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Washington, 27, Okt. Reutermeldung. Heute Nachmittag beginnt die Abstimmung über die Aufhebung der Shermanakte. Der Staats­sekretär sprach gestern gegenüber dem brasilian. Gesandten das Bedauern der Regierung über das Verhalten des Admirals Santo» aus und fügte hinzu, eine offizielle 'Erklärung werde an die brasilianische Regierung gesandt werden. Der Gesandte erwiderte, die durch die Amtsentheb­ung Santons gewährte Genugthuung sei voll­kommen. Brasilien wünsche nichts mehr.

Unterhaltender Heit.

Um eine Million.

Erzählung von Eugen Eiben.

(Fortsetzung 5.)

(Nachdruck verboten.)

Sie suchte in seinen Äugen zu lesen, als hoffe sie dort ihre Ahnung widerlegt zu finden, aber er senkte sie krauervoll. Unbewußt rollten Thränen über ihre Wangen.

Ihre Liebe darf nur noch über den Sternen ihr Ideal suchen, er ist heimgegangen mit einem letzten Gruße an Sie. mit Ihrem Namen auf den Lippen." hob der Assessor wieder wehmütig an.Wie eine frevle Hand mitten im Lenz die Blume, so brach der Tod das hoffnungsvolle Herz des Jünglings. Ein wehmütiger Trost wird es für Sie sein, daß er gestorben in der Verteidigung Ihrer Ehre, die ein Verleumder in den Staub gezogen. Er war Ihrer würdig wie Keiner, und deshalb wird er auch in Ihrem Herzen unsterblich fortleben."

Anscheinend kalt, teilnahmslos hatte sie ihn angehört jetzt sank sie unter krampfhaftem Schluchzen, die Hände vox das Antlitz gepreßt, auf einen Sessel. O, es war zu viel, was auf einmal auf ihr Leben einstürmte und all' die goldenen Hoffnungen verheerte! Sie konnte den Schmerz nicht fassen, er war grenzenlos, sie fühlte nur seine Last und meinte, darunter erliegen zu müssen.

Erzählen Sie mir alles!" hauchten ihre Lippen.

Er kam ihrem Wunsche nach, erzählte ihr, wie das Duell entstanden und welchen Verlauf es genommen habe, daß Baron von Hohenwald als Ehrenmann nicht anders habe handeln können, daß es vergebens gewesen, den Grafen Wahnfried zur Zurücknahme seiner Aeußerungen zu bewegen, und schloß mit den Worten:

Entrückt dem Staube der Erde, hat er droben über den Sternen ein höheres, reineres Glück gefunden, als ihm hienieden je erblühen konnte. Sein Leben liegt offen und klar vor unseren Augen und wir dürfen mit Freude darauf zurückblicken. Wohl hätte er noch viele glücklich machen können auf dieser Welt, und am aller­glücklichsten Sie, gnädiges Fräulein, aber es hat nicht sein sollen. Der Himmel allein weiß es. warum. Fügen Sie sich in den Willen des Allmächtigen, er weiß am besten, was uns frommt. Gottergebenheit lehrt jeden Schmerz tragen und überwinden."

Sie weinte leise vor sich hin, winkte ent­lassend mit der Hand und bat:

Schonen Sie mich! Ich will versuchen, in der Einsamkeit mich selbst wiederzufinden!"

Als er sich entfernt hatte, warf sie sich auf die Knie und neigte das Antlitz auf die betend erhobenen Hände.

Herr, fordere meine Seele, daß ich ihn wiedersehe, den Verlorenen . . ."

Und in dumpfer Betäubung brach sie zu­sammen.

So wurde sie von ihrer Zofe gefunden.

Die bestürzten Eltern ließen sofort den Arzt rufen. Derselbe erklärte den Zustand der Komteß für bedenklich und ordnete die größte Ruhe an.

Wochenlang schwebte die Arme zwischen Leben und Tod; endlich siegle die Jugendkraft, sie genas allmählich. Sie war nun eine ganz andere geworden. Das junge Mädchen, das scherzend und lachend durchs Leben tanzte, hatte sich in eine ernste Jungfrau verwandelt. In den umflorten Augen schien der Glanz der

Freude ganz erloschen. Die Welt kam ihr vor wie eine Wüste, seitdem er nicht mehr darin weilte, den sie geliebt mit der frischen Kraft ihres jungen Herzens.

-t-

Die Kunde von dem in aller Frühe statt- gehabten unglücklichen Duell durchflog wie auf Flügeln die Stadt. Wohin man nur kam, auf der Straße und in den öffentlichen Lokalen wurde erregt über den Fall gesprochen und die abenteuerlichsten Gerüchte fanden Glauben. Je­doch war die Verurteilung des Duells im Volke eine allgemeine. Die Presse sprach sich ebenfalls dahin aus. Man verlangte die Bestrafung des Grafen Wahnfried als eines Mörders, der Se­kundanten als Teilnehmer an dem Verbrechen.

Als die Leiche des Gefallenen zum Friedhof übergeführt wurde, folgte eine zahllose Menschen­menge ein öffentlicher Protest wider das Duell als eines rohen Ueberbleibsels aus dunk­len Zeiten.

Die Polizeibehörde that, was sie in solchen Fällen immer zu thun pflegt, sie stellte den Thatbestand fest und vernahm die Sekundanten und den Wundarzt. Der Verlauf des Duells war ein regelmäßiger gewesen, ein Verbrechen im Sinne des Gesetzes nicht vorhanden. Graf Wahnfried, obwohl der Beleidiger, der Geforderte, war nicht zu finden. Die Untersuchung wurde endlich auf höhere Weisung niedergeschlagen.

Baron von Wildevthal triumphierte; er trat laut testamentarischer Verfügung und des Successionsrechtes die Hinterlassenschaft seines Kousins an, da direkte Erben nicht vorhanden waren. Er war nun Besitzer von drei großen Rittergütern im Brandenburgischen, deren Wert auf acht Millionen Mark geschätzt wurde. Ein Vermögen von über zwei Millionen Mark, das in sicheren Staatspapieren angelegt war, erhob er, um seine Schulden zu decken und seiner Verpflichtung dem Grafen Wahnfried gegenüber nachzukommen.

Graf Wahnfried lebte unter dem Namen eines Freiherrn von Adclsheim in Paris. Die von dem Baron von Wildenthal empfangene Million dünkte ihm wie eine unerschöpfliche Goldgrube, und er stürzte sich wie ein sinnlos Berauschter in den Strudel des Pariser Lebens. Er taumelte von Genuß zu Genuß, ohne jedoch seine Begierden stillen zu können. Die Sirenen an der Seine berückten seine Sinne und machten ihn blind für das Verderben, dem er durch einen solchen Lebenswandel anheimfallen mußte. Und wenn es ihm auch nicht lange verborgen bleiben konnte, daß die Million unter seinen Händen zerrann wie ein Teufelsschatz, so tröstete er sich mit dem Gedanken an die Dankbarkeit seines Freundes, des Barons von Wildenthal. War er es nicht gewesen, der den Baron zu dem schier unermeßlichen Reichtum verholfen? Von Rechtswegen glaubte er Anspruch auf die Hälfte dieses Reichtums zu haben. Sollte sich der Baron aber dennoch als Knicker zeigen nun, er wollte ihn schon zwingen zur Hergabe einer zweiten Million!

Er hätte jetzt ruhig nach Berlin zurück­kehren können, man würde ihn nicht zur Ver­antwortung gezogen haben, aber die Sirene Paris umstrickte und fesselte ihn.

So verging Jahr und Tag.

Baron von Wildenthal heiratete eine junge Gräfin Flora von Rotenburg. Die Hochzeits­reise führte sie nach Paris, wo sie mit dem Grafen Wahnfried zujammentrafen.

Komteß Marie von Maienberg überwand allmählich ihren Schmerz über den verlorenen Jugendgeliebten, sie lernte wieder lächeln und blickte mit stiller Hoffnung in die Zukunft. Assessor von Bergen wurde ihr Freund, die Freundschaft verwandelte sich in Liebe, und als er sie endlich bat: Werde mein! da legte sie vertrauensvoll ihr Schicksal in seine Hände. Nach seiner Ernennung zum Polizeirat gelobten sie sich vor dem Altar Treue bis zum Grabe. Auch sie trafen auf der Hochzeitsreise in Paris ein zur selben Zeit, als Baron von Wilden­thal mit seiner jungen Gemahlin dort weilte.

(Fortsetzung sotgt.i

Ueber Obstmost. Nach den im Labora­torium der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel gemachten Beobachtungen zeigen in diesem Jahre hauptsächlich die aus Birnen bereiteten Moste einen sehr geringen Gehalt an Säure (Minimum 3,6 pro Mille.) Solche Moste sind, wie die letzte Nummer des Gcwcrbeblatts mit- teilt, zwar süß, haben aber einen faden Ge­schmack, sind wenig haltbar und besitzen bis­weilen eine blau-schwarze Farbe. Zur Beseitig­ung dieser Uebelstände empfiehlt sich der Zusatz einer entsprechenden Menge von Weinsäure oder Weinsteinsäure, welche den Zweck hat, den Birnen­most auf den normalen Säuregehalt (etwa 6 pro Mile) des Apfelmostes zu bringen. Damit aber die richtige Menge von Weinsäure ange­wendet werde, ist eine genaue chemische Unter­suchung des Mostes auf seinen Gehalt an Säure nötig, wozu im chemischen Laboratorium der Kgl. Zentralstelle gegen mäßige Entschädigung Gelegenheit geboten ist. Die Beimischung von Weinsäure zum Most mag wohl manchem be­denklich erscheinen; doch liegt hiezu nach den gemachten Erfahrungen kein Grund vor, da schon in früheren Jahren schwarz-blau gewordene Moste durch künstlichen Zusatz der fehlenden Weinsäure nicht nur wieder schön gelb, sondern auch wohlschmeckend und haltbar gemacht wurden.

München, 19. Okt. Allerwärts ist es üblich, daß jungen Männern, die in das Heer eingestellt werden, von ihren Angehörigen, Vätern, Bräuten und solchen weiblichen Wesen, die dies werden könnten oder möchten, ein freund­liches Geleit zum Bahnhof gegeben wird. Wäh­rend aber meistens bei dieser Gelegenheit den Rekruten von ihrer Begleitung eine Trostgabe beigesteckt wird, nahm dieser Tage ein vorsorg­licher Vater an seinem Sprößling eine Art Ent­ziehungskur vor. Als nämlich die für das 8. Infanterie-Regiment in Metz bestimmten Re­kruten an den Zentralbahnhof gebracht wurden, forderte ein Vater seinen Sohn auf, seine hohen Schäftestiefel auszuziehen und gab ihm dafür ein Paar Pantoffeln. Als der zur Aufsicht be­fohlene Unteroffizier hiergegen Verwahrung ein­legte, erwiderte der Vater kurzangebunden:Ihr könnt ihn mit Pantoffeln auch brauchen, er aber hat seine Stiefel notwendig, wenn er wieder herauskommt", und entfernte sich, die lederne Trophäe unter dem Arm, hocherhobenen Hauptes aus den Hallen des Bahnhofes.

Sagan, 21. Okt. Als am 1. ds. Mts. ein hiesiges Dienstmädchen seinen Lohn erhielt, erklärte es, nunmehr mit einem geringeren Lohne, als dem vereinbarten, sich zufrieden stellen zu wollen. Als Grund sür das freiwillige Angebot einer Lohureduktion gab das Unikum von einer Küchenfee an, durch die Einrichtung der neuen Wasserleitung von der unangenehmen und schwierigen Beschäftigung des Waffertragens be­freit zu sein.

DieGl. Nachr." melden aus Elm: Ge­stern wurde hinter dem sogen. Leiterberg ein prächtiges Exemplar von einem Steinadler durch den Jäger K. Zentner erlegt. Letzterer war im Begriffe eine geschossene Gemse zu holen und traf dabei diesen Adler, der sich eben an­schickte, das geschossene Tier als leckeres Mahl zu verzehren. Die Flügel des Adlers, der längere Zeit die Schafherden belästigte, haben eine Spannweite von 2 Meter.

(Merkwürdige Hyperbel.) Gast (zum Wirt, nach dem ersten Trünke):Hergott, das Bier ist ja so kalt, als wär ein Eisbär d'cin gesotten worden!"

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Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.