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tabnkhändler oder Fabrikanten verkaufen. Der Mtabakhändler wird im Wege des Mitverschlusses seiner Lager durch die Steuerbehörde kontrolliert, der Fabrikant durch die Pflicht zur Führung von Fabrikationsbüchern M Zu- und Abgang von Rohmaterial und Fabrikanten und von Fakturen-Büchern über seinen Absatz. Zur Gegenkontrolle haben auch die Händler mit Tabakfabrikaten, deren Geschäftsbetrieb gleich dem der Pflanzer, Rohtabakhändler und Fabrikanten der An- und Abmeldepflicht unterliegt, über ihre Einkäufe an Fabrikaten (nicht auch über ihren Absatz) Nach- Weisungen zu führen. Für Kleinbetriebe (selbständige Arbeiter, welche mit ihren Familien- Angehörigen Cigarren oder ohne andere Hilfe auch Schnupftabak Herstellen) sind Erleichterungen in der Buchführung oder Entrichtung der Steuer im Wege der Abfindung zulässig. Für die Entrichtung der Steuern ist eine dem geschäftlichen Verkehr zwischen Fabrikanten und Verkäufern entsprechende Kreditfrist vorgesehen.
Württemberg.
Marien wähl, 25. Okt. Ihre Majestät die Königin begab sich heute Mittag nebst Gefolge mittels Sonderzugs nach Hall zum Besuche dortiger Wohlthätigkeitsanstalten. Bei der Ankunft daselbst wurde die Königin von der sürstl. Hohenlohe-Langenburgischen Familie begrüßt und von Stadtschultheiß Helber und Bürgerausschußobmann Cloß namens der Stadt bewillkommt, während zwei Kinder in der alten Haller Siedertracht Ihrer Majestät einen Blumenstrauß überreichten. Vom Bahnhof aus fuhr Ihre Majestät unter den Hochrufen der zahlreich versammelten Einwohnerschaft durch die reichbeflaggte Stadt nach dem Diakonissenhaus, wo der Vorstand, Pfarrer Faulhaber, die Königin erwartete. Ihre Majestät kehrte abends wieder mit Sonderzug nach Ludwigsburg zurück.
Se. Maj. der König hat den Hofkammer- präsidenten von Tscherning seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt und demselben in gnädigster Anerkennung der von ihm geleisteten treuen und ausgezeichneten Dienste das Großkreuz des Ordens der württemb. Krone verliehen, sowie den Kabinetssekretär Geh. Leg.- Rat Frhrn. v. Herrn an zum Hofkammerpräsidenten — mit dem Rang auf der 3. Stufe der Rangordnung — ernannt.
Saaten st and s- und Ernte bericht für Württemberg vom Monat Oktober, nach den Ergebnissen der amtlichen Erhebungen des Kgl. Statistischen Landesamts. In den letzten 4 Wochen sind im ganzen Lande häufige und ausgiebige Regensälle bei meistens sehr milder Temperatur niedergegangen. Jn- s folge dessen haben sich Futter- und Wurzelgewächse in vielen Gegenden noch wesentlich ge- bessert, vor Allem aber konnte die durch vorhergegangene Trockenheit verzögerte oder erschwerte Herbstsaatbestellung vortrefflich von Statten gehen. Die Berichte rühmen einstimmig das rasche, kräftige Keimen und das schöne Gedeihen der Herbstsaaten, welche zu den besten Hoffnungen berechtigen. Nur wenige Bezirke sind mit der Bestellung etwas zurück. Vereinzelt wird von Mäuseschaden berichtet, doch erhofft man von der anhaltend feuchten Witterung eine Verminderung dieser Schädlinge. Die Kartoffeln sind größtenteils geerntet und wird fast allgemein die Menge und Güte derselben, besonders von einigen der neueren Kartoffelsorten gerühmt; kranke Knollen werden ganz selten erwähnt. Was den jungen Klee betrifft, so ist nur in wenigen Landesteilen, insbesondere einigen oberschwäbischen Bezirken der Stand der Kleejaaten ein befriedigender. Im übrigen lassen dieselben sehr zu wünschen übrig. Zahlreiche Kleejaaten sind wegen der Trockenheit im Vorsommer zum großen Teil schlecht und lückenhaft aufgegangen, zum Teil auch ganz ausgeblieben oder während des sommers verdorrt. Infolgedessen ist der Klee vielfach nachgejäht oder ganz umgepflügt worden. Dagegen wird der Stand der jungen Luzerner- saaten als wesentlich besser, mitunter als recht gut geschildert. Vereinzelt wird bei den Klee- und Luzernesaaten über Schaden durch Mäuse
und Engerlinge geklagt. Die Wiesen haben sich in bevorzugten Lage infolge der Niederschläge wesentlich erholt, so daß hier teils mähbares Gras, teils eine gute Weide für Rindvieh und Schafe vorhanden ist. Besonders in den oberschwäbischen Bezirken Leutkrich, Tettnang und Wangen geben die Wiesen eine schöne Herbstweide. Wo dagegen die Grasnarbe durch die zwei Perioden andauernder Trockenheit notgelitten hat, konnten die reichlichen Niederschläge nur noch eine spärliche Herbstweide Hervorbringen. Bezüglich des Ernteausfalls von Weizen, Dinkel und Gerste ist von vielen Berichterstattern bemerkt, daß der Ausdrusch noch nicht so weit vorgeschritten sei um ein maßgebendes Urteil über die Erträge zu gestatten; vielfach sind erst Saatfrüchte gedroschen worden. Her- voigehoben wird in den meisten Berichten die vortreffliche Qualität der Winterfrüchte, zum Teil auch, mit Ausnahme des Hafers, der Sommerfrüchte. Nur aus einigen Gegenden mit frühzeitiger, wo zu Ende Juli Regenwetter in die Ernte fiel, wird über beschädigte oder ausgewachsene Frucht geklagt.
Beim letzten Bundestag des Württemb. Kriegerbundes an Pfingsten d. I. in Eßlingen wurde u. A. beschlossen, das Kollegium des Bundespräsidiums um 2 Mitglieder zu vermehren; auch einen Beamten (Bureauvorsteher) gegen besondere Belohnung anzustellen. Das Präsidium hat nun in letzter Sitzung als weitere Präsidialmitglieder mit der Amlsdauer bis zum Bundestag 1897 einstimmig Oberstl. a. D. Eisenmann und Hauplmann z. D. v. Manch und als Bureauvorsteher Stabssekretär Knapp des Oberhofmarschallamts gewählt.
Stuttgart, 26. Okt Heule Nachmittag 4 Uhr wurde der soeben vollendete Neubau der Frauen-Schwimmhalle des Stuttgarter Schwimmbades in Gegenwart Ihrer Majestäten, der Herzogin Wera und deren Töchter, der prinzlich Weimar'schen Herrschaften, des Ministerpräsidenten, des Ministers des Inner» v. Sch mid, des Direktors der Kultministerabteilung für Gelehrten und Realschulen, Dr. v. Dorn, von Vertretern der Militär- und Zivilbehörden, der bürgerlichen Kollegien und eines zahlreichen geladenen Publikums feierlich eröffnet. Die erste Ansprache hielt Kommerzienrat Leo Vetter, der Vorsitzende des Aussichtsrats und geistige Schöpfer des ganzen gemeinnützigen Unternehmens, welcher mit einem Hoch auf das. Königspaar seine, die Geschichte der Stuttgarter Schwimmanstalt kurz wiedergebende Rede schloß, worauf die Musik die Königshymne anstimmle. Gleichzeitig flammte das elektrische Licht auf, welches den herrlichen maurischen Bau magisch beleuchtete. Nach den Reden des vr. msck. Herm. Fetz er und des Prälaten v. Schmid führten mehrere Dutzend von jungen Mädchen, darauf eine gleiche Anzahl Knaben wirklich gelungene Schwimmexercitien aus, welche alle Arten des Kopfsprungs, des Tauchens u. s. w. zur Anschauung brachten. Somit hat denn Stuttgart eine Anstalt öffentlicher Gesundheitspflege erhalten, um welche die fchwäbische Residenz von den meisten Städten gleicher Größe beneidet werden dürfte.
Ulm. 26. Okt. Der vom Schwurgericht hier wegen Mords zum Tode verurteilte Maurer Johannes Bahnmüller von Dächingen wurde zu 15 Jahren Zuchthaus begnadigt.
Heilbronn, 22. Okt. Das große Getreidemagazin, das unsere Stadt am Winterhafen für die hiesigen Getreidehändler erstellt, ist nun in der Vollendung begriffen. Es ist ein großer, 2stockiger Bretterbau auf Zementfundament. Jeder seiner beiden Lagerböden mißt 2600 gm. Für den Getreidehandel ist der Bau von großer Bedeutung; daß sich ersterer allmä- lich an andere Plätze ziehen werde, dürfte nun nicht mehr zu befürchten sein. Im Innern wird das Magazin mit den neuesten Einrichtungen ausgestattet werden.
Heidenheim, 22. Okt. Zwei hier lebende Brüder, Zigarrenmeister Theilacker und Bezirkskrankenkassier Theilacker. erhielten die freudige Botschaft, daß jeder von ihnen sowie noch 3 weitere Geschwister von einem Vetter in Amerika je das Sümmchen 100000 »-L erben.
Stuttgart. (Landesproduktenbörse. Bericht vom 23. Okl. von dem Vorstand Fritz Kreglinger.j Am Getreideweltmarkte fehlt jede Anregung in letzter Woche für Brotfrüchte; Gerste still Hafer fest. Bon den gut beschickten Märkten Süddeutschlands wird schlanker Absatz ohne Preisänderung gemeldet. Der Hopfenmarktwar mit 70 Ballen befahren, die zu erhöhten Preisen rasch Abnahme fanden. Es wurden bezahlt per Ztr. 220—235 Mk. für geringe, 240—255 Mk., für mittlere und 260—270 Mk. für prima Ware; vereinzelt wurden für letztere auch 300 Mk. erlöst. Die Börse ist gut besucht. Umsatz nicht unbedeutend. Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen, Kansas 17 . !. 60 Pf., La Plata 17 Mk 25 Pf. bis 17 Mk. 50 Pf., bayr. 17 Mk. 50 Pf. bis 18 Mk., fränk. alt 17 Mk. 50 Pf., Kernen 18 Mk., Gerste bayr. 18 Mk. 75 Pf. bis 19 Mk., inländ. 18 Mk. 50 Pf. fränk, 18 Mk. 50 Pf., Hafer, 19 Mk. 30 Pf., bis 19 Mk. 40 Pf. Ackerbohnen 15 Mk. 25 Pf. — Mehlpreise per 100 Kilo. inkl. Sack bei Wagenladung: Mehl Nr. 0: 29 Mk. 50 Pf. bis 29 Mk. 50 Pf., Nr. 1: 26 Mk. 50 Pf. bis 27 Mk. 50 Pf., Nr. 2: 25 Mk. bis 25 Mk. 50 Pf., Nr. 3: 23 Mk. bis 23 Mk. 50 Pf., Nr. 4: 19 Mk. bis 19 Mk. 50 Pf. Suppengries: 29 Mk. 50 Pf. Kleie mit Sack 10 Mk. per 100 Kilo je nach Qualität.
Anstand.
Die franz.-russ. Berbrüderungsfestlichkeiten in Paris sind letzten Dienstag vollends zu Ende gegangen. Trotz der weinseligen Stimmung haben sich die tonangebenden Persönlichkeiten jeder aufreizenden Aeußerung gegen den Dreibund glücklich enthalten; vereinzelte chauvinistische Kundgebungen auf der Straße kommen nicht in Betracht. Auch die mitten in diese Festlichkeiten hineinfallende Beerdigung des Marschalls Mac Mahon verlief ohne störenden Zwischenfall; weil aber wegen dieser Beerdigung am Sonntag die dem Pariser Volk versprochen gewesenen Gratis-Vorstellungen in den Theatern ausfielen, ist eben „jenes Volk" sehr ärgerlich. Obgleich die Nachfestlichkeiten in Toulon noch bis zum Samstag dauern werden, machen in Paris sich schon jetzt Stimmen vernehmlich, welche die Ansicht vertreten, daß für Frankreich von den Russen doch nichts zu erwarten sei.
Paris, 26. Okt. Die gestern hier ein- getroffenen Brüder des Zaren, die Großfürsten Sergius und Paul, statteten gestern Morgen dem Präsidenten Carnot einen Besuch ab. Carnot erwiderte den Besuch im „Hotel Continental". Die beiden Großfürsten waren beauftragt, den Dank des Zaren für den Em- pfang der russischen Offiziere abzustatten. Es heißt, der Großfürst Alexis, der mit dem Herzog und der Herzogin von Leuchtenberg gestern in Lourdes weilte, werde sich nach Toulon begeben, um dort den Präsidenten der Republik im Namen des Zaren zu begrüßen. Carnot wird morgen früh mit den Ministern in Toulon eintreffeu und am Samstag nach Paris zurückkehren. — In Toulon ist der Befehl eingetroffen, das Panzerschiff „Magenta" in Dienst zu stellen und es dem aktiven Mittelmeergeschwader einzureihen.
In Serbien wird seit einiger Zeit lebhaft gewühlt sowohl gegen Oesterreich-Ungarn als gegen Bulgarien. Die Serben möchten sich für die 1885 erlittene Niederlage an den Bulgaren rächen, und die serbische Presse erklärt den Oesterreichern rundweg, daß sic aus Bosnien und der Herzogowina herausgcworfen werden müßten. Die Serben planen ein Bündnis mit Montenegro und Griechenland und letzteres soll durch Makedonien seine Truppen gegen die Bulgaren vorschicken, um später als Siegespreis Macedonien einzuheimsen. Daß hinter allen diesen Machinationen des kleinen Serbiens Rußland steht, ist zweifellos und schon jetzt zeigt sich, wie die russisch-franz. Friedensbeteuerungen in Paris zu verstehen sind.
Die Lage zwischen Spanien und Marokko, bezw. den die Festung Melillo belagernden Ka- bylen ist noch immer unverändert. Die Spanier haben weitere Truppen und Kanonen nach Melillo geschafft, wollen aber dem Sultan von Marokko offenbar Zeit lassen, um die Kabylen zu züchtigen und erst dann, wenn dieser hiezu gar keine Lust zeigen sollte, gegen den Sultan selbst Vorgehen.
Chicago, 22. Okt. Die Zahl der Besucher der Ausstellung wächst in den letzten Tagen ungeheuer. Bis gestern sind 19 568 492 zahlende Personen gezählt worden, welche die Ausstellung seit der Eröffnung derselben besucht haben.