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deutschen Kaiser ausgebracht habe. Der Groß­herzog erwiderte dankend auf dieses kaiserliche Lob. Bon Metz begab sich der Kaiser dann noch einmal nach Schloß Urville, von wo aus er am Sonntag Vormittag in Begleitung des Kronprinzen von Italien über Saarbrücken und Landau nach Karlsruhe abreiste; hier erfolgte die Ankunft um 5 Uhr Nachmittags.

Straßburg, 1l. Sept. Bedeutsam sind die Worte, welche der Großherzog von Baden gestern beim Empfange der Abordnung des Vereins der Badener gesprochen. Nachdem er sich nach den Verhältnissen eines jeden Anwesen­den eingehend erkundigt batte, sagte er. daß es ihm heute eine Freude gewesen sei, den neuen Hafen am Metzgerlhor zu sehen. Die dort aus dem Boden gewachsenen Lagerhäuser und Fabriken legten schon heute Zeugnis ab für den guten Aufschwung des Handels. So habe auch Mann­heim. das ein kleines Dorf gewesen sei, begonnen, klein im Anfang und immer sich vergrößernd, bis es zu einer Stadt am Rheine geworden wäre, die den ihr obliegenden Handel kaum allein noch bezwingen könne. So würde auch Straßburg steigen, wenn die Rheinregulierung, welche jetzt von den beiden Staaten Baden und Elsaß-Lothringen energisch in die Hand genom­men werden würde, durchgeführt sei. Und er hoffe, daß dies in nicht allzulanger Zeit geschehe. Was jetzt schon aus Straßburg in den wenigen Jahren dank einer weisen Stadtverwaltung ge­worden sei, sei bemerkenswert. Er hoffe, Straß­burg noch in schönerem Glanze und in größerer Bedeutung als Handelsstadt zu sehen.

Karlsruhe, II. Sept. Der Kaiser fuhr in der Begleitung des Kronprinzen von Italien um 9'/- Uhr nach dem Paradefeld, und wurde auf dem Wege dorthin überall von der Be­völkerung jubelnd begrüßt. Die Kaiserparade ist auf das prächtigste und glänzendste verlaufen. Der Kaiser ritt bei der Parade mit glänzendem Gefolge die Fronten ab und nahm einen zwei- mahligen Vorbeimarsch entgegen. Der Groß- herzog, der Erbgroßherzog, Prinz Karl und Fürst Reuß führten dem Kaiser ihre Regimenter vor. Der Kaiser besichtigte sodann das Kadetten­korps und ritt darauf die Front der Militär­vereine ab. Er kehrte nach Karlsruhe an der Spitze der Fahnenkompagnie um 2'/- Uhr zu­rück. Auch die fürstlichen Damen wohnten der Parade an. Die Rückkehr von der Parade er­folgte in trefflicher Ordnung, trotz der unge­heuren Menschenmenge.

Lauterburg, 12. Sept. Kurz nach 8 Uhr, nachdem eine Schiffbrücke bei Lauterburg vollendet, ritt der Kaiser mit dem Großherzog von Baden und dem übrigen Gefolge über diese Brücke, worauf das Gros des XIV. Armeekorps unter den Augen des Kaisers über die Brücke ging. Die bis dahin bei Lauterburg und Mothern auf Pontons und Fähren über den Rhein gegangenen Vortruppen waren inzwischen in südlicher Richtung vorgerückt, ohne auf den Feind, mit Ausnahme einiger feindlichen Kavalleriepatrouillen, zu stoßen. Das XV. Korps wich überhaupt zurück und bis 1 Uhr mittags war noch kein Zusammenstoß erfolgt. Der Kaiser fuhr um 10 Uhr vormittags nach Karlsruhe zurück; um 11?/» Uhr folgten ihm die anderen Fürstlichkeiten. Der Kronprinz von Italien halte dem Beginn des Brückenschlagens beigewohnt und sich dann zu dem Pontonüber- gang bei Mothern begeben. Von hier rückte der Kronprinz von Italien sodann mit den Truppen des XIV. Korps weiter vor.

Wie wir erfahren, finden Verhandlungen zwischen der bayerischen und württem- bergi scheu Regierung zur Herbeiführung ge­meinsamer Schritte stall, um zu erreichen, daß das von den süddeutschen Notenbanken ausgegebene Papiergeld an allen öffentlichen Kassen Preußens anstandslos angenommen werde. Erst kürzlich ist sehr lebhafte Klage darüber ge­führt worden, daß bayerische Banknoten nicht nur von Reichspostanstalten, sondern auch von Eijenbahnkassen in Preußen znrückgewiesen wor­den seien. Es läßt sich nicht leugnen, daß eine Aenderung in dieser Hinsicht nicht blos im all­gemeinen Verkehrsinteresse, sondern auch vom

nationalen Standpunkte aus sehr wünschens­wert erscheint. Was soll z. B. ein Franzose denken, der. von München kommend, eine dort erhaltene Banknote deutscher Reichswährung an keiner öffentlichen Kasse in Berlin loswerden kann! Die deutsche Einheit müßte sich in dem Kopfe eines solchen Franzosen ganz seltsam malen ohne daß man die Schuld in diesem Fall gerade auf den Franzosen schieben könnte!

Württemberg.

Beim XIII. (württembergischen) Armee­korps treten infolge der Heeresverstärkung folgende Veränderungen ein: Neu errichtet werden am 2. Oktober d. I. die IV. Bataillone (Halbbataillone) bei den acht Infanterie-Regi­mentern mit Standort im Stabsquartier der betr. Regimenter (nur das IV. Bataillon des Regiments Nr. 122 wird vorläufig in Gmünd garnisonieren); bei der Feldartillerie ein Ab­teilungsstab und drei fahrende Batterien als IV. Abteilung des Regiments Nr. 13. Das württ. Fußartillerie-Bataillon Nr. 13 wird preußisch; das Pionier-Bataillon Nr. 13. wird der 2. Pionier-Inspektion Mainz zugeteilt: die 16. (württembergische) Eisenbahnkompagnie wird vom 2. Oktober d. I. abII. (württembergische) Kompagnie des königl. preußischen Eisenbahn- Regiments Nr. 2".

Stuttgart. fLandesproduktenbörse. Bericht vom 11. Sept. von dem Vorstand Fritz Kreglinger.) Am Weltmärkte waren die Getreidepreise kleinen Schwankungen in letzter Woche unterworfen; jede Unternehmungslust fehlt, die Stimmung ist sehr gedrückt. Amerika fährt fort, große Massen Getreide nach Europa zu senden. Auch an süddeutschen Märkten kommt die Stimmung des Weltmarktes zum Ausdruck. Besuch und Geschäft an heutiger Börse nicht sehr bedeutend. Am Hopfenmarkt waren die Vorräte in neuer Ware noch geringer und fanden zu den Preisen von 230 bis 250 Mark leicht Abnehmer. Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen, La Plata 17 Mk. 40 Pf., bayr. 17 Mk. bis 17 Mk. 50 Ps., niederbayr. 17 Mk. 50 Pf., Kernen 17 Mk. 25 Pf., Gerste, Ungar. 18 Mk. 30 Pf. bis 19 Mk. 50 Pf., Nördl. 18 Mk. 75 Pf., Hafer alt 19 Mk., do. neu 14 Mk. 80 Pf., Mais Donau 12 Mk.

25 Pf. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagenladung: Mehl Nr. 0: 29 Mk. 50 Pf. bis 30 Mk., Nr. 1: 27 Mk. 50 Pf. bis 28 Mk. 50 Pf., Nr. 2:

26 Mk. bis 26 Mk. 50 Pf., Nr. 3: 23 Mk. 50 Pf. bis 24 Mk. 50 Pf. Nr. 4: 19 Mk. 50 Pf. bis 20 Mk. Suppengries: 30 Mk. 50 Pf. Kleie mit Sack 11 Mk. per 100 Kilo je nach Qualität.

Ausland.

Paris, 11. Sept. Heute wurde anläßlich des Namensfestes des Kaisers Alexander in der russischen Kirche eine Messe gelesen, bei der der Präsident Carnot, die Minister des Innern, des Krieges, der Marine und des Aeußern vertreten waren. Der Großfürst Alexis, der an dem Kirchenthore durch den russischen Gesandten v. Mohrenheim empfangen wurde, wurde von der an der Kirche zusammengeströmten Menge ehr­furchtsvoll begrüßt. Der russische Admiral­stab wird in Paris seinen Einzug durch den Triumphbogen der elysäischen Felder halten, wo auch der Empfang stattflndet. Von du be- giebt sich der Zug durch die Avenue der ely­säischen Felder nach dem prächtig geschmückten Rathause, wo Salz und Brot dargeboten werden. Die Vertreter der hiesigen Presse wurden heute Morgen von dem russischen Botschafter von Mohrenheim empfangen, um ihm amtlich das Programm der geplanten Feste vorzulegen. Herrn v. Mohrenheim erklärte ihnen, er sei ge­rührt über die Feierlichkeiten, die man vorbereite, und sehe darin einen neuen Beweis der Sym- patie, die ganz Frankreich für Rußland empfinde. Er fügt hinzu, er betrachte die französisch-russische Freundschaft für ein Pfand des europäischen Friedens.

Valence, 12. Sept. General Miribel ist in Haute«ves vom Pferde gestürzt und an den Folgen nachts gestorben. General de Miribel (geb. 1831) war unter den verschiedenen Kriegsministern wiederholt Chef des General­stabes der französ. Armee. Für den Kriegsfall war er als Oberkommandierende ausersehen. Sein Tod ist ein schwerer Schlag für die Franzosen.

Telegramme an den Enzthäler.

Berlin, 13. Sept. Wie dieNM. Allg. Ztg." hört, wird mit der Vernehmung der Sachverständigen für die deutsch-russischen Vertragsverhandlungen am 15. September be­gonnen.

Mons, 13. Sept. Von 24000 Berg­arbeitern im Borinage, welche zur Abstimmung über einen sofortigen Ausstand aufgeforbert wurden, stimmten nur 12000 dafür, die übrigen enthielten sich der Abstimmung.

Palermo. 13. Sept. In Chiano del Rezzi waren seitens der Behörden in Folge vor- gekommener Cholerafälle Vorsichtsmaßnahmen getroffen, welche die Unzufriedenheit gegen den Syndako und die Munizipalität erregten. Gestern überfielen die Demonstranten das Rathaus, zer- rümmerten das In venlar und die amtl. Re­gister. Schließlich griff das Militär ein, verjagte die Ruhestörer und besetzte das Rathaus.

Rom, 13. Sept. Der Tribuna zufolge soll das englische Geschwader außer Tarent mehrere sizilianische Häfen, sodann Neapel, Civi- taveggia, Livorno, Spezzia u. Genua besuchen. In Neapel wird ein besonderer Empfang des engl. Geschwaders vorbereitet.

Chicago. 13. Septbr. Reuter meldet: Ein Eisenbahnzug der Seeufer-Gesellschaft wurde gestern früh 3 Uhr in der Nähe des Ortes Cesslord von 20 vermumten Männern überfallen. Der Maschinist, welcher einen der Räuber nieder­schlug wurde durch einen Revolverschuß jver- wundet. Die Räuber sprengten den Gepäck­wagen mit Dynamit, raubten daraus 15 000 Dollars und entflohen.

Vermischtes.

Der älteste deutsche Männer-Gesang- verein. Zu dem Streit darüber, welcher deutsche Männergesangverein der älteste sei, wird der GeraerZtg." aus Weida Folgendes geschrieben: Vor Kurzem haben verschiedene Blätter die Notiz gebracht, daß nicht derWeidaer Männer- Gesangverein", sondern der Adjuvantenverein in Koswig i. Anhalt der älteste Gesangverein in Deutschland sei; er soll 200 Jahre bestehen. Diese Notiz beruht auf einem Irrtum. Ge­mischte Chöre haben in Deutschland schon viel länger bestanden. Kann doch der Adjuvanten­verein zu Weimar auf ein fast 400jähriges Bestehen zurückblicken. In der angeregten Frage handelt es sich jedoch nicht um gemischte Chöre, sondern um Männergesangvereine. Bis jetzt hat sich noch kein Männergesangverein gemeldet, der ein höheres Alter als der Weidaer aufzu­weisen hätte, der am 23. und 24. September sein 75jähriges bestehen festlich begehen wird.

(Auch eine Krankheit.) A.:Also der Frau Rätin, Deiner Tante, ist das Seebad gut bekommen? Wohl veraltetes Leiden los ge­worden?" B.:Das weniger aber veraltete Tochter."

(Nicht ganz dasselbe.) Chef (zum Lehr­ling):Wissen Sie. Meyer. Ihre doppelte italienische Buchführung kommt mir einfach spanisch vor."

Auflösung des Logogryphs in Nr. 142.

gelebt, geliebt, gelabt gelobt.

Mindestens Mk. 5«

) noch mehr, spart Jedermann, der bei Bedarf er Aussteuer die Beltfedern, Bettbarchent. Le ni, SössfO n-iickiti'iäker. .Handtücher, Klewer-

Redaktwn, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.