters von der Sonne ist 104 Millionen Meilen, die größte Entfern­ung von der Erde 130 Millionen, die kleinste 10 Millionen Meilen. Am 17. November kam er diesmal der Erde am nächsten. Seine Entfernung von ihr hat an diesem Tage 80 Millionen Meilen betragen. Mit Hilfe eines guten Fernrohrs kann man auf der Jupilerscheibe eigentümliche Streifen und Bildungen gewahren, die dem Acquator ziemlich parallel laufen und die sehr veränderlich sind. Wahrscheinlich sind diese Gebilde dampf- oder wolkenartiger Natur. La ihre Bewegungen mit ungeheurer Ge­schwindigkeit erfolgen, so dürfen wir schließen, daß furchtbare Orkane auf dem Jupiter statt- finden. Im Jahre 1878 zeigte sich auf der südlichen Hemisphäre oder Halbkugel des Jupi­ters ein großer roter Fleck, der zwei Jahre später am größten und intensivsten war. Nach­her verblaßte er zwar; seit dem Jahr 1889 aber ist er wieder deutlich sichtbar. Dieser Fleck deutet darauf hin, daß wahrscheinlich ungeheure Gaseruptionen aus dem Innern des Planeten siattfinden, von deren Gewalt wir keine Vor­stellung haben. Der Jupiter wird von fünf Satelliten oder Monden umkreist, von denen die vier älteren schon mit Hilfe eines Fernglases mitlerer Schärfe leicht und gut gesehen werden können. Der größte der vier älteren Satelliten hat einen Durchmesser von 746, der kleinste einen solchen von 480 Meilen. Der Durch­messer des am 9. September v. I. entdeckten äußerst winzigen Mondes konnte noch nicht genau berechnet werden. Der Jupiter mit seinen Monden gehört unstreitig zu den interessantesten Objekten der Himmelskunde. Er stellt einen Weltkörper dar, der ein komisches Entwickelungs- Radium verkörpert, das zwischen beginnender Erkaltung und erlöschender Lichtatlsstrahlung liegt.

Die Eisenbahnmarken. Ein wichtige ökeuerung auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens fiird in Ungarn vorbereitet. Kein auf ungar­ischen Eisenbahnen reisender Passagier wird in Zukunft mehr veranlaßt sein, sich an den Eisen­bahnschalter zu drängen und dort zu warten, bis er eine Fahrkarte erhält. Die Reisenden

werden sich vielmehr nach Einführung der Eisen­bahnmarke. weiche der ungarische Handelsminister erfunden hat. gleichsam selbst expedieren, d. h. sie werden in der Lage sein, die nötigen Fahr­karten sich persönlich auszustellen. Auf ein Blankett schreibt man den Namen der Station, von der man abreist, und der auf dem Blankett befindliche sreigelassene Raum wird mit den sogen. Eisenbahnmarken beklebt, von denen man so viele benützt, als die Fahrt für die betreffende Strecke kostet. Die Blankette werden in Vorrat in jedem Zigarrenladen zu '/» Kreuzer per Stück zu erhalten sein; ebenso wird man daselbst die Eisenbahnmarken käuflich erhalten. Es entfällt also für den Reisenden das lästige Warten am Fahrkartenschalter, die Hast und Eile, die dabei herrscht, bleibt ihm erspart, ebenso die Suche nach Kleingeld, und er kann auch im letzten Augenblick vor der Abfahrt eintreffen und wird doch nicht Gefahr laufen, den Zug zu versäumen oder aber ohne Karte mitzureisen und eine Strafe zahlen zu müssen. Auch die Frage der Kontrolle ist bei den Eisenbahnmarken in glücklichster Weise gelöst worden. Dieselben werden nämlich in der Mitte durchlocht sein, so daß der Schaffner in der Lage ist, die durchlochte Hälfte der Marke leicht loszulösen. Wenn demnach ein Passagier das Coupe bestiegen hat, nimmt der Schaffner die perforierten Teile der Elsenbahnmarken mit sich; das Blankett und den restlichen Teil der Eisenbahnmarken darauf behält der Reisende bis zur Endstation. Schon mit dem 1. Januar k. I. soll die Eisenbahnmarke in Ungarn zur Ein­führung gelangen, und man zweifelt in dortigen Eisenbahnkreisen nicht daran, daß die Neuerung sich auch bewähren werde.

(Verbot gegen das Hazardspiel von 1793.) Bald nach dem Regierungsantritt des Herzogs Ludwig Eugen von Württemberg erließ derselbe ein strenges Verbot gegen das Hazardspiel. Um zu verhindern, daß spielgierige Würtlemberger oder sonstige Spieler in der damaligen Reichs­stadt Eßlingen oder auf dessen Gebiet ihrer Spiellust fröhnten, sah sich der Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Eßlingen unterm 30. Dezember 1793 veranlaßt, das herzogliche Ha- zardverbot nach seinem ganzen Inhalt auch für Eßlingen und dessen Gebiet geltend zu machen und zu verordnen, daß 1) von jetzt an alle und jede Hazardspiele, insbesondere aber das Lotterie­spielen durchgängig und von Jedermann ohne Unterschied der Person, des Ortes und der Zeit bei Verlust des auf das Spiel gesetzten Geldes und bei harter Geld- oder Leibesstrafe unter­lassen werden sollten; daß 2) die Cafetiers, Wirte, Wein- und Bierschenken verbunden seien, in dieser Rücksicht auf die Personen, welche bei ihnen verkehren, eine genaue Aufsicht zu haben und diejenigen, welche durch ein Verbot etwa entgegenhandeln wollten, zu verwarnen, auch solche, falls diese Verwarnung nichts fruchten würde, der Obrigkeit anzuzeigen; daß 3) diesem Verbot und der darauf gesetzten Strafe nicht nur die Spieler selbst, sondern auch die Per- sonen, welche jenen in ihren Wohnungen Aufent- halt gestatten oder sonst, es sei auf welche Art es wolle, Vorschub lhun, unterworfen sein sollten. Damit aber Niemand ein Borwand zur Entschuldigung übrig bleibe, so sollte dieses Ver­bot nicht nur sämtlichen Bürgern und Ein­wohnern der Stadt und der spitalischen Dörfer bekannt gegeben, sondern auch insbesondere um der Fremden willen in öffentlichen Blättern eingerückt werden.

(Avellans Bericht an den Zaren.) Ein italienisches Blatt macht sich den Scherz, folgen­des Gespräch zu skizzieren, das sich entspinnen soll, wenn Admiral Aveüan dem Zaren Bericht über seine Mission in Toulon und Paris erstattet: Der Zar: Wie viel Tote? — Avellan: Keine, Gott sei Dank! — Der Zar: Verwundete? — Avellan: Fast Alle! — Zar: Der Offizier A? — Avellan: Er hat die Wange verloren, die ihm weggeküßt worden ist. — Zar: Der Offizier B.? — Avellan: Es ist ihm eine Champagner­flasche, die er in einem Augenblicke des über­mäßigen Enthusiasmus verschluckt hat. über- , zwerch in der Kehle stecken geblieben. — Zar:

Der Offizier C ? — Avellan: Vier Rippen sind ihm zerbrochen worden durch die stürmischen Umarmungen der Pariser Damen. — Zar: Der Offizier D.? — Aveüan: Er hat sich den Schädel verletzt durch einen Sturz vom Balkon, non dem er den Fackelzug angesehen hat. — Zar: Der Offizier E.? — Avellan: Er hat ein Auge verloren, durch zu vieles Auswischen von Rühr- ungslhränen. — Zar: Wie steht es mit dem Admiralschiff? — Avellan: Es ist unter der Last der Geschenke in die Tiefe gesunken. — Zar: Aber wie sind Sle denn hierher gekommen? — Avellan: Ich habe mich an die Küste ge­rettet, habe mich dort als Italiener verkleidet und bin mit einer Orgel herumgewandert. Man hat mich aber für einen Spion gehalten und mich schleunigst über die Grenze befördert. — Zar: Und die übrigen Schiffe ihrer Flotte? — Avellan: Sie sind durch den Enthusiasmus der Franzosen gänzlich aufgerieben. — Der Zar (nachdenklich): Als Feinde sind sie mir doch lieber!

Unter der Ueberschrift „Kleinstadtluft" schreibt die „Frankfurter Zeitung": In der in Neustadt a. S, (Untersranken) erscheinenden „Rhön- und Saalpost" macht sich eine in ihrer gesellschaftlichen Ehre schwer gekränkte Dame durch folgendes Inserat Luft: „Anzeige. Den Herren königlichen Beamten und deren Frauen, besonders Frau Oberamtsrichter Eberlein und Frau Amtsrichter Slangel. ferner der ganzen Einwohnerschaft von hier diene zur gefl. Kennt­nis. daß mein Mann nicht Assistent, sondern pragmat.-kgl. Sekretär ist. Bischofsheim, den IO. Nov. 1893. Frau Sekretär Breuder." Ob die schneidige pragmatisch-königliche-Sekretärs- gattin mit diesem Inserat „Erfolg" gehabt hat und ihr Mann den ihm gebührenden Titel von der Frau Oberamtsrichter und der Frau Amts­richter jetzt erhält, ist noch nicht vekannt ge­worden.

Basel, 15. Nov. In einer Papierfabrik zu Bex, Waad, wurde im Lumpenvorrat letzter Tage ein versiegeltes Paket aufgefunden, das die gedruckte Aufschrift trug: „An den das 7. Armeekorps in Besanyon kommandierenden General." Als man es aufmachte, erhielt das­selbe unversehrt ein Kreuz der Ehrenlegion. Das Paket dürfte aus der Zeit unmittelbar nach dem deutsch-französischen Kriege stammen.

Dr. Playfair hat für den ärztlichen Beistand, den er bei der Geburt des jüngsten rumänischen Thronerben geleistet, das Honorar von 2200 Pfund Sterling (44000°^) erhalten. So groß diese Summe scheint, so wenig ist sie ohnegleichen, ja sie steht sogar hinter anderen englischen Honoraren zurück. Sir William Jenner und Sir Henry Thompson haben beide ungeheure Summen empfangen. Sir Morell Mackenzie liquidierte für einen Herrn Sterling Crawford in Nizza gemachten Besuch 1000 Pfund Sterling; 5000 Pfund Sterling für eine in Milwaukee vorzunehmende Operation lehnte er während der Leidenszeit Kaiser Friedrichs ab. Dr. Anderson Critchet, der bedeutendste Augenarzt Englands, lehnte 5000 Pfund Ster­ling als Honorar für eine Star-Operalion in Indien ab. Dr. Pratt in Paris erhielt für eine Reise nach New-Uork und den dortigen Besuch eines Patienten in New-Uork 4000 Pfund Sterling (80 000°^)

(Krastleistung einer Distanzgängerin.) Eine Sportleistung eigener Art vollzog jüngst eine junge Dame, Mrs. Ludcille Rodney, aus Gal- veston in Taxis. Sie wettete, in 80 Tagen die 1500 Meilen betragende Strecke von Gal- veston bis Chicago zurückzulegen. Die Wette wurde angenommen und als Preis 5000 Dollars bestimm!. Am 16. Mai l. I. trat Mrs, Rodney ihren Weg an und gelangte am 1. August, also einen Tag vor der abgelaufenen Frist, in Chicago an. Sie verbrauchte bei dieser Tour nicht weniger als 8 Paar Schuhe und legte jeden Tag durchschnittlich 28 englische Meilen oder 38 Kilometer zurück.