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M'ten beziehen soll. ist die durchaus irrige Schlußfolgerung gezogen worden, daß das neue Witärgcsetz schon so viele Mannschaften er­fordere, daß Württemberg solche gar nicht mehr allein aufzubringen vermöchte. Dem ist aber durchaus nicht so, sondern Württemberg müßte unverhältnismäßig mehr Mannschaften aufbringen als das Gesetz an sich es verlangt und des­wegen wird, nicht aus Mangel an den nötigen Mannschaften, sondern aus Gerechtigkeit, das genannte Fußartillerie-Bataillon aus preußischen Mannschaften zusammengesetzt. Der Vorschlag, wenigstens ein Bataillon des 8. Jnfanterie-Re. giments, das in Straßburg garnisoniert, aus preußischen Landeskindern und dafür das Ulmer Fußartillerie-Bataillon aus Württembergern zu­sammenzusetzen. ist deswegen gar nicht durchführ­bar, weil im Falle einer Mobilmachung ernste Störungen daraus entstehen müßten, und weil überdies der Regimentsverband schon in Friedens­zeiten notleiden würde.

Nachdem durch Entschließung Sr. Maj. des Königs die Abhaltung des landw. Haupt- festes in Cannstatt in diesem Jahre ange- ordnet worden ist, wird bekannt gemacht, daß dasselbe am 28. September d. I. auf dem sog. Wasen bei Cannstatt gehalten wird. Bei dem­selben findet eine Preisverteilung für Pferde, Rindvieh, Schafe und Schweine an württemb. Züchter, eine Ausstellung der prämiierten Pferde, des prämiierten Rindviehs, von landwirtschaftl. Maschinen und Geräten, von Obst, Trauben und anderen landw. Produkten, endlich ein Pferde­weltrennen statt. DerStaats-Anz." enthält die näheren Bestimmungen über die Preiszuer- kennung bei der Prämiierung der Pferde und des Rindviehs, der Schafe und Schweine. Die Verteilung der für Pferde, Rindvieh, Schafe und Schweine zuerkannten Geldpreise und Medaillen findet am 28. Septbr. d. I. statt und beginnt vormittags I I Uhr. Mit der Prämiierung von Pferden beim landw. Hauptfest wird eine Aus­stellung der prämiierten Tiere (Stuten, Fohlen), mit der Prämiierung von Rindvieh eine Aus­stellung sämtlicher zur Musterung für die Preis­bewerbung zugelassenen Tiere verbunden. Die Ausstellung wird am Mittwoch den 27. Septbr. d. I. nachmittags eröffnet und dauert bis den andern Tag abends 6 Uhr. Diejenigen, welche landw. Maschinen und Geräte oder sonstige im landw. Betrieb verwendete Gegenstände ausstellen wollen, haben hievon der Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart unter Bezeichnung der betr. Gegenstände bis längstens 15. Sept. Anzeige zu machen. Für die Ausstellung von Obst, Trauben und anderen landw. Produkten, welche ihrer Seltenheit oder ihrer Vollkommen­heit wegen der besonderen Aufmerksamkeit des Publikums würdig sind, sind die unteren Räume der Festtribüne bestimmt. Wer Obst, Trauben und Produkte der vorbezeichneten Art auszu­stellen beabsichtigt, hat hievon der Zentralstelle für die Landwirtschaft längstens bis 15. Sept. d. I. unter näherer Bezeichnung derselben und des etwa erforderlichen Raumes Anzeige zu machen. Es folgen diesen Bestimmungen die Bestimmungen für das Pferdewettrennen. Im Hinblick auf die besondere Bedeutung, welche das diesjährige landw. Hauptfest dadurch erhält, daß es das erste ist nach dem Regierungsantritt Sr. Maj. des Königs, wird den landw. Bezirks­vereinen Gelegenheit gegeben, in größerer Ver- tretung an diesem Fest sich zu beteiligen. Es ergeht daher an dieselben die Einladung, je eine De-Putation bis zu 10 Personen zu diesem Feste abzuordnen und ihre Fahnen und sonstigen Ombleme, welche sie bei festlichen Gelegenheiten zu gebrauchen pflegen, den Deputationen mitzu- geben. Außerdem wird denselben anheimgegeben, sofern noch in einer Gegend eine eigentümliche ländliche Tracht vorherrscht, auch noch eine Ver­tretung dieser Tracht durch erwachsene männliche weibliche Personen anzuschließen. Am Abend des Festtages wird ein festliches Bankett statlstnden.

Heilbronn, 2. Aug. Ein Fall bestialischer Nohen und Tierquälerei kam gestern hier vr. Ein 16jähr. Bursche von Jlöfeld, Knecht unes hies. Viehbesitzers, schlitzte der Kuh seines ^lenstherrri mit einer Weinberg-Hape den Bauch

auf; einer anderen schnitt er in beide Ohren ein. Die Verwundungen sind glücklicherweise nicht gefährlich.

Gaildorf, 1. Aug. Der bei der hies. Bahnhofverwaltung seit etwa 1'/» Jahren an- gestellte Expedient Schneider von Rothens ol legte sich heute nachmittag unter den Güterzug und war sofort eine Leiche. Was den bedauerns­werten jungen Mann zu dieser That veranlaßte, ist eine noch unaufgeklärte Sache. Nach dem Staatsanz." begab sich derselbe vormittags zu Fuß nach Fichtenberg und fuhr mit dem Mittags­zug nach Hause. Nachdem er auf dem Gail- dorfer Bahnhof ausgestiegen war und der Zug sich zur Weiterfahrt in Bewegung setzte, sprang er schnell auf den Bahnkörper und legte sich auf die Schienen. Der erste Wagen ließ ihn unbe­rührt, der zweite aber erfaßte ihn und brach ihm das Genick, so daß augenblicklich der Tod ein­trat. Schneider war früher auch bei den Bahnhofverwaltungen in Wildbad und Neuen­bürg thätig. Der verstümmelte Leichnam wurde in den Heimatsort Rothensol verbracht.

Laut Beschluß der bürgerlichen Kollegien Künzelsaus soll die elektrische Beleuchtung daselbst cingeführt werden. Zunächst werden ungefähr 30 Flammen notwendig werden. Die eine Hälfte dieser Flammen ist der Schloßmühle, die andere der Aumühle übertragen.

Aus Leutkirch wird gemeldet: Gegen­wärtig finden sich viele Landwirte aus dem Unter­lande und der Alb bei uns ein. um ihren Bedarf an Futter hier zu decken. Auch mehrere Garnisons- Verwaltungen machten namhafte Aufkäufe in unserer Gegend. Auf der Station Leutkirch gingen in wenigen Tagen über 40 Güterwagen Heu ab. Der Preis ist infolge der starken Nach­frage in letzter Zeit ist von 4 »IL auf 5 50 --s

bis 6 gestiegen.

Altensteig, 1. Aug. Der heutige Vieh- markt war gut befahren. Es waren rund 900 Stück Vieh aufgestellt, 225 Paar Ochsen und Stiere, 300 Kühe und Kalbeln und 150 Stück Jungvieh. Der Handel gieng lebhaft, obwohl die Händler etwas zurückhielten, Fett-, Zug- und Milchvieh wurde viel verkauft zu verhältnis­mäßig guten Preisen Auch Jungvieh gieng ordentlich ab, aber wurde weniger gut bezahlt. Mastochsen kosteten bis 1000 Zugochsen von 600900 Stiere von 300600 Kühe von 150300 -/-L, Jungvieh wurde mit 50 bis 100 ^ bezahlt, jährige Rinder kosteten 100 bis 130 ^ statt 6070 bei dem letzten Markt. Mit dem Zug gieng viel Fettvieh nach Nord- dcutschland und ins Elsaß ab. Auf dem Schweinemarkt waren viele Milchschweine und viel Läufer aufgestellt. Auch hier gieng der Handel gut. Milchschweme kosteten 1826 Läufer von 3660

Altensteig, 1. Aug. Ein heiteres Stück­chen passierte einem Viehhändler aus einem be­nachbarten Oberamt heule Nacht in einem hie­sigen Wirtshaus. Der schon bejahrte Mann hatte im Eisenbahnzug ein Fräulein kennen ge­lernt, wie er sagte, eine Kellnerin aus Hall. In seiner Gutherzigkeit nahm er sich des allein­stehenden Mädchens an und um dem zarten Wesen seine Skruppeln zu beseitigen, stellte er sie als seineTochter" vor. Dieweil er ein sparsamer Mann, bezog er mit ihr selbstredend ein Zimmer zusammen. Als er aber morgens erwachte, war dasTöchterlein" verschwunden. Bei ihrer Abreise wählte sie den Umweg durch das Abortfenster und um den Schmerz des Alleinseins etwas zu mildern, hatte sie die Geld­börse des guten Mannes mit 300 vkL bar mit­gehen heißen. 300 in Papier, welche sich in einer Brieftasche befanden, blieben dem be­trogenenVater". Möge der Viehhändler stets ein solch gutes Herz haben auch für die Wesen, mit denen ihn sein Beruf in tägliche Berührung bringt.

Stuttgart, 3. Aug. Zufuhr am Leonhardtsplatz: 600 Ztr. Kartoffeln, Preis pr. Ztr. 4 bls S-lL Zufuhr am Marktplatz: 300 Stück Filderkraut, Preis per 100 Stück 30 Wilhelmsplatz: 100 Ztr. Fall­obst, Preis 2 30 pr. Ztr.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn ist von dem russ. Maximaltarif nicht betroffen worden, anderseits hat es aber auch nicht die den Engländern und Franzosen eingeräumten Zollvergünstigungen seitens Rußland erhalten. Die österreichisch­ungarische Regierung ist im Begriff mit Ruß­land ein vorläufiges Handelsübereinkommen abzuschließen.

Southampton, 2. Aug. Der Schnell­dampfer des Norddeutschen LloydSpree", Kapitän Meissell, unterwegs von Bremen nach New-Iork mit vielen Würlembergern an Bord, passierte Nachm. '/,5 Uhr. Cowes und begrüßte dieHohenzollern" mit dem Kaiser an Bord. DieSpree" nimmt für 16 Millionen Mark Gold nach New-Aork mit.

London, 3. Aug. Aus Buenos Ayres wird gemeldet: Der Gouverneur von Santa- Fe nahm feine Entlassung, der Untergouverneur setzt seinen Widerstand gegen die Radikalen fort. Der Präsident weigert sich, das Dekret wegen Entwaffnung der Truppen zu unterzeichnen. Die Regierung von Santa-Fe droht ebenfalls zurückzutreten. Der frühere Präsident Pellegrini wird von der argentinischen Regierung herbei­gerufen. Aus den Provinzen Salta und Tuc- man wird der Ausbruch der Revolution gemeldet.

London, 1. Aug..< Aus Kalkutta kommt die Meldung, daß infolge heftiger Regengüsse mehrere Erdrutsche vorgekommen sind. Viele Eingeborene sind getötet. Srinagar (Kashmir) ist überschwemmt. Das Wasser hat den höchsten bisher bekannten Stand erreicht. Der Schaden ist ungeheuer groß.

Die Meldung von der Annexion der Salamonsinseln seitens Englands ist dahin richtig zu stellen, daß nur der südliche Teil dieses Archipels von genannter Maßregel betroffen worden ist. Die nördliche Gruppe der Salomons- Jnseln steht bereits seit 1886 unter deutscher Oberhoheit, sie ist seitdem mir dem Schutzgebiete der Neu-Guinea-Compagnie vereinigt. Indessen wurde der südliche Teil der Salomonsinseln schon bislang als zur britischen Jnteressenphäre in der Südsee gehörig betrachtet, laut dem zwischen England und Deutschland getroffenen Abkommen vom 5. April 1886. Wenn die englische Regierung es für gut befand, erst jetzt die förmliche Annexion des England schon da­mals zugesprochenen Teiles der Salamonsinseln zu vollziehen, so scheint sie durch spezielle Gründe zu ihrem Schritte bestimmt worden zu sein.

Paris, 31. Juli. Nach einer infolge des Gutachtens des großen Sanitälsrats über die Ansteckungsgefahr getroffenen Polizeiverord­nung sind seit gestern im Innern der Omnibusse und Tramwaywagen folgende Anschläge ange­bracht:Das Spucken auf die Dielen ist ver­boten." In den Kirchen sind solche Anschläge bereits seit Jahren vielfach angebracht. In den Kaffeehäusern u. s. w. dürften sie demnächst auch angebracht werden.

Rußland. Die Neubewaffnung der russischen Infanterie macht nur langsame Fort­schritte. Kürzlich kamen 30000 Gewehre aus Frankreich in Libau an und 100 000 sollen diesen Herbst Nachfolgen. Die russischen Gewehr­fabriken arbeiten nach wie vor äußerst mangel­haft. Außer der Garde und einigen Divisionen um St. Petersburg erhält nach einem allerdings noch zu bestätigenden Gerücht zunächst der Mili­tärbezirk Turkestan vollständig die neuen Gewehre. Wie der Kreuzztg. aus St. Petersburg geschrieben wird, hört man dort oft die Ansicht ausjprechen, daß die russische Regierung meine, es könne an Indiens Grenze früher zum Zusammenstoß mit England kommen, als an der Westgrenze mit Deutschland.

Unterhaltender Heil.

In Wasserstiefeln.

Von Johannes Ziegler.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Aber nun kam die vielfach zerrissene Süd­küste mit ihrem Geklüfte, ihren Höhlungen und Einzelfclsen. Es dauerte nicht lange, so waren meine Stiefel wieder ganz voll, und plötzlich