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HlnLerhaltender Heil.
Verlorm und Gewonnen.
Novelle von C. Martin.
(Fortsetzung)
(Nachdruck verboten.)
Der März kam mit milden sonnigen Tagen. Mela konnte nun außer Bett sein, und Frau Daniel mit ihrer Enkeltochter blieben ihre einzige Gesellschaft. Der Medizinalrat sendete aus Berlin einen bequemen Fahrstuhl, die stille Kranke ward von dem Förster in den Wald gefahren. Ihre Genesung machte wenig Fortschritte, sie blieb schwach und teilnahmslos, aber der Arzt hoffte vieles vom Frühling und der Waldesluft.
Der erste Strauß Veilchen, den die kleine Anne ihr brachte, rührte Mela zu Thränen.
„Der Frühling kommt," flüsterte sie.
Sie dachte jenes Veilchenstraußes, welchen sie einst zu Weihnachten erhalten. Ach. Jahre waren vergangen seitdem! Aber sie war noch jung, sie hatte von Gott die Gesundheit wiedererhalten, um weiter zu wirken, solange es noch Tag war. — Thal sie dies? War dieses Hingeben in den Schmerz nicht Sünde?
Der Frühling kommt! kleberall schafft er neues Leben, überall regt es sich und will dem Lichte entgegen! Nur ich bin unthätig! Auf, Mela! Fort mit»den Grübeleien und dem Menfchenhaß! — Hier unter den schlichten Leuten hast Du eine Heimat gefunden — nun zeige ihnen auch, daß Du ihrer Güte wert bist!
Sie litt es nicht mehr, wenn Frau Daniel ihr kleine Handreichungen leisten wollte. Sie brachte selbst ihr Zimmer in Ordnung und half, wo sie konnte.
Bald wurden mit dem Förster und Anne, die so lustig plauderte, weite Spaziergänge gemacht, die stete Bewegung in der köstlichen Luft zauberte wieder Rosen aus Mela's Wangen. Der Rat war bei seinem nächsten Besuch entzückt von Mela's Aussehen.
„Mich brauchen Sie nicht mehr", sprach er zu Frau Daniel beim Abschied.
„Sie wirken ja Wunder hier! Das Mädchen ist ganz verwandelt! Sagen Sie aber kein Sterbenswörtchen von dem Anderen — Sie verstehen mich! Zwar kennt seine Ungeduld keine Grenzen mehr, aber wir wollen dem armen Kinde noch ein Weilchen Ruhe gönnen, wollen sehen, welchen Lebensplan es faßt."
Mela machte wirklich Pläne. Eines Tages fragte sie Frau Daniel nach einer passenden Beschäftigung.
„Ich möchte bei Ihnen bleiben und doch nicht unthätig sein", sprach sie.
„Aber sie sind ja fleißig genug, Fräulein- chen! Sie sitzen stundenlang bei Ihren Büchern, Sie machen so schöne, feine Arbeiten. Anne hat Ihnen schon manches abgelernt."
„Wirklich? Das freut mich, — so will ich Anne unterrichten. Hat es keine Handarbeitslehrerin im Dorfe?"
»Ach. leider nicht. Hier im Polnischen sind die Gemeinden zu arm. Früher gab die Frau des Schulmeisters, die eine Deutsche war, sich viel Mühe mit den Kindern, aber sie starb vergangenen Herbst und da vergaßen die Kinder alles."
„O, das ist schön", rief Mela! „Dies ist gleich ein Arbeitsfeld für mich! Noch heute gehe ich in's Dorf zum Lehrer, er muß mir für die Nachmittage eine Klasse überlassen."
„Um Gottes Willen, Fräulein! Das nicht! Es sind ja die Kinder von polnischen Bauern, die da in die Schule gehen! Eine verkommene Gesellschaft."
„Liebe Frau Daniel, dagegen dürfen Sie nicht reden. Zu meinem Vergnügen will ich die Bauernmädchen nicht unterrichten, ich will nur durch harte Arbeit die rebellischen Gedanken niederzwingen! — Also, Anne, von heute an gehe ich mit Dir ins Dorf."
Mela übernahm zur Freude des Lehrers schon am nächstfolgenden Tage den Handarbeits- nntcrricht im nahen Walddorfe. Ihr Beruf war schwer, aber ihr Wille blieb fest. Sie, die sich stets in feinsten Gesellschaften bewegt hatte.
mußte nun neben sich die armen Kinder in den übelriechenden Kleidern dulden, sie mußte oft erst die Hände säubern lassen, denen sie das Stricken beibringen sollte. Ihre Studien im Polnischen machten sich nun ihr nützlich, und sie war so praktisch, den Unterricht in den schattigen Hof des Schulgebäudes zu verlegen, sobald das Wetter günstig.
Frau Daniel sah oft prüfend in Mela's Gesicht, wenn diese abgemattet nach Hause kam und sich verstimmt auf "die Bank unter den Linden setzte, doch sie schwieg still.
Der Mai erschien, er brachte durch warmen, wolkenbruchartigen Regen eine Fülle von Grün und Blumen. Im Walde war es wunderbar schön! Mela benutzte die freien Morgenstunden, zu Streifereien, der Förster begleitete sie oft. Er war ein einfacher, ernster Mann, und da er wenig sprach, störten sich die Beiden gegenseitig nicht. Aber er bewunderte das Fräulein und ließ es selten allein gehen, obgleich alsdann Diana, sein Lieblingshund, neben Mela hersprang. Auch brachte er von seinen Gängen ihr seltene Blumen mit, weil er gesehen hatte, wie sorglich sie dieselben preßte. Mela hatte die Absicht, sich durch kleine künstlerische Arbeiten aus diesen zarten Kindern des Waldes einen Nebenverdienst zu schaffen, denn da sie nicht eher geruht hatte, bis der Förster für das von ihr bewohnte Zimmer eine Bezahlung annahm — von Kostgeld wollte Frau Daniel ohnehin nichts wissen — konnte sie für. die Länge der Zeit mit ihren Zinsen nicht auskommen.
Für die einsame Försterin besaß sie vorläufig genug. Sie hatte keine Bedürfnisse und ihre Garderobe war noch in gutem Zustande aus Grünthal gekommen.
Je einfacher ihr Anzug, desto harmonischer stimmte er zu ihrer Umgebung — sie mochte den armen Kindern, die so viel entbehrten, nicht Schmuck und Kleiderpracht zeigen.
Es ward ihr immer leichter, die Stunden zu erteilen. Die Kinder hingen an ihren Lippen, wenn sie ihnen von fernen Gegenden und Menschen erzählte und schauten verwundert zu ihr auf. Nachdem sie den Aermsten einige Kleidungsstücke genäht hatte, nahmen auch die Eltern des Fräuleins Partei und litten cs nicht, daß die Kinder schmutzig zur Schule kamen.
Mela fühlte ganz und voll den Segen der Arbeit, die Briefe, welche sie nach Berlin an Werner's schickte, waren frohgemut. — So verging der Juni, nur noch kurze Tage trennten sie von dem Wiedersehen mit den Lieben dort. Werner's hatten schon während Mela's Krankheit im Verkehr mit dem Medizinalrat gestanden, er war in Berlin auch ihr Hausarzt geworden und hatte Frau Werner und die Knaben in ein pommersches Bad beordnet. In Posen wollte man Mela erwarten und sie mitnehmen.
Schwer, sehr schwer dünkte Mela diese Rückkehr in die Welt — die Trennung von ihrem Walde. Aber sie ward vertrieben — sie wußte es, wenn auch der Förster und seine Mutter es nicht recht haben wollten.
Gebot nicht die Höflichkeit, dem endlich wiederkehrenden Sommergäste Platz zu machen, ehe man ihr den Stuhl vor die Thür setzte?
Sie hatte nie nach dem Namen dieses von ihr beneideten „Ulrich" gefragt — kümmerte sie doch dieser Mann wenig, der in dem Herzen Frau Daniels zu ihrem Leidwesen noch höher stand als sie.
Freilich, er war reich, hatte er doch Wohl- thaten genug auf das Haupt der Alten gehäuft — und immer noch brachte er die heißeste Zeit des Jahres gern bei seiner früheren Kinderfrau im Walde zu. Er zog immer nach der einsamen Försterei, die gar nicht zu seinen Besitzungen gehörte, nur Reisen hatten ihn fern gehalten.
Jetzt war er in Berlin und wartete auf ihren Weggang. Sie hatte den Aeußerungen Frau Daniels entnommen, er träfe nie vor Mitte Juli ein, so konnte sie den Anfang der Ferien ruhig erwarten.
Aber das Scheiden von dem liebgewonnenen Aufenthalte machte sie unsagbar traurig. — Wie würde sie das trauliche Zimmer vermissen,
dessen Einrichtung so sehr dem eigenen Geschmack entsprach.
Auch dachte sie mit Zagen an das Zusammenleben mit Werner'?. Ihr sonniges Eheglück mit anzusehen erschien ihr als harte Zumutung Früher hatte sie gewünscht und geträumt, einst ebenso zu leben — nun waren Wünsche und Träume dahin! Sie war einsam, wollte einsam bleiben. Doch täglich sehen zu müssen, wie eine große starke Liebe das Leben verschönt und erheitert — wird es nicht über ihre Kräfte gehen?
(Schluß folgt.)
Der Monat Oktober ist nach den alten Bauernregeln der eigentliche Wetterprophet für den Winter, denn nach der Beschaffenheit verschiedener Oktobertage richtet sich der Landmann auf einen strengen oder milden Winter ein So heißt es in den Wetterregeln des Oktober' Scharren die Mäuse tief sich ein,
Wird's ein harter Winter sein,
Und viel härter wird er noch,
Bauen die Ameisen hoch.
In einer anderen Lesart beißt es:
Hält der Baum seine Blätter lange,
Ist mir um späten Winter bange.
Ist im Herbst das Wetter hell,
Bringt es Wind im Winter schnell.
Im Spreewald kennen die Landleute folgende Wetterregel:
Wenn im Moor viel Irrlicht' stehn,
Bleibt das Wetter lange schön.
Auch Meister Lampe muß als Wetterprophet herhalten, denn von ihm heißt es:
Ist recht rauh der Hase,
Dann frierst Du bald an der Nase. — oder in einem andern Reimlein:
Trägt 's Häschen lang' sein Sommerkleid,
So ist der Winter auch noch weit.
Eine andere Wetterbeobachtung, die wohl gleichfalls aus den Erfahrungen des Forstmannes herrührt, liegt in der folgenden Bauernregel: Halten die Krähen Konvivium,
Sie nach Feuerholz dich um.
Besonders kritische Tage sind im Oktober der der St. Gallus, der 16., Ursula, der 21. und Simon Juda, der 28. Oktober. Von Ersterem heißt es:
Auf St. Gall
Bleibt die Kuh im Stall.
oder:
Wenn- St. Gallus den Butten trägt,
Jst's ein schlecht Zeichen für den Wein. Dagegen wird vom Ursula-Tage behauptet:
An Ursula muß das Kraut herein,
Sonst schneien Judas und Simeon drein.
Und vom 28. Oktober sagt die Bauernregel: Wenn Simeon und Judas vorbei,
So rückt der Winter herbei.
Recht drastisch wird auch der erste Schneefall im Oktober gedeutet:
Fällt der erste Schnee in Dreck,
So bleibt der ganze Winter ein Geck.
Eine Dame spricht mit einem Herrn so lebhaft und andauernd, daß dieser gar nicht zu Worte kommt. Endlich lächelt er, sie merlt warum, und sagt: „Verzeihen Sie! Sie müssen fast glauben, daß ich den Ton meiner eigenen Stimme allzusehr liebe." — „Aber, gnädige Frau!" erwiderte er, ich wußte ja, daß Sie eine große Freundin der Musik sind."
Lieutenant: „Das vorsätzliche Zerstören, Beschädigen oder Preisgeben eines Dienstgegenstandes wird mit Freiheitsstrafen bis zu 2 Jahren bestraft. — Was versteht man denn unter Preisgeben eines Dienstgegenstandes?" — Rekrut: „Wenn der Soldat seinem Schatz nicht untreu wird!"
(Abwarten.) Gast (der verschiedene Speisen nicht salzig genug fand): Hier bei Ihnen is aber auch gar nichts gesalzen! — Kellner: doch; — Warten Sie nur erst die Rechnung a .
Unglaublich aber wahr ist es, daß ma
> Mtr. guten doppeltbreiten halbwollenen Klewe losf mit Streifen, Noppen oder Karro zu 5 ^ bei Ludwig Becker vorm. Ehr. Erhard
Ssorzheim kauft. . . n-
Versäume Niemand sich d.efe Gelegenheit
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.